Waldbrände im Westen der USA

Smokey the Bear, das Maskottchen des US National Forest Service warnt für extrem hoher Waldbrand-GefahrIt never rains in Southern California!” – sang Albert Hammonds in den 1970er-Jahren, heute ist es bittere Wahrheit. Aber nicht nur Südkalifornien leidet seit vielen Jahren an den Folgen einer Jahrhundertdürre, sondern der gesamte Westen der USA. Ausgetrocknete Flussbetten und Stauseen, brachliegende Ackerflächen und Ernteausfälle sowie Engpässe bei der Trinkwasserversorgung (z.B. im kalifornischen Central Valley) machen immer wieder Schlagzeilen. Nicht nur die Winter werden zusehends schneeärmer, heuer ist sogar der lebensnotwendige Sommer-Monsun fast komplett ausgefallen, der für bis zu 50% der Jahresniederschläge in den Wüsten des US-Südwestens verantwortlich ist. Wie man auf dem aktuellen Drought Monitor erkennen kann, sind weite Bereiche des Westens nicht nur “abnormally dry” (außergewöhnlich trocken), sondern von einer “extreme drought” (extremen Dürre) betroffen. Update 02/21: Inzwischen hat sich die Lage nochmals verschärft, denn auch im Winter blieben die Niederschläge weitgehend aus, so dass nun nahezu im gesamten Südwesten nicht nur eine “extreme”, sondern sogar eine “exceptional drought” herrscht.
Auch vor mächtigen Bergketten wie den Rocky Mountains macht der Klimawandel nicht halt mit deutlich kürzeren Wintern, spürbar heißeren Sommern und Niederschlägen, die vermehrt als Regen fallen. So weicht das “ewige Eis” unaufhaltsam selbst aus Nationalparks wie dem Glacier NP, der Anfang des 20. Jahrhunderts noch aufgrund seiner vielen Gletscher gegründet wurde, und stellt schon heute die von den Wasserläufen abhängigen Landwirte vor große Herausforderungen.

Nicht weiter verwunderlich daher, dass auch die “Wildfire”-Gefahr allerorten enorm ist und immer wieder Waldbrände und Buschfeuer außer Kontrolle geraten. Diese sind an sich nichts Neues im Westen der USA, jeder der schon mal im Yellowstone Nationalpark war, hat dort sicherlich die Spuren vom 1988er-Großbrand bemerkt. Aber die Anzahl der Brände war während der letzten Jahre überdurchschnittlich. 2017 und 2018 sind als die schlimmsten in die Geschichte Kaliforniens eingegangen mit einer niedergebrannten Fläche von über 5.500 km² bzw. 7.500 km² – zusammen also mehr als das Bundesland Tirol. Und die Brände verwüsten nicht nur die Natur, sondern auch Wohnhäuser oder sogar ganze Siedlungen. Besonders verheerend war das “Camp Fire” im November 2018, das die idyllische Ortschaft Paradise über Nacht in ein Hölleninferno verwandelte. Kaum ein Gebäude blieb verschont und 86 Einwohner kamen dabei ums Leben. Update 02/21: 2020 war sogar eine Fläche von knapp 17.000 km² betroffen und das allein in Kalifornien!

