Aktuelle Besucherzahlen in den Nationalparks der USA
Alle paar Jahre schaue ich mir an, wie sich die Besucherzahlen in den Nationalparks der USA und den anderen unter der Obhut des National Park Service (NPS) stehenden Gebieten entwickeln. Die aktuellen Daten werden meist Ende Februar auf der NPS Statistics-Seite veröffentlicht, so auch heuer. Im Vergleich zum Vorjahr haben sich die Besucherzahlen in den meisten Parks nicht dramatisch verändert, bei vielen sind sie nur etwas gestiegen und bei einigen sogar leicht gesunken. Letzteres war z.B. beim Grand Canyon Nationalpark der Fall, der 2018 noch 6,38 Mio. Gäste verzeichnete und 2019 wieder zurück auf das 2016er-Niveau fiel. Haben hier die Feierlichkeiten rund um das 100-jährige Jubiläum des Parks (am 26.2.2019 gegründet) eventuell sogar Leute abgehalten dorthin zu fahren?
Interessanter als die Gegenüberstellung zum Vorjahr finde ich aber einen 5-Jahres-Vergleich, denn so lassen sich Trends am besten erkennen und welche Parks während der letzte Jahren den größten Ansturm zu bewältigen hatten. Da stoßen inzwischen gleich einige regelmäßig an ihre Grenzen. Dazu zählt z.B. der auch von uns sehr geschätzte Zion Nationalpark (Platz 4 im Ranking) mit einem Besucherplus von 40% im Vergleich zu 2014 und mit mittlerweile endlosen Warteschlagen vor den Shuttle-Bus-Terminals, Parkplatzproblemen in der nahe liegenden Ortschaft Springdale sowie reichlich überfüllten Wanderwegen im Hauptcanyon. Am auffälligsten zugelegt haben aber die Nationalparks Joshua Tree in Kalifornien und der Bryce Canyon mit einem Anstieg von +88% bzw. +80%. Auch dies bleibt nicht ohne Folgen, im Joshua Tree NP bilden sich nun an Wochenenden häufiger kilometerlange Staus, weil vor allem die Westeinfahrt nicht für so viele Besucher ausgelegt ist. Zusätzliche Fahrspuren und neue Zahlstationen sollen dort ab 2022 Abhilfe schaffen.
Hier die aktuelle TOP 30-Übersicht der beliebtesten Nationalparks der USA und im 5-Jahres-Vergleich:
NATIONALPARK | 2014 | 2019 | % |
1. Great Smoky Mountains NP | 10.099.276 | 12.547.743 | +24 |
2. Grand Canyon NP | 4.756.771 | 5.974.411 | +25 |
3. Rocky Mountain NP | 3.434.751 | 4.670.053 | +36 |
4. Zion NP | 3.189.969 | 4.488.268 | +40 |
5. Yosemite NP | 3.882.642 | 4.422.861 | +14 |
6. Yellowstone NP | 3.513.484 | 4.020.288 | +14 |
7. Acadia NP | 2.563.129 | 3.437.286 | +34 |
8. Grand Teton NP | 2.791.392 | 3.405.614 | +22 |
9. Olympic NP | 3.243.872 | 3.245.805 | +0,06 |
10. Glacier NP | 2.338.528 | 3.049.839 | +30 |
11. Joshua Tree NP | 1.589.904 | 2.988.547 | +88 |
12. Bryce Canyon NP | 1.435.741 | 2.594.904 | +80 |
13. Cuyahoga Valley NP | 2.189.849 | 2.237.997 | +2 |
14. Gateway Arch NP | 1.817.091 | 2.055.309 | +13 |
15. Death Valley NP | 1.101.312 | 1.740.945 | +58 |
16. Arches NP | 1.284.767 | 1.659.702 | +29 |
17. Mount Rainier NP | 1.264.259 | 1.501.621 | +19 |
18. Hot Springs NP | 1.424.484 | 1.467.153 | +3 |
19. Shenandoah NP | 1.255.321 | 1.425.507 | +14 |
20. Hawaii Volcanoes NP | 1.693.005 | 1.368.376 | +19 |
21. Sequoia NP | 1.039.137 | 1.249.053 | +20 |
22. Capitol Reef NP | 786.514 | 1.226.519 | +56 |
23. Everglades NP | 1.110.901 | 1.118.300 | +1 |
