Gran Canaria – Neue Fotos und Reisebericht

Stimmung nach Sonnenuntergang beim Roque Nublo - mit einem namenlosen Felsbogen im Vordergrund und dem Vulkan Pico del Teide von der Nachbarinsel Teneriffa im HintergrundAlles begann im späten Frühjahr, als eine Freundin uns live aus Gran Canaria vorgeschwärmt hat. Dass sie gestern den Gran Canyon besucht haben, heute durch den Zion gefahren sind… Die Neugierde war geweckt! Dabei sind Steffen und ich schon vor einer halben Ewigkeit unabhängig voneinander auf Gran Canaria gewesen und die Begeisterung hielt sich damals sehr in Grenzen. Ich war noch zu klein und Steffen war mit Freunden vor allem in den Touri-Orten unterwegs. Die üblichen Bilder und Berichte, die man eigentlich so von dieser als “deutschsprachiges Rentnerparadies” verschrienen Insel so kennt.

Im Herbst sah sich Steffen mit einem wahren Luxusproblem konfrontiert: Er hatte viel zu viele Überstunden, die mussten weg! Mit dem Buß- und Bettag waren das 1,5 Wochen Urlaub! Aber wohin so lange im grauen Herbst? Süditalien, Madeira, Seychellen – es gab viele Ideen. Am liebsten wäre Steffen wieder nach Nordspanien geflogen. Da habe ich aber gestreikt, denn dort waren wir ja erst über Neujahr. Ich sehnte mich nach Abwechslung. Wie es der Zufall so wollte, hat Steffen während der “Findungsphase” im Internet das Foto eines Meereslochs gefunden, das uns sehr an Thor’s Well an der Oregon-Küste erinnerte und als doppelte Ausgabe irgendwie fast noch faszinierender als das “Original” wirkte. Hm, Gran Canaria!? Warum eigentlich nicht!? Ich brauchte Ruhe und wollte sowieso in erster Linie relaxen und etwas Sonne tanken. Meine kurze Google-Suche brachte dann den fantastischen Felsbogen hervor (siehe Foto oben). Er schien außerdem recht unbekannt zu sein – wow! Es folgten noch ein paar Fotos von einem vielversprechenden Slot Canyon… Was es so alles gibt auf den Kanaren!!?

Und dann war es wirklich nur eine Frage von Minuten – Steffen und ich haben uns angeschaut und waren uns einig. Wieso nicht, immerhin bietet Germania eine Direktverbindung ab Dresden dorthin! Wenig später war der Flug gebucht, ebenso das unglaublich günstige Auto. Das muss man sich auf der Zunge mal zergehen lassen: Der Mietpreis pro Tag lag über einer 10er-Potenz unter dem von unseren letzten Urlaub (Island im September). Das fing ja schon gut an und wir freuten uns! :)

Erstaunlich was es so alles auf Gran Canaria gab: Der Barranco de las Vacas hat uns an die Slot Canyons im Südwesten der USA erinnert, vor allem wenn seine Wände im indirekten Licht glühten.
Auch Hoodoos findet man auf Gran Canaria, dieser steht hoch oben in den Bergen und leuchtete oberhalb der Nebelgrenze mit dem Abendrot und den im Tal liegenden Ortschaften um die Wette.
Die sich ständig ändernden Lichtstimmungen zu Sonnenuntergang knapp oberhalb der Nebelgrenze sind ein Traum - und sicher nicht nur für Fotografen!

Die Tage vor dem Abflug waren dann das reinste Chaos hier zu Hause. Steffen musste die komplette Urlaubsvorbereitung machen, denn mir blieb seit Wochen (eigentlich Monaten…) kaum Zeit zum Schlafen, so viel war für das neue Buch noch zu erledigen. Und auch da hat mir Steffen in letzter Minute noch ordentlich unter die Arme gegriffen und Unmengen an Fotos in CMYK verwandelt und druckfertig gemacht. Bin ihm soooooooooooo dankbar! :x  :x  :x
Vier Stunden vor dem Wecker für den Abflug – also mitten in der Nacht – habe ich dann meinen Mac zugeklappt. Auf Gran Canaria wollte ich echt nichts tun und eigentlich auch nichts fotografieren. Zum Glück hatten wir ein Apartment für die ganze Zeit und mussten nicht einmal umziehen.

