Monarch Grove Sanctuary in Pacific Grove

Monarchfalter wärmt sich auf einem Eukalyptusblatt im Monarch Butterfly Grove SanctuaryMit den Bildern aus dem zentralen Hochland Mexicos, wo Monarchfalter (Danaus plexippus) zu Millionen auf nur wenigen Hektar in der Transvolcanic Range überwintern, sind wahrscheinlich die meisten von uns vertraut. Weniger bekannt ist, dass diese wunderschön orange, weiß und schwarz gemusterten Nomaden auch weitere Winterquartiere haben. Der Großteil der Schmetterlinge fliegt östlich der Rockies gen Süden und bevorzugt die Wälder Mexicos. Aber dem Rest der Monarchfalter, der im Herbst von Südwestkanada entlang der Küste südwärts flattert, dem gefällt es schon in Kalifornien so gut, dass sie sich gleich dort niederlassen (was ich persönlich irgendwie recht gut nachvollziehen kann… :) ).

An über 200 verschiedenen Stellen versammeln sie sich im “Golden State” und verbringen die kalten Monate eng aneinander geschmiegt in sogenannten „clusters“, bevorzugt auf Pinien, Zypressen und Eukalyptusbäumen. Eines der wohl bekanntesten Überwinterungsquartiere ist das Monarch Grove Sanctuary in der idyllischen, kleinen Ortschaft Pacific Grove nordwestlich von Monterey. Über 25.000 Monarchfalter teilen sich hier alljährlich den kleinen Park mit Rehen, Kolibris, Spechten und weiteren Vogelarten. Die Schmetterlinge brauchen viel Ruhe und die Bewohner haben dafür gesorgt. Kein Wunder also, dass die Stadt den Spitznamen “Butterfly Town, U.S.A.” trägt. Es wurde eine zusätzliche Steuer zum Schutz der Schmetterlinge erhoben und wer einen Monarchfalter dort belästigt, der zahlt eine saftige Strafe in der Höhe von $1000!

Die ca. 10 cm breiten monarch butterflies sind nicht berühmt für ihre Größe oder ihre Schönheit, es ist ihr Migrationsverhalten, das sie so einzigartig macht. Sie legen bis zu 3600 km zurück und – im Gegensatz zu Vögeln oder Walen – sind es nicht dieselben Tiere, die jedes Jahr der Zugroute folgen. Bedingt durch ihre geringe Lebenserwartung (zw. 2 Wochen und 8 Monaten) bedarf es mehrerer Generationen, bis sie in ihr Winterquartier zurückkehren. Es sind also meist die Ur- oder Ururenkel, die nach einem langen Sommer exakt dieselben Bäume finden, auf denen einst ihre Ahnen überwinterten. Unglaublich und absolut faszinierend, was diese kleinen Tiere leisten!

Annas hummingbird im Monarch Grove SanctuaryAls wir nach einem längeren Starbucksbesuch in Monterey gegen 10 Uhr hier ankamen, war noch wenig los im Monarch Grove Sanctuary. Leider zogen heute dichte Nebelschwaden über die Halbinsel, so dass die kleinen Flatterer nur zögerlich aus ihrem Schlaf erwachten. Anfangs waren wir sogar ein wenig enttäuscht, denn es waren nur vereinzelt Schmetterlinge zu sehen und die befanden sich auf den blühenden Sträuchern außerhalb des Sanctuary. Dann entdeckte Steffen aber jede Menge kleine bunte Huscheln mit langen Schnäbeln und es war (wieder mal) um ihn geschehen. :)

Als wir gegen 13 Uhr aufbrechen wollten, hatte ein Parkmitarbeiter große Ferngläser am Eingang aufgestellt. Ein Baum am benachbarten Grundstück war voller Falter! Keiner von uns hatte die zuvor wahrgenommen, mit freiem Auge sahen sie bestenfalls wie alte, abgestorbene Blätter aus. Mit meinem 400 mm Objektiv erkannte man sie zwar schon einigermaßen, aber damit wollte ich mich nicht zufrieden geben. Steffen und ich haben uns deshalb die Gasse westlich des Sanctuary etwas genauer angeschaut. Und wir hatten Glück! Obwohl wir schon längst vorbeimarschiert waren, rief uns eine freundliche Stimme nach, ob wir uns denn auf der Suche nach Monarchfaltern befinden würden (die große weiße Canon-Linse hatte uns da wohl verraten :) ). Sie hätte einen schönen Cluster in ihrem Garten und wenn wir möchten, können wir ihn gerne fotografieren. Wir strahlten über beide Ohren! :)

