Waldbrände im Westen der USA: die Columbia River Gorge brennt nieder!
Sie war einst ein sehr besonderer Ort für uns, den wir immer wieder gern besucht haben und ganz fest in unser Herz geschlossen hatten: die Columbia River Gorge National Scenic Area. Nur wenige Höhenmeter abseits des Lärms von Interstate und Eisenbahntrassen tauchte man in den Seitenschluchten dieses Flusstals in einen wahrhaften Märchenwald ein. Er stand den berühmten “Rain Forests” im Olympic National Park in kaum etwas nach, zumal hier noch zahllose idyllische Bächlein zwischen üppigen Farnen, saftig grünen Steinen und von Moos übersäten Bäumen plätscherten. Für zukünftige Generationen werden wohl viele der 77 Wasserfälle auf der Oregon-Seite der Gorge nur noch zwischen schwarzen Baumstümpfen in die Tiefe stürzen. Man kann sich das kaum vorstellen und der Gedanke daran zerreißt einem fast das Herz – ebenso das Leid der vielen Leute, deren Häuser und Existenz aufgrund eines absolut unverzeihlichen und unverantwortlichen Verhaltens gerade vernichtet werden. Angeblich waren es Teenager, die mit Feuerwerkskörpern gespielt haben und das wo die Nationalforst-Anschlagetafeln zur Waldbrandgefahr schon seit Monaten auf “EXTREME” stand! Ich hoffe sehr, dass die Verursacher oder deren Eltern zur Rechenschaft gezogen werden. Wobei leider nichts den Schaden ersetzen kann, der der Natur und all den Menschen zugefügt wurde, die hier ihr Zuhause hatten.
Wenigstens konnten die 153 Wanderer, die sich aufgrund des Feuers auf dem Eagle Creek Trail in Gefahr befanden, nach einer schlimmen Nacht gerettet werden. Von der Natur dürfte da kaum mehr etwas übrig geblieben sein (Tunnel Falls, Punch Bowl Falls usw.). Und nicht nur dort… Wie das alles ausgeht, steht noch in den Sternen. Aber die Wildfire Map lässt das Schlimmste befürchten und Nachtaufnahmen der Eagle Creek Webcam (Video) sind absolut erschreckend. Und hier in diesem Film sieht man, wie Flammen die Ortschaft Dodsen bedrohen. Hinter der historischen Multnomah Lodge und rund um den berühmten Wasserfall brennt es auch schon. Selbst die Gegend bei den Latourell und Bridal Veil Falls wurde bereits großräumig evakuiert. Wer schon mal vor Ort war, weiß was das bedeutet. Von der Oregon-Seite der Columbia River Gorge und all ihren tollen Wanderwegen wird wahrscheinlich nicht viel übrig bleiben.
Die I-84 ist zwischen Troutdale und Hood River gesperrt, der Bootsverkehr wurde in dem Bereich vom Columbia auch bis auf Weiteres ausgesetzt. Das Eagle Creek Fire hat inzwischen sogar einen Wikipedia-Eintrag.
Man kann nur hoffen, dass die Feuerwehrleute den Brand möglichst schnell in den Griff kriegen, denn mit Regen darf heute und morgen noch nicht gerechnet werden. Dieser Blog wird in den kommenden Tagen sicher regelmäßig upgedatet, hoffentlich dann aber mit etwas besseren Nachrichten…!
Es ist leider auch bei weitem nicht der einzige Platz im Westen der der USA, wo derzeit schreckliche Waldbrände wüten (und von Kanada will ich schon gar nicht reden, diese Meldungen schafften es ja selbst in Europa regelmäßig in den Nachrichtensendungen):
– Die Going-to-the-Sun Road musste gesperrt werden zwischen dem Lake McDonald und dem Logan Pass. Das Sperry Chalet ist abgebrannt und die Lake McDonald Lodge wurde evakuiert (Link).
– Im Osten des Mount Rainier Nationalparks brennt das Norse Peak Fire. Der Hwy 410, den wir erst vor wenigen Wochen in Richtung Yakima gefahren sind, ist derzeit unpassierbar.
– An der Grenze zum Yosemite Nationalpark stehen die Wälder auch in Flammen und bedrohen große Bestände von Sequoia-Bäumen.
– Das La Tuna Fire hält die Metropole Los Angeles in Atem. Es ist der größte Waldbrand in der Geschichte dieser Stadt.
Nützliche Links zum Thema Waldbrände im Westen der USA:
Diese Karte haben auch wir während unserer Tour im August immer im Auge behalten:
– Übersichtskarte der Waldbrände mit der Luftqualität
(Legende: grün = good, gelb = moderate, orange = unhealthy for sensitive groups, rot = unhealthy, lila = very unhealthy, braun = hazardous)
Update 6.9.2017: Zur Brandursache gibt es hier einen ausführlichen Artikel, der einem die Haare zu Berge stehen lässt.
Der Waldbrand hat sich über das gesamte Herzstück der Columbia River Gorge ausgedehnt zwischen Cascade Locks im Osten und dem Crown Point mit dem vielbesuchten Vista House vor den Toren Portlands. Und in der Stadt “regnet” es derzeit Asche. Gestern ist das Eagle Creek Fire leider auch noch auf die Washington-Seite der Gorge übergesprungen, kann man sich kaum vorstellen bei so einem breiten Fluss.
Update 7.9.2017: Erste Fotos und Videos lassen hoffen, dass alles doch nicht ganz so schlimm ausgeht und vom Regenwald an einigen Stellen doch noch etwas übrig geblieben ist. Hier noch eine gute Zusammenfassung.
Update 8.9.2017: Ein Video, in dem aktuelle Bilder aus der Gegend gezeigt werden.
Update 12.9.2017: Ein erschreckender Bericht über die Waldbrände im Westen der USA mit einem recht düsteren Blick in die Zukunft.
Update 22.9.2017: Ein Video mit ersten aussagekräftigen Aufnahmen von der Gorge. