Canyonlands N.P. – Sonnenaufgang am Mesa Arch

Sonnenaufgang am Mesa Arch im Canyonlands National Park; Technische Daten: 1/8 s bei f/16, ISO 200; Canon EF 16-35mm 1:2,8 L II USM bei 22 mm, Canon EOS 5D Mark IIEbenso wie der Delicate Arch meist ganz oben auf der Wunschliste all jener steht, die während ihres Moab Aufenthalts einen Sonnenuntergang draußen in der Natur erleben möchten, so übt auch der Mesa Arch im Canyonlands Nationalparks früh morgens eine magische Anziehungskraft auf Fotografen aus. Noch mitten in der Nacht und aus aller Welt angereist, stehen sie dann eng aneinander gepfercht vor einem gerade mal 3 m hohen und 27 m breiten Felsbogen. Es gibt in der Umgebung von Moab deutlich größere, noch leichter zugängliche und zweifelsfrei auch schönere! Aber kein anderer erhebt sich direkt an den steilen Klippen und umrahmt die großartige, sich darunter ausbreitende Canyonlandschaft des Colorado Rivers derart fotogen. Die zahllosen Sonnenaufgangsbilder, die Reiseführer, Werbeprospekte, Kalender oder Postkarten zieren, tun noch ihr Übriges.

Entsprechend groß ist hier meist auch der Andrang. Aber viel mehr als 10-12 Fotografen haben vor dem Mesa Arch nicht Platz wie z.B. dieses Foto recht anschaulich zeigt. Und wie man darauf auch unschwer erkennen kann, ist die sichtbare Öffnung deutlich kleiner als die “offiziellen Dimensionen” des Felsbogens. D.h., wer hier nicht rechtzeitig aus den Federn und zu spät kommt, der kann im Normalfall nur noch aus der zweiten Reihe zuschauen und von dort die Fotografenschar verewigen. Dies gilt im Übrigen auch für die Winterzeit und ganz normale Wochentage. Selbst dann darf man nicht erwarten, hier alleine zu stehen! Einen Tipp, wie lange man vor Sonnenaufgang erscheinen muss, kann man kaum geben – es hängt alles doch zu sehr von den anderen “Frühaufstehern” ab.

Unser Besuch:

Zum Glück ist der Sonnenaufgang Anfang Januar relativ spät, erst nach halb 8, so dass wir diesmal nicht schon mitten in der Nacht aufstehen mussten. Für 6 Uhr früh hatten wir den Wecker gestellt, aber die innere Uhr ging etwas vor. So hatten wir sogar noch Zeit schnell im Hotel zwei Kaffees mit der tollen Padmaschine zuzubereiten und dann ging es in Windeseile in den Canyonlands Nationalpark. Am Parkplatz standen um 6:50 Uhr bereits 5 Autos. Das war schon mal gar nicht gut! Aber in einem saßen fünf Asiaten, die sich noch jede Menge Jacken und Mützen überstülpten. Nun hieß es schneller sein und so ergatterten wir den allerletzten sinnvollen Platz vor dem Felsbogen. Und das auch nur weil zwei nette Fotografen, die etwas weiter auseinander standen, uns noch in ihre Mitte gelassen haben. Und so befand sich wenigstens eines unserer Stative fast an dem Platz, an dem wir es vermutlich auch sonst hingestellt hätten.

Fotografen am Mesa Arch - so entspannt wie 2006 geht es zum Sonnenaufgang mittlerweile nicht mal mehr im Winter zu…Glück gehabt und gerade noch rechtzeitig! Denn die Show beginnt hier schon lange vor Sonnenaufgang. Während alle noch damit beschäftigt sind Stativ und Kamera einzurichten oder ihren hart erkämpften Platz zu verteidigen (obwohl meistens geht es eh recht friedlich zu… ;) ), spielt sich schon einiges auf der Unterseite des Bogens ab. Das Gelborange am östlichen Horizont bringt sie etwa 20 Minuten vor Sonnenaufgang erstmals zum Glühen und das – je nach Verfärbung des Himmels – mitunter sogar schon recht kräftig, aber nur für wenige Minuten. Das Ganze findet also zur typischen “Glow Hour” statt und wird meist von kaum jemandem bemerkt.

Um 7:36 Uhr war es dann endlich so weit: die ersten Sonnenstrahlen! Verpassen sollte man diesen Augenblick nicht, denn im Nu ist sie so weit oberhalb des Horizonts und scheint derart kräftig, dass man das Fotografieren kurzfristig wieder einstellen kann. Und um eine Vorstellung zu bekommen, was hier “im Nu” bedeutet: bei wolkenfreiem Himmel wird es mitunter nach 3 Minuten schon grenzwertig. Nicht viel Zeit, wenn man ein Close-up machen möchte und zusätzlich vielleicht auch noch Aufnahmen vom kompletten Bogen.

