Olympic National Park – Rialto Beach

Das Hole-in-the-Wall am Ende der Rialto Beach schafft Zugang zu den nördlich gelegenen Stränden weiter in Richtung Chilean Memorial und Cape Alava.Rialto Beach zählt neben Ruby Beach zu den schnell und leicht zugänglichen Stränden im Olympic National Park. Der Bereich rund um den Parkplatz ist allerdings nur wenig spannend. Zwar ist der Blick nach Süden in Richtung First Beach sowie das mächtige Treibholz auf dem Strand durchaus einen kurzen Stopp wert, aber das ist alles kein Vergleich zu dem, das einem 2,3 km nördlich des Trailheads erwartet: die schönen Split Rocks sowie das Hole-in-the-Wall, ein großes Felsloch, das bis zu ca. +5ft noch problemlos passierbar ist. Bei höherem Wasserstand gibt es dort einen kurzen Overland Trail.

Anfang Juni ist zwar nicht die beste Jahreszeit für den Sonnenuntergang bei den Split Rocks, das wussten wir bereits von unserem letzten Besuch, aber der heutige Ausflug war trotzdem wieder ausgesprochen schön und so “fotoreich”, dass wir uns gar nicht entscheiden konnten. Entsprechend groß die Anzahl in diesem Blog… :)
Den Nachmittag haben wir bei Niedrigwasser in den nördlicheren Buchten in der Nähe des Chilean Memorial verbracht, ca. 6 km vom Parkplatz entfernt und wohin wir es bisher noch nie geschafft hatten. Eine nette Gegend mit ein paar vorgelagerten Inselchen, aber sie fällt leider doch etwas ab gegenüber anderen Bereichen im Olympic Nationalpark wie Shi Shi Beach oder dem Giant Graveyard.

Dieses Mal überraschte uns an der Rialto Beach kein Regenguß wie bei unserem Besuch im Frühling 2011, aber die Rückkehr zum Auto noch etwas abenteuerlicher als beim letzten Mal. Tagsüber ein völlig harmloser Strand, aber in der Finsternis erneut eine Stimmung wie in einem Hitchcock-Film: der Vollmond zeigte sich nur zaghaft hinter den Wolken, während die Wellen unglaublich laut und mit voller Wucht gegen den Kieselstrand donnerten. Bei +9ft erreichten sie auch schon bald die riesigen Treibholzstücke am oberen Teil des Strandes, wo einige neu angespülte Baumstämme auf das alte Holz krachten. Und bei dem Fluss, der etwa 1 km nördlich des Parkplatzes ins Meer mündet, hatte ich dann noch meine “wahre Freude”. Normalerweise ist er weiter unten am Strand ein lächerliches Rinnsaal, das einem nicht einmal auffällt am Hinweg. Dieser Teil war allerdings jetzt schon völlig unter Wasser und die Wellen erreichten bereits das große Pool im hinteren Bereich. Wie “gut”, dass wir uns das zuvor nicht genauer angeschaut hatten… :(

Der Bereich weiter hinten im Wald schien auch nicht besser zu sein, so hieß es nun irgendwie über zwei Baumstämme, die hoffentlich auch hielten, über das breite Pool zu balancieren und das in der Dunkelheit. Bei meiner Höhenangst und Nachtblindheit nicht so toll, aber irgendwann bin auch ich mit schlotternden Knien auf der anderen Seite angekommen. Tagsüber wahrscheinlich auch nicht der Rede wert, aber im Zwielicht des Mondes und beim Lärm der heranrollenden Wellen, war das dann doch irgendwie gespenstisch… zumindest für mich! Männer sehen das etwas anders… ;)

Und zum Glück hat Steffen eine Vorliebe für kleine “Flakscheinwerfer”, denn auch das Finden des im dunklen Wald versteckten Parkplatzes war kurz vor Mitternacht nicht mehr ganz so ohne. Die Inseln der First Beach und die Lichter von La Push rückten immer näher und unsere Sorgen, dass wir am Trailhead bereits vorbei gelaufen sind, wurden immer großer. Mit der kräftigen Taschenlampe war aber das runde Overland Trail Schild dann doch nicht zu übersehen. Ende gut, alles gut, wir waren inzwischen eh schon sehr müde und seit über 12 Std. unterwegs. Bzgl. einer Sache waren wir uns einig: der Sonnenaufgang morgen fällt definitiv aus… :zzz:

