Wildflowers Reports 2009:
Die Wildblumen im Süden von Kalifornien und Arizona

California Poppy - California State WildflowerWie bereits an anderer Stelle hier im Blog angedeutet, werfen wir seit geraumer Zeit immer wieder einen hoffnungsvollen Blick auf die Wildflower Updates. Und da wir ohnehin für uns eine Art Übersicht der wichtigsten Links rund um das Thema “Wildblumen im Südwesten der USA” zusammengestellt haben, dachte ich mir warum nicht gleich in den Blog reinstellen. Vielleicht hilft es doch auch den einen oder anderen bei der Planung. :)

Wobei genau hier beginnt auch schon das größte Problem: Wildblumen lassen sich nicht einfach “planen”! Genaue Prognosen im Voraus sind nahezu unmöglich. Einigermaßen zuverlässig sind die Kakteen oder Joshua Trees sowie andere ausdauernde Wüstenpflanzen, ausgesprochen launisch hingegen verhalten sich die “desert wildflowers” wie z.B. der berühmte Goldmohn (mexican poppies, eschscholzia californica), die Wüstenlupinen (desert lupines, lupinus sparsiflorus), die Wüstensonnenblumen (desert sunflowers, geraea canescens), die Nachtkerzen (dune evening primroses, oenothera deltoides) oder Sandverbenen (sand verbena, abronia villosa).

In welchen Jahren sie uns mit ihrer schönsten Blütenpracht berauschen, das ist eine Wissenschaft für sich. Viele Faktoren spielen hierbei eine Rolle und nicht alle konnten bis heute restlos aufgeklärt werden. Einige wenige von ihnen zeigen sich einfach nach heftigen Niederschlägen, aber die Mehrheit der Wildblumen ist deutlich anspruchsvoller. Sie wollen und brauchen die richtigen Menge an Feuchtigkeit zur richtigen Jahreszeit. Die Vorentscheidung, wie üppig eine Frühlingsblüte in der Mojave oder Sonora Wüste ausfällt, wird in der Regel nicht erst im Winter gefällt, sondern schon bereits während der Herbstmonate. Damit ihre Samen zu keimen beginnen, muss es zwischen September und Anfang Dezember mindestens einen 1 inch (2,54 cm) regnen und je früher im Herbst, desto besser für die Wildblumen. Und auch bis in den März hinein sollte es weiterhin regelmäßig leichte Niederschläge geben. Im Schnitt, schätzen Forscher, benötigen die Wildblumen insgesamt an die 5-8 inches. Hinzu kommt noch ein zweiter wichtiger Faktor: die optimale Lufttemperatur. Wenn die Samen keimen, darf es weder zu kalt noch zu warm sein.

Indian PaintbrushUnd als ob das alles noch nicht schon genug wäre, gibt es zudem noch ein Schreckgespinst namens La Niña, die unbeliebte kleine “Schwester” des Klimaphänomens El Niño. Wenn sie die Großwetterlage über den Pazifik bestimmt, kann man das Makroobjektiv getrost zu Hause lassen. “Wildblumen-Pleiten” sind dann meist vorprogrammiert. Zweimal hatte ich bereits das recht zweifelhafte “Vergnügen” ein El Niña Frühjahr erleben zu dürfen.

1999 hatte ich meinen USA-Urlaub ganz nach den Wildblumen ausgerichtet – nach dem Motto zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Die Bilder, die ich zuvor vom Anza Borrego State Park gesehen hatte, waren einfach nur grandios. Felder aus lilafarbenen Sandverbenen und weißen Nachtkerzen so weit das Auge reicht. Wie bitter sah dann die Realität Mitte März vor Ort aus: eine staubtrocken karge Wüste erstreckte sich bis an den Horizont und das nicht nur am Font´s Point. Ich erfreute mich an den drei bis vier Sandverbenen, die sich vor der Hitze noch nicht verkrochen hatten. Bei unserer Hochzeitsreise im Jahr 2007 kam es sogar noch schlimmer: Mitte März gab es im Anza Borrego S.P. nicht einmal mehr eine einzige Sandverbene. Absolut nichts blühte, außer ein paar Ocotillos im Coyote Canyon…

Wer Wildblumen fotografieren möchte, der muss vor allem eines sein: flexibel. Und man sollte möglichst immer die Updates verfolgen um vor Ort die Reiseroute noch entsprechend umzuplanen oder nicht. Manchmal herrschen lokal doch ganz andere Gesetze, als die von der Großwetterlage diktierten.

Die derzeitige, großräumige El Niño/La Niña Vorhersage für 2009 sollte man sich jedenfalls lieber nicht anschauen… alles deutet leider darauf hin, dass dieses Jahr im Südwesten eher noch das “falsche Tropenkind” das Sagen hat.

