Im Bielatal und bei der Barbarine

Die Barbarine in der Sächsischen SchweizAuch wenn uns die Erkältungsviren und -bakterien noch fest im Griff haben, so mussten wir uns angesichts des herrlichen Wetters heute doch aufraffen und sind am späteren Vormittag in Richtung Sächsische Schweiz aufgebrochen. Zu sehr lockte uns das bunte Herbstlaub, zumal ja das letzte Wochenende dort doch eher eine Pleite war und mehr einem Getränkefestspiel glich. :) Steffen und ich haben dieses Mal aber nur zwei kürzere Wanderungen unternommen, zu mehr fühlten wir uns dann leider doch nicht fit genug.

Der in Richtung “Felsengasse” ausgewiesene Spaziergang (ca. 1-1,5 km) im Bielatal startet am kleinen gebührenpflichtigen Parkplatz auf der linken Straßenseite südlich von Schweizermühle bzw. unmittelbar vor Ottomühle. Hier geht es zunächst über das Flüsschen Biela und dann bergauf vorbei an den schönsten Felsnadeln des Tals – darunter der “Kanzlerturm“, der “Felsen am Schiefen Turm” sowie der “Schraubenkopf“. Auf den zwei berühmten Herkulessäulen (die große und die kleine) waren heute trotz relativ hoher Feuchtigkeit erstaunlich viele Kletterer unterwegs. Es macht immer wieder Spaß ihnen dabei zuzuschauen, wie sie sich langsam und behutsam dem Gipfel der dünnen Felsnadeln nähern. Die Aussicht von dort oben ist sicherlich nicht die schlechteste. Immerhin waren die Säulen umgeben von herrlich herbstlich leuchtenden Bäumen. Wer die Herkulessäulen schön fotografieren möchte, der sollte diese kurze Wanderung am späteren Nachmittag machen. Wir hatten um die Mittagszeit leider noch totales Gegenlicht. Ein paar Erinnerungsfotos wurden aber trotzdem geschossen.

Blick auf die Herkulessäulen

Bergsteiger bei ihrer Lieblinsgbeschäftigung

Ein Flammenmeer

Die Aussicht vom Bielablick

Durch eine enge Schlucht geht es dann wieder langsam bergab. Auch wenn es hier nicht ganz so aussah wie im geliebten Südwesten, so schlug Steffens Herz plötzlich höher: Die Canyonwände leuchteten hier schön im indirekten Licht. Man(n) hatte das Stativ also doch nicht ganz umsonst mitgeschleppt. ;;)
Bevor es entlang der Biela wieder zurück zum Auto ging, waren wir noch kurz auf der nächsten Hügelsspitze, oben beim Bielablick. Was von der Straße aus fast wie ein kleines Schlösschen anmutet, ist in Wirklichkeit nur ein kleines Gemäuer und das Resultat einer verlorenen Bierwette. Der Ausblick von dem Türmchen ist nicht schlecht, aber in keinster Weise zu vergleichen mit dem vom Kuhstall oder der Idagrotte, die wir mit Peter besucht haben. Das Bielatal ist eher eng und die Hänge zu beiden Seiten sind nicht sehr hoch. Die Felsnadeln jedoch lohnen auf jeden Fall einen Besuch. Wir werden sicher irgendwann hierher zurückkehren, dann allerdings am späten Nachmittag!

Ein Slot Canyon in der Sächsischen Schweiz

Kein Wunder dass Steffen so strahlt... :-)

Und noch mehr Sandstein im indirekten Licht... :-)

Es raschelt mit jedem Schritt...