Dann kommt auch schon bald der Zeitpunkt, an dem recht viele Fotografen ihre Stative woanders aufstellen oder gar ihre 7 Sachen packen und von dannen ziehen. Für all jene, denen bislang die vorderste Reihe verwehrt blieb, ist nun der perfekte Augenblick mit dem Stativ doch noch weiter nach vorne zu rücken. Es gibt nämlich noch eine zweite Chance und zwar dann, wenn die Sonne nach etwa 15 Minuten erstmals die Unterkante des Bogens erreicht. Dann kann das Spielchen im Prinzip von vorne wieder losgehen. Und wenn man möchte sogar Dutzende Male! Man muss nur die Mittelsäule oder die Stativbeine sukzessive verkürzen, schon erscheint wieder ein Teil der Sonne neben dem Stein und man kann sie leichter sternförmig auf den Sensor bannen (der Lifeview ist hier sehr nützlich!). Natürlich ist dieses ganz besonders sanfte Licht, das unten im Canyon während der ersten Sekunden nach Sonnenaufgang herrscht, jetzt nicht mehr einzufangen. Aber der Bogen glüht nach wie vor herrlich und das Motiv mit dem Lichtstern am Bogen ist oft gar nicht schlechter als jenes direkt zum Sonnenaufgang.

Der Mesa Arch im Lauf der Jahreszeiten:

Sonnenaufgang am Mesa Arch im Winter, Bild von Anfang Januar mit der Sonne relativ weit rechts im Bild

Sonnenaufgang Anfang Oktober mit der Sonne neben den La Sal Mountains

Mesa Arch Sonnenaufgang Mitte April mit der Sonne direkt hinter dem Washer Woman und Monster Tower

Jeder weiß, dass die Sonne im Osten auf- und im Westen untergeht. Aber ganz so einfach ist das nicht. Wer schon mal in der Nähe des Polarkreises fotografiert hat, wird bemerkt haben, dass die Sonne dort sogar fast im Norden oder Süden auf- bzw. untergehen kann. Eine Sunrise Location im Winter wird so schnell zur Sunset Location im Sommer oder umgekehrt. Ganz so extrem ist es in gemäßigten Breiten nicht, dennoch machen sich die Jahreszeiten auch hier beim Mesa Arch bemerkbar. Rund um den 21. Dezember zeigt sich die Sonne noch weiter rechts als auf unserem Winterbild und Mitte/Ende Juni verschwindet sie sogar links im Foto gänzlich hinter dem Felsbogen. Es ist sicherlich Geschmacksache, aber uns gefällt es hier am besten im April oder Ende August, wenn die Sonne direkt hinter den prominenten Felstürmen Washer Woman und Monster Tower aufgeht.

Herrlich sind auch die Winterbilder, wenn hier mehr Schnee liegt. Wir hatten ja eigentlich auf deutlich mehr Schnee gehofft, aber hier war – anders als im Arches NP – leider nicht mehr viel übrig von dem vielen Weiß, das im Dezember gefallen war. Und die neuen Schneefälle, die sie zum Zeitpunkt unseres Aufenthalts angekündigt hatten, sind nie eingetroffen… Nur das mit den eisigen Temperaturen stimmte, heute früh war es bitterkalt: -17°C!

Fotografieren im extremen Gegenlicht:

Was man leider beim obigen Fotovergleich auch sofort sieht, ist die recht unterschiedliche Qualität der Sonnensterne. Die Herbst- und Frühlingsbilder sind mittlerweile fast 10 Jahre alt und stammen aus einer Zeit, als wir noch mit etwas schlechterem Equipment unterwegs waren. Eine neue Kamera liefert keine schöneren Bilder (bestenfalls größere und rauschfreiere), ein hochwertiges Objektiv allerdings schon. Vor allem bei extremem Gegenlicht macht sich eine besser vergütete Linse bezahlt und sorgt meist für hübschere Sonnensterne und deutlich weniger Lens Flares, jene unliebsamen hellen kreisartigen Flecken, die bei Gegenlicht durch Reflexionen oder Streuung vor allem bei Zoomobjektiven entstehen können. Und hier liegen z.B. wahre Welten zwischen den “normalen” L-Linsen von Canon wie dem EF 24-105mm f/4 L II USM (Herbstbild) und dem etwas teureren EF 16-35mm f/2.8 (Winterbild)!

