America at its worst!
Angesichts des Titels könnte man fast meinen, dass hier nun ein Bericht zum aktuellen Wahlgeschehen in den USA folgt. Dazu fällt mir aber kaum etwas ein… Nein, dieser Blog stammt noch von unserer Winterreise 2016, den ich schon längst mal veröffentlichen wollte, aber nie dazu gekommen bin. Wir sind Mitte März am Weg zum Wildblumenparadies in den Carrizo-Ebenen durch eine Gegend gefahren, die diese Überschrift ebenfalls (mehr als) verdient.
Größer könnte der Kontrast kaum sein: Westlich von Bakersfield schützt das Carrizo Plain National Monument den letzten in Kalifornien noch erhalten gebliebenen steppenartigen Landstrich und verzaubert im März/April Besucher mit seinen großflächigen Wildblumenteppichen. Auf dem Weg dorthin – nur durch die Temblor Range getrennt und keine 5 km Luftlinie entfernt – liegt eines der größten Ölfördergebiete der USA, das Midway Sunset Oil Field.
Etwas derart Unschönes hatten wir im gesamten Westen der USA noch nie gesehen! Vielleicht mal mit Ausnahme der Massentierhaltung im Osten des Salton Sea, die sich schon aus kilometerweiter Entfernung mit einem absolut widerlichen Gestank ankündigte… Hier bei Fellows “duftete” es aber ebenfalls nach Verwesung, immer wieder drang der Geruch von faulen Eiern in unsere empfindlichen Nasen.
Die Luft zum Schneiden, der Sonnenball hinter Dunst versteckt, eine “nickende” Förderpumpe neben der anderen und das so weit das Auge reicht – eine postapokalyptische Kulisse wie aus einem Sci-Fi-Streifen. Dazu noch Wohnsiedlungen, wie man sie bestenfalls aus einem Entwicklungsland kennt. Wer in der Gegend ist, sollte unbedingt ‘mal die Mocal Road nordwestlich von Fellows in Richtung Derby Acres entlang fahren. Die Straße fällt unter die Kategorie: »So grässlich, dass sie schon fast wieder sehenswert ist!«
America at its worst!
Nicht wesentlich besser sieht es weiter südlich entlang der Midoil Road aus, am Hwy 33 rund um das Missouri Triangle und an vielen kleineren sowie größeren Fahrwegen, die das San Joaquin Valley durchqueren. Die Mocal Road verläuft allerdings durch leicht hügeliges Gelände, so dass man dort von den kleinen Anhöhen zwischendurch immer wieder einen etwas weitläufigeren Blick “genießt”. Und wir hatten auch den Eindruck, dass an dieser Straße die “oil wells” noch dichter beisammen stehen. Google Earth und Google Streetmap vermitteln beide ebenfalls einen recht guten Eindruck von den Gegebenheiten vor Ort.
Und was vielleicht auch recht unverständlich ist: Die Straße #33 trägt den offiziellen Beinamen “Petroleum Highway” und man sollte meinen so nah an der Quelle, kostet das Benzin am wenigsten. Aber weit gefehlt, kurioserweise zählte die Chevron-Tankstelle gleich neben den Förderlagen (und auch die der näheren Umgebung) mit zu den teuersten, die wir im gesamten Urlaub gesehen hatten. Und dabei ging es nicht um lächerliche Cent-Beträge sondern um erstaunliche Differenzen. So kostete die Gallone in Taft an der #33 satte $3,59, während man in Lone Pine dafür nur $2,75 zahlen musste oder in Tucson sogar nur $1,47.
In einem Industrieland muß es nun mal irgendwo auch Industriegebiete geben. Die man als Tourist auf der Suche nach Schönem und Erquicklichem natürlich in der Regel nicht aufsucht. Und wenn es dann doch mal passiert, ist man umso entsetzter. Das häßlichste, wo ich in den USA bisher langgefahren bin, war Trona CA, auf dem Weg vom Death Valley zum Sequoia NP.
Früher wurden ja die Flugreisenden nach Island gleich am Anfang schockiert, mit einem wirklich üblen Industriegebiet auf dem Weg von Keflavik nach Reykjavik. Gibt es das noch?
Hi Thomas, Du meinst das Mini-Ding in Hafnafjördur? Das kann man aber mit den riesigen Ölfördergebieten in Central CA überhaupt nicht vergleichen. Auch die ganzen Städte an der nordspanischen Küste haben teilweise urhässliche Industrie, ist aber ganz was anderes als Mocal Rd & Co. Schau dir mal die Dimensionen bei Google Earth an.
Wie gesagt, ich fand’s echt irgendwie “anders” sehenswert.
LG, Isa
In Amerika ist halt alles größer!
Wenn wir einen Wettbewerb machen wollen, wer die furchtbarste Industrieanlage auf seinen Reisen gesehen hat, bringe ich meine Erfahrungen aus Osteuropa in den 1990ern ein. In Elbasan in Albanien habe ich z.B. ein wirklich gruseliges Stahlwerk gesehen. Eigene Fotos habe ich leider nicht, es war schon zu dunkel, aber im Netz finden sich einige Bilder.
Nein nein nein, kein Wettbewerb, Thomas. Sonst krame ich noch die kanadischen Frackinggebiete hervor, aber soviel Hässliches will wirklich keiner sehen!

Die Mocal Road Gegend war halt kurios und nur wenige Kilometer nebenan so superschön. Da war der Kontrast schon irgendwie cool.
Wünsch Dir und Antje ein schönes we!
LG nach Münster,
Isa