Oregon Coast – Hug Point Falls bei Cannon Beach

Bilderbuchwetter bei den Klippen am Hug Point südlich von Cannon Beach an der Oregon CoastEigentlich fühlt man sich ja nach dem langen Flug in die USA geschlaucht und hundemüde, aber trotzdem hat das bei uns Tradition: am ersten Abend nach der Ankunft müssen die Stative schon irgendwo aufgestellt werden. So waren wir zum Beispiel im Mai 2010 am Ankunftstag noch an der Second Beach und ein Jahr darauf an der Rodeo Beach. Zum Glück ist Steffen ein guter Fahrer und kann immer ein bisschen schlafen im Flieger. So ging es heute gleich nach der Immigration und der Übernahme unseres SUVs (Jeep Compass) im nigelnagelneuen großen Rental Car Center in Seattle, das erst vor wenigen Stunden eröffnet wurde, gleich weiter in Richtung Süden. Traumhaftes Wetter, über 20°C, herrliche kleine Wölkchen und während der Fahrt gleich die ersten zwei Weißkopfseeadler – der Nordwesten wie wir ihn lieben! :)

Wir hatten für die erste Nacht ein Ocean View Studio in Cannon Beach gebucht und freuten uns schon auf diesen kleinen Ort, der für uns mit Abstand zu den schönsten an der ganzen Oregon Coast gehört. Auch die Leute sind dort richtig nett und wir hatten beim letzten Mal sogar schon eine Einladung zum Muschelessen bekommen. Der berühmte Haystack Rock am Strand ist uns etwas zu klobig und im Vergleich zu anderen Küstenabschnitten nur bei tollen Bedingungen richtig fotogen, aber dafür ist die gesamte Umgebung umso schöner. Nördlich der Stadt hat man vom Ecola State Park einen herrlichen Blick zurück nach Süden auf die langgestreckte Bucht mit dem Haystack, bei der Indian Beach versteckt sich ein fotogener Sea Arch und auch nicht schlecht ist der Blick von dort auf das Tillamook Lighthouse, das weit draußen verwegen auf einem Minifelsen thront. Und nur wenige Meilen südlich von Cannon Beach befindet sich der nicht ganz so bekannte Hug Point mit einem kleinen Wasserfall. Wir wussten, dass dieser zur Zeit leider nur wenig Wasser führte, aber die Silhouette der Klippen hatte mir schon beim letzten Mal gefallen. Und so verbrachten wir den heutigen Abend bei herrlichstem Wetter im seichten Wasser mit dem Blick zurück auf den Strand gerichtet.

Kurz vor Sonnenuntergang zogen am Hug Point allerdings deutlich mehr Wolken auf...

Anstelle der herrlichen Spiegelung am feuchten Sand und der kaum vorhandenen Hug Point Falls konzentrierten wir uns lieber auf die Brandung, mit der man teils herrliche Muster in den Vordergrund zaubern konnte.

Die sich schnell bewegenden Wolken, die Silhouette des Hug Point und die bewegten Fluten im Vordergrund gefielen uns ausgesprochen gut und zur Abwechslung gibt es die Oregon Coast hier mal auch in Schwarzweiß.

Im Anschluss hatten wir es dann schon recht eilig ins Bett zu kommen, denn pünktlich zu Sonnenaufgang war Niedrigwasser am Haystack Rock angesagt und dort gibt es ja immer wieder jede Menge bunter Seesterne zu bewundern und manchmal sogar auch einige Puffins. Mal schauen, was uns also morgen erwarten wird und auch wie es dann unserer hartnäckigen Erkältung (Dauerhusten + Schnupfen + Fieber) geht nach der heutigen, mehrstündigen Radikalkneippkur im kaltem Meereswasser… :)

