Viva España – Zurück an der nordspanischen Küste
Dass wir in letzter Zeit öfters mal einen kurzen Abstecher an die nordspanische Küste machen, wird dem ein oder anderen von Euch nicht entgangen sein. Immer wieder zieht es uns zu diesem vom internationalen Tourismus weitestgehend unbeachteten Landstrich, der vielfältiger kaum sein könnte. Seien es nun die grünen Steilhänge mit ihren tollen Sandsteinformationen oder das einzigartige Flysch im Baskenland, die regenbogenfarbenen Klippen Asturiens mit ihren vielen gut verborgenen Felsbögen, das von der Erosion perfekt zur Schau gestellte Kunterbunt in Kantabrien, die Fels-Kathedralen Galiciens oder die “schönste Bank der Welt” noch weiter im Westen – wir sind absolut fasziniert von all diesen so unterschiedlichen Küstenabschnitten am Golf von Biskaya.
Auch dieses Frühjahr hat es uns wieder für 10 Tage dorthin verschlagen. Von Dresden über Frankfurt oder München ist man selbst noch nach getaner Arbeit an einem Freitagabend schnell in Bilbao und kann in Nordspanien gleich das gesamte Wochenende voll nutzen. Am 18. Mai ging es um 18:40 Uhr in Dresden los und noch vor Mitternacht saßen wir schon im Auto. Genau wie in Island ist auch bei Budget Spanien meist die Hälfte der Riesendellen und -kratzer bei der Übernahme nicht auf dem Zettelchen vermerkt und man marschiert jedes Mal mit lauter neuer Markierungen wieder zurück zum Schalter. Kein Wunder aber, bei den teilweise horrend engen Ortschaften und Strandzufahrten, wo so manch breiteres Auto kaum Chancen hat durchzukommen. Und mit Fahrzeugen, die über eine Einparkhilfe verfügen, wird man mancherorts wirklich verrückt…
Ein großer Unterschied zu Island fällt mir aber noch ein zum Thema “Auto”: der PREIS! In Spanien gibt es den Opel Meriva oder Fiat 500 Large für rund 150 Euro für 10 Tage inkl. aller Versicherungen. Und auch das ist bei uns schon Ritual: Nach der Ankunft fahren wir meist nicht mehr weit, denn in Airportnähe steht das Holiday Inn Express, in dem man früh morgens vom fabelhaften Duft des (sehr guten) Frühstücks geweckt wird. Der beste Start in einen Spanien-Urlaub!
Aufgrund der Gezeiten fuhren wir recht zielstrebig weiter in Richtung Westen, am Montagabend wollten wir bereits an der Playa de las Catedrales fotografieren. Am Weg dorthin machten wir aber noch einen Abstecher an die Costa Quebrada (die seit diesem Jahr leider noch “kaputter” war, da eine der großen Felsnadeln einem Wintersturm zum Opfer fiel) und besuchten auch die ein oder andere abgeschiedene Bucht, die wir bislang noch nicht kannten. Mit so manchem Foto könnte man da sicher wieder ein Bilderrätsel machen wie vor zwei Jahren (Teil 1) oder (Teil 2). Den kleinen süßen Elephant Rock z.B. (siehe Foto) würde ich zumindest auch nicht wirklich mit Nordspanien assoziieren.
Zeit für andere liebgewonnene Plätze entlang der Route musste auch sein: Im Carrefour in Torrelavega holen wir uns immer unseren Vorrat an gutem goldenen Alhambra-Bier und er hat auch herrliche Baguettes, die anschließend gleich mit hauchdünnem Jamón oder Président Cheddar-Dip-Käse verschlungen wurden gemeinsam mit den ebenso unverzichtbaren (etwas perversen ) Lieblingsessiggurkaln. Diesmal hatten wir uns schon beim ersten Einkauf zur Sicherheit gleich mal 7 Gläser davon geholt.
Steffen kann – keine Ahnung wieso – auch nie den spanischen Thunfischdosen widerstehen… siehe Foto unten!
In diesem Centro Comercial gibt es auch eine Orange-Niederlassung, wo ich noch meine spanische Daten-SIM für 8 Euro wieder mit 1 GB versorgt habe, und eine Filiale von “Café & Té”, an der wir nie ohne mindestens einen Café con Leche vorbeikommen (Cappuccino schmeckt in Spanien leider süßlich, da wird Kakao dazu gemischt…).
