Crater Lake National Park mit Schnee

Ein Traum aus Weiß und Blau - der Crater Lake mit der frischverschneiten Wizard Island Ende Mai 2012Im Südwesten Oregons liegt weit abseits anderer großer Sehenswürdigkeiten hoch oben in den Kaskaden ein kleines Juwel, das dieses Jahr bereits sein 110-jähriges Jubiläum als Nationalpark feierte. Entstanden ist der tiefblaue Crater Lake bzw. seine nahezu kreisrunde Caldera mit einem Durchmesser von ca. 10 Kilometern durch einen Vulkanausbruch vor fast 8.000 Jahren. Im Lauf der Zeit staute sich in ihrem Inneren Regen- und Schmelzwasser zu einem bis zu 580 m tiefen Bergsee, aus dem heute nur der ausgesprochen fotogene Krater von Wizard Island und das kleine Inselchen Phantom Ship herausragen.

Gestern Nachmittag kamen wir hier am Crater Lake an und ich hatte eigentlich viel vor. Da die Straße hinter dem ersten Aussichtspunkt am Discovery Point noch gesperrt war (ganz normal für diese Jahreszeit!), stand uns eine längere Wanderung zum Watchman und den schönen Felsformationen noch weiter nördlich bevor. Zunächst ein herrlich schöner Tag, den wir in Bend und Umgebung nutzten, aber nachmittags desto höher es hinauf ins Kaskadengebirge ging und desto mehr wir uns dem Kraterrand näherten, desto düsterer wurde es. Und schließlich fing es sogar an leicht zu schneien…

Im Mai und Juni im Dauereinsatz, der Crater Lake Snow Plow Bulldozer

Als wir am Crater Lake ankamen, war es uns noch etwas zu stark bewölkt zum Fotografieren, so dass wir beschlossen zuerst in der Lodge einzuschecken.

Die Sonne sahen wir dann an dem Tag nicht mehr und in der Früh waren die Crater Lake Lodge, unser Auto und die ganze Umgebung tiefwinterlich verschneit.

Das Visitor Center von einer mehreren Meter hohen Schneeschicht umgeben, dahinter ein Räumfahrzeug, das den Schnee in weitem Bogen durch die Luft schleuderte (das sah echt herrlich aus!) und danach ein erster Blick hinunter in den dunkelblauen Kratersee. Die Sonne schien noch leicht. WOW, richtig schön war es hier! Und dann der fatale Fehler, wir beschlossen anstatt gleich zu fotografieren schnell das Gepäck loszuwerden und einzuchecken. Mit der Folge, dass für den Rest des Tages nur noch “Frust pur” angesagt war. Alles total zugezogen, so sehr dass man den See unterhalb des Kraterrandes kaum mehr erahnen konnte. Was hatte “weather.com” uns heute für den Crater Lake prophezeit? Mostly sunny…!? :-?
Und ich hatte mir früh morgens schon ernsthaft Sorgen gemacht, dass wir abends womöglich einen “zu wolkenfreien” Himmel für gute Fotos haben könnten… So aber, gab es statt einer Wanderung und einem schönen Sonnenuntergang am Kraterrand bloß den “Crater Sunset” an der Hotelbar. Ein Cocktail mit nur allzu perfektem Namen, der zu der Jahreszeit sicher regen Absatz findet…! ;)

Kurz vor Sonnenaufgang ging der Frust gleich weiter… es hatte uns über Nacht in der Lodge total eingeschneit und von Aufhören konnte wohl auch noch lange keine Rede sein. Alles grau in grau um uns herum, so wie unsere Stimmung… Auch wenn wir (zum Glück!) bei der Reservierung vor etlichen Monaten schon keinen Laveview Room mehr bekommen hatten, so waren $215 fürs Zimmer ohne Frühstück und ohne “View” ja auch nicht gerade wenig, vor allem wenn der ganze Aufenthalt offensichtlich sowieso völlig umsonst war! So unendlich unglücklich wie heute, schauen wir wohl selten während eines USA-Aufenthalts drein… :((

XX

Frisch verschneite Bäume und Eiszapfen am Crater Lake

Besonders schön war es, wie der Nebel langsam die steilen Crater Lake Wände empor stieg.

