Der erste Tag in Wien

Am Freitag sind wir recht spät aufgestanden und mussten außerdem noch kurz bei mir in der Arbeit vorbeischauen. Anschließend stellten wir unseren „Hirschen“ (das Wort stammt nicht von mir…) in Kagran ab und sind mit der U-Bahn in die Innenstadt gefahren.
Wir hatten uns eigentlich vorgenommen, meine alte Heimat etwas genauer „unter die Linse“ zu nehmen und die größten Sehenswürdigkeiten abzulichten. Den Anfang sollte das Hundertwasserhaus machen, jenes über die Grenzen Österreichs bekannte originelle bunte Gebäude in der Wiener Löwengasse. Es wurde 1985 von dem gleichnamigen Künstler errichtet. Leider nagt an der Fassade allmählich der Zahn der Zeit und die Farben wirken nicht mehr so schrill wie einst und schon leicht verrußt. Trotzdem habe ich mein Faible für Fensterbilder wieder voll ausgelebt. :)

Fassade Hundertwasserhaus Wien

Fassade Hundertwasserhaus Wien

Incognito... :-)

Einkaufspassage beim Hundertwasserhaus

Fenster Hundertwasserhaus

Fenster Hundertwasserhaus

Fenster Hundertwasserhaus

Man erreicht das Hundertwasserhaus von der Innenstadt bzw. vom Schwedenplatz mit der Linie N. Nicht vergessen sollte man einen Abstecher in die kleine schön dekorierte Einkaufspassage gleich gegenüber. Hier befindet sich u.a. auch die berühmte Hundertwassertoilette. Auch beim 1991 eröffneten Kunsthaus Wien in der Unteren Weißgerberstraße 13 (zu Fuß keine 5 min. entfernt) sollte man unbedingt vorbeischauen. Farblich gefällt es mir besser als das Hundertwasserhaus und das angeschlossene Kaffeehaus sieht in der vorweihnachtlichen Zeit mit seinen vielen roten Weihnachtsternen ganz besonders schön aus.

Fenster Kunsthaus Wien

Fassade Kunsthaus Wien

Cafe im Kunsthaus Wien

Cafe im Kunsthaus Wien

Zurück in der Innenstadt führte uns der Weg vorbei am Schwarzenbergplatz, der Wiener Oper, dem leider komplett zu Renovierungszwecken eingehüllten „Steffl“ (Stephansdom) und weiter in die noble Einkaufsmeile Kärntner Straße sowie in den Graben, der auch dieses Jahr mit herrlichen Lichtlustern geschmückt war. Sehr schön auch die roten Ballons in der Rotenturmstraße sowie das Sterneglitzern rund um die Luxusläden am Kohlmarkt.

Weihnachtliche Beleuchtung am Graben

Luster am Graben

Cartier am Kohlmarkt

Weihnachtsdeko am Kohlmarkt

Dann ging es durch die berühmte, historische Naglergasse zum kleinen Altwiener Christkindlmarkt an der Freyung. Früher gab es hier herrliche Braterdäpfel, die ich dieses Jahr vergeblich gesucht habe. Unter den Wiener Adventmärkten zählt dieser an der Freyung meiner Meinung nach zu den eher weniger sehenswerten. Dieser Platz gefällt mir aber umso besser zu Ostern, wenn Tausende von bunt bemalten Eiern in der Mitte des Platzes am Boden liegen und zum Verkauf angeboten werden.
Den Abstecher in das Café Central im gegenüberliegenden Palais Ferstel habe ich wieder einmal vergessen. Gespeist haben wir heute ohnehin „typisch wienerisch“: zuerst beim T.G.I. Friday und anschließend noch kurz beim Starbucks. Kann ich nicht wirklich zur Nachahmung empfehlen. Das TGIF am Schwarzenbergplatz ist nicht sehr gut, dafür umso teurer. Genauso amerikanisch ist das Starbucks an der Kärntner Straße gleich neben der Oper. Wer gerne „people watching“ betreibt, dem kann man die Kuschelsofas mit Blick auf das bunte Treiben auf der Kärntner Straße wärmstens empfehlen. Den besseren Kaffee gibt es selbstverständlich gegenüber im Café Sacher. ;)