Ganz so schnell wie sonst, kamen wir dieses Mal aber nicht voran. In Spanien hält sich ja eigentlich niemand an irgendwelche Geschwindigkeitsregeln, außer im Baskenland unmittelbar vor den leuchtend gelb angepinselten Radarfallen. Unser Problem befand sich leider IM Auto und zwar ständig. Bei exakt 117 km/h (mit dem GPS nachgemessen…) fing unser Fiat 500L lautstark an zu piepsen, also nicht mal die erlaubten 120 km/h durfte man damit fahren. Da half nur ROCK FM lauter zu drehen, ein im Übrigen genialer Radiosender, der entlang der gesamten Küste empfangbar ist, und einem ohne “Geplappere” mit einer erstaunlich abwechslungsreichen Song-Auswahl – von Metallica, Supertramp, Scorpions, Tesla, Def Leppard, Journey bis hin zu Moderem wie Coldplay – auch längere Fahrten verkürzt und einem so nebenbei gleich mal 20 Jahre jünger fühlen lässt.
Ebenso abwechslungsreich war das, was sich bei diesem Fototrip am Himmel über uns abspielte, wir hatten das reinste Aprilwetter. Vom strahlenden Sonnenschein, über feinste Schäfchenwölkchen oder lästigen Küstennebel bis hin zu heftigem Gewitter. Letzteres suchte uns gleich zweimal pünktlich zum Sonnenuntergang heim, aber sorgte natürlich auch für umso mehr Drama. So etwas wünscht man sich ja immer als Fotograf, allerdings war es an der Playa de las Catedrales schon grenzwertig. Als ich unten vor dem bei Ebbe freistehenden Arch in der vorderen Bucht stand, mit Stativ und Füßen vom Meer umspült, schlugen plötzlich die Blitze lautstark etwas weiter draußen im Wasser ein. Da hoppelte ich (so schnell wie mit meiner erst im Herbst zusammengeflickten Achillessehne möglich) zurück zum Treppenaufgang und in Richtung Faradayscher Käfig (Auto…). Steffen stand zu dem Zeitpunkt bereits oben auf den ziemlich exponierten Klippen und kam dann auch bald zurück. Was für eine gigantische Stimmung! Und nach dem Beam-Foto (Image of the Month), das wir zuvor von der berühmten Felsbogen-Reihe gemacht hatten, waren wir mehr als happy! Viva España und viva Petrus!
Der Wettergott blieb uns weiterhin treu. Dieses Mal wollten wir in Galicien noch mehr nach Westen fahren – eine gute Idee, denn dort sahen die Acantilados (Steilküsten) de Loiba fantastisch aus und überraschten uns obendrein mit einem Blumenmeer. Unglaublich, dass solch herrliche Plätzchen noch so unbekannt sein können! Auch in Kantabrien oder Asturien staunen wir immer wieder, was in deutschen oder englischen Reiseführern drinnen steht, nämlich nahezu nichts! Zumindest nichts, von dem was uns am meisten gefällt: die sagenhaft fotogenen Buchten und Klippen. Dafür wird dem Jakobsweg mit all seinen Kirchen und Klöstern umso mehr Raum eingeräumt. Auch toll, das steht außer Frage, aber das ist nun mal wirklich nicht alles, was es dort zu sehen gibt. Auch Naturliebhaber kommen an den Küsten voll auf ihre Kosten. Und da führt der Wanderweg nur allzu selten lang, stattdessen auf engen, mitunter recht gefährlich befahrenen Straßen.
Man profitiert aber nahezu allerorten von der Anwesenheit der Pilger, die Preise sind entlang der gesamten Küste im Speziellen in Asturien und Galicien unbeschreiblich günstig. Ein Doppelzimmer mit Bad und gutem (!) Frühstück gibt es nicht selten für gerade mal 40€ und für ein superschickes Apartment mit Küche und zwei Schlafzimmern zahlt man oft auch kaum mehr als 70€ – davon kann jeder USA- oder Island-Urlauber nur träumen…! Wohlbemerkt, das gilt für das Frühjahr und im Herbst. Wie es zur Hochsaison im Sommer dort aussieht, werden wir eher nie herausfinden.