Dennoch gibt es aber laut DesertUSA schon Erfreuliches aus der Nähe von Wickenburg, AZ, zu berichten. Dort blühen bereits die allerersten Poppies! Im Anza Borrego zeigen sich die ersten Sandverbenen, die Wüstensonnenblumen und die Wüstenlupinen. Im Death Valley hat es während der letzten Wochen sogar 2 inches geregnet. Das heißt noch nicht, dass man im Tal des Todes bald wieder Boot fahren kann wie im Frühjahr 2005, aber alles spricht dafür, dass es heuer in Kalifornien doch noch eine “good bloom” geben könnte.
Wie heißt es so schön? Die Hoffnung stirbt zuletzt und bis dahin wird täglich ein Blick auf die Wildflower Reports geworfen… :)

Wann blüht es wo?

Claret Cup CactusNach feuchten Herbst- und Wintermonaten zeigen sich bereits Ende Januar die ersten Wildblumen in den Ebenen und Niederungen, in höher gelegenen Gebieten kann es bis in den April/Mai hinein dauern. In jeder Höhenlage und an jedem Ort gibt es unterschiedlichste peak seasons, aber die allermeisten Wildblumen blühen ist in der Regel im März/April. Das gilt auch für andere Pflanzen wie z.B. die Joshua Trees und Yuccas im Joshua Tree N.P., die Beavertail Kaktus in der Nähe von Las Vegas oder die wunderschön zweifarbigen Prickly Pears in der Umgebung des Big Bend N.P. Die großen Kakteen sind meist deutlich später dran, so blühen z.B. die Saguaros oder die Organ Pipes erst Ende April bzw. im Mai.

In der Folge einige ausgewählte Wildflower Locations:

(diese Liste wird sicher später noch ergänzt)


IMPERIAL VALLEY:

– Beste Zeit? Von Ende Januar bis Mitte März
– Welche Blumen? desert lilies, evening primroses, sand verbena, lupines
– Wo? z.B. in den Algodones Sand Dunes


ORGAN PIPE N.M.:

– Beste Zeit? Mitte Februar bis Mitte März
– Welche Blumen? poppies, lupines, owl clover, globemallow


ANZA BORREGO STATE PARK:

– Beste Zeit? Von Mitte Februar bis Mitte März
– Welche Blumen? Wo? sand verbena und primroses, der State Park ist berühmt für seine wunderschön lila und weiß gesprenkelten sandigen Ebenen. Etwas später im Jahr, von Mitte März bis Mitte April blühen poppies, buttercups, lupine, penstemons, mallows in der Nähe von Anza, Julian und Warner Springs.
– Wildflower Reports: www.abdnha.org/pages/03flora/reports/current.htm oder www.desertusa.com/wildflo/ca_abdsp.html. Der State Park hat manchmal sogar eigens erstellte Wildflower-Karten, ein genialer Service! :)
Im Dezember fiel in Borrego Springs viel Regen und die umliegenden Berge waren sogar mit Schnee bedeckt, so dass die Wüste Anfang Januar bereits ausgesprochen viel Grün zeigte und auch die großen Lieblinge der Hummingbirds, die roten Chuparosa blühten schon. Mit Anfang Februar beginnt die offizielle wildflower season und die Prognosen sehen derzeit nicht schlecht aus, denn dieses Jahr wurden hier bereits über 4 inches Regen gemessen und es werden neue Niederschläge für das kommenden Wochenende erwartet. :dance:
Zum Beispiel auf dieser Webseite kann man sich unter “History” die exakte Niederschlagsmenge während der letzten Monate ansehen.


COACHELLA VALLEY:

– Beste Zeit? Ende Februar bis Anfang April
– Welche Blumen? verbena, evening primrose, sunflower
– Wo? Am nördlichen Ufer des Salton Sea, im Box Canyon und an der Del Sol Road
– Wildflower Reports: In der Nähe von Thousand Palms ist es jetzt Mitte Februar ausgesprochen grün und es blühen bereits die ersten Lupinen und Sandverbenen.


DEATH VALLEY:

– Beste Zeit? Ende Februar bis Ende Mai
– Welche Blumen? Wo? desert star, blazing star, poppies, verbena, evening primrose in den unteren Lage (Jubilee Pass, Hwy. 190 near Furnace Creek Inn, base of Daylight Pass). Im April/Mai blühen paintbrush, wildrose, golden rabbitbrush, daisies, desert mariposa und lupines in den Panamint Mountains.

Es kann aber auch deutlich früher blühen im Death Valley. Nach den heftigen Niederschlägen im Winter 2015/16 zeigten sich bereits Ende Januar an der Badwater Road große Blumenfelder.


PICACHO PEAK S.P.:

– Beste Zeit? Ende Februar bis Anfang März
– Welche Blumen? Schöne Poppies unter mächtigen Saguaros
– Wildflower Reports: https://azstateparks.com/wildflowers


SAGUARO N.P.:

– Beste Zeit? Ende Februar bis Mitte März
– Welche Blumen? poppies, lupines, owl clover


LOST DUTCHMAN S.P.:

– Beste Zeit? Mitte März
– Welche Blumen? poppies, lupines
– Wildflower Reports: https://azstateparks.com/wildflowers
Letztes Jahr gab es hier auch am 23. März noch ein herrliches Blumenmeer.