Cluster aus MonarchfalternIm Anschluss haben wir uns noch sehr, sehr lange mit der netten Dame unterhalten und sie erzählte uns allerhand Interessantes über ihre kleinen Lieblinge im backyard. Wie sie die Ameisen immer vergiften muss, damit sie die in der Nacht vom Baum gefallenen Falter nicht fressen (unter 13°C können Monarchfalter nicht flattern!), wie sie im Winter öfters ihre Terrasse mit Wasser besprüht, damit die Schmetterlinge etwas zum Trinken haben, wie Wissenschaftler zu ihr kommen um die Menge an Tieren in den Clustern zu zählen, dass die männlichen Falter (siehe Bild oben) je einen schwarzen Fleck sogenannte Duftschuppentaschen am hinteren Flügel haben und vieles mehr.
National Geographic Fotografen gehören zu ihren regelmäßigen Gästen. Mit diesem Namen konnten wir nicht dienen, aber sie freute sich trotzdem sehr über eine neue Visitenkarte in ihrer recht beachtlichen Sammlung. Sie war ausgesprochen herzlich und hat uns eingeladen im Winter noch einmal vorbeizukommen, wenn es noch viel mehr Schmetterlinge in Pacific Grove gibt. Nun das machen wir ganz sicher irgendwann in (näherer) Zukunft! :)
Im Übrigen: die Monarchfalter waren erst vor 2 Tagen hier eingetroffen! Wir hatten also wieder mal ordentlich “Schwein gehabt“! :) :) :)

Lebenszyklus eines Monarchfalters: Schöne Bilder zum Leben dieser einzigartigen Insekten zeigt Ingo Arndt in seiner aufwendigen Dokumentation “Nomaden der Winde”, mit der er letztes Jahr in Lünen beim Europäischen Naturfotograf des Jahres Fotowettbewerb den Fritz Pölking Preis gewonnen hat (Update: inzwischen auch als Buch erhältlich).

Eintritt: gratis; Spendenbox vorhanden

Beste Zeit: Das Sanctuary hat nie geschlossen. Die beste Zeit um Schmetterlinge zu beobachten/fotografieren ist mittags an sonnigen Tagen zwischen November und Februar. Auch die Bäume im Washington Park in Pacific Grove waren früher beliebt bei den Monarchfaltern, heuer haben sich dort leider keine niedergelassen.

Monarchfalter auf einem blühenden Strauch außerhalb des SanctuaryAnfahrt: Man folgt von Monterey der Lighthouse Avenue (Parallelstraße zur berühmten Cannery Row) durch die Downtown von Pacific Grove bis an die Kreuzung mit der engen Ridge Road. Hier biegt man einfach nach links ab, die großen Schmetterlingsschilder auf der rechten Straßenseite sind nicht zu übersehen. Und mit diesen Karten, die man auch an Motelrezeptionen erhält, sollte die Orientierung kein Problem sein.

Übernachtung: Die gesamte Gegend rund um Monterey und Big Sur ist nicht die billigste. Eine schöne und doch einigermaßen preiswerte Motelstraße ist die Munras Ave. am gleichnamigen Exit vom Hwy. 1 in Monterey. Auch hier war das Couponheft von Dennys zum wiederholten Mal auf dieser Reise Goldes Wert. Das Super 8 kostete gleich um $20 weniger als nur mit AAA-Rabatt, das zahlt sich aus! :)
Das Motel war – so wie alle anderen an der Munras Ave. – nicht nur außen schön mit Blumen geschmückt, sondern auch innen tadellos in Ordnung.

Umgebung: Es lohnt sich auch die engen Gassen in der näheren Umgebung der Monarch Grove Sanctuary zu durchstreifen. Die immer währende Feuchtigkeit sorgt dafür, dass die Bäume von Pacific Grove dicht mit Moos und Flechten überzogen sind. Ich fühlte mich unweigerlich fast wie in den Südosten der USA versetzt, in die Swamps rund um New Orleans oder im Norden Floridas. Und auch die kleinen Häuser hatten etwas vom morbiden Charme der entlegenen Gassen von Key West. Welch wunderschöne Wohngegend! Plötzlich gefiel uns die USA wieder so gut, dass Steffen und ich uns (mit dem entsprechenden Lottogewinn im Gepäck… :) ) wohl augenblicklich – so wie die Monarchfalter – hier niederlassen könnten.