Costa Quebrada – die zerbrochene Küste Nordspaniens

Die Costa Quebrada ist ein fasznierender Küstenabschnitt im Norden Spaniens.Es war eigentlich als Spaß gemeint. Als wir vor zwei Wochen die Costa Quebrada westlich von Santander in Nordspanien besucht haben, hatte ich per WhatsApp nach Hause Fotos mit “lieben Grüßen von der kaputten Küste” verschickt. Zu dem Zeitpunkt wussten wir aber noch nicht, was sich diesen Winter nur eine Bucht weiter ereignet hatte…

Abends zum Sonnenuntergang kam uns der Küstenabschnitt zwischen der Playa del Portio und der Playa de Arnia dann plötzlich verändert vor. Irgendwas fehlte, irgendwas sah anders aus als noch im letzten Herbst… Der Vergleich mit unseren alten Fotos und ein kurzes Googeln brachte uns die Gewissheit: Die berühmte “Aguja de las Gaviotas” (Möwennadel) ist Ende Februar einer heftigen Wintersturmflut mit über 9 m hohen Wellen zum Opfer gefallen (Quelle). Die hübsche rund 30 m aus dem Meer ragende Felsnadel war ein kleines Wahrzeichen an der kantabrischen Küste. Kaum ein Besucher, der sie nicht von den Klippen bestaunt hätte oder sich wegen ihr sogar den steilen Hang hinunter gewagt hat (Foto unten rechts). Dieses Video zeigt die “Nadel” noch in intakter Form.

Die “Aguja de las Gaviotas” war Teil der sogenannten “Urros de Liencres“, einer Reihe vorgelagerter Felsmonolithe aus besonders widerstandsfähigem Material die den erosiven Kräften der Wellen (noch) Paroli bieten. Zwischen diesen “Überresten” der einstigen Küstenlinie und dem heutigen Festland haben sich canyonartige Kanäle ausgebildet, die im Spanischen als “Quebrada” bezeichnet werden können. Allerdings gibt es das Wort auch als Adjektiv und da bedeutet “quebrada” so viel wie kaputt oder zerbrochen. Was ja in diesem Fall mehr als zutreffend erscheint. Wer in Liencres auf den Klippenanhöhen stand, dem bot sich auch vor diesem Winter schon ein Bild der Zerstörung. Auf der Aufnahme oben in der Mitte zeigt sich die Küste in all ihrer Schroffheit und man sieht, wie wild gefaltet und aufgeworfen die Gesteinsschichten dort sind. Und wie der Zahn der Zeit und die Wellen an ihnen nagen…

Hier könnte ich stundenlang zuschauen, wie sich die mächtigen Wellen des Golf von Biskaya an dem Urro Mayor Arch brechen.Die Kräfte, die sie einst erschufen, haben die Felsnadel nun zerstört. Das ist der Lauf der Dinge. Wir sind aber froh, dass der benachbarte “Urro Mayor” unbeschadet geblieben ist (der gewaltige Felsbogen am Bild unten rechts) und dass es auch sonst noch viele schöne Fotomotive an diesem Küstenabschnitt gibt. Immer wieder ein Erlebnis sind die parallel angeordneten Rillen, die bei Niedrigwasser vor allem in der Nachbarbucht der Playa de Arnia ans Tageslicht kommen (Bild unten in der Mitte) oder  auch an der Playa El Madero nur etwas weiter im Westen. Sie wirken so klein auf Fotos, aber umso imposanter, wenn man selber auf ihnen steht bzw. herumklettert.

Der “Parque Geológico Costa Quebrada” ist sicher nicht nur für Fotografen und Geologen ein faszinierendes Ausflugsziel! Und wer gerne ins Wasser springt, findet vor Ort neben der eher überschaubaren Playa de Arnia noch einen großen Sandstrand, der aus zwei Teilbereichen besteht: die Playa de Canallave und die Playa Valdearenas direkt bei den Dünen des “Parque Natural de las Dunas” (ausgeschilderte Zufahrt auf halbem Weg zwischen Boo de Piélagos und Liencres).

Die Costa Quebrada ist und bleibt einer unserer Lieblingsplätze an der nordspanischen Küste. Und auch dieser Besuch wird (hoffentlich) nicht unser letzter sein. To be continued…

 

Lage/Anfahrt: Die Costa Quebrada bzw. Liencres liegt in Kantabrien, westlich von Santander und ca. 115 km von Bilbao entfernt (Fahrzeit rund 1 1/4 Stunden). Hier die Karte dazu:

Übernachten: Direkt in Liencres gibt es eine ganze Reihe von Unterkünften, wobei wir in Nordspanien meistens Ferienwohnungen bevorzugen (so preiswert wie dort gibt es die woanders nur selten!). In den “Apartamentos Costa Quebrada” waren wir bislang nur einmal (sind tiptop, aber leider nicht direkt an der Küste), in den “Apartamentos Playa de Portio” dafür schon mehrfach und auch dieses Mal wieder. Ebenfalls schön sind die zum selben Komplex gehörenden Zimmer im “Ventana del Mar”. Beide bieten durch den Garten einen direkten Zugang zur Playa del Portio – superpraktisch vor allem wenn es früh morgens schon vor Sonnenaufgang losgeht. Man sollte aber etwas Spanisch sprechen, denn beim Check-in muss man den Eigentümer meistens erst anrufen.

Sonstige Tipps: Die Bäckerei “La Gallofa” rechterhand gleich am Beginn der Zufahrtsstraße zu der Playa de Arnia (Barrio Sorriba 2, Liencres) ist sehr zu empfehlen. Dort gibt es neben allerlei Süßigkeiten sehr gute baguetteähnliche “Gallofa”-Brote sowie kleine Preñaos (ähnlich wie das “Handbrot” hier in Sachsen aber gefüllt mit Chorizo oder Schinkenspeck; frisch aus dem Ofen schmecken Letztere gar nicht schlecht!).
Zuletzt vielleicht noch eine Anti-Empfehlung: Beim Tripadvisor-Nr.1-Restaurant “El Marinero” im Nachbarort Suances ja nicht die Gambas Rojas kosten! So schrecklich schmeckende Shrimps habe ich mein ganzes Leben noch nie gegessen. Die Kellnerin hatte uns diese “Gammelrojas” leider auch noch wärmstens empfohlen. Prädikat “wirklich absolut ungenießbar”! :urgs:
Zur Draufgabe hat bei uns auch zwei Tage später ein Fisch in einem angeblich ebenfalls sehr guten Restaurant in Ribadesella genauso nach Kloake gerochen und geschmeckt. Es gibt zwar wunderbare Ausnahmen wie in Galicien bei der Playa de las Catedrales, aber spanische Meeresgetier kann man nicht überall uneingeschränkt empfehlen…