Ein Wochenende im Elbsandsteingebirge

25.-26.08.2007    Im Nationalpark Sächsische Schweiz

 

Wir waren wieder einmal unterwegs. Anlass war ein Besuch aus dem “fernen Westen”, aus Rheinland-Pfalz. Peter und seine Frau Dagmar kamen über das Wochenende ins Elbsandsteingebirge. Heiko und Heide, zwei anerkannte Topexperten zum Thema Sächsische Schweiz :lala: , durften da natürlich nicht fehlen… ;;)

Über 7 Stunden waren Peter und Dagmar unterwegs und erst spät abends trafen sie am Freitag in Porschdorf ein. Meeting point war am nächsten Morgen um 9 Uhr vor dem Gasthaus, weil wir (Heiko, Heide, Steffen und ich) erst am Samstag von Dresden aus anreisten. Angesichts des herrlich schönen Wetters und strahlenden Sonnenscheins fuhren wir gleich weiter über Bad Schandau in das vielgerühmte Hinterhermsdorf. Diese kleine, (angeblich) schönste Ortschaft der Sächsischen Schweiz ist Ausgangspunkt für zahlreiche Wanderungen sowie für die Kahnfahrt zwischen den moosbewachsenen steilen Felswänden der Kirnitzsch. Soviele schöne Fotos davon hatte ich schon in Büchern gesehen! Auch für Steffen war es eine Premiere.

Von Ostern bis Oktober verkehren kleine Boote auf dem 700 m langen, aufgestauten Teil des Grenzflusses zwischen der Oberen Schleuse und der Bootsstation (unter der Woche von 9:30-16:30 Uhr; Sa, So sowie an Feiertagen von 9-17 Uhr). Im Winter wird das Wasser abgelassen und der Bach friert gelegentlich zu.
Im Prinzip ist es egal, wo man einsteigt und in welche Richtung man fährt. Die Bootsfahrer nehmen auch die Wanderer von der Oberen Schleuse mit, nur das wussten wir anfangs leider nicht. So ging es vom gut ausgeschilderten Parkplatz Buchenparkhallen im Süden von Hinterhermsdorf (Gebühr nur 2,50 Euro für den ganzen Tag!) dem blauen Wanderpfad folgend zur Bootstation. Dauer bei sehr gemütlichem Tempo: ca. 40 Minuten.

 

Das bisschen Nebel an der Bootsstation...   ...musste schnell ausgenutzt werden.   Die Kahnfahrt im Kirnitzschtal   Das idyllische Kirnitzschtal

 

Als wir ankamen, legte zwar gerade ein vollbeladener Kahn ab, warten mussten wir dennoch nicht lange. Insgesamt verkehren 4 Boote auf der Kirnitzsch, an dem Tag waren es nur drei. Die Fahrzeit betrug knapp 20 min (wenn nicht was Unvorhersehbares passiert) und unser Kapitän leierte seinen Text etwas lieblos vor sich hin. Er hatte diese Geschichte wohl schon zu oft erzählt… :-@
Peter hat davon sicher gar nichts mitbekommen. Als “Oberpaparazzo” verschwand er sehr bald ganz nach vorne und setzte sich zum Bug. Nun, dann muss ich extra für ihn hier mal ein kurzes Resümee ziehen… :)
Die Stauanlage im Kirnitzschtal wurde 1580 errichtet und diente primär zum Flößen. Zuerst bestand sie aus Holz, später wurde sie dann durch eine steinerne Mauer ersetzt. Die Kirnitzsch entspringt in der Tschechei, bildet die älteste Grenze Europas (angeblich als erstes eingetragen) und ihr Wasser hat auch im Sommer kaum mehr als 8°C. Ihr Flusslauf ist sehr idyllisch, an den Ufern moosbehangene Bäume und ein üppiger Farnbestand.
Es gibt laut Bootsfahrer aber noch einiges mehr hier zu sehen. So kommt man gleich zu Beginn zu einer kleinen Insel inmitten der Kirnitzsch, auf der ein Bikini liegt. Es handelt sich hierbei um die so genannte “Liebesinsel”, auf der gerade mal zwei Personen Platz finden. Interessierte Paare werden abends mit dem letzten Kahn hier abgesetzt und morgens mit dem ersten wieder abgeholt. Und all jene, die keinen Partner haben, brauchen sich auch keine Sorgen zu machen, denn die bekommen einfach einen vom Fahrpersonal gestellt…… :x
Da man sich hier entlang der Grenze bewegt, werden alle Bootsinsassen, die keinen gültigen Reisepass vorweisen können, kurz darauf gebeten über eine abenteuerliche Leiter wieder das Boot zu verlassen. Diese werden auf der Weiterfahrt Begegnungen mit einem Krokodil, einem Elefanten, dem schlafenden Schaf und einem bösen Waldgeist nicht miterleben dürfen – allesamt Felsformationen, die man nur mit einer guten Phantasie erkennt. ;) Kurz vorm Ende dann noch eine Figur im Wasser, ein Ertrunkener, das Schicksal all jener, die sich geweigert hatten Trinkgeld zu geben. Wieso erinnert mich das gerade ein wenig an unsere Piratenfahrt im Eurodisney? :-?
Die Spiegelungen sowie die urige Landschaft während der Bootsfahrt waren schön, auch wenn ich sie mir eigentlich noch idyllischer vorgestellt hatte. Aber das ist die Kirnitzsch sicher auch noch in anderen Bereichen, wo sie nicht aufgestaut wurde. Hier müssen wir irgendwann nochmal hin. Aber nicht zum Bootfahren, nur zum Wandern.