24. Saguaro NP | 673.572 | 1.020.226 | +51 |
25. Haleakala NP | 1.142.040 | 994.394 | -13 |
26. Badlands NP | 868.094 | 970.998 | +12 |
27. Canyonlands NP | 542.431 | 733.996 | +35 |
28. Crater Lake NP | 535.508 | 704.512 | +32 |
29. Theodore Roosevelt NP | 559.580 | 691.658 | +24 |
30. Glacier Bay NP & PRES | 500.727 | 672.087 | +34 |
(Quelle: https://irma.nps.gov/Stats/)
Aus den TOP 30 der US-Nationalparks geflogen ist dieses Jahr einer unserer Lieblingsparks, der Petrified Forest NP in Arizona. Er belegt nur noch Platz 31 mit einem Rückgang der Besucherzahlen von -23%. Außerdem nicht mehr in den Top 30 vertreten ist der Kings Canyon NP und der Wind Cave NP. Abgerutscht ist außerdem der fantastische Olympic NP im US-Nordwesten, er wurde von den Nationalparks Acadia und Grand Teton überholt. Einen ordentlichen Sprung nach oben hat der Rocky Mountains NP gemacht (hinauf auf Platz 3) sowie das Death Valley (nun #15, früher nicht mal in den TOP 20), auch die Nationalparks Capitol Reef und Saguaro haben stark zugelegt (beide über +50%). Ganz neu im Ranking ist der Gateway Arch Nationalpark in St. Louis mit 2 Mio. Besuchern. Warum man vor zwei Jahren das 192 m hohe bogenförmige Denkmal am Ausgangspunkt der historischen Lewis und Clark Expediton zur Erkundung des Westens zum Nationalpark ernannt hat, erschließt sich mir nicht. Es war vorher schon als Jefferson National Expansion Memorial Teil des NPS-Systems und ist jetzt der einzige US-Nationalpark “ohne Natur”. Das macht null Sinn und da gehe ich davon aus, dass er später besser eingeordnet und zum National Monument oder National Historic Site wird.
In letzter Zeit machten vor allem jene Schutzgebiete Schlagzeilen, die dramatisch verkleinert wurden (wie z.B. das Grand Staircase-Escalante und Bears Ears NM in Utah oder das Arctic National Wildlife Refuge in Alaska). Ein paar wenige sind aber auch neu hingekommen oder sie wurden umgewidmet, dazu zählt der Anfang 2020 aufgewertete White Sands Nationalpark. Diese außergewöhnliche Gipsdünenlandschaft hat es noch nicht in die TOP 30 geschafft, mit 608.785 Besuchern belegt sie “nur” Platz 34. Der Park liegt fernab der großen Metropolen und auch sonst etwas abseits der üblichen Routen durch den US-Südwesten.
Nicht in meiner Übersicht enthalten sind sämtliche National Monuments, Recreation Areas oder Seashores. Zu den populärsten in dieser Kategorie zählen bei San Francisco die Golden Gate National Recreation Area (15,6 Mio. Besucher), bei Las Vegas die Lake Mead National Recreation Area (7,5 Mio.) sowie zwei Straßen unter der Obhut des NPS: der Blue Ridge Parkway (14,9 Mio.) und George Washington Memorial Parkway (7,5 Mio.). Außerdem noch das Lincoln Memorial (stabile 7,8 Mio.) sowie die Gateway NRA (9,4 Mio. mit einem Plus von 56% im 5-Jahres-Vergleich). Hinsichtlich Zuwachs sticht mit +83% außerdem noch die Glen Canyon National Recreation Area hervor, ihre Hauptattraktion (Lake Powell) zählt mittlerweile 4,3 Mio. Badegäste und andere Besucher jährlich. Das sich ebenfalls dort befindliche Rainbow Bridge National Momument verzeichnete auch ein Plus von 83%, hat aber bedingt durch die begrenzte Anzahl an Bootstouren dennoch nur 115.108 Besucher.
Insgesamt nutzten im Kalenderjahr 2019 – wie auch schon während der letzten drei Jahre – rund 330 Mio. Menschen die Schutzgebiete des NPS. Aufgrund der diesjährigen weltweiten Reiseeinschränkungen, darf man für 2020 signifikant niedrigere Zahlen erwarten. Nicht nur weil seit März die Ausländer wegbleiben, sondern weil auch der inneramerikanische Tourismus durch Corona zum Erliegen kam. Zum jetzigen Zeitpunkt (Stand Anfang April) sind zwar noch immer nicht alle Nationalparks geschlossen, dafür in den meisten Bundesstaaten sämtliche Freizeiteinrichtungen wie Campingplätze, Besucherzentren o.ä. Aber auch dieser Ausnahmezustand hat seine positiven Seiten, zumindest für die Umwelt sowie für Tiere und Pflanzen. Die von uns allen überstrapazierte Natur in den beliebtesten Nationalparks der USA hat nun etwas Zeit um sich ein klein wenig zu regenerieren…
Ich finde diese Daten auch immer interessant. Die Links führen ja auch noch zu anderen Statistiken, bei denen z.B. auch die Aufenthaltsdauer mit einfließt.
Zu den neuen Nationalparks: Wenn ein Gebiet Nationalpark wird, bedeutet dies einerseits Naturschutz, andererseits aber auch Förderung des Tourismus. Daher haben manche Regionen ein Interesse, ein Gebiet auch dann zum Nationalpark erklären zu lassen, wenn dieses nicht alle Bedingungen erfüllt. Hauptsache, man kann mit diesem positiv besetzten Begriff werben. Das Problem ist halt nur, daß dies bei zu häufiger Anwendung dazu führt, daß der Begriff “Nationalpark” entwertet wird. Immerhin weckt diese Bezeichnung beim Besucher ja gewisse Erwartungen: Ein großes Gebiet mit spektakulärer Natur, gut durchorganisiert und mit tollen Naturerlebnissen für jedermann, egal ob er nur die Viewpoints an der Scenic Road abfährt oder auf eine mehrtägige Trekkingtour im Backcountry geht.
Aber inzwischen sehe ich die Gefahr, daß die USA sich ihre Marke “National Park” so langsam kaputtmachen. Nachdem 1994 mit Joshua Tree und Death Valley zwei schön große Nationalparks geschaffen worden sind, waren 4 der 5 nächsten Nationalparks für US-Verhältnsse doch ziemlich klein: Black Canyon of the Gunnison, Cuyahoga, Congaree, Pinnacles, mit Great Sand Dunes als Ausnahme. Und nun Gateway Arch – geradezu eine Karikatur eines Nationalparks!
Aber auch der Indiana Dunes National Park ist ein schlechter Witz! Ich finde es ja gut, daß man an den Great Lakes einen weiteren Nationalparks einrichtet, aber von den 4 National Lakeshores nimmt man ausgerechnet das kleinste? Und das Gebiet ist vom Zuschnitt auch noch geteilt, mit einem Industriegebiet in der Mitte! Die Sleeping Bear Dunes wären eindeutig die bessere Wahl für einen Nationalpark gewesen, zumal die Dünen dort höher und spektakulärer sind! Auch die beiden anderen National Lakeshores, Pictured Rocks und Apostle Islands mit ihren Felsküsten und -inseln wären eher nationalparkwürdig als die Indiana Dunes.
Übrigens gab es auch früher schon merkwürdige Nationalparks, teils winzig oder teils unspektakulär. Einige sind in andere Schutzgebiete umgewandelt worden, einige wurden vergrößert, einige sind in größeren Nationalparks aufgegangen. Hier mal ein paar Beispiele:
https://www.tripsavvy.com/former-national-parks-to-visit-4156678
Von daher hoffe ich, daß auch die aktuell kleinsten Nationalparks irgendwann mal vergrößert oder umgewidmet werden.
Wenigstens der White Sands ist ein würdiger Nationalpark: Eine besondere, ja einmalige Landschaft, hinreichend groß, und mit allen üblichen Einrichtungen. Und das muß nicht der letzte richtige Nationalpark sein, denn gibt noch einige weitere nps-Schutzgebiete, die man problemlos zum Nationalpark aufwerten könnte: Neben den genannten Gebieten an den Großen Seen z.B. auch Point Reyes, Organ Pipe Cactus, Dinosaur, Katahdin Woods and Waters. Und auch auf den Federal Lands anderer Agencies gibt es zahlreiche nationalparkwürdige Gebiete, auch wenn dort die Einrichtung eines Nationalparks natürlich schwieriger wäre.
Hi Thomas, danke für deine ausführliche Antwort und den Link (da waren ja wirklich kuriose Sachen dabei!). Mit der Abwertung des Begriffs “Nationalpark” muss ich dir leider recht geben.
LG
Isa