Bienenfresser in Sachsen

Seit einigen Jahren fühlen sich auch exotische Vögel wie der Bienenfresser in Sachsen wohl - sehr zu unserer Freude. :-)Der Klimawandel macht sich auch in der Tierwelt bemerkbar. Langsam aber doch fühlen sich immer mehr Exoten in unseren Breiten wohl. Auf Tigermücken und Ähnliches könnte man getrost verzichten, über manch andere neue Gäste hingegen freut man sich als Fotograf. So trifft man beispielweise die Bienenfresser (Merops apiaster) nun auch in Süd- und Mittel-Deutschland an. Ihr Verbreitungsgebiet verschiebt sich pro Jahr 2-20 km in nördliche Richtung. Zwar wurden sie erstmals hierzulande schon in den 1960er-Jahren nachgewiesen, aber feste Kolonien haben sich damals selten etabliert. Richtig los ging es erst kurz vor der Jahrtausendwende, als diese herrlich farbenfrohe Vogelart den Kaiserstuhl in Baden-Württemberg für sich entdeckt hat, und nur etwas später siedelten sie sich in Sachsen-Anhalt unweit der sächsichen Landesgrenze dauerhaft an. Von den derzeit knapp 3.500 Paaren (Quelle) deutschlandweit brütet mehr als ein Drittel im Saaletal sowie am Geiseltalsee und Großkaynaer See bei Merseburg südöstlich von Leipzig. Seit 2004 bilden Bienenfresser aber auch beachtliche Kolonien in Sachsen. Hierfür bevorzugen sie die steilen Uferabbrüche bei der Vereinigten Mulde im Leipziger Tiefland, die lehmigen Klippen an der Mittelelbe wie auch Abbaugruben aller Art (u.a. in Oschatz und in der Oberlausitz).

Am häufigsten brüten Bienenfresser in Südost-Europa und auf der Iberischen Halbinsel. Wir kannten diese Vogelart bislang nur aus dem sommerheißen Burgenland in Österreich. Am Ungerberg bei Weiden am See lässt sich das rege Treiben der Bienenfresserkolonie aus einer Beobachtungshütte gut verfolgen. Die Stelle ist sogar bei Google Maps ausgewiesen (Karte).
Ganz anders in Sachsen. Dadurch dass es nur wenige Brutplätze gibt, werden diese besonders streng geschützt. Von der Errichtung von Hütten, aus denen jeder die Vögel ohne zu stören bewundern kann, ist man hier leider weit entfernt. Ich hoffe, das ändert sich im Lauf der kommenden Jahre irgendwann… Derzeit findet man auch keinerlei Infos dazu im Web, bis auf den Hinweis, dass sie seit geraumer Zeit auch in unserer Nähe in den Weinbergen rund um Meißen, Diesbar-Seußlitz und Riesa heimisch geworden sind.

Bunte Vögel üben eine große Faszination auf uns aus, Rätsel ebenso. B-)
Aber wir konnten gleich drei unterschiedliche Orte ausfindig machen, die wir diese Woche besucht haben. Zwei davon waren Volltreffer, nur eine versteckte Abbruchkante fernab der Elbe haben die Vögel wohl 2020 wieder aufgegeben. Lustig war aber, wie unbekannt diese Vogelart hierzulande ist! Der Bauer, bei dessen Nachbarn die Bienenfresser 2019 fleißig gebrütet hatten und wo man auch noch ganz eindeutig die von ihnen in die Steilwand gegrabenen Brutröhren sehen konnte, war erstaunt, wie schön diese Vögel sind, als ich ihm ein Foto gezeigt hatte. :)

Gleich 6 auf einen Streich, Bienenfresser leben in Kolonien
Nur selten sitzen sie mit leerem Schnabel auf einem Ast...
Entgegen ihrem Namen hielten die Bienenfresser bei uns immer nur allerlei andere Insekten im Schnabel. Hier eine Heuschrecke mit roten Flügeln?

Unauffällig sind Bienenfresser zwar nicht gerade, aber besonders groß auch nicht. Ihre Körperlänge beträgt 27-29 cm und die Flügelspannweite 44-49 cm. Anders als bei den Eisvögeln, sind hier Männchen und Weibchen kaum zu unterscheiden.
Bienenfresser sind Weltenbummler und kehren in unsere Breiten erst im späteren Frühjahr zurück. Sie graben ihre 1-2,5 m langen Bruthöhlen bevorzugt in Sand- und Lösswände, wo sie normalerweise ab Mitte Mai ihre 4-8 Eier ca. 3 Wochen lang bebrüten. Anschließend werden dann 3-4 Wochen lang die 4-6 Jungtiere gefüttert. Im Laufe des Augusts, manchmal auch erst im September, ziehen sie wieder gen Süden. Der Winter wird in den westafrikanischen Savannen oder in Ost-Afrika (Kenia) verbracht. Sogar hinunter bis nach Südafrika schaffen es diese Zugvögel, wie man mit Hilfe von Mini-Datenchips nachverfolgen konnte (-> ausführlichere Infos). Die Sahara überqueren sie meist non-stop in der Nacht. Schon irre, was so kleine Tiere leisten können oder müssen, um sich erfolgreich zu vermehren!

Bienenfresser ernähren sich hierzulande eher von anderen Insekten, als ihr Name vermutet lässt: In ihrem rund 4 cm langen Schnabel befanden sich während unseres Besuchs vor allem heuschreckenartige Lebewesen und Libellen. Selbst Hornissen werden im Flug erbeutet und dann mit kräftigen Schlägen gegen dicke Baumäste getötet. Das macht ordentlich Lärm und es war interessant ihnen dabei zuzusehen.

Sie können aber auch ganz schön zänkisch sein, wie folgendes Video zeigt (“real angry birds” :D ). Aber hier kommt die Farbenpracht ihres Gefieders noch besser zur Geltung als auf Fotos: