Unser erster Tag in der Stadt der Liebe

Sa 22.07.2006

Wie die Nacht war und all die “wunderbaren” Erlebnisse in unserem Ho”rrel” Printania am heutigen Tage, das habe ich bereits gestern geschildert.
Was heute am Programm stand? Um 15 Uhr mussten wir wieder in unserer Unterkunft sein, weil wir dort Laurent treffen wollten, der sich gerade auf Heimaturlaub befand.
So fuhren wir in der Früh mit der Metro hinauf zum Montmartre, das 18. Pariser Arrondissement und jenes Viertel, das mich schon als Kind begeistert hatte. Stundenlang könnte ich den Malern an der Place du Tertre zuschauen, durch die engen Gassen wandeln oder in einem der Straßencafés einfach nur das bunte Treiben beobachten. Es standen auch heute wieder wahre Meister am Platz und zeichneten Portraits und Skizzen oder malten mit ihren feinen Pinseln die Straßen von Paris nach. Fasziniert standen wir auch lange vor einer älteren Frau mit einer gehäckelten Mütze und einer großen roten Brille. Sie zauberte wunderschöne Blumenwiesen mit der Spachtel auf die Leinwand. Und gleich gegenüber posierte der Garçon für ein Foto. :)

In einer Seitengasse setzten wir uns kurz hin auf ein kühles Getränk. Am Tisch gleich nebenan ein alter Mann mit weißen langen Haaren, einem roten Anzug (bunte Bordüre an den Ärmeln und Beinen), knallgelbem Hemd, blauen Socken und weißen Schuhen. Wir mussten uns bemühen, nicht allzu auffällig hinzustarren… :D
Hier oben am Montmartre ist immer etwas los und an skurrilen interessanten Persönlichkeiten mangelt es ebenfalls nicht. :)
Einst wohnten hier viele meiner Lieblingsmaler wie z.B. Van Gogh oder Renoir. Weltberühmt sind auch die Bilder von Henri de Toulouse-Lautrec von dieser Gegend.
Gute zwei Stunden verbrachten wir auf dem Montmartre. Und natürlich waren wir auch bei der Sacré Coeur, die erst(!) 1919 geweihte, alles überragenden schöne weiße Kirche. Von ihren großen Treppen eröffnet sich ein herrlicher Blick auf Paris. Straßenmusikanten, Gaukler, Trödelhändler mischen sich unter die vielen Touristen und weiter unten dreht sich ein altes Karussell. Hier herrscht beinahe immer Jahrmarktstimmung. :)

Malerin an der Place du Tertre auf dem Montmartre

Immer zu einem Scherz aufgelegt - die Kellner an der Place du Tertre

Etwas Abkühlung im Igor Stravinsky Brunnen neben dem Centre Pompidou

Im Anschluss ging es mit der Metro in die Innenstadt zum futuristischen Centre Pompidou. Der Architektur dieses in den 1970er Jahren eröffneten Museums kann ich persönlich nichts abgewinnen. Es galt möglichst viel Platz im Inneren zu haben, so wurden sämtliche Rohre, Leitungen, Treppen usw. nach außen verlegt. Sehenswert ist es aber auf jeden Fall schon allein wegen der Fontaine Stravinsky gleich nebenan. Der Brunnen wurde wurde im Jahr 1983 errichtet und besteht aus einer Ansammlung aus 16 bunten wasserspeienden Skulpturen. Sieben von ihnen sind das Werk des Schweizer Bildhauer Jean Tinguely, weshalb er auch den Beinamen “Tinguely Brunnen” trägt. Bei unserem Besuch wurde er zum Teil renoviert und es waren leider einige Fontänen ausgeschalten. Dafür nutzen die Einheimischen und die Touristen das Wasser als Abkühlung. Viele streckten ihre Füße ins Wasser und ließen ihre Kinder im Brunnen herumspazieren. Auch ich nutzte die Gelegenheit für ein kurzes Bad… ;;)

Es blieb uns nur noch wenig Zeit, so gingen wir nur noch schnell zur Église Saint Eustache, vor der sich die nette Skulptur befindet, ein großer schiefer Kopf und eine Hand, der L´écoute von Henri Miller. Leider wurde die Kirche gerade renoviert, so dass auch hier keine schönen Fotos möglich waren.

Um 15 Uhr haben wir Laurent getroffen und wir durften in seinem Auto eine große Stadt Sightseeingtour genießen. Es war so herrlich kühl in dem Fahrzeug, dass wir nur wenig Lust verspürten hin und wieder auszusteigen… ;)
Paris kennt Laurent wie seine Westentasche und so zeigte er uns allerlei Insidertipps (das beste Eis, die schönsten Studentenkneipen usw.). Wir flanierten durch eine nette, nicht so touristische Restaurantmeile, probierten einige Quiches aus und setzen uns dann kurz in ein nettes, belebtes Café.
Richtig Spaß machte Laurent das, was und am Ende der Avenue des Champs-Élysées erwartete: der verrückte, 6-spurige Kreisverkehr am Place Charles-de-Gaulle rund um den Arc de Triomphe. Steffen kannte ihn aus einem Kinofilm mit Chevy Chase (European Vacation bzw. Hilfe die Amis kommen, 1985). Dieser ist im Film einen Tag lang mit seiner Familie hier im Kreis gefahren, weil er es nicht geschafft hat wieder herauszukommen. Wir hatten Glück, Laurent hat es nach einigen wenigen Runden wieder unversehrt geschafft. :D
Trotzdem irre wenn man bedenkt, dass hier einfach alle Autos wild drauf los, kreuz und quer fahren und das nicht gerade langsam. Insgesamt 12 Straßen treffen sich an diesem gigantischen Kreisverkehr und es gibt keinerlei Kennzeichnung der Spuren! Immer wieder stand ein Auto quer vor uns. Dass da nicht täglich Unfälle passieren, wundert mich schon ein wenig… :-? :D
Eine lustige Erfahrung, die jeder Parisbesucher auch völlg ungefährlich von der Aussichtsplattform des Triumphsbogens genießen kann und sollte. ;)

Am späten Abend fanden wir ein nettes Plätzchen am Trocadéro mit Blick auf den schönen, 324 m hohen Eiffelturm. Die Preise hier schlugen mir allerdings gewaltig auf den Magen… 7 Euro der Hawaiitoast, 5 ein kleiner Pot Zwiebelsuppe und 9 Euro das große Bier… Billig ist es ja nirgends in Paris, aber das war schon mehr als Wucher….. ohne Worte! ;)

Hier trennten sich dann leider unsere Weg. Steffen und ich wollten noch ein paar Fotos von der Tour Eiffel zur blauen Stunden machen (ca. 22 Uhr). Da wir danach – am Weg zurück in die Stadt – unfähig waren, eine Bootsanlegestelle an der Seine zu finden, sind wir noch ein wenig zu Fuß den Fluss entlang spaziert. Lauter Trommelwirbel zog uns in eine Richtung: auf einen großen freien Platz übten Straßenkünstler für ihre Auftritte. Es waren allesamt Feuerakrobaten. Sie wirbelten brennende Fackeln in der Luft herum, jonglierten glühende Keulen und versuchten sich im Feuerschlucken. Weiß nicht, wie lange wir da staunend davor standen. :) Ein schönes Spektakel und die musikalische Untermalung war wie geschaffen dafür.
Weit nach Mitternach fielen wir schließlich müde ins (wanzenfreie… ;) ) Bett.

An Laurent an dieser Stelle ein großes Dankeschön für die ganz private Stadtführung und für den schönen Tag in Paris!!! Merci beaucoup!!! :-h :)

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