Sorbische Ostereier
Für uns zählen sie zu den schönsten überhaupt, die nach Jahrhunderte alter Tradition kunstvoll verzierten sorbischen Ostereier. Farbenfroh und reich an filigranen Ornamenten schmücken sie schon vor den Osterfeiertagen Wohnzimmer und Vorgärten in aller Welt. Mein erstes sorbisches Osterei hatte ich einst am Altwiener Ostermarkt auf der Freyung erworben, es geht aber nichts über den Besuch der Ostermärkte in der Lausitz, jenem Landstrich in Sachsen und Brandenburg, aus dem sie ursprünglich stammen. Den großen Sorbischen Ostereiermarkt im “Haus der Sorben” in Bautzen, bei dem alljährlich fünf Wochen vor Ostern das “schönste sorbische Osterei” prämiert wird, hatten wir leider versäumt. So haben wir heute stattdessen einen kurzen Abstecher nach Schleife zum zweitgrößten sorbischen Ostereiermarkt unternommen. Und wir sollten nicht die einzigen sein, die sich für das Event im Sorbischen Kulturzentrum aus fotografischer Sicht interessieren würden. Auch Getty Images war anwesend…
Bunte Eier gehören weltweit zu den traditionellen Osterbräuchen, auf so manchem wird es sogar bunt getrieben… Bild
Zu ihrer Höchstform hat sich die Kunst des Ostereierverzierens aber in der Lausitz entwickelt. Seit Generationen werden die speziellen Techniken an die Kinder und Enkel weitergegeben und immer mehr perfektioniert:
- Bossiertechnik / Buntwachstechnik: buntes Wachs wird mit einem geformten Federkiel oder Stecknadelköpfen aufgetragen und ist als erhabenes Muster (Bosse) zu sehen
- Reserviertechnik / Wachsbatiktechnik: Eier werden mit einem Wachsmuster überzogen und dann gefärbt, wobei die Stellen mit Wachs keine Farbe annehmen; edler die mehrfarbige Variante bei der das Ei nach und nach mit mehr Wachsmuster versehen und in immer dunklere Farbtunken gelegt wird
- Kratztechnik: kräftig gefärbte Eier werden von Hand mit einem spitzen Gegenstand abgekratzt; kraftaufwändig und schwierig, zumal die Eier auch sehr leicht zerbrechen
- Gravurtechnik: das Einritzen geschieht elektrisch; weniger anstrengend, schneller und feiner als die Kratztechnik
- Ätztechnik: die Farbe von nicht zu stark gefärbten Eiern wird mit einem Federkiel und Säure (Essig, Zitrone, HCl usw.) langsam wieder weggeätzt; früher verwendete man dafür auch Sauerkrauttunke
- Mischtechniken: Kombination mehrerer Methoden
Draußen war das Wetter heute leider alles andere als “frühlingshaft” und so verbrachten wir gleich mehrere Stunden in der großen Aula des Kulturzentrums. Es war faszinierend mit welchem Aufwand, die zerbrechlichen Kunstwerke entstanden. Nicht nur das Zuschauen machte Spaß, auch das was uns die Künstler erzählten, war ausgesprochen interessant. An die 300 Eier stellen Heidemarie Höft und ihre Tochter im Jahr her. Es ist ein Hobby, das vor allem mit Auszeichnungen beim Wettbewerb “Schönstes Sorbisches Osterei” honoriert wird. Im Schnitt benötigt man an die 2 Stunden für ein Wachsbatik-Ei und diese werden hier in der Lausitz für 5 oder 6 Euro verkauft. Es ist bestenfalls ein Taschengeld, leben kann von diesem Kunsthandwerk leider keiner mehr.
Ein breites Schmunzeln gab es, als Steffen die nette alte Dame vom Bauernmuseum in Bergen mit den schönen Pulswärmern nach den sorbischen Trachten befragte. Sie wird auch am Land nur zur festlichen Anlässen aus dem Schrank geholt und schon in den 1970er Jahren war angeblich die jüngste Frau, die noch im Alltag ihre Tracht trug, gute 60 Jahre alt…
Gleich vier Stück wanderten in unseren Besitz über: zwei Bossiertechnik-Eier, ein Kratztechnik-Ei und ein Mischtechnik-Ei (Batik mit Gravurtechnik). Da auf unseren Korkenzieherhaselzweigen noch ein wenig Platz ist und wir auch mit unserer Fotoausbeute nicht unbedingt zufrieden sind, werden wir nächstes Wochenende wohl noch den Sorbischen Ostermarkt in Neuwiese ansteuern (Link). Und das Schönste am heutigen Tag: der letzte Satz stammt nicht mal aus meinem Mund…
Sorbisches Kulturzentrum, Friedenstr. 65, Tel: 035773-77230
Eintritt: 2 Euro, Anfahrt von Dresden: ca. 1:15 Std.
So eine filigrane Arbeit wäre nichts für mich. Da würde ich sehr schnell die Lust verlieren. Christine hat 9 Kanarienvögel, da fallen in der Brutzeit auch einige Eier an. Sie meinte, wir könnten die doch anmalen.
Ausgeblasen habe ich aber schon einige.
Eine schöne Osterzeit.
Thomas
Thomas, die müsste man aber schon fast mit der Lupe bemalen oder wie groß sind so Kanarienvogeleier?
Wünsch Euch auch schöne Osterfeiertage! Schreib Dir aber sicher vorher noch ein Mailchen, hätte da nämlich eine kurze Frage an die Spezialisten zu den Wölfen in der Lausitz!
VLG,
Isa
Hach, das blöde Wetter aber dafür habt ihr schon einmal genug Osterfotos!
Manchmal ist Handwerkskunst gar nicht so altmodisch und häßlich .. gefällt mir
Susan
Ich habe mal die Eier von den Kanarienvögel nachgemessen. Das größte Ei ist 2cm lang und 1,5 cm dick. Doch die meisten sind kleiner.
Na dann viel Spaß beim bemalen.
Speziell zu Ostern gilt.
Augen auf beim Eierkauf, am besten am Anfang eine 0 für Bioeier.
Thomas
Thomas, etwas anderes kommt nicht in meinen Kühlschrank! Allerdings auch keine Bio-KV-Eier… …
Susan, altmodisch finde ich die Sorbischen Ostereier eigentlich auch nicht. Hoffe mal, das liegt nicht schon am Alter…!
Den Ostermarkt in Neuwiese kann ich aber leider nicht empfehlen. Wir waren gestern dort. Viel kleiner, viel weniger Ostereiermaler und somit leider auch lange nicht so schöne Ostereier wie in Schleife.
elbaufwärts,
Isa
Ich war gestern spontan auf dem Ostereiermarkt! Es war wirklich fantastisch zu sehen welche vielfältigen Möglichkeiten es gibt die Eier zu bemahlen. Vielen Dank noch mal an Melanie für dieTipps und Hinweise für die Farbe! Ich probiere es aus und werde berichten :-)
Beste Grüße Peter
Nach Schleife wären wir auch am liebsten gefahren, haben aber leider jetzt am we keine Zeit.
Wir waren dieses Jahr in Hoyerswerda, dort fand ich den Markt nur soso, mehr “Klimbim” als Sorbische Ostereier… Zum Glück war aber Beatris Sachse wenigstens dort, sonst hätt ich wahrscheinlich keine Geschenke gefunden.
Viel Spaß jedenfalls beim Üben und viel Erfolg! Vielleicht sieht man Dich ja nächstes Jahr schon mit den Kunstwerken in Bautzen oder Schleife.
An Nachwuchs mangelt es eh! Melanie ist da die Ausnahme!
VG, Isa