Wer kennt das Carrizo Plain National Monument?

Herrliche Wildblumen-Teppiche bedecken in einem El Nino Frühling die Ebenen und Hügelketten im Carrizo Plain National MonumentDie Zeichen standen gut und der Winter 2015/16 sollte endlich wieder mal ein richtig tolles El Niño Jahr werden mit entsprechend vielen Wildblümchen im gesamten Südwesten der USA. Wir hatten unsere Reise voll darauf ausgerichtet und anfangs sah auch alles noch recht gut aus. Beim Ladeanflug in Los Angeles leuchtete uns schon ein Meer aus California Poppies (Goldmohn) vom Grasstreifen neben dem Rollfeld verheißungsvoll entgegen, und die “Superbloom” im Death Valley war wirklich super und extrem beeindruckend (siehe auch Titus Canyon Bericht). Anderorts war aber wildblumentechnisch nicht so viel los, wenn man mal von den Sandverbenenteppichen am Ufer des Lake Mohave absieht sowie von der Handvoll Poppies in der Nähe von Phoenix (diese Farbtupfer unter den Saguaro Kakteen sind ja an sich etwas Feines!) und den Abertausenden wunderschönen Desert Lilies im Anza-Borrego Desert Park (allerdings hofften wir gerade dort auf viel mehr bunte Blümchen!).

Das “Weihnachtskind” (Niño) hatte diesmal offensichtlich seine Regengüsse sehr verhalten oder zumindest nicht gleichmäßig verteilt. In vielen Gebieten herrschte weiterhin Dürre und für Ende Februar war es obendrein schon unglaublich heiß. Kein Wunder, dass sich die Wildblumen gleich wieder in den Wüstenboden verkrochen haben, wenn das Thermometer (zu der Jahreszeit schon!) täglich die 30°C-Marke überschreitet…

Ein Potpourri aus gelb und lilafarbenen Blümchen und im Hintergrund die Temblor Range als Ostgrenze des Carrizo Plain NMAber es gab noch eine Ausnahme, wo es ausgiebig geregnet hatte und wo die gnadenlose Sonne nicht gleich wieder sämtliches aufkeimende Leben verbrannt hatte: das erst 2001 ins Leben gerufene Carrizo Plain National Monument. Dieses Naturschutzgebiet fristet ein ziemliches Aschenputteldasein, viele USA-Touristen werden sich da eher nicht hin verirren. Kein Wunder, denn allzu viel zu sehen gibt es dort üblicherweise nicht. Es handelt sich um den letzten in Kalifornien noch erhalten gebliebenen steppenartigen Landstrich (früher sah so das gesamte südliche Central Valley aus). Mit anderen Worten: Es erwartet einen dort eine wenig aufregende Graslandschaft umgeben von noch weniger aufregenden Hügel-/Bergketten – hinsichtlich “Naturschutz” natürlich von Bedeutung aber für die meisten Besucher außer in El Niño Jahren eher kaum einen Umweg wert.

Interessierte können dort Vögel beobachten (allen voran im Winter) oder der Painted Rock Alcove und dem Wallace Creek einen Besuch abstatten. Aufgrund der Erdbeben entlang der San Andreas Verwerfung hat es diesen Flusslauf mittlerweile um ganze 91 m versetzt, er sieht allerdings auf Luftbildern deutlich beeindruckender aus als vor Ort (Foto und Trail-Broschüre).

Matschige “dirt roads”, die ihren Namen wirklich verdienen (“dirt”/Dreck), kommen erschwerend hinzu. Lediglich die Soda Lake Road, die mitten durch das National Monument führt und eine Verbindung zwischen den Highways 58 und 166 schafft, ist teilweise asphaltiert und meist im guten Zustand. An ihr liegt auch südlich des Soda Lake das Goodwin Education Besucherzentrum, wo sich ausgesprochen nette Ranger wahrscheinlich über jeden, der sich dort hinein verirrt, freuen. Carrizo Plain ist lustigerweise nicht einmal in der NPS-Statistik zu finden, die sogar noch die Rio Grande W&SR mit gerade mal 120 Besuchern pro Jahr auflistet… Aber so wenige werden es in Carrizo ganz sicher nicht sein, das kann ich mir nicht vorstellen!

Jedenfalls sahen die Wildflower-Updates auf desertusa.com recht vielversprechend aus und so verschlug es uns ausnahmsweise mal in diese doch etwas abgelegene Ecke.

 

An der Hurricane Cocker Spring Road über die Temblor Range haben wir eine mächtige Lupine gefunden, und da Steffen an dem Tag so ein fotogenes T-Shirt an hatte, musste er da gleich mit aufs Foto. :-)

 

Über die sonst so karge Temblor Range breiteten sich großflächige, gelbe Wildblumenteppiche aus.


Unser Besuch:

Im (“3-Wetter-“)Taft hatten wir eine Unterkunft gebucht, aber wir waren wieder mal spät dran. Und so blieb nach der längeren Anfahrt von Las Vegas keine Zeit mehr zum Einchecken und es ging sofort direkt weiter in Richtung Carrizo Plain. Nur wie kommt man da überhaupt am besten dorthin?!? Das Auto-Navi kannte nämlich die Piste über die Temblor Range nicht und eine GPS-Koordinate vom Abzweig hatten wir blöderweise vergessen aufzunehmen.

Die Mocal Road war aber schnell gefunden und irgendwo musste dort dann die Crocker Springs Road abgehen, die über die im Frühling oftmals blumengeschmückte Temblor Range direkt in das Carrizo Plain NM hineinführen sollte. So fuhren wir durch das wohl hässlichste Gebiet ganz Kaliforniens, das Midway Sunset Oil Field westlich von Bakersfield, und hofften, dass die Piste gekennzeichnet sein würde. Und zum Glück war sie ausgeschildert!
Allerdings kam, nachdem wir den Asphalt verlassen hatten, dann plötzlich eine Gabelung, bei der beide Pisten für uns irgendwie “gleichwertig” aussahen. Wenn unser im Auto eingebautes Navi schon unfähig war uns über die Berge zu routen, so zeigte es aber wenigstens hier den richtigen Straßennamen an. Allerdings erst nachdem wir fälschlicherweise der Piste nach rechts gefolgt waren, den Irrtum bemerkten und dann auf die “Hurricane Road” zurückkehrten.

Die Blumenwiesen in der Carrizo Plain sahen fantastisch aus, allen voran die größeren Hillside Daisies.

Zwei Tage lang wanderten wir durch die tollen Ebenen des Carrizo Plain NM. Und Steffen auch am zweiten Tag extra wieder mit den Foto-T-Shirt. :-)

Es sprangen aber noch ein paar mehr Wildflower-Fotografen dort herum, kein Wunder so prächtig wie es hier in der Carrizo Plain aussah.

Sprangen... Einige im wahrsten Sinne des Wortes... Diese Dame hat sich auch noch selbst gefilmt bei ihren kuriosen Akrobatik-Übungen... :-)))

Mit Gegenverkehr muss die Strecke eine ziemliche Herausforderung sein, so schmal wie sie meistens ist und so schräg wie es mal links, mal rechts bergab geht. Auch die Blumenwiesen waren hier so steil, das vermag man sich kaum vorzustellen! So etwas hatte ich noch nie gesehen. Absolut unmöglich hier ohne sich “anzuseilen” spazieren zu gehen! Es war zwar kein senkrechter Winkel, aber an der Stelle, wo uns die gelben Blümchen am besten gefielen, ging es sicher mit fast 60° bergab! Und auch anderswo war es so steil, dass ich mich mit meiner Höhenangst kaum von der Straße wegbewegt habe und bei Steffen konnte ich so das eine oder andere Mal gar nicht hinschauen… ;)

Hier kommt einem also die NPS-Statistik etwas entgegen und wir hatten Glück, außer zwei Motorfahrer war auf der Strecke weder nachmittags noch am nächsten Morgen niemand sonst unterwegs. Man hat während der ganzen Fahrt über die Temblor Range kaum Ausweichmöglichkeiten und von Parkplätzen will ich schon gar nicht reden. Bei der Stelle mit den schönsten Blümchen kann man das Auto praktisch nur mitten auf der Straße stehen lassen, wenn man nicht kilometerweit zurück wandern möchte…
Jenseits des Passes ging es dann wieder bergab, am Weg haben wir noch ein paar blaue Blumen gefunden, die tags darauf nicht mal die Rangerin im Besucherzentrum identifizieren konnte. Sie wollte nicht aufgeben und hat ihre ganze Literatur durchsucht, blieb aber erfolglos. Wildblumenmäßig war unten in der Ebene anfangs allerdings wenig los und an der hochgelobten Elkhorn Road dachten wir uns schon: “Wieso sind wir bloß hierher gefahren!?”

Zum Sonnenuntergang am Soda Lake...

...gab es dann auch noch von Steffen eine weitere Tanzeinlage... Wenn einem der alkalische Schlamm einmal fest umschlungen hat, kommt man da nicht mehr so leicht wieder heraus. Und wenn, dann nur noch mit einem Paar Schuhe weniger... Das Foto trägt den Titel *Stilleben mit Füßen*... ;-)

Und so sprang man(n) bis auf weiteres barfuß herum... Zum Glück ging es aber tags darauf ohnehin in die Heimat zurück.

Aber schon bald änderten wir unsere Meinung, an der Panorama Road wurde es langsam bunter, an der Soda Lake Road südlich des Visitor Center war es noch schöner, gelbe und lilafarbene Blümchen überall so weit das Auge reicht, und an der Simmler Road direkt südlich vom Salzsee staunten wir dann nicht schlecht. Wirklich “WOW”! Der ganze Wüstenboden von gelben Blümchen bedeckt, und die Blüten waren viel größer und schöner noch als jene, die wir eine Woche zuvor im Death Valley fotografiert hatten. Dort leuchtete das “Desert Gold”, hier waren es die “Hillside Daisies” und sogenannte “Goldfields” – wie treffend auch dieser Name! :x

Und vielerorts mischten sich noch weißgelbe Tidy Tips, gelbe Fiddlenecks und lilafarbene Phacelien unter das Meer von goldenen Blümchen. Das Programm für den Folgetag wurde kurzerhand gestrichen, wir schafften es nicht uns loszureißen von dieser herrlichen Gegend. Sogar den Sonnenuntergang verbrachten wir nochmal dort und fuhren erst in der Dunkelheit zurück nach LA.

After a wet winter this can be one of the most spectacular locations in California to view the bloom“, hieß es so schön in der Werbebroschüre und hier war uns El Niño tatsächlich wieder wohlgesonnen! Ende gut, alles gut! :)

California Poppies - so schön und dicht wie auf dem Flughafen in Los Angeles waren die Felder diesen Frühling wahrschenlich nirgends...Und als wir dann tags darauf über die Startbahn rollten, strahlten sie uns wieder entgegen, die herrlichen Goldmohnwiesen, die wir anderorts so kläglich vermisst hatten. Und hier waren sie in den letzten 3,5 Wochen sogar noch dichter geworden! Was für ein Abschied und wie passend zum Anlass: Pünktlich zum Frühlingsanfang ging unser Flieger zurück in die Heimat, zurück in die Kälte. Von Frühling war dort noch nichts zu spüren. Und so dauerte es nicht lang und schon schmiedete Steffen erste neue Pläne für den kommenden Winter… ;)
To be continued…!

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