Bei der Anreise dachte ich mir noch: “Was für eine hässliche Insel!”. Diese ganzen zerfetzten Plantagen-Abdeckungen und dann noch diese halbverfallenen Bruchbuden rund um die Niederlassung unserer Autovermietung (Dollar), das alles sah wirklich nicht einladend aus und der Rest der Insel… na ja, der versteckte sich beim Anflug hinter eine dicken Wolkenbank. Aber wie schnell sich meine Meinung doch ändern sollte…!
Nachmittags waren wir noch im Carrefour (kennen und schätzen ihn aus Nordspanien), um uns mit Barras de Pan, Jamón, Queso und abartigen Oliven (die die mit Essigurkaln gefüllt sind) einzudecken und checkten ein in unserem auch nicht ganz so toll gepflegten und bereits sichtlich abgewohnten Domizil, dem “Vista Verde Beach Mate” in Maspalomas (die 8,5-Punkte-Bewertung bei booking.com kann ich nicht ganz teilen). Aber es war schön ruhig und für den Preis hat das dann schon gepasst… ;)

Aber auch tagsüber waren die Lichtstimmungen in den Bergen oft kaum zu toppen - hier ein Regenbogen in der Canyonlandschaft von Gran Canaria.
Die tiefen Canyons im Westen sind viel karger als in Norden und Osten der Insel.
In engen Serpentinen geht es hinauf in die Bergwelt von Gran Canaria. Hier und da erinnerte uns das Gestein und auch die weißen Ränder der Stauseen sehr an den US-Südwesten.

Wir sind am frühen Nachmittag gelandet und ich wollte eigentlich nur eines: endlich schlafen gehen! Steffen überredete mich dann aber mitzukommen. Wir hatten es eilig, immerhin ging die Sonne schon kurz nach 18 Uhr unter! So wählte Steffen die “kürzeste” Route hinauf in die Berge. Das war vielleicht eine Straße, gerade mal so breit wie ein Auto! Wohin soll da das zweite bzw. der Gegenverkehr!? Ich – mit meiner Höhenangst – fühlte mich reichlich unwohl. Aber die Landschaft in den Bergen sah schon deutlich spannender aus als an der Küste und rund um das Bettenmoloch Maspalomas. Nur tauchten wir dann gegen Ende der Fahrt in den Nebel ein… oje…
Wir packen aber unsere Wanderschuhe aus und machten uns auf den Weg. Steffen und ich mussten erst herausfinden, wie leicht oder schwierig es sein würde, eines unserer “Hauptziele” auf der Insel zu erreichen, den “unbekannten Felsbogen”. Zu meiner Freude hielten sich Gekrabbel und steilere Passagen sehr in Grenzen. Und dann standen wir vor dem Arch – zwischen zwei Wolkenschichten und umgeben von mystischen Schwaden. Right in time! Ein letztes Mal schaffte es die Sonne durch den Nebel und ließ ihn und unseren Felsbogen kurz golden aufleuchten (-> Foto “Arch at Sunset“). Wow! Dass ich eigentlich überhaupt nicht fotografieren wollte, hatte ich augenblicklich vergessen!
Noch am selben Abend habe ich Familie & Freunde schon mit ersten Bildern und begeisterten Grüßen belästigt. :)

Am nächsten Morgen kreisten Steffens Gedanken nur noch um ein weiteres Wunschziel. Nach dem Frühstück fuhren wir gleich dorthin bzw. gleich mal daran vorbei, denn als “Parkplatz” konnte man das wirklich nicht bezeichnen… Unser Fiat Tipo hatte eine sensationelle Bodenfreiheit von 10 cm (und ich glaube, das ist nicht mal übertrieben). Jedenfalls konnten wir auf den Parkplatz für die Kurzwanderung zum Barranco de las Vacas nur über einen schmalen Streifen ganz links hineinfahren und auch nur von dort wieder zur Straße zurückkehren, in dem wir die Reifen exakt positionierten – überall sonst wären wir hoffnungslos aufgesessen. Was uns bei unserem zweiten Besuch dann ordentlich Zeit gekostet hat. Wir dachten, wir hätten weit genug links geparkt, aber leider hat doch noch ein Jeep nach uns dort Platz gefunden. Dann hieß es warten, bis der Besitzer wieder zu seinem Fahrzeug zurückkehrte und erst dann konnten auch wir wegfahren… Aber wir hatten ja Zeit auf Gran Canaria, schließlich sollte das ausnahmsweise auch ein “richtiger Urlaub” werden (ist ja sonst eher Fotostress “from dawn til dusk” bei uns…).

