Europäischer Naturfotograf des Jahres 2008

The Sleeping Bee at the Cracked Eggs Section of the Bisti BadlandsSteffen und ich hatten “Lust auf Lünen” und waren dieses Wochenende beim Internationalen Naturfoto-Festival, das alljährlich in Nordrhein-Westfalen ausgetragen wird. Die Stadt Lünen liegt nicht gerade um die Ecke, aber nicht jedes Jahr wird man eine persönliche Einladung erhalten und die Chance haben, sich dort den Preis für einen 2. Platz beim “Europäischen Naturfotograf des Jahres” abzuholen. :)

Einige Leute wissen es bereits seit Ende Juli – soviel Freude konnte ich irgendwie nur schwer verschweigen! Und wer mich an dem Tag, als die E-Mail mit dem Betreff “ENJ 2008” eintraf, am Telefon erleben “durfte/musste”, der weiß, wie völlig von der Rolle ich war… :) :) :)
Seit Freitagabend um 19:30 Uhr mit der Ausstellungseröffnung beim größten Naturfoto-Festival Europas ist es nun offiziell. Meine “Schlafende Biene” aus den Bisti Badlands hat bei dem von der GDT (Gesellschaft Deutscher Tierfotografen) ausgeschriebenem Naturfotowettbewerb “Europäischer Naturfotograf des Jahres” den 2. Platz in der Kategorie “Landschaften” belegt. Ein eigenartiges Gefühl sein Bild an der Wand und auf der großen Leinwand zu sehen – und das neben all den bekannten Namen. Die Freude ist einfach nur unbeschreiblich groß!

Das Internationale Naturfoto-Festival im Hilpert TheaterKnapp 7000 Bilder (aber immerhin über 2000 weniger als bei den Glanzlichtern) wurden von Fotografen aus 24 Ländern eingesandt. In der Jury saßen auch Mitarbeiter von National Geographic. Bei diesem Namen erstarrt man doch ein wenig vor Ehrfurcht und ich war mir bis am letzten Tag vor Einsendeschluss nicht sicher, ob ich es wirklich wagen sollte, etwas einzuschicken. Mit Eilzuschlag verließ das Packerl das Postamt in Dresden – wie immer auf den allerletzten Drücker. Aber hier bewahrheitet sich wieder der Spruch “besser spät als nie!”… :)

Bereits am Freitagabend fand in der Galerie Hansesaal die Ausstellungseröffnung mit der Bekanntgabe der Preisträger statt. Gesamtsieger des Wettbewerbs wurde David Maitland aus Großbritannien. Der erstmals verliehene Fritz Pölking Preis ging an Ingo Arndt mit seiner aufwändigen Dokumentation “Nomaden des Windes” über die Wanderung der Monarchfalter und den Fritz Pölking Nachwuchspreis erhielt der nette, 20-jährige Jerzy Grzesiak aus Polen, der während der Preisverleihung neben uns saß. Die Enthüllung des Siegerbildes von Maitland ließ sicher niemanden im Saal unberührt. Es zeigte den Leichnam eines Stummelaffen mit flehenden Augen, dessen Fell gerade abgeflammt wurde für den anschließenden Verkauf auf “bush meat” Märkten. Ein Szenario aus Westafrika, das man kaum gerne ein zweites Mal anschauen möchte. Ganz im Gegensatz zu seinem anderen prämierten Bild, das den Titel “Who eats Who?” trägt und einen Überlebenkampf zwischen Frosch und Schlange in den Wäldern von Belize dokumentiert. Ein grüner Morelet´s tree frog wie er mit seinen orangefarbenen “Fingern” die Schlange umgreift und versucht deren Oberkiefer aus seinem Maul wieder herauszuziehen. Ein unglaublich beeindruckendes Bild, das nicht umsonst neben der lobenden Erwähnung in der Kategorie “Andere Tiere” auch noch mit dem Publikumspreis geehrt wurde.

Der Brite David Maitland wurde Europäischer Naturfotograf des Jahres 2008 mit einem recht schokierenden Bild.

David Maitland wurde aber auch mit dem Publikumspreis für sein geniales *Who eats Who?* Bild geehrt.

Insgesamt wurden 17 Naturfotografen auf die Bühne gebeten.

Am Samstag und Sonntag gab es neben einem Fotomarkt mit stark reduzierten Preisen, Kamera Clean Service und einem großen Stand vom Tecklenborg Verlag auch zahlreiche Produktpäsentationen (u.a. die Spiders von datacolor sowie die Vorstellung der neuen Canon EOS 5D Mark II). Zusätzlich haben wir eine Reihe interessanter Vorträge besucht, die von renommierten Fotografen aus der internationalen Naturfoto-Szene abgehalten wurden. Am besten hat uns der “Philippenadler – ein Vogel mit Frisur” von Klaus Nigge gefallen. Ein absolut genial aussehender Raubvogel, von dem wir bislang nur wenig wussten (zwei Bilder von Nigge bei NG: hier und hier). Er lebt zurückgezogen in den kaum noch vorhandenen Regenwäldern der Philippinen und ist extrem vom Aussterben bedroht. Ein Vortrag, der sehr zum Nachdenken anregte und dem es trotzdem nicht an Humor mangelte: “Ich lege Wert darauf, dass man bei meinen Vorträgen nichts lernt.” Klaus Nigge hat uns nicht nur mit seinen gestochen scharfen und exzellenten Fotos überzeugt. :)

Herrliche Bilder gab es auch aus dem unbekannten Norden Skandinaviens, “Secret Lapland” von Orsolya und Erlend Haarberg. Von dem berühmten norwegischen/ ungarischen Fotografenehepaar waren nur Topfotos zu erwarten, die extreme Überblendungstechnik hat uns aber ziemlich irritiert. Meiner Meinung nach ist es ein halber Genuss, wenn man die einzelnen Bilder vor lauter Überblenden kaum mehr erkennen kann. Gut hat sich der Effekt aber bei den Nordlichtern gemacht. Ihr Buch von National Geographic war kurz nach dem Vortrag vergriffen, was mich aber bei der Qualität der Bilder nicht wundert. Absolut top!
Mit ihrem Bild aus diesem Vortrag von der z.T. genial aussehenden Varanger-Halbinsel hat Orsolya den 1. Platz in der Kategorie “Landschaften” belegt.

Auch wenn es nicht gerade Steffens und mein Lieblingskontinent ist bzw. je sein wird, so war der Vortrag “Art of Nature – Photography in South Africa” vom renommierten südafrikanischen Tierfotografen Heinrich van den Berg ausgesprochen interessant. So künstlerisch wie er die Fauna des Krüger Nationalparks, Kwazu Natal und der Wüsten Namibias in Szene setzt, das sieht man nur äußerst selten.

Nicht so schlecht gefallen hat mir natürlich auch die Veranstaltung am 25. Oktober um 14:45 Uhr. Sie trug den schönen Titel “Siegerehrung Europäischer Naturfotograf des Jahres 2008″… :) :) :)

Auch ich musste auf die Bühne...

...und wurde gemeinsam mit dem Präsidenten der GDT Jörn Schwarz fotografiert.

Und anschließend nochmals von Steffen... :-)

Freien Eintritt zu den Vorträgen, eine Siegerprämie, die Urkunde und einen Ausstellungskatalog mit allen Bildern (gedruckt im Tecklenborg Verlag) gab es für die Erst- und Zweitplatzierten jeder Kategorie. Zu meiner großen Freude habe ich dann auch noch meine schlafende Biene im GDT-Shop als Postkarte entdeckt. Da konnte ich nicht widerstehen… :)
Auf die blöde Idee ein Erinnerungsfoto in der Galerie zu machen, sind auch noch andere gekommen. Und auch Jerzys Vater hat fleißig fotografiert. :)

Fazit: Ein rundum gelungenes und perfekt organisiertes Festival! Wir hatten ein schönes und abwechslungsreiches Wochenende (wenn man mal von der langen Fahrt absieht…), durften einige nette Leute kennengelernen und interessante Kontakte knüpfen. Und ich glaube fast, ich hätte nichts dagegen, wenn wir in Zukunft noch einmal nach Lünen “müssten”… :)

Unterkunft: Die Quartiere in Lünen haben mich im Vorfeld nur wenig angesprochen und waren deutlich teurer als im Nachbarort. So fiel unsere Wahl auf das Kroes Hotel am Kloster in Werne. Ein extrem schönes, sauberes und modernes Hotel mit kostenlosem W-LAN (hatten wir in D überhaupt noch nie!). Doppelzimmer 66 Euro + 5 Euro Parkgebühr für die Tiefgarage. Sehr empfehlenswert.

Essen: Da die Karten für das GDT-Büffet am Samstagabend bereits vergriffen waren, sind wir zu Fuß hinein in die Innenstadt und haben dort einen ausgesprochen netten und gemütlichen Griechen gefunden (Restaurant Irodion, Roggenmarkt 19). Wir mussten zwar über eine halbe Stunde warten, bis ein Tisch frei wurde, aber es hat sich gelohnt. Das Tzaziki und das Souvlaki waren sehr schmackhaft (und deutlich billiger als das GDT-Büffet… ;) ).
Frühstücken waren wir auch nur am Samstag beim Naturfoto-Festival. Am Sonntagmorgen haben wir den Brunch im “Café vom Steintor” bevorzugt.

Eine kleine Seitengasse in Lünen (und wenn man das Stativ vergisst, dann müssen leider die ISOs raufgeschraubt werden... ;-( ...)Lünen: Im Vorfeld hatten wir über den Werbeslogan des Festivals “Lust auf Lünen” schon fast ein wenig gewitzelt, aber die kleine Stadt hat uns positiv überrascht. Während wir auf einen freien Tisch beim Griechen warten mussten, sind wir durch die der Innenstadt spaziert. Richtig nett die vielen schiefen, kleinen Fachwerkhäuser aus dem 17. Jahrhundert und die autofreien, engen Gassen.

Siegerbilder beim Europäischen Naturfotograf des Jahres 2008 und in der Kategorie “Landschaften” sowie der Katalog zum Wettbewerb