Hitzetod im Südwesten der USA –
bereits 3 tragische Todesfälle an der Wave

Hiker in der Wave, dei Hauptattraktion der Coyote Buttes North AreaAm Montag kam es in den Coyote Buttes bereits zum dritten Todesopfer in diesem Sommer. Keinen Monat nachdem ein knapp 70-jähriges Ehepaar aus Kalifornien am Weg zur Wave der Hitze erlag (Quelle), ist nun eine junge Frau und Mutter von zwei Kindern dort gestorben. Die 27-Jährige war mit ihrem Mann unterwegs, beide feierten gerade ihren 5. Hochzeitstag und haben sich am Rückweg zum Auto verlaufen (Quelle).

Laut Salt Lake City Tribune sieht sich das BLM nun gezwungen etwas zu unternehmen, um die Sicherheit der Wanderer besser zu gewährleisten. Wie sinnvoll die angedachten Maßnahmen sind, darüber lässt sich streiten. Eine Wegmarkierung ließ sich bisher mit dem “Wildnis-Gedanken” der Ranger nicht vereinbaren, wäre aber eine durchaus begrüßenswerte Aktion, die ein fatales Verlaufen verhindern könnte. Denn so gut sind die Beschreibung, die sie aushändigen, und der Orientierungssinn vieler Hiker dann leider doch nicht. Immer wieder kommt es zu Zwischenfällen, bei denen Wanderer die Ranger um Hilfe bitten müssen. D.h., den Handy-Empfang in der Gegend zu verbessern, ist sicherlich auch keine schlechte Idee. Aber was in diesem Zusammenhang ein “periodically closing the wilderness area to visitors altogether ” oder “increasing access permits” bringen soll, erschließt sich mir noch nicht. Außer sie sperren die Coyote Buttes North Area den ganzen Sommer über und verteilen dafür im Frühling und Herbst deutlich(!) mehr Zutrittsbewilligungen!?

Temperaturen um die 40°C sind im Sommer keine Seltenheit am Paria Plateau und kühlender Schatten ist entlang des Trails zur Wave praktisch nicht vorhanden. Alles jenseits der 30°C-Grenze kann beim Menschen (vor allem bei älteren Personen) bereits zu Problemen bei der Wärmeregulierung führen. Strengt man sich dann auch noch beim Hiken an und schwitzt viel, verliert der Körper in kurzer Zeit sehr viel Wasser und Salz. Dehydratation, Erschöpfung und Hitzekrampf, -schlag oder -kollaps sind dann nicht fern. Viel Trinken ist die wichtigste Gegenmaßnahme (Mineralwasser oder isotonische Getränke). Das bedeutet aber gleichzeitig viel Schlepperei, denn am Weg zur Wave gibt es keinerlei Quellen. Das macht die Wanderung leider wiederum anstrengender. Die empfohlene Mindestmenge an Flüssigkeiten für die Wave ist an heißen Tagen mindestens 4 Liter/Person.
Gegen Sonnenstich (Entzündungsreaktionen im Hirn aufgrund von langer Sonneneinwirkung) hilft eine helle Kopfbedeckung. Auch Sonnencreme sollte bei jedem Aufenthalt im Freien selbstverständlich sein.

Die beste Maßnahme gegen zu viel Hitze beim Wandern kann man aber schon zu Hause treffen und zwar bei der Wahl der Reisezeit. Steffen und ich waren beide unabhängig voneinander das erste Mal im Südwesten im Mai/Juni unterwegs. Bei 40°C im Schatten sind wir im Organ Pipe kaum aus dem klimatisierten Auto raus, auch im Zion und Yosemite war es einfach nur unerträglich heiß beim Wandern (und damals waren wir noch nicht einmal sonderlich hitzeempfindlich!). Seither haben wir beide das späte Frühjahr sowie die Sommermonate für Wanderungen im Südwesten vermieden und auch davon abgeraten.

