Am Ufer des Mono Lake und in Bodie

Mono Lake TufasWieder sind ein paar Tage vergangen und wir befinden uns mittlerweile in Bishop, CA. Die letzten Tage haben wir die Ufer des Mono Lakes ausgiebig erkundet und der Ghost Town Bodie einen kurzen Besuch abgestattet. Zum Glück hat Arnie diesen State Historic Park noch nicht schließen lassen! Wie wir von einem Ranger erfahren haben, zählt Bodie aber zu den profitbringenden Parks, vielleicht muss man sich also auch zukünftig keine Sorge um diese einzigartige Geisterstadt machen. Seit 12 Jahren war ich nicht mehr dort und ich bilde mir ein, dass sich im Inneren der Häuser so einige neue Dekos und Flaschen eingeschmuggelt haben und das Auto vor der Tankstelle hatte ich auch etwas anders in Erinnerung, da muss ich unbedingt zu Hause dann die Fotos vergleichen. Generell ist meine Begeisterung für ghost towns leider nicht mehr dieselbe wie zu Beginn meiner USA-Reisen. Knapp drei Stunden verweilten wir in Bodie und dann ging es wieder zurück zum Mono Lake, der unserer Meinung nach aufgrund seiner skurrilen Tuffsteinsäulen zu den fotogensten Seen des gesamten Westens zählt und an dem man sich mit den passenden Licht- und Wolkenstimmungen früh morgens und abends nicht satt fotografieren kann. Die Bedingungen waren dieses Mal so dermaßen genial, dass ich mir eigentlich schon fast sicher bin, dass die Fotos von den drei farbenprächtigen Sonnenuntergängen und zwei -aufgängen mit zu unseren absoluten Lieblingsfotos aus diesem Urlaub zählen werden.

Lediglich einen Sonnenaufgang haben wir etwas vermasselt, das lag aber eher an der Location an sich. Die durch Michael Fatali berühmten ersten Sand Tufa Formationen schafften es nicht uns ans Herz zu wachsen. Einfach nur das Motiv des Meisters nachzuahmen erschien uns doch zu einfallslos und die anderen Formationen in dem Bereich sahen bis auf eine Ausnahme nicht sehr fotogen aus. Die übrigen Sand Tufa Gebiete sind aufgrund ihres unglaublich fragilen Aussehens zwar deutlich schöner als die Fatali Location, aber dieses graue Einerlei fernab des Wassers macht sich eher nur auf Schwarzweißfotos richtig gut (so gesehen bei Jim Stroup).

Kleine Tufa Inseln in der Mono Lake South Tufa AreaDer Mono Lake blickt zurück auf eine recht bewegte Vergangenheit. Als Los Angeles 1941 anfing die Wasserreserven im Owens Valley anzuzapfen, sank sein Wasserspiegel um knapp 14 Meter. Während er die Hälfte seines Volumens verlor, verdoppelte sich der Salzgehalt. Das Ökosystem des Mono Lakes stand 1994 kurz vor dem Zusammenbruch, als die Verordnung zum Schutz des Sees und seiner Zuflüsse veranlasst wurde. Seither steigt der Wasserspiegel langsam wieder an. Derzeit ist er bereits 10 ft (3 m) höher als bei seinem historischen Tief (6372 ft) im Jahr 1982 und das Ziel ist eine Höhe von 6391 ft über dem Meeresspiegel zu erreichen. Was den Umweltschützer freut, ist in diesem Fall ein klein Wenig des Fotografen Leid. Derzeit verhindert die langanhaltenden Dürreperioden einen Anstieg des Wasserspiegels, sollte er aber tatsächlich noch um 2,7 m steigen, so wird es z.B. in der South Tufa Area nicht mehr viel zu sehen/fotografieren geben – außer mit Schnorchel und Taucherbrille… Aber das möchte ich niemanden empfehlen, denn der See ist extrem salzig und sehr alkalisch (pH-Wert 10 und ev noch höher), was wir leider am eigenen Leib erfahren mussten…
Seit gestern gehören wir nämlich zu der seltenen Gattung der “Braunfußindianer”… Leichte Verätzung der Füße durch stundenlanges im Schlamm Herumstapfen. Waschen hilft nichts, ganz im Gegenteil. :(
Meine Aquaboots von Merrell haben das Ganze recht gut überstanden, aber Steffen´s Sandalen haben sich – so wie unsere Haut – auch leicht “zersetzt”… :)

Aber das war noch nicht alles, was wir am Mono Lake erlebt haben… Die erste Nacht mitten in der Pampa am Ufer des Sees zählte auch zur Kategorie “kein Auge zugebracht”. Zwar schalteten wir das Licht schon kurz nach 9 Uhr aus, aber keine 3 Stunden später waren wir plötzlich hellwach: das Licht im Inneren des Autos brannte wieder. Steffen meinte schlaftrunken “einfach ausschalten und weiterschlafen”. Doch kurz darauf verspürte ich einen leichten Luftzug. Vorsichtig tapste ich mit meinen Händen nach vorne. Sowohl das Fahrer- als auch das Beifahrerfenster waren sperrangelweit offen. Und nicht nur das, auch das Auto war plötzlich nicht mehr verriegelt!!!
Nicht mit Worten zu beschreiben, wie mir da zumute war! Ab 12 Uhr fängt bereits die Geisterstunde an, aber das war keine logische Erklärung… :-S
Es vergingen end- und ratlose Minuten… Wenn man(/frau) mitten aus der Tiefschlafphase gerissen wird, dann geistern einem viel zu viele gruslige Gedanken durch den Kopf. Als wir endlich wieder etwas klarer denken konnten, fielen uns Heikos Erläuterungen zum VW ein. War das beim Pathfinder etwa auch so?! Drückt man auf der Fernbedienung etwas länger die Öffnentaste, dann gehen automatisch die beiden vorderen Fenster auf und das Licht an. Das traf auch für den Pathfinder zu… ich war im Schlaf wohl an der Ersatz-Fernbedienung angekommen.
Die Aufregung war aber zu groß um sofort wieder einschlafen zu können. Und eins stand fest: die beiden Autoschlüssel werden nachts ab sofort immer nur noch völlig unerreichbar gelagert!

Mono Lake - Sand TufasCarcampen hat aber auch riesengroße Vorteile, wie wir heute hier in Bishop leider feststellen mussten. Da wir gestern Abend in Lee Vining (wieder mal) kein Zimmer bekommen hatten, fuhren wir weiter nach Süden und stiegen in Bishop in das erstbeste Motel entlang der Hauptstraße ab, dem Motel 6. Für einen exorbitanten Billigkettenpreis von 78 USD mussten wir allerdings auch noch unsere Matratzen mit weiteren Zimmergenossen teilen… Pariserinnerungen wurden wieder wach! Nur dass die im Land der Superlative auch XXL-Dimensionen hatten. Waren das wirklich “bed bugs”, die da über das zweite Kissen krabbelten?!! Da sich unter der Decke noch zwei weitere Krabbeltierchen befanden und einer davon den “Bluttest” bestand, schnappte ich mir das dritte mit dem Eisbox-Sackerl und machte mich auf den Weg zur Rezeption. Dem netten Herren dort grauste es sichtlich genauso wie mir und ohne viele Worte zu verlieren, hatte er uns das Geld zurückgezahlt und ein Zimmer im Vagabond Inn auf der gegenüberliegenden Straßenseite besorgt und zwar für die Hälfte des regulären Preises, sprich sogar deutlich billiger als das Motel 6. So war die unfreiwillige Übersiedlung mitten in der Nacht nur halb so schlimm und für so eine nette room rate haben wir dann auch gleich noch eine Nacht verlängert. Ende gut, alles gut! :)

Tipps für den Mono Lake: Weder in Lee Vining noch in der Umgebung des June Lakes gibt es preiswerte Unterkünfte, allesamt knapp unter 100 oder sogar deutlich drüber. Das wohl billigste Motel in der Stadt ist das El Mono Motel, es ist besser als seine Preise vermuten lassen, aber es hat einen Hacken: man kann nicht vorreservieren und die Rezeption ist nur bis 8PM besetzt oder noch deutlich kürzer, nämlich bis alle Zimmer vermietet sind. Der Cappuccino gleich nebenan ist für USA-Verhältnisse ausgesprochen gut und so manches Mal trifft man hier auch Weltenbummler zu einem interessanten Gespräch. Die Hollywoodschaukel auf der Terrasse mit Blick auf den Mono Lake ist jedenfalls eine herrliche Art den Tag nach einem aufregenden Sonnenaufgangsshooting nochmals in Ruhe neu zu starten. :)

PS: Unsere zahllosen Sonnenauf- und -untergangsbilder vom Mono Lake gibt es erst später in unserem Mono Lake Portfolio zu sehen.