Dresden – Gänseblümchen im Winter
Diesen Winter bleiben wir von nichts verschont. Zuerst kommen die “Schweinchen”, nun suchen uns die “Gänseblümchen” heim. An die alphabetisch sortierten Männer- und Frauennamen für die Hurricanes, die alljährlich über den US-Bundesstaat Florida hinwegziehen, habe ich mich irgendwie gewöhnt, aber eine Daisy in Mitteleuropa muss das sein? So ein “Namensblödsinn” kann nur moderneren Datums sein und eigentlich nur aus Übersee kommen. Dachte ich immer… Die Taufe ist allerdings schon viel älter, als man vielleicht glauben mag! Seit 1954 werden in Europa die Wetter”kapriolen” benannt. Und wenn man nur den Wikipedia-Eintrag zum Thema “Tiefdruckgebiet” liest, könnte man fast denken, diese Idee hätte ihren Ursprung in Deutschland bei einer Meteorologie-Studentin namens Karla Wege (später TV-Wetterfee beim ZDF). Wirklich innovativ war die Studentin in Berlin aber nicht, denn erst ein Jahr zuvor hatten amerikanische Meteorologen die systematische Benennung der Hurricanes mit weiblichen Namen von A-Z eingeführt.
Analog zu den tropischen Wirbelstürmen mussten auch in Europa vorerst für sämtliche Tiefdruckgebiete Frauennamen herhalten. Die Schönwetterperioden wurden dagegen ausschließlich mit männlichen Vornamen “geschmückt”. Ganze 45 Jahre hat es gedauert bis dieser Misstand behoben wurde und seit 1999 gibt es nunmehr eine faire Regelung: In ungeraden Jahren sind alle Tiefs männlicher Natur und die Sonne scheint für uns Frauen, in geraden Jahren genau umgekehrt. Das Unwetter Daisy (engl. für “Gänseblümchen”) fängt mit einem “D” an und ist somit bereits das vierte Tiefdruckgebiet dieses Jahres.
Auch “ich” habe im September 2003 schon mal übelsten Schaden in Milliardenhöhe angerichtet (Hurricane Isabel ), das Sturmtief “Steffen” hingegen sorgte nur für etwas Regen in Polen und Russland.
Im Schnitt erhalten jedes Jahr in Europa an die 50-60 Hochdruckgebiete und rund 150 Tiefs einen Namen, wobei nichts mehr dem Zufall überlassen wird. Seit 2002 macht das Institut für Meteorologie der Freien Universität Berlin damit sogar ordentlich Geschäft und das Geld kommt der studentischen Wetterbeobachtung zugute. Alljährlich kann man eine sogenannte Wetterpatenschaft erwerben. Für 199 Euro darf jeder eines der kommenden Tiefs taufen oder für einen Schnäppchenpreis von 299 Euro ist ein Hochdruckgebiet zu haben. Diese sind etwas kostspieliger, weil sie angeblich meist eine längere Lebensdauer haben (ist das wirklich so!? ). Und da wir in einem modernen Zeitalter leben, werden die einzelnen Wetter-Buchstaben zum Teil sogar schon bei ebay versteigert!
Laut der Patenschaftsliste haben wir es nicht Daisy Duck sondern dem “BHKW Ratgeber” zu verdanken, dass Teile Europas derzeit im kompletten Schneechaos versinken. Dresden ist zum Glück weitestgehend verschont geblieben. Die Straßen, Gehsteige, Bäume und Dächer sind nur eine Spur weißer, als sie es vor einer Woche waren. Es fehlen jetzt eigentlich nur noch ein paar Feuerzangenbowlen und die Vanillekipferln.
Die perfekte Winteridylle war in den letzten Jahren an der Elbe aber leider eher etwas seltenes. Und so konnte ich trotz derzeit überquillendem Terminkalender und klirrender Kälte vergangenen Dienstag, als die Sonne unerwartet vom Himmel lachte, nicht widerstehen und schnappt mir die Kamera. Seither habe ich zwar ein paar Zehen und Finger weniger (brrr… ), aber dafür einige Schneefotos mehr von der sächsischen Landeshauptstadt.
Drei sind hier zu sehen, die restlichen neuen Bilder folgen erst zu einem späteren Zeitpunkt in der Dresden Fotogalerie. Auch das Portfolio der letzten USA-Reise ist leider noch ausständig. Es folgt aber vor der nächsten Fototour – haben wir uns zumindest mal fest vorgenommen…
Hmmmm, unser Tiefdruck Gaensebluemchen hatte uns ja vom 1.1.-4.1. ueber 2 Fuss Schnee gebracht.
Vielleicht ist sie dann zu euch nach Mitteleuropa weitergezogen?