Die schönste Jahreszeit für den Besuch des Zion Canyons ist unserer Meinung nach Ende Oktober/Anfang November; hier der Watchman nach Sonnenuntergang.Die unserer(!) Meinung nach beste Reisezeit für den Südwesten der USA ist der Oktober. Im Herbst ist es deutlich weniger windig als im Frühjahr, zum Wandern sind die Temperaturen meistens perfekt, der Lake Powell ist noch immer badewarm und in den Canyons rund um Escalante leuchtet das goldene Herbstlaub. Problematisch sind dann manchmal aber schon die höheren Lagen: am Boulder Pass kann bereits der erste Schnee fallen, ebenso im Bryce Canyon (aber gerade das hat auch seinen Reiz!), das North Rim des Grand Canyon schließt Mitte Oktober und der Tioga Pass im Yosemite NP könnte ebenfalls schon gesperrt sein. Ende September ist es in vielen Gegenden bereits sehr angenehm, aber rund um Moab oder Page herrschen mitunter noch backofenähnliche Zustände mit knapp unter 40°C, die kaum vom Hochsommer zu unterscheiden sind. Das haben wir leider erst letztes Jahr erlebt und mussten viele längere Wanderungen im Red Rock Country streichen (das Schleppen von so viel Flüssigkeit zusätzlich zum schweren Fotorucksack macht nicht lange Spaß…). Im November kehrt auch dort langsam der Winter ein, aber selbst da gibt es noch immer Ausnahmen, denn Anfang November hatten wir schon mal allerfeinstes T-Shirt-Wetter bei der Wave. Und für die Gegend rund um Las Vegas (Valley of Fire oder Death Valley) beginnt erst dann die interessante Jahreszeit.

Der Frühling ist ebenfalls eine tolle Reisezeit im Südwesten. Ab Februar/März zeigt sich der Süden Kaliforniens und Arizonas von seiner allerschönsten und grünsten Seite. Und nach einem feuchten Winter kann die Wüste herrlich blühen (Wildblumen im Südwesten). Wer es allerdings auf Saguaro-Blüten abgesehen hat, der muss zwangsweise im Mai/Juni dorthin. Auf dem Colorado Plateau ist auch der April ein recht guter Reisemonat. Zum Zelten sind die Nächte zwar noch sehr kalt und auch der Lake Powell ist zum Baden noch viel zu frisch, aber tagsüber findet man mit knapp über 20°C meistens schon beste Bedingungen für längere Wanderungen vor.

Winter-Sonnenaufgang im Monument ValleyBei den Coyote Buttes wäre auch der Winter eine Überlegung wert, da man dann noch vergleichsweise leicht Wave Permits bekommt. Aber der Winter hat auch so seine Nachteile und ist für viele Leute (vor allem Erstbesucher) sicher auch nicht die optimale Zeit. Wenn Schnee liegt, sehen die Red Rocks zwar wunderschön aus, aber die Tage sind sehr kurz und selbst die besseren dirt roads oftmals unbefahrbar. Auch aufgrund der Schneemengen kann so mancher Ort schwer oder gar nicht zu erreichen sein (die Escalante Canyons usw.). Und wenn das viele Weiß dann noch die feinen Sandsteinstrukturen der Wave bedeckt, wird sich die Freude möglicherweise doch eher in Grenzen halten. Hier der Link zu unserem Coyote Buttes im Winter Bericht vom Januar 2008. Auch viele Slot Canyon glühen aufgrund des niedrigen Sonnenstands nicht so schön usw. Das alles sollte aber keinesfalls eine allgemeine Anti-Empfehlung für den Winter sein, ganz im Gegenteil, wir wollen selber schon recht bald wieder die Red Rocks mit Schneehaube fotografieren. ;)

Und wer nur im Sommer in den Südwesten der USA reisen kann und trotzdem auf längere Wanderungen nicht verzichten möchte, der sollte an einem sonnigen Tag unbedingt schon vor Sonnenaufgang losgehen und die kühleren Morgenstunden nutzen. Das ist neben den oben aufgelisteten Schutzmaßnahmen sicher das Beste in wüstenähnlichen Gegenden. Die Amerikaner sagen nicht umsonst “Don’t die out there!” und auch einen lieben Freund möchte ich an dieser Stelle noch zitieren, bei dem es immer heißt “Stay alive!“. ;)