Bei dieser Tour hat sich auch Erstaunliches ereignet: Es war das erste Mal, dass wir außer im HI Express Bilbao einen Unterkunftsgeber angetroffen haben, der nicht nur ausschließlich Spanisch sprach! Und nicht nur das! Der Inhaber der Finca Portizuelo ist ein Argentinier, der viele Jahre in Wien gelebt hat. Ein gehobeneres Quartier in Gehdistanz zum tollen Portizuelo Arch und eine herrliche multilinguale Unterhaltung, denn neben Englisch und Deutsch konnte er noch Italienisch und Französisch (hier der Link zur deutschen Webseite).
Dieses Mal hatten wir auch endlich etwas mehr Zeit für all die Dinge, die wir sonst aus Zeitnot immer von der Liste gestrichen hatten, selbst wenn sich diese eigentlich direkt neben der Autovia del Cantabrico befanden. Ihr Name ist übrigens auf ersten Blick etwas irreleitend, er führt nicht auf das autonome Kantabrien zurück sondern bezieht sich vielmehr auf das “Kantabrische Meer” (=Golf von Biskaya). Heute verläuft diese Autobahn parallel zur fast gesamten nordspanischen Küste und stellt eine rasche Verbindung zwischen dem Baskenland, Kantabrien, Asturien und Galicien her (bei unserem allerersten Besuch war sie noch nicht durchgehend befahrbar).
Zu diesen von uns bislang vernachlässigten Orten zählte die Playa de Gulpiyuri, keine 300 m von der Autovia entfernt (aber wieder mal nicht ausgeschildert, wie so vieles in Nordspanien…). Man muss bei der Ausfahrt #313 (vom Osten kommend!) aufpassen und sofort auf die Schlaglochpiste nach rechts abbiegen. Für den Parkplatz steht dann wenigstens ein “P” da, aber weiter geht es wieder auf eigene Faust noch etwas auf der Piste nach links und dann gleich den ersten Feldweg nach rechts. Da hinten kurz vor dem Strand haben sie dann auch ein erstes Schild aufgestellt. Der Ausflug lohnt übrigens nur bei Flut, denn das Besondere an diesem Strand ist, dass es ihn bei Ebbe gar nicht gibt bzw. den Sand schon, aber das Wasser ist dann weg. Ein lustiges Naturschauspiel!
Noch kurioser sind aber die Bufones de Pria rund 10 km weiter im Westen unweit der Playa de Guadamia. Aber dort hatten wir leider erneut kein Glück. Denn da reicht wohl auch eine gute Flut nicht, wenn das Meer so dermaßen ruhig ist, wie es bei unseren Besuch(en) immer war. Es muss wirklich stürmen oder zumindest einen ordentlichen Wellengang geben, damit hohe Wasserfontänen geysirähnlich aus diesen karstigen Untergrund schießen. Bei unserem vorletzten Besuch haben uns die Erdlöcher wenigstens “angefaucht” (da erschrickt man beim ersten Mal ganz schön! ) und ein paar kleine Tröpfchen waren auch zu spüren. Diesmal geschah aber rein gar nichts… Daher müssen auch wir uns bis auf Weiteres mit YouTube-Videos von diesem Naturspektakel begnügen: Etwas Aktion bzw. ein irrer Sturm bei dem man allerdings vor lauter Wellen fast die Bufones nicht mehr sieht.
Ausgehend von der Costa Quebrada haben wir auch einen Abstecher etwas weiter ins Landesinnere gemacht zur ca. 1,5 Stunden entfernten Orbaneja del Castillo, einem Kleinod im spanischen autonomen Kastilien-León. Ich hatte kurz vor unserem Abflug eher durch Zufall beim Googlen ein Foto von dieser mittelalterlichen Ortschaft gefunden, die sich malerisch in einem schmalen hufeisenförmigen Canyon direkt unterhalb eines riesigen Felsbogen erstreckt. Zur Draufgabe rauscht zwischen den Natursteingemäuern auch noch ein Wasserfall idyllisch in die Tiefe. Das Szenario erinnerte mich ein wenig an Kryka in Kroatien und Orbaneja stand sofort auf meiner Wunschliste.
Und wir waren vor Ort auch nicht enttäuscht und möchten beide beim nächsten Spanienurlaub unbedingt noch einmal hin. Steffen, weil er gerne die Fleischrolladen in dem gemütlichen Gasthof am Berghang probieren will. Und ich, weil ich die Fälle im Ort gern mal mit deutlich mehr Wasser sehen würde. Und hinauf zum Felsbogen muss ich dann auch unbedingt!
Womit wir generell nicht so recht warm werden, das sind die Picos de Europa. In der Umgebung des Pico de Urriellu, der auf Fotos noch am besten aussah, waren wir mal im Herbst, da ist wahrscheinlich der Frühling mit etwas Schnee die bessere Jahreszeit. Einige tolle Wanderziele gibt es dort sicher, aber so als “kurzer Abstecher” ausgehend von Llanes, bringt unserer Meinung nach zwar etwas Abwechslung aber vom fotografischen Standpunkt her ist er eher kein Muss. Die Alpen sind da schon um einiges schöner. Daher würden uns in Spanien eher Außergewöhnliches wie die “cabañas de teito” (ganz urige strohbedeckte Berghäusln) im Parque Natural de Somiedo reizen, ein Ausflug ins Landesinnere ab Aviles oder Luarca. Auf der TO-DO-Liste für’s nächste Mal!
Die drei größeren Ortschaften mit “L” (Luarca, Llanes und Liencres) sind die wichtigsten Eckpunkte an der Küste. Wer vor allem sternförmige Tagesausflüge plant, der ist da und in der näheren Umgebung recht gut aufgehoben. Und natürlich in Bilbao oder San Sebastian, wenn ein Besuch des Baskenlands auch auf dem Plan steht. Dort gibt es ja neben der fantastischen “Ruta del Flysch”, bei der wir dieses Mal leider nicht waren, auch noch Gaztelugatxe mit dem ehemaligen Eremitenkloster und einem der schönsten Felsbögen, die wir überhaupt kennen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass wir auch jetzt im Mai nicht widerstehen konnten, dort wieder unsere Stative bei extremen Niedrigwasser zum Sonnenuntergang aufzustellen.
Was Sonnenuntergänge betrifft, können wir uns ja dieses Mal wirklich nicht beklagen. Auch wenn ich einen davon nur von der Terrasse unseres Apartments miterlebt habe, weil ich nach dem starken Regenguss die schlammigen Böschungen hinter unserem Quartier weder rauf- noch runtergekommen bin (bzw. lieber nichts riskieren wollte). Passend zu meinem “Handicap” gibt´s daher von mir auch nur ein “Handyfoto” (immerhin mit Palme! ). Aber da schmerzt das Fotografenherz schon ein bisschen………
Zum Glück sind wir aber zu zweit und Steffen stand zu dem Zeitpunkt unten am Meer und hat die untergehende Sonne sternförmig eingefangen. Genau das was sonst ich so gerne immer mache… seufz!
Allerdings dauerte es auch nicht lange und er kam auch schon zurück, es blitzte, donnerte und krachte wieder mal ordentlich. Und es regnete dann auch die ganze Nacht noch durch. Die Nordküste Spanien trägt nicht umsonst den Beinamen “Costa Verda”, die grüne Küste. Kein Vergleich zu all der Dürre, die im Landesinneren und im Süden rund um Almeira herrscht.
Nun… ich hatte Steffen einen kurzen Reisebericht versprochen, das hätte ich hiermit erledigt.
Aber all die anderen von den letzten Jahren bleibe ich leider bis auf Weiteres schuldig. Trotzdem sage ich an dieser Stelle schon mal “Hasta luego!”
PS: Nicht wundern über die Fotoqualität in diesem Bericht, fast alle – bis auf fünf Stück – sind hier nicht “made by” Canon oder Sony sondern Handy-Schnappschüsse.
Mehr Bilder von unserer Reise gibt es in unseren Foto-Alben aus Spanien zu sehen.
Klasse Gegend , mein to do Ordner wird nicht gerade dünner…
Du meinst, ich soll lieber keine Berichte mehr schreiben?
Aber ich glaube schon, dass es Dir und Heide dort auch recht gut gefallen würde (in der Nebensaison!).
Hi Isa,
danke für den super Bericht und die tollen Bilder. Das hört sich alles sehr, sehr interessant an !!!
LG Lothar
Hi Lothar,
über so eine nette Region, wo alles passt (wenn man mal von den Fremdsprachenkenntnissen der Nordspanier absieht… ), berichtet man immer gern. Preis/Leistung und Landschaft sind schon top dort. Steffen würde im Herbst am liebsten gleich nochmal hin.
LG, Isa