Nach dem kurzen Aufenthalt im Bielatal dauerte es eine ganze Weile ehe wir endlich Pfaffendorf erreicht haben. An diesem Wochenende glich die Sächsische Schweiz einer Großbaustelle. Bereits auf der Hinfahrt von Dresden waren sämtliche Straßen rund um unsere Autobahnabfahrt gesperrt. Umleitungen hier, Umleitungen da. So sah es leider auch rund um die Festung Königsstein aus. Gegen 3 Uhr nachmittags parkten wir unser Auto am Ende der Ortschaft. Achtung, da man es nur allzu leicht übersehen kann: auch dieser Parkplatz ist gebührenpflichtig! Uns ist das irgendwie erst beim Wegfahren aufgefallen. O:-)
Von hier geht es anfangs kurz auf einem Teilabschnitt des berühmten Malerwegs leicht bergauf und anschließend über ? :-/ Stufen durch das sogenannte “Nadelöhr” auf den Pfaffenstein hinauf. Steffen meinte unten schon, dass er den Weg als eher unangenehm in Erinnerung hatte, aber so schlimm war es dann doch nicht. Die etwa 150 Höhenmeter sind schnell überwunden. Von oben genießt man einen schönen Blick auf die felsigen Tafelberge in der Umgebung des Pfaffensteins. Auch hier waren die Laubbäume überall noch herrlich schön. Die schon tiefstehende Sonne schien durch das goldene Blätterwerk und am Boden raschelte es mit jedem Schritt. Der Herbst ist für mich die allerschönste Jahreszeit – und das nicht nur in den Bergen von Colorado.

Blick in Richtung Festung Königstein

Blick vom Pfaffenstein in Richtung Osten

Ein Wahrzeichen der Sächsischen Schweiz, die Barbarine

Vorbei an der 1904 eröffneten Berggaststätte und einem lustigen Aussichtsturm kommt man am südlichen Ende des Tafelbergs durch eine kurze Felsschlucht schließlich zu einem Wahrzeichen der Sächsischen Schweiz, der Barbarine. Erstmals von Kletterern bezwungen wurde die 43 m hohe, schlanke Felsnadel im Jahr 1905. Da der obere Felsabschnitts jedoch einzustürzen drohte, wurde sie 1975 für den Klettersport gesperrt und zwei Jahre später zum geologischen Naturdenkmal deklariert. Aufgrund zahlreicher Blitzeinschläge musste sie 1979 grundlegend saniert bzw. künstlich stabilisiert werden.

Also mich erinnert die Form ja nicht an einen Jungfernstein... ;-)

Die Barbarine aus einem anderen Blickwinkel

Herbstliche Stimmung am Klammweg

Steffen in der Klamm

Im Volksmund wird die Barbarine auch “Jungfernstein” genannt, denn einer Sage zufolge soll einst eine Mutter aus Pfaffendorf ihre Tochter Barbara an einem Sonntag Morgen zum Gottesdienst geschickt haben. Diese zog es aber vor, beim Pfaffenstein Heidelbeeren zu naschen und als die Mutter ihr auf die Schliche kam, soll sie die verhängnisvollen Wörter “Werde zu Stein, Du Ungehorsame!“, ausgesprochen haben. Seit diesem Tage steht sie nun dort, als Mahnmal für alle ungehorsamen Kinder, die versteinerte Jungfrau Barbarine.
Bergab wählten wir die bequemere und knieschonendere Variante, den Klammweg, der auch landschaftlich etwas reizvoller als das Nadelöhr war. Stellenweise erinnerte uns das üppige Grün der Klamm an die Schwedenlöcher.
Nach etwa 1,5 Stunden waren wir wieder zurück am Parkplatz und im Auto machte sich dann auch wieder unser Schnupfen bemerkbar. Wir sehnten uns nach unserer warmen Wohnung und einer großen Kanne heißen “Gebrannte Mandeln” Tee.

Eine informative Reiseführerreihe für das Elbsandsteingebirge sind die “Wander- & Naturführer Sächsische Schweiz” vom Berg- & Naturverlag Rölke.
Band 1: Zwischen Bad Schandau und Hinterhermsdorf
Band 2: Rathener Felsen, Polenztal, Tafelberge und Bielatal
Band 3: Oelsener Höhe, Liebethaler Grund, Stolpen, Sebnitz
Band 4: Böhmische Schweiz
Preis jeweils 15,90 EUR; http://www.bergverlag-roelke.de
Die besten Wanderkarten im Maßstab 1:10.000 stammen unserer Meinung nach vom Kartografischen Verlag Ralf Böhm (4,80 EUR). Sie sind handgezeichnet und bestechen durch ihren außerordentlichen Detailreichtum.