Der Canyon war kurz, aber glühte wunderschön. Leider zogen ziemlich rasch Wolken auf, so dass wir zu wenig Zeit da drinnen hatten. Dasselbe Spielchen sollte sich dann noch zwei weitere Male wiederholen. Wirklich wolkenfrei war diese Gegend am Berghang nur ganz am frühen Morgen. Dieser “Kuh-Canyon” (oft aber auch Barranco de Barafonso genannt) liegt ganz nah an der GC-550, nur wenige Kurven nördlich von Agüimes. Sollte sich jemand von Euch mal in diese Gegend verirren, das Frühstück bei “El Largarto” in Agüimes können wir empfehlen. Für 9 Euro gab es dort 2 Bocadillos mit Schinken, Ei und Käse sowie 4 Cafe con Leche. Wir haben aber noch ganz andere Preise auf Gran Canaria erlebt! Die Unterschiede waren manchmal echt unfassbar! In vorderster Front an der Touristenmeile 3,90 Euro für einen (nicht schmeckenden) Kaffee und nur 50 m dahinter die feinste Latte Macchiato von Nespresso für 1,50 Euro! Beim Cappuccino muss man aber aufpassen, die Spanier “würzen” den leider gern mit süßem Kakao, Zimt oder allerlei anderen Dingen.

Auch ein MUSS für jeden Besucher, der Ort Puerto de Mogan mit seinem malerischen Hafen.
Ein kleines Musterstädtchen mit weißen Hausfassaden, bunten Fensterrahmen und jeder Menge Bougainvilleen - so hübsch wie Puerto de Mogan sind aber nur wenige Orte auf Gran Canaria.
An jeder Ecke blühte es - neben Bougainvilleen auch Hibiskus, Weihnachtssterne, Strelitzien u.v.m.
Nur einmal waren wir bei den berühmten Dünen von Maspalomas und sind dann faul herumgesessen im Riu (zum Peoplewatchen...). Die meiste Zeit verbrachten wir in den Bergen. Um insgesamt 2.109 km wurde der Tacho erhöht auf dieser gerade mal 50 km breiten und langen Insel.
Der Spaziergang durch den Kaktuspark Cactualdea war auch recht kurzweilig. Mit weit mehr als nur Kakteen und den üblichen Tourifotos... ;-)
Ebenfalls nicht weit von Aldea de San Nicolas entfernt befindet sich die Felswand Los Azulejos - unerwartet bunt und ein Artists Drive en miniature

Den Nachmittag des ersten Tages verbrachten wir in Puerto de Mogán, dem schönsten Hafenstädtchen der Insel – eine Touristenhochburg zwar, aber malerisch herausgeputzt mit weißen Hausfassaden, bunten Fensterrahmen und alles voll von blühender Bougainvilleen. Dazu noch Strelitzien und alles was das tropische Herz sonst noch so begehrt. :x
Weniger toll war das Essen an der Hafenpromenade. Papas arrugadas con mojo (Erdäpfel mit Meeresalzkruste und roter scharfer Sauce serviert), eigentlich eine Spezialität auf den Kanaren, dort aber auf gar keinen Fall. Für die Touristen gab es nur Mayo-Mojo und dazu altes Brot und verschrumpelte Tomaten. “Patio Canario” sollte leider nicht der einzige Reinfall bleiben. Immerhin gesessen sind wir dort am allerschönsten! ;)

Nur den Sonnenuntergang wollten wir nicht in Puerto de Mogán verbringen, denn die Bewölkung sah schon wieder vielversprechend aus. Wir entschieden uns spontan für die GC-210, die vom Westen ausgehend von La Aldea de San Nicolas de Tolentino hinauf in die Berge führte. Ein Volltreffer! Und auch am Ende unseres Urlaubs waren wir beide noch immer der Meinung, dass dies die mit Abstand hübscheste Route ist, vor allem gemeinsam mit der GC-606. Beide atemberaubend eng und atemberaubend schön! Im unteren Bereich erinnert irgendwie alles an den Apache Trail, nur die Kakteen sehen auf den Kanaren etwas anders aus (vielarmig wie die Organ Pipes und doch viel kantiger). Dann folgen Stauseen mit weißen Rändern (auch das kennt man aus dem US-Südwesten) und je weiter man nach oben kommt, umso tiefer werden die Canyons. Dank Regenzeit hatten wir auch bei jedem Aufenthalt in den Bergen (sind immerhin bis zu 1.949 m hoch!) wechselhafte Bedingungen – immer wieder leichtes Nieseln, dichte Nebelschwaden und Sonnenlöcher. Mal ein Regenbogen hier, mal ein Regebogen da, mal sogar gleich ein doppelter Regenbogen (schon faszinierend, dass der Farbverlauf beim zweiten dann spiegelbildlich ist!). Manchmal wussten wir gar nicht, wohin wir zuerst mit Kamera und Stativ rennen sollten. Und auch wohin mit dem Auto, denn das ist auch so ein Thema, wenn es so gut wie nirgends Ausweichbuchten gibt. Und falls doch, dann keine die mit unserer Bodenfreiheit kompatibel waren…

