Unterwegs in den Affensteinen – durch die Wilde Hölle hinauf zum Carolafelsen

Eine wildromatische grüne SchluchtTeil 1: Eine Regenwanderung im Elbsandsteingebirge

Heute ging es nach längerer Zeit mal wieder in die Sächsische Schweiz. Ohne dem fix gebuchten Zimmer in der Burg Altrathen, hätten wir Dresden aber wohl kaum freiwillig verlassen. Der Himmel war grau, es tröpfelte leicht und die Wettervorhersage sah leider noch düsterer aus…
Aber ich denke, wir haben noch das Beste daraus gemacht. Eine Wanderung im Nieselregen ist zwar nicht das Schönste, das man sich vorstellen kann, aber im Wald und durch die Wilde Hölle war alles nur halb so schlimm wie erwartet. Ganz im Gegenteil: diese Wanderung hinauf zum Carolafelsen zählt nun zu meinen Lieblingswegen in der Sächsischen Schweiz und der Aussichtspunkt selbst ist ebenfalls grandios.

Gestartet sind wir am frühen Nachmittag vom Parkplatz am Beuthenfall. Nach dem Überqueren der Kirnitzsch folgt man zunächst dem rot markierten Wanderweg und später dann der Unteren Affensteinpromenade (mit einem grünen Punkt ausgewiesen). Hier bieten sich mehrere Wege an, die Anhöhe der Affensteine zu erklimmen. Der berühmteste ist sicherlich die Häntzschelstiege. Die Hinweisschilder sind deutlich: “nur für Geübte” und “Begehen nur im Aufstieg und auf eigene Gefahr“. Über Felsklammern geht es hier steil bergauf, durch enge Kamine hindurch und vorbei an sehr exponierten Stellen. Trittsicher und frei von Höhenangst sollte man hier auf jeden Fall sein. Im Internet hatte ich mir zuvor die Bilder angesehen und die Beschreibung von Dirk klang auch eher so, als würde ich diesen Steg nur äußerst ungern bei Nässe hinaufklettern.

Nicht steil aber umso rutschiger... ;-)

Unterwegs in der Wilden Hölle

Über eine lange Leiter geht es weiter...

Am Wegrand blüht überall der Rote Fingerhut.

Beim Surfen fiel uns dann aber die Wilde Hölle auf. Sie erinnerte uns an die Schwedenlöcher, herrlich feucht und grün! Und so fanden wir diesen Aufstieg zum Carolafelsen auch vor: wildromatisch, saftig grün und unendlich feucht. Zwischen den engen Felsen war es heute richtig drückend schwül, fast wie in einem tropischen Regenwald. Die Luftfeuchtigkeit war so hoch, dass man den eigenen Hauch sah und ich immer wieder “nichts sah”, weil meine Brille und mein Objektiv ständig beschlugen…

Der Weg durch die Wilde Hölle war interessanterweise vor Ort als “schwierig” ausgeschildert. Schwierig ist meiner Meinung nach an diesem Weg nichts, da man die zwei etwas steileren Passagen gut mit Hilfe der angebrachten Steigeisen und Haltegriffe überwinden kann. Diese Stellen sind auch nicht sonderlich exponiert oder hoch, so dass mich die Höhenangst hier wohl nie “heimsuchen” wird. Ebenso unproblematisch sind die übrigen Steinstufen und Leitern.
Vielleicht auch sehr beruhigend zu wissen: Die “schwiergste” Stelle des Aufsteigs befindet sich gleich zu Beginn. Über Steinstufen und Haltegriffe muss man sich hier hinauf”ziehen”. Danach kommt eine Leiter, eine zweite Passage mit Haltegriffen und schließlich noch ein paar wenige nicht sehr exponierte Steigeisen. Den Weg durch die Wilde Hölle kann man im Gegensatz zur Häntzschelstiege auch problemlos in verkehrter Richtung bzw. bergab gehen. Älteren Leuten würde ich ihn nicht empfehlen, aber ansonsten sollte er für fast jedermann (und -frau) zu schaffen zu sein. Etwas heikler sieht es sicher während der kälteren Jahreszeit aus, vereist möchte ich auch diesen Aufstieg nicht unbedingt erleben.

Schon leicht durchnässt...

Es grünt so grün...