Anfahrt: Die kleine Hug Point State Recreation Site liegt direkt am Hwy 101, rund 5 mi südlich von Cannon Beach. Vom Parkplatz kommt man bei Niedrigwasser ganz leicht um die nördliche Landzunge herum, bei höherem Wasserstand muss man sich einen Weg durch den Wald hinunter zum Fah Creek suchen und neben den 5 m hohen Hug Point Falls geht es dann zum Strand. Auf vielen Webseiten liest man immer wieder “impossible to reach at high tide”, das stimmt keineswegs, aber trotzdem ist der etwas abenteuerlichere Zugang sicherlich nicht jedermanns Sache. Ein Blick auf die North Coast Tide Table schadet also hier nicht (PDF aufrufen unter “Brochures and Maps”). Möchte man allerdings das Wasser so hoch wie auf unseren Fotos am Strand haben, bleibt einem der Alternativzugang nicht erspart.

Dieses Bild von den Hug Point Falls stammt noch aus dem Vorjahr, als sie etwas mehr Wasser führten.Interessant auch die Geschichte zum Hug Point und wie er zu seinem Namen kam: Anfang des letzten Jahrhunderts gestaltete sich der Zufahrt zum Arch Cape noch sehr schwierig. Pferdekutschen machten den Strand zum offiziellen Oregon Coast Highway und scheiterten am Hug Point, um den man selbst bei Niedrigwasser nicht herum kam. Eine Straße musste in den Felsen geschlagen werden, und auch die ersten Autos durften den Felsen dann nahezu “umarmen”, um nicht hinaus ins Meer gespült zu werden. Ein paar nette alte Bilder dazu gibt es auf der offbeatenoregon-Seite zu sehen.

Übernachtung Cannon Beach: Die Zimmer im Wayside Inn direkt bei der Tolovana Wayside im Süden von Cannon Beach sind sehr empfehlenswert und mit einem Spezialangebot in der Vorsaison auch noch ausgesprochen günstig bzw. unter $100 zu kriegen. Das Hotel liegt zwar an der Straße und nicht direkt am Strand, aber die Zimmer mit Kamin und der Balkon sind gemütlicher als jene im Tolovana Inn, das gleich gegenüber direkt am Strand steht und in dem wir rund 3 Wochen später übernachtet haben. Dort ist allerdings der nette, verrückte Neuseeländer an der Rezeption unschlagbar, selten habe ich beim Check-in soviel gelacht wie dort. Fürs Zimmer wollte er eine Mio Dollar kassieren, den Preis konnte ich dann zum Glück etwas herunterhandeln und trotzdem noch einen Alligator als “pet” mitbringen. Über den neuesten Dorfklatsch wusste ich in Kürze Bescheid und da die Sonne an dem Tag nicht schien, gab es die dann mitsamt hübschen Wellen und anderen Gebilden auf unserem Hotelorientierungsplan. Steffen saß währenddessen noch im Auto und dachte schon, ich komme überhaupt nicht mehr wieder… :party:
Ab 1. Juni explodieren die Preise in Cannon Beach und es ist schwierig überhaupt irgendein Quartier unter $150 oder $200 zu finden. Dann kann man ins benachbarte (unserer Meinung nach nicht sonderlich tolle) Seaside ausweichen, wo wir auch bereits mehrfach übernachtet haben, aber nichts wirklich empfehlen können.

Tipp: Wer durch Cannon Beach durchfährt und sich für Kunst interessiert, sollte unbedingt kurz in der Galerie von Jeffrey Hull vorbeischauen. Online kommen die Bilder nicht so recht rüber, weil man die Details alle nicht so erkennen kann, aber vor Ort haben uns seine XXL-Aquarelle ausgesprochen gut gefallen! :stern: :stern: :stern:
Auch gar nicht widerstehen können wir jedes Mal dem (ungesunden…) Fudge vom  “Picnic Basket”, wo es bislang immer 6 Stück für $15 gab (und das Vanilla Praline/Chewy Pecan Vanilla war dort sogar besser als die bei den Multnomah Falls). Update 2020: Dieses Geschäft hat leider bis auf Weiteres geschlossen.