Hitzewelle im Südwesten der USA

Bei unserer Wintertour durch den USA-Südwesten zeigte das Thermometer vor dem Death Valley Besucherzentrum gerade mal 59°F (=15°C) an. Ich habe es hier mittels Photoshop aber an die derzeitigen Gegebenheiten angepasst. ;-)Hitzewelle im Südwesten der USA – es purzeln reihenweise die Rekorde! Das große Schwitzen begann bereits letzten Freitag, am 14. August, und wird wohl noch bis morgen andauern. Immer wieder gut für Rekorde ist der Death Valley Nationalpark in Kalifornien, dort wurden jetzt am 16. August 2020 um 15:41 Uhr sagenhafte 130°F (54,4°C°) gemessen. Das bei Touristen für Urlaubsfotos sehr beliebte Außenthermometer vor dem Besucherzentrum zeigt fälschlicherweise meist sogar noch ein paar Grad mehr an! Das war dennoch die heißeste Temperatur im Schatten, die seit dem Allzeit-Rekord vom 22. Juli 1913 je auf Erden registriert wurde (134°F bzw. 56,7°C). Nachts hat es jetzt am Wochenende immerhin auf “frische” 38°C abgekühlt, bei den Tiefstemperaturen gibt es dort aber noch ganz andere Rekorde, z.B. die schweißtreibenden  41,7°C im Sommer 2012!

Man darf auch keinesfalls davon ausgehen, dass es im Westen der USA bei solch einer Hitzewelle nur im Todestal und unterhalb des Meeresspiegel so wahnsinnig heiß wird. Die derzeitige Hitzewelle erfasst alle südlichen US-Bundesstaaten von Kalifornien bis hinüber nach Florida. Aber auch weiter nordwärts in Utah oder Wyoming, wo u.a. der Yellowstone Nationalpark liegt, den man meist eher mit Schlechtwetter und Kälte assoziiert, haben die Thermometer dreistellige Werte auf der Fahrenheit-Skala erreicht (100°F = 37,8°C!). Die höchsten Temperaturen wurden aber in den üblichen Heißzonen gemessen, so u.a. am 15. August 2020 in Las Vegas 45°F und in Needles, etwas weiter südlich am Ufer des Colorado River (151 ü.d.M.), waren es sogar 123°F (50,6°C). Am Sonntag zeigten die Thermometer im Golferparadies Palm Springs 121°F (49,4°C) an und in Phoenix, der Hauptstadt von Arizona, sowie in der Nähe von Amarillo/Texas wurden 116°F (46,7°C) registriert. In Tucson/Arizona waren es hingegen “nur” 113°F (45°C) und in Roswell/New Mexico, der Hochburg der Außerirdischen, immerhin auch 110°F (43,4°C). Alles neue Höchstwert-Rekorde für den Monat August in diesen Städten!

Für uns Mitteleuropäer sind Temperaturen knapp unter oder über 50°C kaum vorstellbar. Ich bin in Südamerika aufgewachsen und war als Kind die (feuchte) Hitze in Brasilien durchaus gewöhnt und sie machte mir nichts aus. Aber beim damaligen Sommerurlaub in den USA dachte ich als 13-Jährige in Las Vegas ich bekomme keine Luft mehr. Beim Grand Canyon sind meine Mutter und ich angesichts der Hitzewelle im klimatisierten Raum geblieben, die ganzen Aussichtspunkte hatten uns unter solchen Bedingungen überhaupt nicht interessiert, nur mein Vati war neugierig genug. ;)
Neben den Hochsaisonpreisen der Hauptgrund, warum wir grundsätzlich von Reisen in den US-Südwesten während des Sommers abraten. Es gibt zwar Bereiche höher oben am Colorado Plateau, die sind auch dann ganz gut zu bereisen, aber für längere Wanderungen sind das fast überall die falschen Bedingungen. Bei solch extremer Hitze können sogar wirklich kurze Wege, wie z.B. zur Fire Wave, schnell lebensbedrohlich werden. Im Valley of Fire ist es bekanntlich kaum kühler als in Las Vegas oder sogar noch heißer. Bei den Bedingungen wie jetzt am Sonntag empfiehlt die amerikanische Gesundheitsbehörde sich maximal 2-3 Minuten vom Auto zu entfernen! Man dehydriert wahnsinnig schnell, auch der Elektrolythaushalt gerät ganz rasch aus dem Gleichgewicht. Hier reicht kein Schatten auf Dauer, sondern nur noch klimatisierte Räumlichkeiten! Das Auto hilft dann mitunter auch nur bedingt, vor allem wenn bei den extremen Witterungen das Kühlwasser zum Kochen anfängt. Auch diese Erfahrung mussten wir bereits im Death Valley machen… Die Straßen über die Pässe und vor allem hinauf nach Dante’s View darf man wirklich nicht unterschätzen. Und was man dann auch unbedingt bedenken muss: Die Sohle von Flip Flops oder anderen wenig robusten Schuhen schmilzt auf dem heißen Boden!

Wie sagt der “US National Weather Service” immer so schön:
STAY COOL OUT THERE! ;)

Update 7.9.2020: Die vergangenen Tage habe es leider gezeigt, dass das Wetter im Südwesten selbst im September noch verrückt spielen kann. Es wurden wieder jede Menge neuer Rekorde aufgestellt. Ganz besonders betroffen war der Großraum von LA mit 121°F (49,4°C) im nördlichen Stadtteil Woodland Hills. Aber auch anderorts in Kalifornien kletterten die Thermometer in neue Höhen: Palm Springs konnte den August-Wert nochmals toppen, die gleichen 122°F (50°C) wurden auch in Ocotillo Wells unweit des Anza Borrego Desert State Park gemessen. Selbst draußen am Meer in San Luis Obispo waren es 120°F (48,9°C). Ein ähnliches Bild noch weiter nördlich: in der San Francisco Bay Area wurden die 100°F (37,8°C) geknackt und in Sacramento wurde im September noch nie so geschwitzt wie jetzt am Sonntag bei 109°F (42,8°C).
Reihenweise purzelten auch die September-Rekorde in Arizona, an vorderster Front das Tuzigot NM mit 112°F (44,4°C), Page 105°F (40,6°C), Winslow 103°F (39,4°C) und Prescott 100°F (37,8°C). Auch Höhenlagen sind davon betroffen, so wurden z.B. am Grand Canyon Flughafen 95°F (35°C auf 2.014 m!) erreicht und in Flagstaff 91°F (32,8°C auf 2.100 m).
Ein weiteres Problem ist eng mit der Hitzewelle gekoppelt: die enorme Waldbrand-Gefahr! Darüber habe ich nun einen extra Blog verfasst -> Waldbrände im Westen der USA.