UPDATE April 2016: Die Split Rocks haben sich inzwischen in ihrem Aussehen etwas verändert. Der ersten große Felsen ist wohl den Winterstürmen zum Opfer gefallen, d.h., Bilder wie die #10 und #12 in diesem Blog gehören nun der Vergangenheit an und auch beim Foto #8, #9 oder #13 fehlt jetzt der Seastack im Vordergrund.
Allgemeine Infos:

Anfahrt: Rund 2 mi nördlich von Forks biegt man links auf die La Push Road (SR-110) ab und folgt ihr für 8 mi bis zum Abzweig der Mora Road. Hier geht es nach rechts in Richtung Mora Campgorund und Rialto Beach Trailhead (weitere 5 mi); offizielle Webseite.

Übernachtung: Auch auf Rialto Beach gibt es zahlreiche Campsites und zwar im Bereich zwischen Ellen Creek und dem Hole-in-the-Wall. Die Permits und den obligatorischen Bärenkanister erhält man in Port Angeles oder in Quinault (Infos und aktuelle Öffnungszeiten). Es waren auch heute jede Menge Zelte und Lagerfeuer zwischen den großen Treibholzstücken zu sehen, aber zumindest ich hätte bei dem Lärm kein Auge zugebracht. Und nach Forks ist es von Rialto Beach nicht sehr weit. Unsere zwei bevorzugten Quartiere sind dort das Forks Motel in “Downtown” und die Olympic Suites Inn im Norden der Ortschaft. Beide sind schon etwas in die Jahre gekommen, aber durchaus ok, so lange man nicht im Erdgeschoss wohnt. Der Boden knarrt dort fürchterlich und zwar in beiden Motels!

Typisches Pacific Northwest Wetter empfing uns heute an der Rialto Beach, da waren wir uns noch nicht ganz sicher, ob der Ausflug zum Hole in the Wall und dem Chilean Memorial eine gute Idee sein wird... und wie glücklich wir dann am Abend waren, dass wir doch losgezogen sind, kann ich gar nicht sagen! ;-)Fazit: Wieder einmal zeigte sich heute, dass man sich von vorhergesagtem Schlechtwetter oder anfangs nach Weltuntergang aussehendem Himmel (Foto rechts) nicht abhalten lassen sollte. “If you do not like the weather, just wait 5 minutes“… An den Küsten im Pazifischen Nordwesten muss man mitunter zwar etwas länger warten, aber trotzdem reißt die Wolkendecke meist vor Sonnenaufgang oder auch oft gegen Abend hin sogar mehr auf, als einem lieb ist. Und selbst wenn es regnerisch bleibt und es einen zwischendurch “total eingeweicht”, erlebt man manchmal genau dann und nur dann jene genialen Momente, in denen die Sonne doch kurz herausschaut und die Küstenlandschaft in ein sagenhaftes Licht taucht. Als wir damals im Mai 2010 zur Second Beach gerannt sind, lautete es auch bei den uns entegegenkommenden Leuten: “Es lohnt sich nicht mehr, alles zugezogen!”. Und wie sehr hatte es sich dann doch gelohnt! Auch dieses Mal übrigens dasselbe Spielchen: am Abend nach der Rückkehr von der Shi Shi Beach Wanderung am 4. Juni sind wir wie verrückt durch den Wald gerannt in der Hoffnung, dass die Sonne sich doch noch wenigstens einmal kurz zeigt, und hatten dann unvergessliche 4 Minuten, bis sie wieder hinter dicken Wolken und bis zum nächsten Morgen verschwand…

Bei den Split Rocks waren wir übrigens – wie schon beim letzten Mal – ganz alleine, aber nur wenige Kilometer weiter südlich an der Second Beach war heute Abend unglaublich viel los, denn dort befand sich Art Wolfe mit seinen 30 Kursteilnehmern (Link). Steffen und ich hatten eine Einladung, da auch vorbeizuschauen, aber irgendwie schafften wir es nicht uns bei diesen traumhaften, so rasch wechselnden Bedingungen von der Rialto Beach zu trennen. Im Nordwesten sollte man geniale Lichtstimmungen unbedingt nutzen, denn wer weiß, wann man diese erneut haben wird. Und aufgeschoben ist nicht aufgehoben, hoffentlich auch in diesem Fall… ;)