Isa auf den Steigeisen

Gut oben angekommen kreuzt der Wanderweg die Obere Affensteinpromenade. Links geht es hier zum Bloßstock und rechts weiter in Richtung Schmilka. Gerade aus trennen einem knapp 300 m vom herrlichen Aussichtspunkt am Carolafelsen. Schon der erste Blick nach links hat mich fasziniert. Der Sandstein im Vordergrund ist hier herrlichst verwittert, dahinter erhebt sich der mächtige Große Dom. Der Blick nach Westen ist sogar noch schöner. Ohne große Erwartung kamen wir hierher und staunten umso mehr. Im Vordergrund der Däumling (rechts) sowie die Domnadel (links), in der Ferne die Schrammsteine und der schöne freistehende Tafelberg des Falkensteins. Bei schönen Wetter eine traumhafter Ausblick!

Das herrliche Panorama vom Carolafelsen - leider bei RegenUnnötig zu erwähnen, dass man hier oben im Freien die vielen Regentropfen umso kräftiger spürte. :(

So verweilten wir nur kurz am Carolafelsen und folgten dann bald dem Pfad weiter in Richtung Osten. An dieser Stelle fragten wir uns erstmals, wie man von hier auf kürzestem Wege zurück zum Beuthenfall kommt. Der Blick auf die Wanderkarte, die wir mithatten, verwirrte uns zusehends. Laut ihr stand uns jetzt noch eine ca. 12 km Wanderung bevor. Zum Glück hatte Steffen aber auch einen GPS-track dabei, denn sonst wären wir einen heillosen Umweg über das Gleitmannshorn gegangen.

Man(n) genießt die Aussicht Deshalb an dieser Stelle eine kleine Warnung: Die Wanderkarte “Sächsisch-Böhmische Schweiz” vom Dr. Barthel Verlag ist leider das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt ist. Ich tendiere eher selten zu solch drastischen Aussagen, aber auf ihr sind nicht mal 1/10 der tatsächlich existierenden Wanderwege vorhanden. Auch die Beschriftung lässt mindestens genauso zu wünschen übrig. Zum Beispiel die Obere Affensteinpromenade fehlt vollständig, die Häntzschelstiege und die Idagrotte sind nicht eingezeichnet usw usw… So hart es klingen mag, aber in der Praxis taugt diese Karte bestenfalls für Notfälle und zwar zum Lagerfeueranzünden, wenn man nur diese Karte dabei hat und deswegen abends den Weg zurück zum Auto nicht findet…… ;)

Sehr empfehlenswert hingegen ist die Karte im “Wander- & Naturreiseführer Sächsische Schweiz – Band 1” auf Seite 105. Wer sich in das Wirrwarr der Affen- und Schrammsteine begibt, sollte sich unbedingt dieses Buch zulegen. Hier ist selbst die Zwillingsstiege südwestlich der Häntzschelstiege eingezeichnet. Auch im Web habe ich bislang leider keine Karte gefunden, die nur annähernd so gut ist wie diese.

Unterwegs auf dem "Hoh Rain Forest Trail"... ;-)

Es geht wieder bergab...

Ein kurzer Blick zurück lohnt sich immer wieder.

Auf der Zeichnung im Buch sieht man auch deutlich den Abzweig nach links, den wir im Anschluss genommen haben. Über mehrere Holztreppen hält man sich zunächst in Richtung Frienstein und danach war der Beuthenfall bereits gut ausgeschildert. Über den Königsweg und den Hinteren Heidenweg ging es schnellen Schrittes und mit aufgespanntem Regenschirm zurück zum Parkplatz. Mittlerweile hatte der Regen leider doch deutlich an Stärke zugenommen…

Zurückgelegter Weg: 9,4 km
Dauer der Wanderung: 3 Stunden (mit viel Zeit zum Fotografieren)
Wegverlauf: Parkplatz am Beuthenfall – Untere Affensteinpromenade – Wilde Hölle – Carolafelsen – Frienstein – Parkplatz am Beuthenfall

Webtipp für die Sächsische Schweiz:
Ein großes Lob möchte ich an dieser Stelle Ingo und Steffi Geier aussprechen, die mit ihrer Seite über die Sächsische Schweiz neue Maßstäbe setzen! Mittlerweile sind über 200 Wanderungen ausführlichst mit Wanderkarten und GPS-Daten beschrieben. Eine detailtreue Karte der Sächsischen Schweiz mit allen wichtigen Wanderwegen, über 1.000 so genannten POIs (Points of Interest) zum Upload auf kartenfähige GPS Geräte von Garmin runden die Seite ab. Einfach fantastisch, was die beiden da auf die Beine gestellt haben! :applaus: