Island – die beste Reisezeit

Entgegen der geläufigen Meinung ist es in Island (ICELAND) nicht eisig kalt, an manchen Wintertagen ksann es an der Südküste durchaus wärmer sein als in Mitteleuropa. Der späte Winter ist auch die beste Jahreszeit für den Besuch des Eisstrandes bei der Jökulsarlon Gletscherlagune.Uns erreichen immer mehr Zuschriften zum Thema “Island”, daher ist es vielleicht an der Zeit für ein paar allgemeinere Berichte hier im Blog. Den Anfang macht jetzt eine uns gern gestellte Frage: “Wann ist die beste Reisezeit für Island?” bzw. “Welche Jahreszeit würden wir für einen Erstbesuch empfehlen?”. Und gerade diese Frage ist alles andere als leicht oder schnell zu beantworten, denn DIE ideale Reisezeit für Island existiert leider nicht. Aber um das Wichtigste gleich vorweg zu nehmen: Es gibt jedoch einige Monate im Jahr, die wir als GAR NICHT ideal einstufen würden. Dazu zählt der Zeitraum zwischen Ende März und Anfang Juni sowie Oktober und November, die zwei niederschlagreichsten Monate in Island. Wer im Frühling oder Herbst hinfährt, weil dann der Urlaub vielleicht einen 1.000der weniger kostet, der läuft große Gefahr am Ende nur enttäuscht zu sein von einem Land mit “graubraunen Hügeln” und wo zu dieser Zeit viele der schönsten Plätze noch bzw. schon unter einer dicken Schneedecke verborgen liegen. Hier spart man unserer Meinung nach am völlig falschen Fleck.

Island ist generell kein günstiges Reiseland, außer dem Flug dorthin und dem Internet vor Ort ist nahezu nichts – und zwar wirklich nichts – preiswert. Die zwei größten Kostenpunkte sind der Mietwagen und die Unterkünfte, aber auch das Essengehen ist – sofern man sich nicht nur von Knäckebrot und Käse oder “Packerlsuppen” ernähren will – kein billiger Spaß. Und um sich nachträglich nicht zu ärgern, sollte man lieber die vielen Euros dafür nicht auch noch zur falschen Jahreszeit ausgeben. Achtung, das ist unsere ganz persönliche Ansicht und dieser ganze Blog ist natürlich sehr subjektiv. Aber wenn wir einigen Lesern aufgrund falscher Erwartungen eine Enttäuschung vor Ort so ersparen können, erfüllt dieser Bericht schon seinen Zweck. ;)

 

DIE BESTE JAHRESZEIT FÜR EINEN ISLAND-BESUCH?

Wer Island von seiner schönsten Seite erleben möchte, sollte unserer Meinung nach nicht vor Mitte Juni hinfliegen. Juli und August sind natürlich am teuersten und leider am überlaufensten, aber nur dann kommt man auch in das einzigartige Hochland und nur dann ist die Insel wirklich so sagenhaft grün, wie wir sie alle von den Bildern kennen. Einige Moosarten erscheinen auch den Winter über noch grünlich, aber das auch nur, wenn sie – wie gesagt – nicht unter Tonnen von Schnee begraben liegen. ;)
Der Hochsommer ist die beste Zeit für einen Erstbesuch, mit Abstrichen auch der September. Und für einen Zweitbesuch rückt dann vor allem der späte Winter in den Fokus (Polarlichter, Eishöhlen etc.). Aber nun der Reihe nach, ich fange hier mal mit dem Aufzählen der wichtigsten Vor- und Nachteile einer Sommerreise an:

 

DER HOCHSOMMER IN ISLAND

  • + Die Mitternachtssonne: Von Ende Mai bis Mitte August wird es nachts nicht dunkel. Man kann so viel Zeit im Freien verbringen, wie man will, die Nächte durchwandern oder nach Mitternacht noch gemütlich in einer heißen Quelle liegen und die endlosen Sonnenuntergänge genießen. Wobei wir gleich beim Pluspunkt Nr.2 angelangt wären:

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    Die endlosen Sonnenauf- und -untergänge sind sicherlich nicht nur für Fotografen ein Traum. Wo hat man schon jeden Tag so tolles goldenes Licht und im Anschluss fast 5 Stunden lang rotglühende Wolken am Himmel, weil die Sonne um die Sommersonnenwende (am 20., 21. oder 22. Juni) nur knapp unter dem Horizont verschwindet.

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    Das Hochland ist meistens ab Ende Juni zugänglich – manchmal auch schon früher, manchmal aber auch erst viel später (siehe hierzu: Übersicht der durchschnittlichen Pistenöffnungstage). Ein kurzer Abstecher nach Landmannalaugar oder Kerlingarfjöll ist einfach ein “Muss”!
    Wer längere Aufenthalte oder größere Aktivitäten plant, sollte dort nicht zu früh aufschlagen. Einige Schneefelder versperren im frühen Sommer manchmal noch den Zugang zum Hochland oder machen Wanderungen wie den berühmten “Laugarvegur” sehr beschwerlich, wenn nicht gar unmöglich.

  • +
    Es grün so grün… Island zeigt sich von seiner schönsten Seite. Das unglaubliche und unvergleichliche GRÜN in der Landschaft ist aber nur von kurzer Dauer (Mitte Juni bis Anfang September).

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    Großflächige Lupinenfelder in der Regel von Mitte Juni bis Mitte Juli (besondere Highlights: rund um Vik und bei Husavik).

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    Das Wetter ist im Frühsommer angeblich am stabilsten. Ausnahmen bestätigen hier aber die Regel und das leider immer wieder. Wetterkapriolen sind nie auszuschließen, kurze Schneeschauer können im Hochland jederzeit überraschend einsetzen. Mehrschichtige Bekleidung nach dem Zwiebelprinzip ist also auch im Hochsommer angesagt. Vom Bikini (für die heißen Quellen), T-Shirt, Wollpulli bis zur Skijacke sollte immer alles dabei sein.

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    Die possierlichen Papageitaucher nisten in Island von April bis Mitte August. Juni gilt generell als der beste Monat für Vogelliebhaber, denn die meisten anderen Vögel ziehen dann ebenfalls ihre Jungen auf.

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    Auch für andere Aktivitäten wie Whalewatching oder Rundflüge ist der Sommer die beste Jahreszeit. Weniger Stürme bedeutet nicht nur bessere Aussichten, dass das Programm tatsächlich durchgeführt werden kann, sondern auch etwas mehr “Entspannung” für die “Magenregion”… ;)

 

Der Frühsommer ist eine tolle Zeit für die blühenden Lupinen-Felder, hier in den frühen Morgenstunden bei der Kirche in Vik.

Nach einem strengen Winter kann allerdings Mitte/Ende Juni die Piste nach Landmannalaugar noch geschlossen sein und auf den bunten Rhyolithbergen liegt dann noch ordentlich Schnee.

Spielt das Wetter mit, so ist die Mitternachtssonne im Sommer ein unvergessliches Erlebnis. Das Foto zeigt einen der endlosen Sonnenuntergänge beim berühmten dreieckigen Berg auf Snaefellsnes, dem Kirkjufell.

Sie sind eines der größten Highlights des isländischen Sommers, die possierlichen Papageitaucher.


  • Der größte Nachteil der besten Jahreszeit für Island liegt auf der Hand: es ist auch die beliebteste! Und da die Insel seit dem Ausbruch des unaussprechbaren Eyjafjallajökull in aller Munde ist, stürmen derzeit auch immer mehr und mehr Reisende aus aller Welt über Keflavik oder mit einem Riesenkreuzer auf die Insel und belagern dann alle großen Touristenattraktionen. Der Andrang kann dann mitunter mehr als grenzwertig sein. Und selber ist man an dieser Misere beteiligt, denn schließlich ist man ja auch einer dieser “viel zu vielen”. Dem kann aber dennoch leicht Abhilfe geschaffen werden: Noch (noch…) ist das Hochland groß genug, dass sich dort die Besucher gut verlaufen. Mancherorts wird man schon noch immer tagelang in der grandiosen Natur kaum einer Menschenseele begegnen. Die meisten Leute konzentrieren sich zum Glück auf die Ringstraße und auf das, was in dem 20-Seiten-Reiseprospekt beschrieben wird. D.h., wer heutzutage einen Seljalandsfoss, Gull- oder Godafoss für sich alleine hat, der steht dort vermutlich gerade während des allerärgsten Sturms, in der Stockfinsternis oder hat eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit unternommen… ;)

  • Ein weiteres großes Minus ist die sich immer mehr verschärfende Unterkunftsproblematik. Wer nächsten Sommer z.B. in populären Zielen wie Vik oder der Gletscherlagune über Nacht bleiben möchte, wird schnell feststellen, dass man jetzt im Herbst fast schon zu spät dran ist! Die isländische Infrastruktur stößt leider mittlerweile mancherorts sehr an ihre Grenzen! Neue Quartiere sprießen in Rekordtempo aus dem Boden (sind ja auch eine Goldgrube!), aber man kommt trotzdem dem Besucherandrang kaum hinterher. Campen oder WoMos sind natürlich eine Alternative, aber bei windigem und feuchtem Wetter zeltet nicht jeder gern und die 4WD-Camper sind recht preisintensiv. Und für das Hochland benötigt man ja leider ein 4WD-Fahrzeug, ansonsten ist man auf die Busse angewiesen und relativ unflexibel.

  • Ein langfristiges Vorbuchen der Unterkünfte ist im Sommer unumgänglich, aber leider ist genau das bei einem so wetterlaunischen Land wie Island eigentlich gar nicht empfehlenswert. Achtet darauf, dass Ihr möglichst stornierbare Unterkünfte bucht. In Island haben wir immer sehr gute Erfahrung mit dem Portal booking.com gemacht. Auch die Bewertungen sind dort deutlich aussagekräftiger als bei Tripadvisor, zumal man in dem Hotel auch tatsächlich geschlafen haben muss bevor man es dort bewerten darf.

  • Die aufgrund der vorgebuchten Unterkünfte doch recht unflexible Route birgt so ihre Gefahren. Schnell befindet man sich auf der falschen Inselseite. Schlechtwetter kann zwar auch das gesamte Land erfassen (sogar tagelang…), aber meistens beschränkt es sich doch auf nur einen Bereich, den man dann für ein “ungetrübtes Reiseerlebnis” besser meiden sollte. ;)

  • Die horrenden Kosten: Juli und August ist Hochsaison, entsprechend hoch sind auch die Preise. Für den Mietwagen oder das Hotelzimmer zahlt man dann schnell mal fast das Doppelte als zur Nebensaison.

  • Lästige Fliegen und Zuckmücken allerorts. Sie stechen nicht, kriechen aber überall herum, wo man sie gar nicht haben will. Jegliche Körperöffnung wird interessant und leider die Linsen ebenso, so dass man auf den Fotos immer wieder mit unschönen schwarzen Pünktchen konfrontiert wird. Ein Mosquitonetz als Augen-, Nasen- und Mundschutz ist zu der Jahreszeit mancherorts unabdingbar!

  • Keine Polarlichter da die Nächte bis Mitte August nicht dunkel genug sind.
    Wobei hier der Zeitpunkt “Mitte August” wirklich das Entscheidende ist. Genau wie man von Anfang-Mitte April noch Chancen auf Polarlichter hat, sind die Aussichten ab Mitte August nicht mal so mies, wenn die Sonne mitspielt. Freunde von uns durften am 24. August 2016 ein wahres Feuerwerk erleben (-> Polarlichter im Sommer) und 2017 ist es anderen Freunden von uns ähnlich ergangen. Mitte August kann man also durchaus den JACKPOT schlechthin haben, alle BIG THREE Islands an nur einem einzigen Tag: Hochland-Abenteuer, Puffin-Sichtung und Polarlichter-Show.

 

DER WINTER IN ISLAND

Der Godafoss ist aufgrund der oftmals eisigen Straßen im Norden der Insel im Winter etwas weniger frequentiert.Schier endlose Nächte… Kaum ist die Sonne aufgegangen, schon verschwindet sie wieder unterhalb des Horizonts. Wer im Winter erst zu Sonnenaufgang loszieht, wird es meist kaum schaffen sein Ziel noch in der Helligkeit zu erreichen. Selbst für die zu dieser Zeit besonders schön tiefblauen Eishöhlen bleibt nur wenig Zeit. In Reykjavik sind rund um den 21. Dezember die Nächte 20 Stunden lang, im Norden der Insel in Akuyeri ist es dann sogar 21 Stunden dunkel. Wenn es eine Jahreszeit gibt, zu der man die Sonne kaum zu Gesicht bekommt, dann sind es die Monate Dezember und Januar. Denn auch die Anzahl an Winterstürmen, die den Himmel verdunkeln, ist nicht zu verachten…

Polarlichter sind meist DER Hauptgrunde für einen Island-Besuch während der Winterzeit.Diese Reisezeit ist unserer Meinung nach eher etwas für “Hardcore”-Polarlicht-Jäger und -Fotografen. Derzeit ist das Ganze durchaus erfolgversprechend, denn die Sonne befindet sich in einem recht aktiven Abschnitt ihres 11-jährigen Zyklus. Noch schickt sie jede Menge Stürme in Richtung Erde, die uns dann nachts mit einer Lichter-Show verzaubern. Aber in den kommenden 10 Jahren werden die Aussichten auf wirklich tolle Polarlichter immer schlechter und ihre Häufigkeit nimmt stark ab bis zum nächsten Höhepunkt, dem SolarMax #25 voraussichtlich im Jahr 2025. D.h., schon bald wird man im Winter vor allem nur noch eines haben: schlechtes Wetter!

Gegen Ende des Winters bessert sich die Situation indes und die Insel wird auch für “Normalsterbliche” interessanter. Nicht umsonst sind inzwischen auch Februar und März unter Island-Touristen beliebte Reisemonate:

  • + Die Straßen werden langsam etwas besser befahrbar und weniger eisig. Spikes auf den Autoreifen sind aber noch wichtig! Im Süden Islands kann im März noch Schnee liegen, aber der Küstenbereich – je nach Witterung – auch schon ziemlich schneefrei sein.

  • +
    Das Wetter wird langsam freundlicher und die Chancen einen Blizzard miterleben zu müssen (das ist wahrlich kein Spaß!) werden etwas geringer. Auch die Temperaturen steigen langsam. Nur weil das Land “Iceland” heißt, bedeutet es nicht, dass es eisig kalt sein muss. In Reykjavik und an der Südküste ist das Klima relativ mild und gerade im Winter kommt es nicht selten vor, dass es dort – dank des Golfstroms – wärmer ist als in Mitteleuropa. Auch wir hatten Mitte März dort schon angenehme 9°C und besseres Wetter als zu Hause. Nachts fiel die Temperatur in der Myvatn-Gegend zwar noch auf -10°C, aber an der Südküste kaum unter den Gefrierpunkt.

  • +
    Beste Jahreszeit zum Fotografieren der Polarlichter – der Schnee im Vordergrund macht den Unterschied. Das ist ein großer Vorteil gegenüber den Herbstmonaten, in denen entlang der Südküste meist noch nicht viel Weiß zu sehen ist.

  • +
    Man kann auch tagsüber viel unternehmen. Ab Mitte März sind die Nächte in Island schon kürzer als bei uns. Und nicht nur die verschneiten Lavastrände bei Vik sind dann ein Traum, auch die Eiszapfen rund um die Wasserfälle oder in den Lavahöhlen sind ein ganz besonderer Anblick!

  • +
    Februar ist die perfekte Jahreszeit für den Besuch der fantastischen Eishöhlen beim Vatnajökull. Im März verliert das Eis langsam seine tiefblaue Farbe und sobald die Tagestemperaturen dann Mitte/Ende März sich deutlich im Plusbereich bewegen, werden “Ice Cave” Touren zu gefährlich.

  • Dort wo kein Schnee liegt, ist die Landschaft langweilig graubraun und eher uninteressant (zumindest im direkten Vergleich zum Sommer).

  • Die Krux mit dem isländischen Wetter: Es regnet und stürmt noch verhältnismäßig viel, Extremwetterlagen inklusive. Predictably unpredictable! Eine fixe Reiseroute sollte man zu dieser Jahreszeit lieber nicht haben, sondern – sofern möglich – eher nach den kurzfristigen Wetterprognosen ausrichten. Aber leider wird genau das in den letzten Jahren zunehmend schwieriger, denn der März ist mittlerweile auch zu einem recht populären Reisemonat geworden. Und da zu dieser Jahreszeit obendrein etliche Unterkünfte noch geschlossen haben, kann die Anzahl an freien Betten an beliebten Touristenorten (Vik, Jökulsarlon) auch schon mal mächtig knapp werden.

  • Der Norden des Landes könnte für viele unerreichbar bleiben. Dauerblizzards und nahezu unbefahrbare Straßen machen die Umrundung der Insel auch noch im März nicht selten zu einer wahren Herausforderung.

 

Wer sich auf einsamen Straßen tief in das Hochland hineinwagt und sich auch sonst abseits populärer Touristenpfade bewegt, der wird selbst im Hochsommer kaum etwas von den immer größer werdenen Besucherzahlen in Island mitbekommen.

Die goldenen Tupfer des Herbstlaubs machen die bemoosten Lavafelsbrocken noch fotogener.

Mit leuchtenden Farben lockt im Herbst vor allem die Gegend rund um den Lake Myvatn.

Und selbst wenn das Wetter mal etwas launischer ist, sollte man sich in Island nie entmutigen lassen. Es gibt doch immer einen Lichtblick und manchmal auch einen Regenbogen an den - im wahrsten Sinne des Wortes - unglaublichsten Orten.

DER SEPTEMBER IN ISLAND

Dem aufmerksamen Leser ist vielleicht aufgefallen, dass bei unseren bisherigen Auflistungen noch ein Monat fehlt. Es ist der September, der unserer Meinung nach eine Sonderstellung verdient. Er zählt zu unseren absoluten Lieblingsmonaten in Island. Auch hierzu haben wir eine kleine Pro- und Contra-Liste:

  • + Das Hochland ist in den ersten zwei Septemberwochen oft noch zugänglich. Und wer den Zauber des ersten Schneefalls dort miterleben darf, der wird dies nicht so schnell vergessen! Es ist aber ein bisschen wie Poker spielen, hier den perfekten Moment zu erwischen. Noch ehe man sichs versieht, sind sämtliche Hochlandzufahrten unpassierbar und gesperrt.

  • +
    In der ersten Septemberwoche darf man noch eine einigermaßen grüne Insel erwarten. Der Einzug des Herbsts variiert von Jahr zu Jahr und geht mitunter recht schnell vonstatten, das haben auch wir schon live miterlebt. Berge und Hügel, die noch rund um den 10. September saftig grün erschienen, waren um den 20. bereits nur noch ein Schatten ihrer selbst und leider wirklich nicht mehr ansatzweise so beeindruckend.

  • +
    Das schöne Herbstlaub! Aber das Thema ist in Island nicht ganz so ohne. Zum einen gibt es nicht viele Blätter, außer in der Gegend rund um den Lake Myvatn, im Thingvellir Nationalpark und in Form von Mini-Büschen auf den bemoosten Lavafelsbrocken oder roten Beerensträuchern in der arktischen Tundra. Alles sehr fotogen, aber dennoch recht tricky bei der Reiseplanung: Zwischen dem Zeitpunkt, wo die Berge ihr Grün verlieren und das Laub langsam an Farbe gewinnt, vergehen oft gut 1-2 Wochen. Wer noch einiges im Hochland unternehmen möchte, aber gleichzeitig auch den Höhepunkt der Herbstlaubfärbung (meist Ende September) miterleben möchte, der sollte im Prinzip gleich 3-4 Wochen einplanen.

  • +
    Ein weiterer Vorteil der späteren Reisezeit sind die dunklen Nächte. Ab Ende August hat man schon gute Chancen Polarlichter zu sehen, ganz speziell kurz vor oder nach der Tag-und-Nacht-Gleiche um den 20. September, wenn die Erdachse in einem ganz besonders günstigen Winkel zur Sonne steht.

  • +
    Es flattern keine lästigen Fliegen/Mücken mehr herum und falls man mal einen wärmeren Tag erwischt, dann hält sich die Plage dennoch in Grenzen.

  • +
    Ein nicht so irrelevanter Punkt, die Kosten! Die Preise fallen Anfang September und dann Mitte September ein zweites Mal, was gewaltige Auswirkungen bei den Mietkosten für das Fahrzeug hat. Und auch die Hotelzimmerpreise sinken langsam auf ein bezahlbares Niveau.

  • +
    Die Quartier- und Vorbuchenproblematik ist – mit Ausnahme von Hotspots wie Vik, die Gletscherlagune oder Myvatn – nicht mehr gegeben.

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    Zwar kommt man nicht mehr in den Genuss stundenlanger Sonnenuntergänge, aber die Dämmerungsphasen dauern dennoch deutlich länger an als in Mitteleuropa an, fast eine Stunde im Gegensatz zu den 35 Minuten hierzulande. Wenn das Wetter mitspielt, gibt es noch immer jede Menge richtig toller Sonnenuntergänge.

  • +
    Ein nicht ganz so unwichtiger Punkt, für alle die ins Hochland wollen und das möglichst ohne sündteuren “Schnorchel”-Auto: Die Flüsse führen im späten Sommer am wenigsten Wasser (außer natürlich nach heftigen Niederschlägen und “heißen” Tagen). Das Risiko, dass der Motor bei einer Flussdurchquerung Wasser ansaugt, ist dann also am geringsten. Auch das vorsichtige Vorgehen zum Abchecken der Lage (Tiefe und ob es höhere Felsbrocken gibt, die den Unterboden beschädigen könnten) ist so am leichtesten. Gletscherflüsse sind im Frühsommer mitunter irre reißend! Dann kann ein Aussteigen im Fluss, wenn das Auto stecken bleibt, absolut lebensgefährlich sein. Erst 2018 hat es ein jungvermähltes Paar auf diese Art auf ewig entzweit (Link). Bitte passt unbedingt auf und unterschätzt die Kraft des Wassers nicht!

  • Die Tage sind nicht mehr endlos. Längere Wanderungen müssen besser getimt werden.

  • Bereits Mitte August haben die letzten Papageitaucher die Insel verlassen.

  • Von den prächtigen Lupinen sind nur noch die unschönen Stängel übrig geblieben.

  • Der Nebel kriecht jetzt noch viel häufiger in die Täler und Ebenen.

  • Der erste Schnee kann jederzeit das Hochland unzugänglich machen und auch der Norden des Landes ist dann möglicherweise nur noch schwer besuchbar.

  • Es können auch schon die ersten heftigen Herbststürme über die Insel fegen und für reichlich ungemütliches und “reisefeindliches” Wetter sorgen. Nicht nur bei einem Orkan sondern ab Windspitzen jenseits der 15m/s wird es auch für die Fahrzeuge gefährlich. Camper kippen leicht um, ist die Straße vereist landen Pkws ohne Spikes schnell im Graben und bei den ausgedehnten Lavasandflächen an der Südküste kann dann auch die Lackierung schwer beschädigt werden.

 

FRÜHLING UND HERBST IN ISLAND

Strenggenommen gibt es diese beiden Jahreszeiten in Island gar nicht. Nach den alten isländischen Kalendern beginnt der Sommer dort immer schon im April und zwar am ersten Donnerstag nach dem 18.4. (Sumardagurinn fyrsti). Um den 20. Oktober herum endet er dann und es wird bereits der Winteranfang gefeiert. Das ist aber nicht der Grund, warum der Herbst und Frühling von uns so stiefmütterlich behandelt wird bzw. warum wir die Zeit von Ende März bis Anfang Juni sowie Oktober/November für “nicht ideal” halten.

Und an vielen Stellen wünscht man sich sogar einen bedeckten Tag, denn nur dann herrschen perfekte Fotobedingungen bei den meisten Wasserfällen und so mancher grünen Schlucht. Hier im Bild die unglaubliche Fjadrargljufur im Süden von Island.Man wird dann in Island zwar nirgends Menschenmassen antreffen, deutlich günstigere Mietautos und Hotelzimmer finden sowie keinerlei Probleme bei der spontanen Suche nach einem Quartier haben, dennoch dominieren die Nachteile. Durch das allerorts fehlende Grün wirkt die ganze Insel in unseren Augen eher “trist”. So ist zum Beispiel die Schlucht Fjadrargljufur nicht ansatzweise so beeindruckend, wenn dort das intensive Grün fehlt. Nur das bildet diesen grandiosen Farbkontrast mit den roten Wasserfällen und dem blauen Fluss. Und dann wären noch die vielen schon/noch gesperrten Pisten und das unzugängliche Hochland. Die bunten Rhyolithberge von Landmannalaugar oder Kerlingarfjöll und die Laki Krater muss man einfach gesehen haben, sonst kennt man Island nicht wirklich! Im Herbst kommt dann noch hinzu, dass die Tage extrem kurz sind und die Aussichten auf Schlechtwetter ganz besonders hoch (zumindest laut Statistik).

Wobei die allgegenwärtige “graubraune Tristesse” vielleicht nicht jeden ganz so stört wie uns. Es soll Leute geben, die gerade diese Farbtöne in der Landschaft mögen und die sich dann sogar an den US-Südwesten erinnert fühlen (vielen lieben Dank für das Feedback, Volker! ;) ). Wenn man nicht mit falschen Vorstellungen hinfährt und das Wetter passt, kann man auch während der regenreichsten Monate eine tolle Zeit dort verbringen.

 

FAZIT

Wie schön der Urlaub wird, hängt im Prinzip zu jeder Jahreszeit vor allem von einem ab: Wie flexibel die Reiseroute ist und wie wohl einem Petrus gesonnen ist……
Daher an dieser Stelle abschließend vielleicht noch das Allerwichtigste: In Island gibt es leider – im Gegensatz zum Südwesten der USA – nie eine Schönwettergarantie. Man kann aber auch dort durchaus 2,5 Wochen Traumwetter haben, wenn man sich immer auf der “richtigen Inselseite” befindet – gerade erst erlebt jetzt im September 2015. :)
Daher wenn Ihr Eure Koffer für Island packt, vergesst eines nicht mitzunehmen: viel Flexibilität und eine große Portion GLÜCK%%- %%- %%-

In diesem Sinne, wir wünschen allen Lesern eine unvergessliche Zeit in Island, und das hoffentlich im positiven Sinne mit vielen sonnigen Tagen in sagenhafter Natur! ;)
Isa & Steffen