Titus Canyon Road – eine tolle Backroad im Death Valley
So abseits der üblichen Routen liegt sie eigentlich nicht. Daher können wir uns nicht so ganz erklären, wieso wir bislang noch nie diese Piste abgefahren sind, die westlich von Beatty als Einbahn durch den Titus Canyon in das Death Valley hineinführt. Es war also an der Zeit endlich das Versäumte nachzuholen und diese alternative Zufahrt auszuprobieren. Und wir waren ausgesprochen positiv überrascht!
Nach einer nicht gerade entspannten Nacht im Motel 6 in Beatty, wo wohl ein “Duracell-Hase” oberhalb von uns ab halb 6 Uhr morgens seine (geräuschvollen) Runden gedreht hat, waren wir beide nicht gerade in bester Laune. Nach einem kurzen Stopp beim Subway (Proviant!) und bei den Acrylgeistern in der Ghosttown Rhyolite (Fotos!), war es eher eine spontane Eingebung, die uns ca. 6 mi westlich von “Downtown” Beatty von der #374 auf die gravel road in Richtung Titus Canyon abzweigen ließ.
Zunächst war die Strecke recht monoton, sie führte aber schnurgerade auf die Grapevine Mountains zu. Erstaunlich grün erschien die Bergkette in der Ferne und auch die Landschaft hier in der Ebene. Die Kreosotbüsche blühten und lauter Blümchen (tolle gelbe Primroses und die eher unscheinbaren Fiddlenecks) schmückten die Straßenränder. Nach den anfänglichen 6 Meilen Waschrubbel fing die Piste an sich langsam bergauf zu winden und wurde noch holpriger. Aber gleichzeitig tauchten wir in eine sagenhafte Badlandskulisse ein. Es war zum Glück recht bewölkt heute, so kamen die Rot-, Lila-, Gelb- und Grüntöne des Gesteins und des Lehms umso besser zur Geltung. Nicht nur bei der berühmten “Artist’s Palette” hatten sich die Künstler ausgetobt, auch hier weiter nördlich waren die Berge richtig schön bunt und raue Zacken zierten ihre Spitzen. Immer wieder boten sich tolle Ausblicke auf und in den Titanothere Canyon – benannt nach einem nashornähnlichen Unpaarhufer, dessen fossiler Kopf hier in den 1930er Jahren ausgegraben wurde.
Was wir da sahen, gefiel uns! Sehr gut sogar!
Aber das Vergnügen währte nicht lange, hinter einer Kurve stand plötzlich ein orangefarbener Rubicon quer auf der Straße und davor warteten auch schon zwei Autos… Nur eine Serpentine weiter hatte ein SUV einen Achsenbruch erlitten, eine schon etwas ältere Karre, die wohl die vielen Schlaglöcher und den ganzen Waschrubbel nicht so recht vertragen hatte. Zum Glück war noch ein zweiter kräftiger Rubicon zur Stelle, der das Unglücksauto von der Straße zog.
In diesem Bereich gab es wirklich so gut wie nirgends Platz für zwei Autos, so eng war die Titus Canyon Road. Und so wie an dieser Stelle ging es auch meistens mal links, mal rechts ziemlich steil bergab. Die Eigentümer nahmen es gelassen, packten ihre sieben Sachen auf einen der Pickups und “hitchhikten” so durch den restlichen Canyon. Was der “Spaß” dann allerdings gekostet hat, das Auto von dort abschleppen zu lassen, das möchte ich lieber nicht wissen…
Mit dem Red Pass auf 1.600 m ist der höchste Punkt der Titus Canyon Road erreicht (bei dem Pull-Out sollte man unbedingt kurz stoppen!). Die drei Wellblechhütten auf der Weiterfahrt schon recht weit unten im Tal sind das Einzige, das von Leadfield übrig geblieben ist (15,5 mi von der #374 entfernt). Ein paar Hinweisschilder geben Auskunft über die Geisterstadt, in der für kurze Zeit Mitte der 1920er Jahre Bleierz gefördert wurde. Prädikat: “nicht sonderlich sehenswert”!
Kurz darauf kommt aber schon das große Finale: Auf den letzten 8 Meilen zwängt sich die Titus Canyon Road durch die namensgebende Schlucht. Man kurvt hier im ausgetrockneten Flussbett zwischen den hoch aufragenden steilen Felswänden herum. Unser Fullsize SUV zählt eigentlich zu den größeren seiner Art, aber hier wirkte er manchmal eher wie ein kleines Spielzeugauto.
Benannt wurde der Titus Canyon nach dem Goldschürfer Edgar Morris Titus, der im Sommer 1905 mit seinem Kollegen John Mullan und seinem Schwager Earle Weller in den Grapevine Mountains unterwegs war. Ihre Wasservorräte neigten sich dem Ende zu, als sie anstatt der anvisierten Quelle nur eine kleine Sickerstelle vorfanden. Titus wollte noch nicht aufgeben und ging weiter in die Schlucht hinein. Da er aber von seinem Ausflug nicht zurückkehrte, machte sich auch sein Schwager am nächsten Morgen auf denselben Weg. Sie trafen aufeinander, verdursteten aber dann gemeinsam im Canyon. Mullan, der dritte Mann, verharrte bei der Sickerstelle und wurde zwei Wochen später dort aufgefunden, als er sich schon halb im Delirium befand. Der Name “Death Valley” kommt leider nicht von ungefähr…
Dabei fährt am Weg durch den Titus Canyon tatsächlich bei einer Quelle vorbei, an der sich mit etwas Glück u.a. Dickhornschafe beobachten lassen. Die Ureinwohner haben bei Klare Spring einige Felsritzungen (Petroglyphs) hinterlassen, aber weiteraus interessanter fanden wir die zahlreichen bunten Blümchen, die dort wieder beiderseits die Straße aus dem kargen Boden sprießten. Jede Menge lilafarbene Phacelien, gelbe Primroses, weiße Gravel Ghosts und sogar eine Indian Paintbrush Pflanze hatte sich dorthin verirrt.
Auch das Gestein blieb weiterhin spannend mit seinen unterschiedlich getönten, schräg übereinandergestapelten Schichtungen. Auf ihren letzten 1,5 Meilen verengt sich die Schlucht nochmal ordentlich. Bis zu 6 m angeblich rücken die Steilwände an manchen Stellen in den Narrows zusammen. Wer schon immer mal durch einen Slot Canyon fahren wollte, der ist hier am richtigen Ort!
Und was uns auch sehr begeistert hat: Unmittelbar vor einer Rechtskurve und nur noch 1 km vom Ende entfernt, treten linker Hand großflächige Breccia-Formationen ans Tageslicht. Ähnlich wie im Mosaic Canyon westlich von Stovepipe Wells sind an dieser Stelle unterschiedlich große, eckige Gesteinsbrocken mosaikartig in den Fels eingebettet (zu Deutsch: Brekzie). Die kuriose Felswand (siehe erstes Foto im Bericht und mittig in der Reihe unten) ist unserer Meinung nach auf jeden Fall einer der “MUST DO Stopps” entlang der Route.
Auf den letzten Meilen war uns schon aufgefallen, dass es zunehmend windiger und ungemütlicher wurde. Als wir schließlich am Ausgang der Schlucht ankamen, wo sich auch ein größerer Parkplatz und eine Toilette (meist mit Warteschlange ) befanden, blies es uns fast wieder zurück in den Canyon hinein…
So ein gewaltiger Sturm! Im Death Valley war die Hölle los. Wir hatten wohl rein zufällig die beste Beschäftigung für diesen Tag gewählt. Aber der Blick zurück zeigte uns auch, dass es höchste Zeit war, wieder die enge Schlucht zu verlassen. Dunkle Regenwolken türmten sich oberhalb der Grapevine Mountains auf. Und die letzten Wanderer kamen auch schon aus dem Canyon herausgeeilt. Man kann ausgehend vom Parkplatz auch zu Fuß die Narrows besuchen – durchaus eine Alternative, wenn man mit einem Pkw oder Wohnmobil unterwegs ist!
Vom Titus Canyon Trailhead führten die letzten 2,5 mi der Straße (jetzt wieder in beide Richtung befahrbar) leicht bergab in die Ebene hinunter. Die starken Windböen hatten riesige Mengen an Sand aufgewirbelt und die Sonne versteckte sich hinter einer gewaltigen Staubwolke. Bei eingeschränkter Sicht ging es nun nur noch mit Scheinwerferlicht weiter, erst südlich der Mesquite Dunes wurde es besser. Die Sonne ließ sich wieder blicken und da es gleichzeitig aus einigen Wolken tröpfelte, überspannte plötzlich ein sagenhafter Regenbogen dieses sonst so unglaublich karge Tal.
Seit ein paar Tagen spazierten wir durch die ausgedehnten Blumenwiesen im Death Valley, die Folge unwetterartiger Regengüsse im letzten Herbst und nun durften wir selbst eine dieser seltenen Wetterkarpiolen in der Wüste erleben. Wow! Am Abend ging es durch die Grapevine Mountains wieder hinaus aus dem Nationalpark. Die Scheibenwischer waren schwer beschäftigt mit all den Regentropfen, die mittlerweile vom Himmel fielen. Aus dem Radiobzw. meinem Smartphone ertönte “Call it magic” von Coldplay. Das passte nur allzu gut. Und viel besser konnte der Tag nicht enden…
“And if you were to ask me
after all that we’ve been through,
Still believe in magic?
Yes, I do
Of course I do”
Schaut ja toll aus ! Danke für die ausführlichen Infos.

Kommt gleich in den Plan für 2026…
Oje Tilman, so lange musst du noch warten um wieder in die “furztrockene Gegend” zu dürfen?

Und das ist noch optimistisch gerechnet…


Naja, die Prioritäten liegen jetzt eben woanders mit der Kleinen. Dieses Jahr geht es erst mal nach Sardinien im Mai und in die Alpen im August. Ist ja auch nicht schlecht.
LG, Tilman
Euer Bericht hat sehr schoene Erinnerungen und auch etwas Trouble zurueckgebracht. Im Titus Canyon ist mir damals die Lichtmaschine meines F150 ausgefallen und das am Sylvesternachmittag. Zum Glueck war in Beatty noch ein Laden auf, der uns eine neue Batterie zum Austauschen fuer die Rueckfahrt verkauft hat, so dass wir wieder zurueck nach Hause (damals Hollister, CA) konnten.
Tolle Bilder und Eure Beschreibung ist besser als jeder Reisefuehrer.
Joerg Drenkow
Sehr eindrucksvoll!! Erinnert mich an den Mgoun Canyon im Atlas-Gebirge. Bekommen wir noch mehr Bilder von der blühenden Wüste zu sehen? Hoffentlich hat der Süden von Utah auch etwas Wasser abbekommen …
Herzliche Grüße
Peter
Hallo Peter, na klar gibt’s davon noch viiiiele Fotos, ein paar wenige sind sogar schon online! Schau mal unter News auf synnatschke.com und hier noch der Link zu einem weiteren von den Ibex Dunes. Letzteres ist eines meiner Lieblingsbilder aus diesem Urlaub. Liegt ev. auch daran, weil es dort so wunderschön war, der Sonnenuntergang, die Blümchen, der DUFT, einfach alles!
Wird dann auch noch einen längeren Reisebericht geben, musste ich Steffen versprechen, weil ich es die letzten Jahre nie mehr geschafft habe.
@Tilman: Sardinien klingt auch gut!
und @Jörg: Danke für den netten Kommentar. Silvester im Südwesten, schön!
…Ich glaube, das wird es bei uns auch bald wieder geben. Jetzt im Feb/März war’s uns schon fast zu heiß (zumindest für längere Wanderungen).