Nicht zu übersehen: bald kommt der Krampus

Julius Meinl Delikatessenladen am Graben

Blick in Richtung Tuchlauben

Etwas wienerischer ging es dann am Abend zu. Um 6 Uhr trafen wir Hilde, Isabelle, Inge und meinen Vater am Christkindlmarkt vor dem Wiener Rathaus. Für mich ist das der schönste von Wien. Nicht wegen dem Angebot, sondern einfach wegen der Location. Das feierlich beleuchtete Rathaus mit dem überdimensionalen Adventkalenderfenstern ist eines der schönsten Gebäude Wiens und die hohen Bäume rund um den Platz werden schon seit vielen Jahren mit unterschiedlichen Lichtern behangen. So gibt es den berühmten roten Herzerlbaum, einen mit knallig leuchtenden Bonbons oder einen mit bunten überdimensionalen Teddybären. Jenen mit den Schneeflocken, habe ich heuer leider vermisst. Irgendwann müssen wir diesen herrlichen Weihnachtsmarkt schön fotografieren. Dieses Mal haben wir uns irgendwie doch eher auf das Punschen konzentriert… :D

Wiener Christkindlmarkt beim Rathaus

Wiener Christkindlmarkt beim Rathaus

Der Teddybärbaum beim Rathaus

Die Standln auf dem Rathaus Christkindlmarkt sind größtenteils auf Massenware abgestimmt. Wer mehr das Kunsthandwerkliche schätzt sollte lieber den Markt vor der Karlskirche oder den am Spittelberg besuchen. Aber wir hatten uns hier ja auch zum Punschen und nicht zum Shoppen verabredet. In die linke hintere Ecke zieht es mich jedes Jahr aufs Neue hin. Der Erdbeerpunsch war süffig wie immer, dieses Mal aber fast schon zu süß. Trotzdem mussten einige von uns noch mal das Heferln nachfüllen lassen. :lala: Dazu gab es noch ein paar Sackerln mit herrlichen Maronis (geröstete Kastanien).

Nach etwa einer Stunde machten wir sechs uns gut gestärkt auf in Richtung Uni Wien zum Diavortrag von Günter Grüner. Die Mongolei, den Jakobsweg, Schottland, Island und Neuseeland hatte er mit viel Schmäh und sehr kurzweilig präsentiert. Nun war ich gespannt auf „Nambia“, ein Land das Steffen und mich auch schon länger als Urlaubsziel reizt. Der Vortrag im Audimax war ganz nett, hat uns aber davon überzeugt, welche Ecken von Nambia wir uns eher nicht anschauen werden. Dead Vlei, die Köcherbäume und die Geisterstadt Kolmanskop stehen mit Sicherheit mal am Programm, aber vor der Skelettküste und dem Nordwesten des Landes sind wir gewarnt. Mit soviel Trostlosigkeit kann selbst ich als Wüstenfan nicht viel anfangen. ;)

Wieder hungrig, machten wir das, was man in Wien auch nach Theatervorstellungen oder Opernaufführungen nicht selten macht: wir suchten ein Würstelstandl auf. Es gab Bratwurst und “Eitrige” (Wurst mit Käse) – wir hatten schwer zu kämpfen, die Augen waren wieder mal größer als der Magen! Vor allem wenn man eigentlich Würstel gar nicht wirklich mag, so wie ich… ;;)

Mit der “Bim” (Straßenbahn) und der U1 ging es nach Kagran und von dort mit dem Auto zurück nach Hause. Wir waren hundemüde – wie anstrengend so ein Tag in der Stadt doch sein kann, ohne dass man dabei irgendetwas großartiges gemacht hätte… :zzz:


Für Wienbesucher hier noch ein paar Tipps:

Öffentliche Verkehrsmittel: Jedem Wienbesucher, der zu zweit 4 Tage bleibt oder später nochmals wiederkehrt, dem kann ich nur die Umweltstreifenkarte bzw. 8-Tages-Karte empfehlen. Sie kostet derzeit 27,20 Euro und kann von zwei Personen gleichzeitig als 4-Tage-Karte genutzt werden (einfach 2x entwerten). 3,40 Euro pro Tag finde ich ausgesprochen günstig. Nur als Vergleich: die Kosten für eine 72 Stunden Karte betragen 13,60 Euro, d.h. genaugenommen fährt man mit der Streifenkarte zu zweit am 4. Tag „gratis“.
Übernachtungstipp: Vor allem zur wärmeren Jahreszeit können wir die Appartements an der Alten Donau sehr empfehlen. Im Gartenappartement 1 (City Wien Donaustadt II) waren auch Steffen und ich schon zweimal letztes Jahr im Frühling. In der Nähe der zentralen U-Bahn Linie (U1), sehr ruhige Lage, sauber und preiswert (ca. 50,- EUR pro Nacht).
Nicht weit davon entfernt liegen einige meiner Lieblingsplätze in Wien: das Shopping Center DZ (Donauzentrum), die Creperie an der Oberen Alten Donau, die schönen Gasthäuser an der Unteren Alten Donau und die Cocktailszene der Copa Cagrana, wo man sich abends am Ufer der Neuen Donau fast wie ans Meer versetzt fühlt.

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