A Eitrige und a 16er Blech
Die letzten Wochen waren wieder mal sehr turbulent, nicht nur weil unser erstes Buch “Wonderland of Rocks” am 16. Juli erschienen ist, sondern weil eine ganze Reihe äußerst erfreulicher E-Mails in unserer Inbox eintrudelte. Bildanfragen sowie ein zweiter sehr großer award, über den ich mich unendlich viel gefreut habe! Mehr dazu aber zu einem späteren Zeitpunkt.
Mitten in all dem Trubel haben wir uns eine kurze Auszeit gegönnt und ein paar Tage in Wien verbracht. Donnerstag und Freitag wollte ich mich endlich wieder mal in den Tiergarten Schönbrunn zurückziehen. Das Wetter hat mir da aber (wie beim letzten Besuch schon) einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht. So wurde das Ganze wieder eher eine Tour durch diverseste Starbucks und Cocktailbars in der Wiener Innenstadt und ausgiebig geshoppt wurde auch. Vielleicht war das mit dem Wetter doch nur eine gute Ausrede…?
Jedenfalls habe ich die Zeit mit meinem lieben Tata und bei meinen alten Freunden (die ich alle viel zu selten sehe) sehr sehr genossen!
Am Samstag Nachmittag kamen dann auch schon Steffen, Sybille und Jan mit dem Auto nach und wir sind alle bis Dienstag geblieben. Die klassische Sightseeingtour fiel aus, da ja alle Wien bereits kannten. So verbrachten wir den ersten Abend in einem meiner Lieblingsrestaurants, in der Crêperie an der Oberen Alten Donau nur wenige Minuten von meiner alten Wohnung entfernt. Hier sitzt man herrlich schön am Wasser und die Crêpes Florentine mit Spinat, Schinken und Ei schmecken nach wie vor hervorragend gut.
Auch people watching war an dem Abend angesagt, eine feine Hochzeitsgesellschaft feierte auf der kleinen grünen Halbinsel der Crêperie und einige Frischverliebte mieteten sich ein Boot für das romatische “Mondscheinpicknick” draußen auf dem See. Jan hat es hier so gut gefallen, dass er sich am liebsten gleich als Pontonfahrer beworben hätte…
Nach einem ausgiebigen Frühstück im Wintergarten, ging es am nächsten Tag zunächst mit der Badner Bahn wieder nach Wien und mit der U6 und U3 auf die Mariahilferstraße. Diese große Einkaufstraße kannten Sybille und Jan noch nicht. Es waren zwar alle Geschäfte geschlossen, aber das allerwichtigste hat immer offen: der Bortolotti. Er ist (mit weitem Abstand!) mein Lieblingsitaliener in Wien. Weißer Kuss, Malaga und Nutella – so herrlich cremig und nicht zu süß. Und der Strudelcoup… hmmm… Ein besseres Eis gibt es nicht mal in Venedig!
Dann ging es weiter durchs Museumsquartier, wo heuer die großen unförmigen “Sitze” allesamt pink angemalt wurden. Zu Ostern standen hier noch ein paar recht lustige bunte Plastikblumen herum, jetzt leider nicht mehr.
Vorbei an dem Natur- und Kunsthistorischen Museum ging es noch kurz zum Palmenhauscafé im Burggarten und weiter in Richtung Innenstadt. Ein neugieriger Blick auf die Tafel am Fiakerstand: eine Stunde 95 Euro!