Hi Isa,
sehr schöner und ausführlicher Bericht zur TCR! Und die Bilder natürlich traumhaft. Da kann ich meinen Bericht ja raus nehmen und auf Dich verlinken
Ich habe leider damals gar nicht soviel mitbekommen. Als Fahrer fand ich die Tour nicht so wirklich entspannend. Erst als ich unten im Canyon war, konnte ich auch mal ohne erhöhten Puls aussteigen.
Am Aguereberry Point hat uns der Reifenschaden wirklich überrascht. Auf den letzten bissl Luft im Reifen haben wir es wieder bis auf die Straße geschafft.
Freu mich auf weitere Fotos und neue Reportagen. Das Death Valley hat ja so unglaublich viel zu bieten. Die meisten unterschätzen das einfach nur. Mich ziehts ja auch schon eine ganze Weile wieder rüber. Aber noch ist unser “Zwerg” nicht um wanderfähigen Alter.
Schöne Grüße nach DD,
Micha
Micha, Du beliebst zu scherzen!

Deinen Bericht schön mal online lassen, den habe ich nicht umsonst in den Büchern verlinkt!
Und stimmt, das Death Valley hat viel zu bieten (zumindest im Winter!). Wir sind auch immer wieder gern dort und vor allem Steffen krabbelt mit großer Leidenschaft in den ganzen Canyons herum. Irgendwie gibt es selbst in diesem Nationalpark noch erstaunlich viel zu erforschen.
Lieben Gruß auch an die Familie,
Isa
Wow, den Titus Canyon muss ich mir unbedingt beim nächsten mal anschauen. Leider war die Strecke letzten Oktober, drei Tage nach den schweren Regenfällen, gesperrt.
Beste Grüße
Lothar
Der Nächste, der schon unendlich oft drüben war, und trotzdem da noch nie entlang gefahren ist.
Aber die Strecke durch den Slot könnte dir gut gefallen. Wenn die Sonne scheint, werden die Wände wahrscheinlich auch noch nett glühen.
Da hast du ja DAS Unwetter letzten Herbst live miterlebt? Das wo Scotty’s Castle so schwer beschädigt wurde usw? Und die Ursache der vielen tollen Blümchen?
VG und schönen Sonntag!
Hallo Isa.
Ja, mir hat der Canyon auch gefallen, obwohl die Anfahrt doch sehr holprig war. Mein Explorer war plötzlich sehr klein zwischen den hohen Wänden.
Gruß nach DD
Thomas
Hallo Thomas, schön wieder mal was von Dir/Euch zu lesen!

Das mit dem Holprigsein fühlt sich sicher je nach Auto ganz anders an. Wir haben diesmal bei der Übernahme spontan upgegraded, weil sie nur den absoluten Mindesttarif von uns wollten. $11/Tag zahlt man normalerweise allein für’s Upgrade Midsize -> Standard SUV.
Und vorher von zu Hause aus, hätten wir überhaupt viel viel mehr für einen Fullsize hinlegen müssen. Das wär’s mir nicht wert gewesen!
Aber so ein Fullsize hat schon einen tollen Fahrkomfort und vor allem auch Federung. Nur in der Cabeza Prieta Wilderness ist die an ihre Grenzen gestoßen. Sowas von steinig! Die Pronghorns und Harris Hawks bei Ajo wären aber sicher auch was für Euch gewesen! Da kommt dann noch ein Bericht.
Wir sind die TCR am 12. Mai am Nachmittag gefahren, allerdings keine Menschenseele ausser uns weit und breit, keine Hiker, keine anderen SUV niemand. Ich war froh dass wir unser Inmarsat für Notfälle dabei hatten. Die Löcher und Felsbrocken überall waren schon recht grenzwertig selbst für einen 4×4 mit High clearance.. Eure Beschreibung stimmt im übrigen genau, wirklich eine der schönsten Strecken in der Gegend, muss man unbedingt machen
Gruss
Uli
So langsam beginnt die ruhigere Zeit im Death Valley!
Wegen der Blümchen war der Nationalpark diesen Winter echt extrem “busy”. Kein Quartier weit und breit mehr zu kriegen. Wir mussten eine Nacht sogar nach Lone Pine ausweichen.