An der Rezeption versicherte man uns, dass die #230 in Richtung Norden trotz Wetter kein Problem sein sollte. Wir packten unsere Sachen, versuchten das Auto vom Schnee zu befreien und am Abzweig zum Discovery Point sahen wir uns kurz an. Alles um uns herum wie knapp vor Weltuntergang, aber unser unverbesserlicher Optimismus siegte dann doch. Und was anschließend geschah, war einfach nur unglaublich! Als wir am Discovery Point noch bei Schneefall aus dem Auto stiegen, wurde es heller! Und es wurde nicht nur heller, innerhalb weniger Minuten schien plötzlich die Sonne! Der morgendliche Nebel stieg langsam an den steilen Kraterwänden empor und die frisch verschneiten Bäume glitzerten um die Wette. Wenn man so eine Stimmung bloß mit Fotos festhalten könnte…! Ein Traum! :x

In Windeseile packten wir unsere Sachen und schon machten wir uns auf den Weg in Richtung Watchman, zwar ist der frühe Morgen nicht unbedingt die ideale Zeit um das Inselchen im westlichen Teil des Kratersees zu fotografieren, aber was soll’s! Wir wollten wenigstens das sehen, was uns gestern unter dichten, tief hängenden Wolken verborgen blieb. Neben der Straße meterhohe Schneeverwehungen und die Abstecher vom Rim Drive zum Kraterrand waren eher abenteuerlich bei den Schneemengen. Aber an der frisch verschneiten Wizard Island (gestern Nachmittag war die Insel fast schneefrei!) und den von oben bis unten glitzernden Bäumen konnte ich mich gar nicht satt sehen!

Die zwei Akrobaten am Rande des Crater Lakes beim Discovery Point sahen richtig gut aus und die mussten wir einfach schnell fotografieren. :-)

Auch diesem Roadbear RV konnte ich nicht widerstehen, wie aus dem Werbekatalog und dann noch dazu in deutscher Hand! ;-)

Sehr lange hielten wir uns aber am Discovery Point nicht auf, schnellen Schrittes ging es zu Fuß weiter in Richtung Watchman.

Es dauerte aber leider nicht lange und die Show war vorbei. Kaum hatten wir den Hang des Watchman erreicht, zog es wieder zu und es fing noch heftiger zu scheinen an als zuvor. Wir hatten unser Wunschziel noch nicht erreicht, aber es blieb uns leider nicht anderes übrig, als umzukehren… Den Ausflug bereuten wir aber selbstverständlich nicht. Was für eine herrliche Abwechslung zum grünen Regenwald und der Pazifikküste! Und ich glaube, ich würde es trotz Wetterwidrigkeiten (und trotz geschlossener Rim- und Pinnacles-Straßen) wieder so machen und Wizard Island mit Schnee sehen wollen. Der Kontrast zu dem Tiefblau ist genial! :x

Wie man vielleicht unschwer aus meinen Zeilen herauslesen kann, uns hat es hier ausgesprochen gut gefallen. Aber vielleicht trotzdem an dieser Stelle noch ein kleines PS: Nach unserem Aufenthalt musste wegen dem Schneefall auch das kurze Stück bis zum Discovery Point wieder für den Verkehr geschlossen werden. Ein Besuch zu dieser Jahreszeit ist also immer mit einem großen Risiko behaftet, dass man nichts oder kaum etwas sieht! Oder zumindest sehr weit wandern muss, denn der Blick direkt von der Lodge ist nur das halbe Vergnügen! Wer also auf Nummer sicher gehen möchte, sollte den Crater Lake unbedingt im Hochsommer besuchen. Eine Bootstour auf dem See würde mich ev. auch einmal reizen!

Die Licht- und Wolkenstimmung sah auch auf dem noch für den Verkehr gesperrten Rim Drive richtig gut aus.

Und weil es gar so schön war, ein schnelles Souvenirfoto vor der Wizard Island musste auch noch sein.

Leider hielt das Wetter nicht. Noch bevor wir unser eigentliches Ziel erreichten, fing es wieder kräftig an zu schneien und wir mussten wieder umkehren. Aber es wird wohl hoffentlich ein Wiedersehen geben! ;-)

Anfahrt: Ganzjährig geht es am besten von Süden/Westen über den Hwy 62 zum Crater Lake. Im Sommer ist der Rim Drive geöffnet, so dass auch eine Anfahrt von Norden direkt von der #138 möglich wird. Vorher ist meistens auch schon der parallel dazu verlaufende Hwy 230 befahrbar (Übersichtskarte).

Höhenlage: Die Lodge liegt auf ca. 2.000 m Höhe, der Watchman am westlichen Kraterrand ist 2.442 m hoch, der Mt Scott im Osten des Parks sogar über 2.700 m.

Offizielle Webseite des NPs, die aktuellen Straßenzustände am Krater + Zufahrten (vereinzelte Schneestürme kann es dort oben selbst im August geben) und die Crater Lake Lodge (schön, aber auch schön teuer! ;) )

Sehenswerte Ziele in der Nähe: Ausgesprochen gut gefällt es uns an der North Umpqua River Road (Route 138) über die man von der Nordzufahrt in Richtung Roseburg bzw. Oregon Coast weiterfahren kann. An dieser Straße warten gleich etliche Wasserfälle in herrlicher Regenwald-Umgebung (Broschüre).