Grand Falls of Little Colorado River – CLOSED!

Die tiefstehende Sonne schmeichelt den Grand Falls of Little Colorado River - aufgenommen am 26. März 2007Wieder mal eine Location, die dem “Massentourismus” bzw. dem schlechten Verhalten einiger weniger zum Opfer fällt. Jahrzehntelang haben die Navajos den Besuch der Grand Falls of Little Colorado River auf ihrem Land geduldet. Auch noch nach der Jahrtausendwende konnte man meist ganz alleine den Sonnenuntergang vor Ort genießen. Seit wenigen Tagen ist das nun Geschichte und wie es scheint, soll das jetzt auch eine Zeit lang so bleiben. Man munkelt, dass Besucher nicht nur jede Menge Müll an den Picknickplätzen hinterlassen haben, sondern dass dort sogar die Campertoilette entleert wurde. Dass so etwas nicht ohne Konsequenzen bleibt, wäre also nicht weiter verwunderlich… Aber wie gesagt, man “munkelt”, denn mir sind auch andere Versionen der Geschichte zu Ohren gekommen. Die Wahrheit liegt da vermutlich irgendwo in der Mitte. Was allerdings auf jeden Fall zutrifft: In den letzten Jahren sind die Grand Falls zu einem beliebten insta spot geworden. Zu viele Leute, die dann auch die dort ansässigen Navajos zu oft gestört haben.

Um eine Bewilligung muss man in Cameron diesen Frühling also nicht ansuchen, man wird vorerst keine erhalten. Bis auf Weiteres bleiben die Grand Falls den Mitgliedern der Navajo Indian Reservation vorbehalten. Auf die Frage “Dürfen sie das?” gibt es nur eine klare Antwort: Ja, es ist ihr Land. Auf sogenanntem “tribal land” werden “Nicht”-Stammesmitglieder zwar mancherorts geduldet, aber im Allgemeinen herrschen ganz andere Gesetze als auf normalem US-Boden. Wobei ich schon hoffe, dass sich das in nicht allzu ferner Zukunft wieder ändert. Geld öffnet bekanntlich Tür und Tor, bestes Beispiel sind die diversen Slot Canyons der Navajos rund um Page. ;-)
Sobald sich da etwas ändern, werde ich den Blog dann a.s.a.p. updaten!

Ich hatte auf meiner alten Webseite “isaczermak.com” aus den 1990ern, die nun schon seit 2 Jahren nicht mehr online ist, einen längeren Bericht diesen hübschen Wasserfällen gewidmet. Ich nutze mal die Gelegenheit, den hierher zu übersiedeln (das wollte ich eigentlich mit all meinen alten Geschichten machen, bin aber bislang nicht dazugekommen). Es handelt sich um unseren ersten (und auch einzigen) Besuch am 26. März 2007:

Die Grand Falls of Little Colorado River

Ein seltener Anblick inmitten der Wüste Arizonas. Die meiste Zeit des Jahres findet man anstelle der “großen Fälle” kaum mehr als ein Rinnsal oder ein gar vollkommen trockenes Flussbett vor. Sobald jedoch die Schneeschmelze in den knapp 3.500 m hohen White Mountains südlich von Holbrook einsetzt oder heftige Regengüsse über den Nordwesten Arizonas niedergegangen sind, verwandelt sich die 56 m hohen Canyonwand rund 30 mi nordöstlich von Flagstaff in ein tosendes Naturschauspiel.
Die Grand Falls entstanden vor rund 100.000 Jahren, als ein Lavafluss den ursprünglichen Lauf des Little Colorado River blockierte. Der Fluss musste sich in der Folge einen neuen Weg zurück in seinen Canyon bahnen und stürzt seither über diese Abbruchkante über zwei Stufen in die Tiefe. Klares Wasser wird man hier so gut wie nie zu Gesicht bekommen. Die immer schlammig, braune Färbung brachte den Wasserfällen im Volksmund den Beinamen “Chocolate Falls“.

Der frontale Blick auf die Chocolate Falls von der südlichen CanyonkanteBeste Besuchszeit: Die aktuellen Daten zu den Bedingungen am Little Colorado River findet man auf dieser Seite. Aufgrund der Schneeschmelze sind die Monate März und April meist die ideale Zeit für einen Besuch. Es gibt aber auch Ausnahmen, wie z.B. April 1929, der Monat in dem bislang die geringste Wassermenge aller Zeiten registriert wurde. Bei unserem Besuch betrug die gemessene “gage height” in etwa 3,5 – was vollkommen ausreichend war (siehe Fotos).
Auch nach sommerlichen Gewittern stürzt hier das Wasser über die Klippen. Allerdings ist nicht die gesamte Zufahrt asphaltiert, so dass ein Ausflug dorthin unmittelbar nach Regengüssen nicht das Wahre ist und die Wahrscheinlichkeit im Schlamm steckenzubleiben recht groß sein kann!
Tipp: Wer keinen Internetzugang hat und trotzdem auf Nummer sicher gehen will, sollte vorher einen Blick von der Brücke über den Little Colorado River in Cameron werfen. Fließt Wasser, so lohnt sich der Ausflug – und dann allen voran im goldenen Abendlicht!

Immer und immer wieder haben wir diesen Besuch aufgeschoben. Nie waren die Bedingungen ideal, nie führte der Little Colorado River ausreichend Wasser. Auch als wir im April 2006 über die Little Colorado Brücke in Cameron fuhren, war der Fluss vollkommen trocken. Heuer sollte es nun endlich so weit sein. Nach einem eher trüben Tag in Flagstaff riss die Wolkendecke am Nachmittag plötzlich auf, so dass wir uns kurzerhand entschieden den Abstecher zu wagen.

Vorbereitung: Da sich die Grand Falls in der Navajo Nation befinden, ist die erste Anlaufstelle das “tribal office” in Cameron am Hwy 89, ca. 50 mi nördlich von Flagstaff bzw. 75 mi südlich von Page. Dort erhält man das “backcountry permit” zum Hiken (alle weiteren Infos dazu unter navajonationparks.org und Kontaktdaten unter diesem Link).

Hinweis: Bei unserem Besuch gab es entlang der gesamten Strecke ab Flagstaff keinerlei Ausschilderungen. Die reine Fahrtzeit betrug in etwa eine 3/4 Stunde. Google schlägt einem da eine andere Zufahrt vor, aber das sind z.T. “private roads” und die alternative Indian Route 70 ist angeblich stellenweise etwas sandiger und steiniger, so dass die Anfahrt über die IR 6910 auch von uns bevorzugt wurde.

Anfahrt: Von Flagstaff kommend, geht es ab dem Exit 211 der I-40 zunächst auf der Winona Road in Richtung Nordwesten für etwa 2 Meilen und dann nach rechts auf die ebenfalls asphaltierte Indian Route 15 (kleines grünes Straßenschild mit der Aufschrift “Leupp Road”).
Dieser Straße folgt man – vorbei an unzähligen großen Kratern sowie Aschekegeln – ziemlich genau 20 mi nach Nordosten. Ab der Grenze zur Navajo Indian Reservation beginnen die mile marker der Straße wieder bei Null. Zwischen der Meile 5 und 6 gilt es aufzupassen, dort befindet sich der Abzweig nach links auf die staubige, aber bei Trockenheit auch mit PKWs gut befahrbare Indian Route 6910. Dieser folgt man nun für weitere 9 mi bis zu einer Weggabelung (35.42519, -111.19350; Google Maps). Geradeaus geht es dort direkt zum Fluss, den man nur bei Trockenheit überqueren kann. Und nach links kommt man nach wenigen Hundert Metern zum Parkplatz unmittelbar westlich der Grand Falls (GPS-Koordinate: 35.42773, -111.19938), den man gut an den überdachten kleinen Picknickplatz erkennt. Von dort sind es nur noch wenige Schritte bis zum Canyonrand und zu jener Stelle, von wo sich der schönste Blick auf die Wasserfälle eröffnet (siehe 1. Bild ganz oben). Aber auch unbedingt entlang der Südkante noch ein wenig weiterwandern, denn der frontale Blick auf die Wasserfälle ist ebenfalls beeindruckend (siehe 2. Foto).

Man kann bei den Grand Falls bis zu den letzten Sonnenstrahlen verweilen, sollte aber unbedingt einiges vor sunset eintreffen. Aufgrund der gegenüberliegenden Canyonkante liegt die untere zweite Stufe des Wasserfalls bereits eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang im Schatten.
Die Grand Falls sind eine Weitwinkellocation. Mit Brennweiten unterhalb der 24 mm (Vollformatsensor) bzw. um die 12 mm (Crop 1,6) erzielt man die besten Ergebnisse. Zur Verlängerung der Belichtungszeit (fließendes Wasser) ist ein Graufilter recht nützlich, vor allem tagsüber. Abend reicht oft auch ein Polfilter. Und aufgrund der starken Kontrasts zwischen Himmel und der Schlucht hatte ich auch ein Grauverlauffilter mit.

Übernachtungstipp: Da man fürs Permit ohnehin nach Cameron fahren muss, empfiehlt sich gleich in der Cameron Trading Post nach einer “vacancy” zu fragen. Lieber nicht nach einem “free room” (=kostenlos … ;-) ). Die Zimmer sind zwar nicht die allerbilligsten (Preis jenseits der $70; Stand 2007), aber dafür wirklich tadellos. Wir waren äußerst positiv überrascht. Mikrowelle, Kühlschrank und geschmackvoll eingerichtet (weitaus schöner als auf der Abbildung auf der Webseite). Der angeschlossene Shop hat eine riesige Auswahl an Souvenirs und ist immer einen kurzen Stopp wert, außer man hat schon bereits zuviel “Übergepäck”… ;-)