Diese Idee wurde sofort wieder verworfen. Die Lust etwas zu unternehmen hielt sich dennoch in Grenzen, es war drückend heiß. Im berühmt-berüchtigten Bermudadreieck hatten noch alle Lokale geschlossen, so haben wir uns in die kleine grüne Ecke des Griechenbeisl zurückgezogen. Der halbe Liter gespritzter Holler 5,60 Euro… aber was soll, hier sitzt der liebe Augustin im Keller und es handelt ich immerhin um die älteste Gaststätte von Wien. Beethoven, Schubert, Wagner, Mark Twain und Graf Zeppelin tranken und aßen einst hier, nun waren es nur die müden und schwitzenden Drechsels und Synnatschkes…
Als wir wieder etwas zu Kräften kamen, ging es mit der U1 zum berühmten Wiener Vergnügungspark, dem Prater. Rund um das Riesenrad hat sich in den letzten Jahren ganz schön viel verändert und der Eingang in den Prater erinnert jetzt stark ans Disneyland. Dahinter aber noch die z.T. recht alten Attraktionen wie das Riesenrad, die alles andere als gruseligen Geisterbahnen und die lustige Dizzy Mouse. Wir wollten hoch hinaus und haben uns für das Blumenrad entschieden, weil man hier nicht in geschlossenen Gondeln sitzt und noch dazu einen schönen Blick aufs Wiener Riesenrad hat.
Vorbei am Schweizerhaus ging es dann wieder zurück zur U1 und weiter zur Alten Donau. Steffen wollte schon seit langem mal im Strandcafé Spare Ribs essen, aber ich hatte mich bislang erfolgreich dagegen gewehrt…
Vor mehr als 15 Jahren war ich zuletzt dort und es galt immer als eines der besten Spare Ribs Lokale Wiens. Damals war es nicht so schlecht, aber dieses Mal fällt die Kritik sehr sehr hart aus. Ich liebe den 22. und 21. Wiener Bezirk und allen voran die Alte Donau, d.h. sitzen tut man hier eigentlich recht schön. Vorausgesetzt man hat reserviert und bekommt nicht den allerletzten Platz wie wir. Sybille und Jan blendete die Sonne voll ins Gesicht und es gab keine Sonnenschirme mehr.
Aber Improvisationstalent ist alles: aus meinem Regenschirm und Jans Schnürsenkeln bastelten wir uns einen eigenen ganz privaten Sonnenschirm.
Was nun folgte, war nur der Anfang eines “perfekten Diners”… dem ersten Kellner, der uns die Getränke brachte, tröpfelte der Schweiß aus dem Gesicht. Wie heißt es so schön? Auf die Würze kommt es bei einem guten Budweiser an… An dieser Stelle würgte es mich zum ersten Mal an diesem Abend…
Dann wollten Sybille und ich zu unserem Griechischen Salat keine Semmel sondern eine Bretzel. Umbestellen ging selbst gegen Aufpreis nicht, die “Semmel sei inkludiert und Punkt” ließ der zweite extrem unfreundliche Kellner verlauten. Die Semmel war sogar so dermaßen “inkludiert”, dass der Kellner – nachdem wir gesagt haben wir möchten die zwei Teller mit den Semmeln wirklich nicht, weil wir bereits unsere Bretzeln hatten – diese Teller trotzdem noch krampfhaft auf den Tisch dazuquetschen wollte und das obwohl eh schon keine Platz mehr da war. Na bravo! Aber wenigstens haben sich dann die Enten, Schwäne und Fische, die uns Gesellschaft leisteten, darüber gefreut!