EAST MOJAVE, JOSHUA TREE N.P.:

– Beste Zeit? Mitte März bis Mitte Mai
– Welche Blumen? desert sunflower, sage, asters, poppies, verbena
– Wo? im März in den tieferen Lagen, im Mai in den höheren Lagen des Joshua Tree N.P. sowie entlang des Hwy. 66 zw. Barstow und Needles
-Wildflower Reports: www.desertusa.com/wildflo/ca_jtnp.html


ANTELOPE VALLEY CALIFORNIA POPPY RESERVE:

– Beste Zeit? Ende März bis Mitte April
– Welche Blumen? poppies, phacelia, coreopsis, desert aster, gilia, primrose
– Wildflower Reports: www.parks.ca.gov/default.asp?page_id=627
In diesem Winter gab es etliche starke Niederschläge und Schneefälle. Angeblich lieben Poppies den Schnee, wir werden es hoffentlich bald sehen, ob das Gerücht stimmt! :)
Update April 2009: Unser Bericht über die Antelope Valley Califonia Poppy Reserve. Auch der Blick in die nähere Umgebung des Schutzgebiets lohnt sich!


TEHACHAPI MOUNTAINS:

– Beste Zeit? Ende März bis Mitte April
– Welche Blumen? poppies, lupines
– Wo? Die kleine Siedlung Gorman an der I-5 nördlich von L.A. ist berühmt für ihre farbenprächtigen Hügel. Aber Achtung! Viele von ihnen sind in Privatbesitz und für trespassing zahlt man hier hohe Strafen! Wunderschöne Ecken gibt es auch im Hungry Valley sowie im Peace Valley.
– Wildflower Reports: ohv.parks.ca.gov/?page_id=21945


CARRIZO PLAIN NM:

– Beste Zeit? Mitte März bis Mitte April
– Welche Blumen? goldfields, tidy-tips, fiddleneck, hillside daisies, sun cups, poppies, lupines, baby-blue eyes, etc.
– Wo? Westlich von Bakersfield über die #58 zu erreichen. Besonders schön in der Tremblor Range bei der ungeteerten Elkhorn Rd südlich vom Wallace Creek Trail sowie an der ebenfalls nur bei Trockenheit zu befahrenden Hurricane Crocker Spring Road über den Pass in Richtung Osten (Fellows, CA).
– Wildflower Reports: https://theodorepayne.org/learn/wildflower-hotline/


Allgemeine Wildflower Reports and Outlooks:

http://www.desertusa.com/wildflo/wildupdates.html
https://azstateparks.com/wildflowers
http://www.desertmuseum.org/programs/flw_blooming.html
http://wildinarizona.com/

Foto-Tipp:

WildflowersWas man neben der richtigen Jahreszeit auch beachten sollte, ist die richtige Tageszeit. Die meisten Wildblumen schließen nachts ihre Blüten und die ersten Sonnenstrahlen hauchen ihnen nur langsam wieder Leben ein, d.h. von ihrer schönsten Seite zeigen sie sich meist am nicht allzu frühen Vormittag. Und sofern man das Motiv nicht in die Landschaft einbettet, sondern eher close-ups machen möchte, steht man dann doch vor einem Problem: Das bereits recht grelle Sonnenlicht und die dardurch entstehenden harten Schatten schmeicheln nicht gerade den Blumen (siehe Foto nebenan). Abhilfe schafft hier entweder eine Wolke oder ein “Durchlicht Reflektor”, der das grelle Sonnenlicht zerstreut und etwas weicher macht.

Wildblumen Bestimmungshilfen / Wildflower Field Guides:

www.calflora.org/
www.desertusa.com/flora.html
http://www.flickr.com/photos/zen/28900588/

Bücher:

Wir sind im Besitz von zwei Büchern von Philip A. Munz aus der Reihe “Introduction to California”: die “Desert Wildflowers” sowie die “Spring Wildflowers”. Eine Empfehlung kann ich aber für beide nicht aussprechen. Wesentlich besser, handlicher und übersichtlicher sind die kleinen Hefte, die man u.a. in den Besucherzentren der National Parks erhält, darunter z.B. “100 Roadside Wildflowers”, “100 Desert Wildflowers” oder “100 Texas Wildflowers” aus dem Verlag Southwest Parks and Monuments Association.
Auch dieses eBook von Colleen Miniuk-Sperry hat uns recht gut gefallen.

Wildblumen-Links:

Ein paar USA Wildflowers haben auch wir schon online, aber ich hoffe, da kommen bald noch mehr dazu.
Und diese Bilder zum Abschluss nenne ich einfach nur einmal … “Inspiration”… ;)

www.feralflowers.com/gallery-3.htm