Was die Nebelschwaden so mit sich bringen: Es ist richtig ungemütlich kalt und man wird ganz schön nass... Bei dieser Wanderungen sind wir in der dicksten Suppe los und mit nur wenig Hoffnung. Zuerst wollte ich gar nicht erst das Auto verlassen, da überredete mich Steffen. Dann wollte Steffen auf halber Strecke umkehren, da wollte ich dann nicht aufgeben... Zum Glück sind wir zu zweit unterwegs! ;-)
Belohnt wurden wir nach dem anstrengenden Aufstieg mit einer grandiosen Lichtstimmung: Der Nebel riss plötzlich auf und ein doppelter Regenbogen erschien direkt hinter unserem Wanderziel. Und wir beide ganz alleine dort fernab ausgetretener Pfade, einfach nur WOW und wanhsinnig schön!
Dieser Felsbogen befand sich zwar auf Gran Canaria, sah aber vom Gestein her kaum anders aus als jene in den Alabama Hills in Kalifornien. Auch irgendwie ein nettes Motiv mit dem Durchblick und mit Steffen als Größenvergleich. :-)

Am zweiten vollen Urlaubstag erblickten wir dann erstmals den Pico del Teide, die höchste Erhebung der Nachbarinsel Teneriffa und von ganz Spanien (3.718 m). Da er im unteren Bereich von Seenebel eingehüllt war, kannten wir uns zunächst gar nicht aus. Ist das nur eine komische, anders gefärbte Wolke da im Westen? Der Vulkan sah schon sehr kurios aus – vor allem so seltsam weit oben, als würde er im Himmel schweben. Den Abend verbrachten wir wieder beim Pico de las Nieves. Der Gipfel war immer für eine Überraschung gut – entweder man befand sich knapp unterhalb der Wolkengrenze oder knapp oberhalb davon. Manchmal sah man kaum die Hand vor seinen Augen und dann löste sich der Nebel im Nu und völlig unverhofft auf. Mal verschwand der Roque Nublo in den Schwaden, mal wurde er von ihnen nur umgarnt. Und der Teide… nun, bei uns ließ er sich meist nur kurz blicken.

Was sich aber immer gleich gestaltete, das war die tägliche Heimfahrt. Ich weiß gar nicht, wie oft wir die GC-130 nach Hause gefahren sind… wahrscheinlich an 8 oder 9 der 11 Tage! Die breiteste aller Bergstrecken führte zwar nicht in den Süden, wo wir wohnten, aber sie wurde auch vom Navi empfohlen. Nur der Abzweig auf die GC-120 wurde von Steffen anfangs abgelehnt. Die Anweisung lautete “scharf rechts abbiegen” – von oben kommend ein Ding der Unmöglichkeit! Mindestens so unmöglich war aber auch im weiteren Verlauf eine Kreuzung in der Ortschaft Telde, wo man mitten auf der Straße zwischen zwei Stoppschildern anhalten musste und ewig und drei Tage wartete, bis man endlich weiterfahren durfte. Dann am vierten Abend kam die zündende Idee: Steffen hat einfach etwas weiter oben umgedreht, ist dann kurz rückwärts den Berg hinuntergefahren und schon war das mit dem Abbiegen (jetzt nach links! ;) ) nicht mehr ganz so dramatisch (Abzweig = 2 m breite Straße zwischen 2 Mauern und das bei einem fast 360°-Wendemanöver…). Die Strecke war kürzer und Ingenio obendrein ein viel netterer Ort zum Durchfahren ohne wirre Stoppschilder. So hieß es fortan “same procedure as every day” und wir freuten uns schon auf die Hasen, die jeden Abend in der Finsternis über die Straßen hoppelten, und auf Steffen sein wundersames Wendemanöver. Nur einmal kam uns jemand in die Quere. Der Fahrer vor uns folgte offensichtlich den Anleitungen seines Navis und steckte dann fest. Denn das kam noch hinzu, beim Abzweig “nach rechts” war etwas Bodenfreiheit gefragt. Wohlbemerkt, ich rede hier über ganz normale asphaltierte Straßen! ;)