Auch derzeit brennt es seit Wochen vielerorts im gesamten Westen der USA wieder lichterloh und das Maskottchen des US National Forest Service “Smokey the Bear“, das oft auf Straßenschildern zu sehen ist, warnt vor einem “extreme fire danger”. Erst jetzt am Sonntag mussten vom Wagner Mammoth Pool Campground (südlich des Yosemite Nationalparks) rund 200 Urlauber per Hubschrauber evakuiert werden. Sie waren fest vom Feuer umschlossen und flohen ins Wasser – die Bilder entsprechend dramatisch. Ähnliches spielte sich am Lake Edison und China Peak ab. Mit dem heutigen Tag hat man daher in Kalifornien sämtliche Nationalforste (NF) südlich und östlich von San Francisco für die Öffentlichkeit gesperrt: den Stanilaus NF, Sierra NF, Sequoia NF, Inyo NF, Los Padres NF, Angeles NF, San Bernadino NF und Cleveland NF (Karte).
Dieser Bundesstaat wird im Spätsommer und Herbst ganz besonders stark von Waldbränden heimgesucht. Verursacht werden sie meist durch Blitzschlag oder Fahrlässigkeit und die sog. Santa-Ana-Winde (Devils Winds) sorgen dann dafür, dass die Feuerwalzen kaum einzudämmen sind. Es handelt sich um trockene, heiße Luftströme, die sich üblicherweise während der zweiten Jahreshälfte im Landesinneren bilden und auf ihrem Weg in Richtung Pazifik an Berghängen stark an Geschwindigkeit zulegen. Gegenwärtig fegen sie wieder mit bis zu über 60 km/h durch die kalifornischen Täler. Sie entziehen dabei den Pflanzen die letzte gespeicherte Feuchtigkeit, so dass sich jeder noch so unscheinbare Funke – angefacht durch diesen “Teufelshauch” – in Windeseile zu einem folgenschweren Feuer ausweiten kann.

Auch als Tourist wird man mancherorts die abgebrannten Flächen nicht übersehen können und von den Auswirkungen betroffen sein, denn nach Großbränden bleiben mitunter Einrichtungen, Wanderwege und Parks lange Zeit unzugänglich (so z.B. Teile der Columbia River Gorge seit 2017!). Und was nicht minder schlimm ist: Die Luftqualität ist mancherorts katastrophal. Das war leider ein großes Thema während unserer Wanderung beim Lake O’Hara in Kanada und der Sonnenfinsternis 2017 in Oregon. Die “Smoke Map” zeigt auch heute wieder etliche Gebiete mit “hazardous air quality” an (= weit mehr als “nur” ungesund), darunter Areale südöstlich des schönen Silver Falls State Park in OR, zwischen Mono Lake und Bishop in CA sowie am Okanogan River in WA, wo auch wir im August schon mal kaum die Hand vor Augen gesehen haben, aber dafür umso mehr Warnung im Radio hörten. Und wer glaubt, dass Städte am Pazifik nicht betroffen sind, der irrt leider. In Seattle z.B. ist die Luft im Spätsommer oft zum Schneiden und auch derzeit wieder “unhealthy”. Neben den Hitzewellen im US-Südwesten und den Hochsaisonpreisen mit ein Grund, warum wir von Reisen in den Westen der USA während des Sommers eher abraten. In den Bergen wird die Luft im Herbst aber allmählich wieder klarer und die Weitsicht besser, in Südkalifornien kehrt in der Regel erst im Winter Ruhe ein. Dieser US-Bundesstaat ist am schönsten im späten Winter und Frühling. Dann ist es erstaunlich grün und es blüht allerorten.

In Colorado ist die Waldbrandgefahr vorerst schon gebannt und zwar aufgrund einer etwas anderen Extremwetterlage: Nach dem dortigen diesjährigen Temperaturrekord für einige Städte (erst gestern aufgestellt!) steht ein dramatischer Temperatursturz von über 30°C in nur 24 Stunden bevor. Noch heute Nacht soll es in Denver und den umliegenden Bergen zum Schneien anfangen. Schuld ist das derzeitige Hoch über Kanada, das eisige Luftmassen gen Süden strömen lässt, die dann aufgrund fehlender Ost-West-Gebirgszüge bis tief in die USA vordringen. Bis zu 45 cm Neuschnee werden im Großraum Denver erwartet – auch alles andere als normal für diese Jahreszeit! Mit den ersten Schneefällen ist meist eher gegen Ende September zu rechnen. Dann kann kurzfristig auch schon immer wieder Schneekettenpflicht auf der I-70 bestehen, die von der Metropole nach Westen führt.
Update 9.9: Es ist tatsächlich ordentlich Schnee gefallen (aktuelle Infos). Und durch Salt Lake City ist währenddessen ein Sturm in Hurrikan-Stärke durchgefegt, hat für Stromausfälle gesorgt und viele Schäden angerichtet.