Spreewald: Der große Kahnkorso in Lübbenau

Festlich geschmückte Kähne beim großen Kahnkorso in LübbenauAuch dieses Wochenende waren wir wieder unterwegs. Unser Ziel befand sich eine knappe Autostunde von Dresden entfernt und hieß “Spreewald”. Steffen war früher hier schon mehrfach paddeln. In den paar Jahren, in denen ich mittlerweile in Dresden wohne, hatten wir es aber nie geschafft nach Lübbenau zu fahren. D.h. für mich gab es eine Premiere! :)
Und ich freute mich schon auf das Labyrinth aus kleinen und größeren Fließgewässern, das rund 20 km westlich von Cottbus eine wildromatische Auenlandschaft entstehen ließ, die zu den idyllischten in ganz Deutschland zählt und nicht zu unrecht als UNESCO Biosphärenreservat ausgewiesen wurde. Einzigartig wohl auch die von der Außenwelt abgeschnittenen Haushalte, bei denen sogar die Post von April bis Oktober mit dem Kahn zugestellt wird. Frau Pudenz hat in ihrem Leben schon an die 22.000 Kilometer im Dienst der Deutschen Post durch das kleine “Lagunendorf” Lehde gestakt. Aber dazu später mehr, denn mit ihr haben wir erst kommende Woche einen Fototermin. :)

Auf dem Kahn des Deutschen Roten Kreuzes saß Superman höchstpersönlich

Möchtet Ihr Wasser? und schon war selbst der Polizist frisch gebadet... :-)

Zu den Aborten... interessante Aufschrift auf dem Kahn der Deutschen Bahn

Diesen Samstag stand der Handwerker- und Gurkenmarkt in Lübbenau am Programm, der leider nicht ganz meinen Erwartungen entsprach (eher klein und unscheinbar), sowie der große Kahnkorso, der uns ausgesprochen gut gefiel. Ich hatte mir im Vorfeld Tipps vom Tourismusbüro in Lübbenau eingeholt, die wahrlich Goldes wert waren. Und so saßen wir bereits um 14 Uhr an einem schattigen Tisch im Gasthaus Kaupen Nr.6 in Lehde und genossen unser perfekt medium serviertes Steak, während wir gemütlich und in aller Ruhe auf das große Event warteten. Zum selben Zeitpunkt war schon am großen Spreewaldhafen in Lübbenau, wo die rund 50 geschmückten Festkähne starten, die Hölle los und kein freies Plätzchen im Schatten mehr zu ergattern (hat man uns erzählt ;) ).

Guten Tag, Schloss Lübbenau, womit kann ich Ihnen dienen?

Am Karate Kahn wurde über eine Stunde lang gekämpft.

Auf einem anderen Kahn wuchsen die Bärte mit jeder Stunde... ;-)

Umgeben von hauptsächlich Einheimischen sahen wir, wie die Kähne ab 15:20 Uhr zuerst die Hauptspree entlang kamen und rund eine Stunde später über den schmalen Kanal zurückkehrten, der direkt am Gasthaus vorbeiführt. Hier genossen wir dann das Spektakel aus allernächster Nähe und bekamen von sauren Gurken bis hin zu Bonbons, Kugelschreibern, CDs oder kleinen Badeenten alles zugeworfen. Und man musste sich wahrlich in Acht nehmen vor all den harten Geschossen. Die Einheimischen hatten auch den besten Schutz gegen die Feuerwehrboote mit: große Regenschirme und Plastikfolien! Denn vor allem den Kindern machte es Spaß. Als kurze Warnung vorneweg kam die Frage “Möchtet Ihr Wasser?” und die Antwort konnte dann keiner mehr vernehmen… :)

Allerfeinstes argentinisches Fußballersteak, ganz frisch, gestern noch beim Spiel gegen Deutschland im Einsatz, heute schon in Lübbenau!Am vom Schloss Lübbenau ausgestatteten Kahn hob der Page gerade das Telefon ab “Guten Tag, Schloss Lübbenau, womit kann ich Ihnen dienen?“, beim Deutschen Roten Kreuz winkte ein Superman, dem die Luft aus seinem Kostüm entwichen war, und der Mann am Horrorladen-Kahn preiste ein blutverschmiertes Gebein an: “Allerfeinstes argentinisches Fußballersteak, ganz frisch, gestern noch beim Spiel gegen Deutschland im Einsatz, heute schon in Lübbenau!:) Hier ein live Karatekampf, dort ein Weihnachtsmann, der uns einen guten Rutsch wünschte, und ein Ofen an Bord, auf dem frische Hefeplinsen für die Zuschauer gebacken wurden. Echt herrlich auch der Typ, der sich zu uns gesellt hatte und der fast auf jeden Kahn einen zu kennen schien und immer einen blöden Spruch parat hatte. So hieß es “Habt Ihr Eure Noten verloren?“, als ein Kahn mit Musikanten vorbeifuhr, die gerade eine Pause eingelegt hatten, und die lustige Faschingsriege musste sich ein “Ihr hättet Euch ja wenigstens rasieren können?!” gefallen lassen, sie konterten aber “Das haben wir doch gemacht, als wir losfuhren…“. Das eine oder andere Foto haben wir sicher vor lauter Lachen verwackelt… :)

Einige Kähne waren richtig schön und aufwändig geschmückt!

Gefährliche Männer mit mächtigen Waffen... ;-)

Falschparker haben es nicht leicht in Lehde... ;-)

Ein von oben bis unten angespritzter Polizist, der grüne Plastikenten vorm Ertrinken rettete (mag hier der Spitzname “Entenpolizei” herrühren? :) ), als Frauen verkleiderte Männer, fröhliche und ausgelassene Stimmung wohin man auch sah. Ein richtig nettes Fest, das wir sichern gern wieder mal besuchen werden! :party:

Eines sollte man aber am Kahnkorso-Wochenende nicht machen: Paddeln!
…zumindest nicht auf der Hauptspree! ;)

Spreewaldidylle am Tag des großen Kahnkorso... ;-)Übernachtung: Radisson Blu in Cottbus; TOP und dieses Wochenende jeden Cent wert, allein schon wegen der Klimaanlage! :)

Klarer Vorteil dieses Quartiers gegenüber den Pensionen in Lübbenau bzw. Lehde: das Hotel ist bis zum letzten Tag stornierbar. Buchungsempfehlung: www.hrs.de! HRS bietet mitunter günstigere Konditionen als die Hotelwebseite selbst! Bei der Buchung sollte man aber beachten, dass der für diese Hotelkategorie recht günstige Preis von 61 Euro zuzüglich Parkgebühr von 12 Euro pro Tag zu verstehen ist (und ggf. Frühstücksbuffet für 15 Euro p.P.)!

DuMont Bildatlas - Spreewald & Lausitz Diese Bilder entstanden im Zuge der Auftragsfotografie für den Bildatlas Spreewald/Lausitz vom DuMont Reiseverlag: DuMont Bildatlas Nr. 18 “Spreewald / Lausitz”, €8,50
Text: Oliver Gerhard & Susanne Sigmund
Bilder: Synnatschke Photography
1. Auflage 2011; 118 Seiten, 163 Bilder, 5 gr. Karten
ISBN-13: 978-3770192762
Weitere Infos zu dem Reiseführer gibt es -> hier