Die Straßen zu unseren Wanderzielen waren stellenweise unglaublich eng.
Ausweichbuchten wie hier auf dem Bild gab es eher selten.
Enge, ungesicherte Bergstraßen sind da eher die Regel auf Gran Canaria. Man kann nur froh sein, dass dort nicht viel los ist und die meisten Touristen unten an der Küste am Strand liegen... ;-)

Mich wundert es sowieso, dass nicht viel mehr passiert! Diese großteils einspurigen Bergstraßen an manchen Stellen ganz ohne Leitplanke sind nichts für schwache Gemüter. Ich habe Steffen bewundert, ich wäre da nicht mehr heil wieder aus den Bergen heruntergekommen, wenn ich es denn überhaupt hinauf geschafft hätte…
Und dazu noch diesen ganzen Kurven schneidenden Motorrad- und Fahrradfahrer! :(
Auch die Ausschilderung waren mancherorts herrlich und in den kleineren Ortschaften hatte man die Einbahnstraßen fast labyrinthartig angelegt. Wehe wenn dort die Navi-Karten nicht ganz korrekt sind (was sie leider nicht immer waren!) und wehe wenn die Spanier mancherorts die Schilder umgefahren haben, aber vergaßen sie wieder aufzustellen. Dann fährt man schon mal frischfröhlich die Gassen in die falsche Richtung hinunter… ;)

...oder beim Roque Nublo herumwandern. Dort waren auch immer jede Menge Touristen unterwegs. Aber wirklich nur dort und an der GC-65 bei Santa Lucia - die übrige Bergwelt hatten wir praktisch für uns alleine.Das Wahrzeichen von Gran Canaria, der Roque Nublo, machte bei unserem Besuch seinem Namen alle Ehre (“Wolkenfels”) und selbst aus der Ferne tauchte er immer wieder gern in die Wolken ein, auch dann wenn wir ihn unbedingt mit dabei auf dem Foto haben wollten. So kam es, dass wir bei einer weiteren markanten Felsformation, dem Roque Bentayga, uns ziemlich die Zähne ausgebissen haben. Zwar dürfen wir uns wirklich nicht beschweren, denn wir haben in dem Canyon bei Artenara die unglaublichsten Drama-Sonnenuntergänge erlebt, aber frei nach dem Motto “gut Ding braucht Weile”, sollte ein Foto auf dem beide Roques zu sehen sind, tatsächlich erst am allerletzten Abend klappen!

Genauso wie das Wetter in den Bergen konstant launisch war, so schien die Sonne unentwegt an der Südküste und die Temperaturen zeigten konstant über 20°C! Lustig auch der Temperaturanstieg jeden Abend auf der Heimfahrt. In den Bergen war es z.T. sehr frisch (vor allem beim Pico de las Nieves, wo es sogar schneien kann – nomen est omen!). Nach Sonnenuntergang fiel die Thermometer rasch auf 6-8°C und am Weg hinunter ans Meer kletterte es wieder bis auf 20°C. Same procedure as every day!

Beim Bufadero de la Garita waren ein paar spanische Fotografen unterwegs - der einzige Ort auf der ganzen Insel, bei dem auch andere Leute mit Stativ herumsprangen. Sonst waren wir immer und überall die reinsten Exoten... ;-)
Der Bufadero de la Garita hat etwas Magisches - man könnte dem Auf und Ab in diesen Löchern stundenlang zuschauen. Was wir auch getan haben und nicht nur einmal! ;-)
Sehr hübsch sind auch die natürlichen Pools (sog. piscinas naturales), die sich entlang der Küsten ausgebildet haben und in denen man herrlich baden kann.

