Die Hoodoos am Stud Horse Point
Gut durchgeschüttelt wachten wir heute auf. Die ganze Nacht über hatte es gewaltig gestürmt und richtiggehend “cats and dogs” geregnet. Und wir standen hier mitten in der Wildnis auf dem sandigen Parkplatz von Thousand Pockets. Das Gröbste schien aber überstanden zu sein und der Himmel war im Morgengrauen so gut wie wolkenlos. Was war jedoch das, was draußen noch so rauschte? Kaum zu glauben, aber jener sandige Wash unterhalb der Ridge, in dem wir gestern um ein Haar mit unserem SUV stecken geblieben waren, hatte sich über Nacht in einen tosenden Fluss verwandelt. Nicht daran zu denken, wenn wir dort übernachtet hätten…!
Tony und wir sind uns einig: nochmals hinauf zu Thousand Pockets musste heute nicht sein, warum nicht kurz hinüber zum Stud Horse Point schauen? Es ist zwar eher eine klassische sunset location, aber wenn man schon mal hier ist…
Die Piste war zum Glück (ähnlich wie bei White Pocket) auch im nassen Zustand tadellos zu befahren. Ein kurzes Teilstück hinter dem Parkplatz steht allerdings gehörig unter Wasser. Ich steige sicherheitshalber mal aus um die Tiefe zu testen. Kein Problem und ich winke beide Autos vorbei. Keine 15 Minuten später stehen wir am südlichen Ausläufer der Stud Horse Point Ridge.
Zum Stud Horse Point gibt es eigentlich nicht viel zu schreiben. Eine kleine Hoodooansammlung auf einem Plateau, weder besonders groß, noch sonderlich farbprächtig. An die anderen großflächigen und schönen Hoodoogebiete im Südwesten wie z.B. die Bisti Badlands, die Wahweap Hoodoos oder Rimrocks reicht sie nicht heran. Aber auch wenn man die Steinpyramiden hier nicht als “herausragend” bezeichnen kann, so sind sie dennoch einen kurzen Abstecher wert. Die besten Bedingungen hat man am Stud Horse Point bei Gewitterstimmung am späten Nachmittag. Gestern waren wir leider zur richtigen Zeit am falschen Ort. Hier hätten wir sie gehabt, die schönen Felsformationen als Motiv im Vordergrund, etwas das wir ja am Vortag bei Thousand Pockets so kläglich vermisst hatten…
Steffen kannte die Hoodoos am Stud Horse Point schon seit einigen Jahren, für mich war es heute die Premiere. Den Sonnenaufgang draußen in der Natur zu erleben, ist immer etwas schönes und so begab sich jeder von uns auf der Suche nach einem netten Motiv und genoss die unglaubliche Ruhe, die auf diesen Plateau hoch oberhalb des Lake Powells herrschte. Noch besser als die Hoodoos hat mir allerdings das Dickhornschaf gefallen, das uns anfangs nicht bemerkt hatte, dann aber leider doch recht scheu zurückwich. Es war ein ausgewachsenes männliches Tier und entsprechend ansehnlich.
Wir verweilten eine knappe Stunde am Stud Horse Point, dann planten wir wieder spontan unsere Reise um: da es so dermaßen gegossen hatte und das auch noch die ganze Nacht hindurch, hatten wir die Hoffnung bei White Pocket wieder so schöne Pools anzutreffen wie im letzten Herbst. Diese ging zwar nicht ganz in Erfüllung (da muss es offensichtlich wirklich einige Tage kräftig regnen), aber in dieser herrlichen Umgebung verbringen wir immer wieder gerne freiwillig eine weitere Nacht im Auto.
Anfahrt: Der Stud Horse Point befindet sich nördlich von Page unmittelbar vor der Grenze zum Bundesstaat Utah, gute 3,3 mi vom Hwy. 89 entfernt. Für die Anfahrt empfiehlt sich auf jeden Fall ein 4WD-SUV. Der Verlauf der Pisten lässt sich sehr schön in Google Earth verfolgen und auch die Hoodoos sind dort eingezeichnet. Zwischen den Meilenmarkern 565 und 566 ca. 5,6 mi vom Glen Canyon Damm entfernt, biegt man von der US 89 in Richtung Westen auf eine zwar asphaltierte, aber doch sehr holprige Nebenstraße ab (GPS: 36°59’02”N, 111°33’07”W; WGS84). UPDATE 2012: Es gibt eine neue Piste, die direkt neben dem Asphalt verläuft und die nun wohl von den meisten genutzt wird. Nach bereits 0,8 mi geht es nach links auf eine unbefestigte Straße (36°59’17”N, 111°33’54”W) und auch an der nächsten Straßengabelung nach weiteren 1,5 mi (36°58’38”N, 111°35’16”W) heißt es wiederum links halten. Bei der nächsten Y-Kreuzung (36°58’22”N, 11°35’29”W) wendet man sich nun erstmals nach rechts, und knapp 0,3 mi später abermals nach rechts (36°58’20”N, 111°35’44”W). Dieser Piste folgt man nun nach Norden, hält sich bei 36°58’54”N, 111°36’03”W rechts und gleich darauf bei 36°58’57”N, 111°35’58”W dann links. Nach weiteren 0,5 mi ist der Parkplatz am Plateau des Stud Horse Point erreicht (36°59’21”N, 111°36’09”W). Hier muss man nur einen kurzen Blick hinunter werfen und schon sieht man die kleine Hoodooansammlung.