Aber es ging leider noch weiter. Der Paprika im Salat schmeckte als wäre er schon total vergammelt, halb vergoren. Kein Wunder bei der Hitze, aber der Kellner raunzte uns an und behauptete dann auch noch dreist die seien ganz frisch geschnitten. A guata Schmäh! Glücklich saßen Sybille und ich nun da… mit unseren “inkludierten” Semmeln und dem “inkludierten” Paprika…
Wenn da nicht noch der “inkludierte” Sonnenschirm gewesen wäre und die drei “inkludierten” Kellner, wo einer mit seinem Schweiß unser Bier veredelte, der zweite eine riesige Fressblase hatte und der dritte, der knapp 5 Minuten nachdem er selbst bei uns kassiert hatte, Sybille und Jan allen Ernstes fragte, ob sie denn “neu hier” sind……
Nach soviel “all inklusive” Service sind wir dann schnell weiter über die Alte Donau stadteinwärts bis zur Copa Cagrana, eine Ansammlung von Cocktailbars und Restaurants am Ufer der Neuen Donau. Kagran heißt der 22. Wiener Bezirk, Copacabana ein nicht so toller (meine Meinung ) Strand in Rio, daher das Wortspiel. Sogenannte “Strände” inmitten einer Großstadt kamen weltweit erst in den letzten Jahren so richtig in Mode, diesen gibt es schon sehr sehr lange. Ich war im Frühling 1998 mit einem ganz lieben Freund zum ersten Mal hier und ab da dann umso öfter an lauschigen Sommernächten. Riesentrampolins, Strandliegen, Hollywoodschaukeln und Cocktails. Alles was das Herz begehrt. Es war schon nach 20 Uhr aber wir hatten Glück und fanden noch eine Bar mit verlängerter Happy Hour, die “Las Tres Marias“. Nach ein paar Margaritas, Tequila Sunrises und Zombies schaukelten wir happy bis spät in die Nacht hinein. Nur der arme Jan, der musste auf einem normalen Sessel sitzen…
Montag früh war es fast noch heißer als am Sonntag. Sybille und Jan fuhren kurz in die Shopping City Süd, Steffen musste sich um den PC meines Vaters kümmern und ich war schwer beschäftigt mit dem Büchersignieren. Eigentlich wollten wir heute alle gemeinsam mit meinem Tata und Inge hinauf auf den Kahlenberg zu meinem Lieblingsheurigen, den Oberen Reisenberger. Die Bowle schmeckt herrlich dort und der Blick hinunter auf Wien ist traumhaft schön. Aber am frühen Nachmittag nach etwas Sekt und Sachertorte hatte dann irgendwie keiner von uns so recht Lust auf die lange Fahrt quer durch Wien. Und so ging es zu Fuß nur noch durch die Weingärten hinüber nach Gumpoldskirchen. Bowle und ein schattiges Plätzchen im Garten waren die wichtigsten Kriterien. Beim Hasenöhrl gabs gleich auch noch einen plätschernden Brunnen und dann hatten die Weinflaschen so süße Hasen auf dem Etikett… das überzeugte uns Frauen sofort!
Wir genossen die Pfirsichbowle und den Tête de Moine (schmeckt herrlich dieser gekräuselte Mönchskopf!) zum Wachauer und Vinschgerl (da habe ich selber nachschauen müssen, wie man das schreibt…). Dazu gab es noch allerlei Weinsorten zum Verkosten. Der Spätrot Rotgipfler aus dem Jahr 2006 überzeugte uns so sehr, dass wir uns gleich ein paar Flaschen davon mit nach Hause nehmen mussten…
Lustig und heiter ging es dann weiter. Wir torkelten durch die Weingärten hinauf zum “Haus an der Weinstraße“, dessen Terrasse so schön am Eichkogel gelegen ist, dass man sogar bis nach Wien hineinsieht. Unser “lieber Jan” feierte heute ja Purzeltag und alles, was er sich wünschte, war ein großes Wiener Schnitzel. Hier oben sind die Portionen nicht nur leicht überdimensioniert, sondern sie schmecken auch vorzüglich! Hmm, diese Eierschwammerln mit Serviettenknödeln… welch ein Unterschied zu gestern Abend!
Ausklingen ließen wir diese lauschige Sommernacht am Pool. Sybille und Inge wagten noch den Sprung ins 29°C warme Wasser, wir anderen waren zu faul und ließen nur unsere Beine ins kühle(?) Nass baumeln. Und dann war leider dieser Kurzurlaub auch schon wieder vorbei. Am nächsten Tag stand uns die elendslange Fahrt durch die Tschechei bevor, an der Jan mindestens dieselbe “Freude” hatte, wie Steffen all die Male zuvor. Wir hoffen aber, dass Euch beiden der Wienaufenthalt trotzdem gut gefallen hat.
Beim Suchen nach den Links zu den diversesten Wiener Lokalen ist mir ein ganz besonderes ins Auge gestochen: das Sachsenhaus am Sachsenplatz in der Nähe der Dresdner Straße und der Leipziger Straße. Ich glaube, dort müssen wir unbedingt beim nächsten Mal hin…
Und vielleicht gibt´s dann auch endlich “a Eitrige und a 16er Blech”…