Bis zu 27°C waren es tagsüber an der Südküste, also richtiges Badewetter (das Meereswasser hatte angeblich 22°C). Die Dünen waren auch entsprechend voller Besucher. Einmal haben wir uns die auch angeschaut, aber dann beschlossen, wir fahren lieber in die Berge! Oder an die raue Westküste! Oder zu unserem Urlaubs”auslöser”, dem Bufadero in La Garita im Osten der Insel. Das Meer war während der ganzen Zeit ziemlich wild und manchmal sogar noch wilder. Für den Bufadero war das perfekt. In vollem Betrieb bot sich dort ein grandioses Naturschauspiel: In den zwei immer wieder durch Meereswellen gefluteten Löchern floss das Wasser kaskadenartig ab und zwischen ihnen meldete sich in regelmäßigen Abständen der Bufadero zu Wort und schoss wie ein kleiner Geysir als Wasserfontäne in die Höhe. Da kann man ähnlich wie beim Strokkur in Island stundenlang zuschauen – was wir auch getan haben und nicht nur einmal. Sogar der Wecker wurde mal früh morgens dafür gestellt! Aber nur einmal! ;)
Die Bäckerei des Ortes “Panaderia Haypan” war gut und wir wurden dort bald zu Frühstücks-Stammgästen.

Die piscinas naturales können die schönsten Formen annehmen und richtig farbenprächtig sein wie in dieser versteckten Seegrotte.Ziemlich offensichtlich und bedrückend war die Armut im Nordwesten von Gran Canaria. Und an dieser Ecke der Insel waren auch – anders als an der Ostküste oder in Maspalomas – die Auswirkungen der “Winter”stürme noch offensichtlicher. Nur einen Tag nachdem wir dorthin die Westküstenstraße entlang gefahren waren, musste sie wegen mehrfachen Hangrutsch gesperrt werden. Im Norden wollten wir uns eigentlich an einigen Stellen ins Wasser legen, stattdessen staunten wir nicht schlecht über die gigantischen Wellen, die sich vor den Klippen rund um den schick rot-weiß-gestreiften Faro de Sardina auftürmten. Auf der Nachbarinsel Teneriffa verursachte dieser Sturm sogar horrende Schäden. Das Video, bei dem die Balkone eines Hochhauses von den Wogen weggespült wurden, schaffte es sogar in die deutschen Nachrichten.

Da wir dort – selbst nach dem x-ten Anlauf – nichts von dem fotografieren konnten, was wir wollten, gingen wir halt essen und beobachteten die Surfer. Das Restaurant “Fragata de Jean Paul” am Strand in Sardina del Norte sah zwar nach einer möglichen Tourifalle aus, war es aber in keinster Weise. Fisch, Gambas und Papas waren fein. Ganz anders auf unserer zweiten Lieblingsstraße auf der Insel, die GC-65 hinauf nach Santa Lucia. Das Restaurant “Viejo Rincon/El Alpendre” bei der Presa de la Sorrueda schnitt bei uns ganz anders ab als bei Tripadvisor. Nett zum Sitzen, keine Frage, aber meine Gambas waren die teuersten von ganz Gran Canaria (und bei weitem nicht die besten) und Steffen hat sein geschmackfreies, fettiges Essen stehen gelassen. Ausführlichere Kommentare dazu erübrigen sich wahrscheinlich… ;)

Umso schöner aber dafür die Bergstraße (GC-65), die mussten wir gleich 2x entlang fahren! Herrliche Canyons und die steilen Wände leuchteten grün aufgrund der vielen Affenpalmen und Euphorbien – am besten vormittags! Es lohnt der Stopp beim Mirador El Guriete, der Palmenhain rund um einen Sorrueda-Stausee war ganz nett, ebenso die kurze Wanderung bis zur Höhle ausgehend vom Parkplatz beim Straßenende (GC-651) hinter dem Centro de Interpretación “La Fortaleza”.

Immer für ein Suchfoto gut ist der Pico del Teide - hier mittags noch lustig vom aufsteigenden Seenebel umrahmt, nachmittags dann meistens gar nicht mehr sichtbar.
Blick vom Mirador El Guriete entlang der GC-65 hinauf nach Santa Lucia im Südosten von Gran Canaria mit Wolfsmilchgewächse im Vordergrund
Ebenfalls nur ein kurzer Abstecher von der GC-65, die Presa de la Sorrueda - gar nicht so leicht die ohne Strommasten zu fotografieren...

Das beste – und interessanterweise auch billigste – Essen gab es im Touristenstädtchen Puerto de Mogán. Ein Zufallsfund: in der “Taberna Mar Azul” kosteten die “Gambas con Ajillo” + Runzelkartoffeln (Papas arrugadas) nur 8,90 Euro. Um den Preis bekam man vielerorts auf Gran Canaria erst eine 2/3 Portion Gambas, von irgendwelchen Beilagen noch keine Spur. Auch der rote Hauswein schmeckte vorzüglich. Leider haben wir die Taberna erst am vorletzten Tag entdeckt und konnten nur noch ein letztes Mal am Abflugstag dort einkehren. Sonst wären wir dort garantiert auch zu Stammgästen geworden. :x
Der kleine schmucke Ort ist uns gegen Ende der Reise überhaupt ziemlich ans Herz gewachsen! Nett zum Sitzen zu jeder Tageszeit, sogar nur auf der Kaimauer um Fische zu beobachten, “people zu watchen” oder der Live-Musik an der Mini-Plaza zu lauschen. Außerdem gab es dort die Gambas und in der Calle la Mina die weiter oben erwähnte Nespresso Latte Macchiato sowie ein fantastisches Schokoladeneis (so etwas hat uns eigentlich noch nie geschmeckt!) bei einem echten Italiener, wo ich dann regelmäßig alle Sprachen durcheinander gebracht habe. :D

Apropos man spricht auf der Insel besser Englisch als in Nordspanien (“besser” als “gar nicht” ist aber schnell “besser” ;) ). Erstaunlich viele können aber ein paar Brocken Deutsch, oft mehr sogar als Englisch! Aber auch die Canarios sind herrlich unkompliziert wie die Festlandspanier. Fehlen einem mal die Worte, dann redet man einfach mit Händen und Füßen weiter. Vale! ;)


Immer wieder fühlten wir uns in den US-Südwesten versetzt, aber kein Wunder bei so wunderschönen Canyonlandschaften und Sonnenuntergänge! Steffen und ich sind uns einig, mit Gran Canaria gibt es hoffentlich bald mal ein Wiedersehen!Fazit:
Wenn man sich nicht viel von einem Urlaub erwartet, kann man eine ganz schön positive Überraschung erleben. Dass es uns so dermaßen gut gefallen hat, liegt aber definitiv vor allem an den irren Lichtstimmungen, die wir jeden(!) Tag in den Bergen hatten. Mitten in all den golden leuchtenden Nebelschwaden zu stehen ist DER Fotografen-Traum schlechthin! Und dann noch diese ganzen Regenbögen und Lichtbeams! Ich bin mir ziemlich sicher, dass wenn wir überall nur blauen Himmel gehabt hätten, das Reisefazit eher “war warm und ganz ok” lauten würde. So aber, behalten wir diese Insel im “Südwesten;) in wunderbarer Erinnerung. Ein tolles Ziel um den grauen Herbst in Mitteleuropa zu entfliehen! Und der Zufall will’s, ist es just dann dort am besten für Leute, die gerne fotografieren. Oktober bis März ist Regenzeit und somit “Dramafoto-Zeit” auf Gran Canaria. D.h. aber auch, alle die Badeurlaub machen wollen, sollten den November mit durchschnittlich 10 Regentage lieber meiden. Im Dezember sind es sogar 11 (Quelle). Auch weiß ich nicht, ob man in Bettenburgen wie Puerto Rico oder Las Palmas wirklich glücklich wird… Aber man hat auf der Insel ja zum Glück reichlich andere Optionen!

Schon am letzten Tag in Puerto de Mogán waren Steffen und ich uns einig, dass wir beim “nächsten Mal” dort – auch wenn der Ort nicht ganz so günstig für Unternehmungen in den Bergen liegt – unser Quartier beziehen würden. Auf diese 20 zusätzlichen (Autobahn-)Kilometer kommt es abends nach Sonnenuntergang auch nicht mehr an. Und alles deutet darauf hin, dass es einen zweiten Besuch geben könnte… Dann klappen hoffentlich die Fotomotive, die uns an der Küste dieses Mal verwehrt geblieben sind, oder die längeren Wanderungen in den Bergen, die sich in diesem Urlaub nicht mehr ausgegangen sind. Doppelfelsbögen und so viel mehr – man muss sich nur mit der Insel mal richtig auseinandersetzen. :x
To be continued…

Und hier geht es zu unseren neuen “Fotos von Gran Canaria“.