 

Beheimatet sind hier Luchse und Fischotter sowie über 200 zum Teil seltene Vogelarten, u.a. Eisvögel, Schwarzstörche, Sperlingskauze, Waldohreulen, Wasseramseln, gelbe Bachstelzen und der Uhu. Die nur in sehr reiner Luft sich ansiedelnde Schwefelflechte überzieht die steilen Felswände. Auch der in manchen Bundesländern als gefährdet eingestufte Straußenfarn gedeiht in der Sächsischen Schweiz prächtig. Ein Stück wilde Natur, wie man sie heute nur noch selten in Mitteleuropa antrifft. Das hat aber nicht der Bootsfahrer erzählt, das habe ich aus dem Internet. ;)

 

Noch herrschte Ruhe und Idylle im Kirnitzschtal...   ...doch dann kamen sie, die Paparazzi.   Aufstieg zum Hermannseck - und es wird noch enger!

 

Gut angekommen an der Oberen Schleuse gilt es zu entscheiden, ob man weiter zur Wolfsschlucht, wieder zurück zur Bootstation oder hinauf zum Hermannseck wandern möchte. Wir entschieden uns für Letzteres. Und auch hier gibt es wieder zwei alternative Routen, eine gemütliche über breite Stufen im Wald oder eine steilere durch einen sehr engen Felsspalt. Bei etwas mehr Kilos empfiehlt sich der Waldweg, ansonsten ist die enge Leiter, wo fast der Rucksack stecken bleibt, sicher die lustigere Wahl. Oben am Hügel treffen beide Wege wieder aufeinander. Die Wanderung lässt sich noch etwas ausdehnen, vorbei am Aussichtspunkt Königsplatz. Von dort eröffnet sich ein schöner Blick, allerdings gibt es in diesem Bereich der Sächsischen Schweiz zu gut wie keine sichtbaren Sandsteinnadeln. So beschlossen wir vom Hermannseck den direkten Weg zurück zum Parkplatz einzuschlagen. Denn wir hatten noch viel vor an diesem Tag!

 

Zu Mittag gegessen haben wir knapp 10 km westlich von Hinterhermsdorf beim Lichtenhainer Wasserfall. Diesen als “Wasserfall” zu bezeichnen, ist aber eher ein Witz… :) Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde hier der Lichtenhainer Dorfbach mit einem aufziehbaren Wehr angestaut. Gegen die Entrichtung eines Groschens konnte dann an einer Kette gezogen werden, und für kurze Zeit ergossen sich die “Fluten” über die Felsen. Mittlerweile findet die Ziehung zweimal pro Stunde statt und wird durch laute Musik angekündigt. Eine kleine Attraktion, die immer wieder viele Schaulustige anlockt.
Der Gasthof Lichtenhainer Wasserfall ist laut unserem Reiseführer der beste der Sächsischen Schweiz. Ob er tatsächlich der Beste ist, das ist sicherlich Geschmacksache. Die Spezialität des Hauses, eine heiße wacholdergeräucherte Forelle, fand ich aber nicht schlecht. Die gab es gleich 3x an unserem Tisch, dann 1x Linseneintopf, 1x Großer Salatteller mit Putenstreifen und 1x Steak “au four“. Letzteres ist ein typisches Gericht aus dem Osten Deutschlands. Ein Schweinesteak mit “Ragout fin” überbacken. (Ich glaube, ich sollte hier im Blog vielleicht mal einen kurzen Bericht über die unterschiedlichsten Gerichte und Begriffe aus der sächsischen und österreichischen Kulinarik schreiben… sonst verlier ich selber noch irgendwann den Überblick B-) )

 

Der Lichtenhainer Wasserfall im Kirnitzschtal   Die Ziehungszeiten... :-)   Der Kuhstall im Kirnitzschtal   Die Himmelsleiter am Kuhstall

 

Nach der kurzen Stärkung ging es vorbei an der Endstation der Kirnitzschtalbahn und bequem dem rot markierten Fremdenweg folgend hinauf zum Kuhstall (ca. 25 min). Kein Bauernhof wie man vermuten könnte, sondern ein großes natürliches Felsentor, bei dem sich ein schöner Blick auf den Hinteren Steinernen Wald eröffnet. Wenn im Herbst die vereinzelten Laubbäume aus den Nadelbäumen herausleuchten, ist die Aussicht sicherlich noch schöner. Hier oben fanden die Bauern der umliegenden Dörfer im Dreißigjährigen Krieg einen sicheren Schutz für ihre Tiere. Daher der Name Kuhstall.
Über die steilen Stufen der Himmelsleiter (weitaus nicht so eng wie beim Hermannseck) gelangt man zu einem zweiten Rundblick. Von dort ging es dann weiter nach Süden vorbei am Kleinen Winterberg und hinüber zu der Idagrotte. Dieser Teil der Wanderung zählt sicher zu den schönsten in der Sächsischen Schweiz. Zwischen den Bäumen sieht man immer wieder interessante Sandsteinformationen und nicht selten an den Steilwänden einen Kletterer in Action. Nicht versäumen sollte man den kurzen Abstecher zum Felsvorsprung bei der Idagrotte. Über den Königsweg ging es im Anschluss vorbei an den Affensteinen hinunter zum Beuthenfall. Dort muss ich mir mein Knie etwas lädiert haben. Das Treppensteigen machte an dem Tag keinen Spaß mehr. :(

 

Am Weg zur Idagrotte   Nationalpark Sächsische Schweiz   Fotoshooting bei der Idagrotte   Der Deutsch-österreichische Wanderverein

 

Zur Feier des Tages gab es noch ein paar herrliche “Federrose” (dunkler Federweißer/Sturm) und die “letzte Ziehung” um 19:05 Uhr, zu der ich dann tatsächlich mein Stativ aufgestellt habe. So unnatürlich sieht der Lichtenhainer Wasserfall ja nicht mal aus… :lala:
Zurück in Porschdorf saßen wir noch lange auf der Terasse unseres Quartiers, dem Erbgericht. Steffen meint ja immer wir Österreicher hätten einen Hang zu besonders alten Wörtern (“Gwand”, “Leiberl”, “Haube”,… ), aber was soll man zu diesem Begriff aus Ostsachsen dann sagen? Er stammt aus dem Mittelalter! Mit dem Erbrichter war meist das Schankrecht verbunden, und so kommt es, dass viele Gasthäuser in dieser Gegend auch heute noch “Erbgericht” heißen.
Ein paar gute Salate, ein Ragout fin, eine Schinkenplatte, ein Liter Brombeerwein, viele Liter Bier (Heiko, da hat jemand mitgezählt… :D), ein Autogramm, ein paar lustige Fotos von Heide an der Ostsee :), ein wenig “Füße kraulen” ;;) und wir waren reif für die Heia.
Ursprünglich wollten wir im Morgengrauen zur Basteibrücke hinaufzuwandern, um den aufsteigenden Nebel bei Sonnenaufgang zu fotografieren. Aber da die Jahreszeit noch nicht optimal war, haben wir das einfach auf einen späteren Besuch verschoben. Es stand uns auch so ein anstrengender Tag bevor! ;)

 

Steffen bei der Idagrotte   Am Weg zur Idagrotte   Man(n) ist schon müde...   Autogrammstunde im Erbgericht Porschdorf

 

Unterkunft: Kurzfristig ein Quartier zu finden war alles andere als leicht. Etwa ein Monat im Voraus hatte ich sämtliche Touristeninformationen in der Sächsischen Schweiz durchtelefoniert. Drei Zimmer in nur einem Gasthaus erschien zunächst unmöglich, die meisten hatten nicht einmal mehr eines frei. :( Im Erbgericht Porschdorf wurde ich dann fündig, dort gab es noch zwei DZ. Kaum hatte ich eine weitere Unterkunft im Nachbarort gebucht, bekam ich Bescheid, dass aufgrund einer Stornierung noch ein drittes Zimmer frei geworden ist. Also doch alle unter einem Dach. :) Da nahm man gern in Kauf, dass die Unterkunft nicht ganz optimal war. Peter und Dagmar, die zwei Nächte blieben, hatten das größte Zimmer mit Bad, aber aufgrund des Kopfsteinpflasters war es leider nicht gerade leise. Ihr DZ kostete 25,- Euro pro Person. Heiko und Heide teilten sich ein nur 1,40 m breites Bett mit Minibad für 20,- p.P. und wir hatten das große Zimmer unterm Dach ohne Bad um 17,50 p.P. (inkl. Frühstücksbuffet).

 

Eine Übersicht aller freien Quartiere rund um den Nationalpark habe ich leider (noch) nicht im Netz gefunden. Für den Kurort Rathen an der Elbe gibt es diese schöne Unterkunftssuche (zuerst “Tourismus” dann “freie Unterkünfte”!). Wer bei den anderen Touristenbüros anruft, bekommt in der Regel kaum mehr als ein oder zwei Quartiere genannt. Wer so nicht fündig wird, muss sich durch diese langen Listen quälen: http://www.elbsandsteingebirge.de/

 

 

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