Bonjour Tristesse

Wieder ist weit über eine Woche vergangen. Mittlerweile merkt man auch recht deutlich, dass nur noch selten längere Autofahrten anstehen und wir hauptsächlich zu Fuß unterwegs sind. Die Berichte werden immer weniger und sicher auch kürzer. Während der letzten Woche sind wir noch etwas in den Badlands in Wyoming herumgekurvt und haben im Anschluss zwei Nächte in Vernal, UT verbracht. Dort wollten wir vor allem die wunderschönen Petroglyphen im Dry Fork und bei den McKee Springs nochmals mit der neuen Kamera verewigen, den Echo Park Trail und Yampa Bench Road endlich bei Trockenheit befahren. Abschließend genossen wir noch einen herrlichen Sonnenuntergang im Fantasy Canyon. Unglaublich wie dieses tagsüber trostlose Grau abends zum Leben erwacht, wenn sich der Himmel am Horizont knallrot verfärbt und am Lehm reflektiert.

Rechtzeitig zum Eintreffen der Schlechtwetterfront wollten wir in Moab sein und es hat sich ausgezahlt. Nach einer Nacht wie in einer Waschmaschine knapp außerhalb der Parkgrenze, war es zwar viel zu bewölkt für den Mesa Arch, dafür war der Sonnenaufgang am Grandview Point umso grandioser. Es kostete allerhand Überwindung bei dem stürmischen Gewitter sein Stativ am Overlook aufzustellen, aber die Lichtstimmung war absolut einzigartig. Nach mehrfachen (recht erfolglosen) Versuchen die Aussichtspunkte im Island in the Sky Distric des Canyonland N.P. abends aufzunehmen, hatten wir an diesem Morgen endlich auch am Green River Overlook perfekte Wolken und herrliches Licht. Sollte jemand behaupten, dies seien ausschließlich Sunsetlocations, dem muss ich vehement widersprechen. ;)
Und beim Grandview Point sogar noch deutlicher, denn wer dort nicht mindestens eine Stunde vor Sonnenuntergang eintrifft, wird einen sehr unschönen Schatten auf den drei markanten Fingern des White Rims vorfinden.

Einen riesigen Nachteil brachte diese Sturmfront allerdings auch mit sich: der Wind war so stark, dass am nächsten Tag in den San Juan Mountains nichts mehr von den schönen Espen übrig blieb – außer ihre kahlen Äste und weißen Stämme. Nicht nur die Kebler Pass und Owl Creek Road waren regelrecht leergefegt, auch Dallas Divide, die berühmten County Roads bei Ridgeway sowie die gesamte Strecke zwischen Ouray und Durango, die normalerweise genau zu dieser Zeit ihren Peak hat. Es war die reinste Tristesse! Und unser Vorhaben, das Herbstlaub endlich vollformatig festzuhalten, müssen wir wohl um mind. ein Jahr verschieben… :((

Ein kleiner Trost dafür, dass es heuer mit dem bunten Laub in den San Juans nicht geklappt hat, kam in Form von einer Mail: ein lieber Freund hatte die neueste Ausgabe (10/2009) von NaturFoto erhalten und mir eine eingescannte Seite als Attachment geschickt mit einem veröffentlichen Foto von mir, das auch bis Anfang November noch im Palmengarten in Frankfurt bei der Ausstellung “Farben in der Natur” zu sehen ist. Es zeigt die Sneffel Range bei Dallas Divide vor Sonnenaufgang, aufgenommen letztes Jahr zu genau derselben Zeit.

Kurioses aus der Welt der Motels:
Das Motel 6 scheint in manchen Orten immer mehr zum “Pseudo-Luxus”quartier zu mutieren. Waren uns die Preise schon im bettwanzigen Motel 6 in Bishop, CA unangenehm aufgefallen, so war dies auch in Vernal wieder der Fall. Auch hier hieß es für 2 Personen $ 79,90… :-/
Das Rodeway Inn gleich nebenan mit 2 queens, Frühstück und free Wi-Fi für schlappe $55, da fällt die Wahl irgendwie nicht schwer! ;)
Interessant auch die Öffnungszeiten des Golden Corral in Vernal: am 27.9 standen wir dort um 8:05 PM vor bereits verschlossenen Türen…

Kurioses aus der Welt des Sprits:
Die Preisdifferenz zwischen den einzelnen Städten und US-Bundesstaaten ist immer wieder frappierend. Der Unterschied beim Volltanken beträgt beim direkten Vergleich von Lee Vining in Kalifornien ($3,89/Gallone) und Gunnison in Colorado ($2,36/Gallone) satte 30 USD! Das rechne ich nicht mehr in Cappuccino Venti um sondern in Abendessen…
Kalifornien ist aber nichtsdestotrotz ein wunderschöner Bundesstaat. :)