Für sternförmige Strahlen rund um Lichtquellen braucht man weder Photoshop noch Sternchen-Filter. Hierfür muss man lediglich mit einer möglichst kleinen Blende arbeiten (f/16-22). Und nicht nur die Vergütung des Objektivs ist entscheidend für das Aussehen der Sterne, sondern auch die Blendenlamellen. Eine ungerade Zahl ist günstig und erzeugt exakt doppelt soviele Strahlen, das Canon EF 16-35 mit seinen 7 Blendenlamellen bildet deshalb z.B. immer 14 Strahlen ab (wie am ersten Foto), das EF 24-70 mm f/2.8L sogar 18 Strahlen (9 Lamellen).

Der Mesa Arch vom rechten Ende der Fotografenreihe gesehen.Man kann den Bogen natürlich auch ohne Sonnenstern ablichten, schon allein das Glühen ist ein tolles Motiv! Und manchmal besser, als wenn zahllose “Lens Flares” das Bild ruinieren. Ebenso gut lässt sich der Mesa Arch auch tagsüber fotografieren (oder nachts mit der Milchstraße). Er wirkt dann allerdings ganz anders, bei entsprechend dramatischer Stimmung aber mitunter auch nicht schlecht. Es glüht dann nur nichts und der Felsbogen erscheint insgesamt eher fahlgrau.

Allgemeines & weiterführende Links:

Wettervorhersage: Wenn man sich anderorts zum Sonnenaufgang immer ein paar Wölkchen wünscht, so können diese hier schnell zum Supergau werden. Die Wettervorhersage “clear sky” oder “mostly clear” wäre wünschenswert. Bei einem “mostly cloudy” ist man vermutlich am Dead Horse Point, Marlboro Point, in der Windows Section oder beim Broken Arch besser aufgehoben.

Anreise: Sofern man nicht im Canyonlands NP oder im Dead Horse Point SP campt, muss man ausgehend von Moab mit etwa einer Stunde rechnen. Von der US-191 geht es 11 mi nördlich von Moab auf die UT-313, die in die Island in the Sky Road übergeht. 6,3 mi hinter dem Besucherzentrum bzw. nach ca. insgesamt 39 mi ist der Mesa Arch Trailhead erreicht. Beide Wege, die vom Parkplatz zum Felsbogen führen, sind in etwa gleich lang (400 m one-way). Hier noch ein wichtiger Link, die Sonnenaufgangszeiten.

Unterkunft: In Moab meist ein heikles Thema. Trotz relativ großer Bettenkapazität sollte man in dieser Ortschaft in den Monaten März (spring break!), April (“peak season” schlechthin!), Mai, Juni sowie im September/Oktober besser ein Quartier im Voraus reservieren. Sonst findet man entweder nur noch reichlich überteuerte Zimmer vor oder gar keine Bleibe für die Nacht. Im Winter geht es zum Glück entspannter zu, so buchten wir erst am Vortag und das mit 20%-Rabatt, den man neuerdings bei den Häusern der Best Western Kette als “nicht stornierbaren” Tarif online angeboten bekommt (bei Super 8 Motels gibt’s auch 15%). Im Vergleich: AAA bringt nur 10%; Coupons manchmal mehr, manchmal auch weniger. Umgerechnet 49 Euro für ein nettes Zimmer mit Frühstück in einem Best Western Plus war ordentlich fair! Auf meine Anfrage, wie hoch denn die Preise zur “peak season” klettern, hieß es 185-285 USD (da stimmt das Preis-/Leistungsverhältnis dann leider überhaupt nicht mehr…!).

Aber im Winter können wir das Best Western Greenwell Inn uneingeschränkt empfehlen! Zum Frühstück werden die Pancakes sogar von einer Mitarbeiterin hinter der Theke zubereitet und mit Erdbeeren und Sahne versehen, sofern man sich nicht für Apfelpüree oder etwas anderes entschieden hat. Und wir staunten nicht schlecht: es gab auch Wurst und Käse zum Brot! Hatten wir so etwas im Südwesten der USA überhaupt schon mal erlebt…!? :-/

Und dann noch Oatmeal, Eierspeise, kleine Kartoffelecken, Faschierte Laiberl (Hackfleisch ;) ), French Toast, Muffins die erstmals so aussahen, als könnten sie sogar aus einer feinen Bäckerei stammen… und was war das… griechischer Yogurt!?
Blöd nur, dass wir trotz drei Übernachtungen in Moab heute zum ersten und letzten Mal in den Genuss dieses deluxe continental breakfast kamen. Und das auch noch gerade so kurz vor “Sperrstunde”. Aber hier wurde das Essen nicht überpünktlich weggeräumt wie bei so vielen anderen Frühstücksbuffets. Ganz im Gegenteil, die Dame hinter der Theke fragte sogar extra nach, ob wir nicht noch etwas haben möchten und gab mir dann noch völlig unaufgefordert ein paar Zipplastiksackerln mit für unsere Muffins. Wirklich TOP! :stern: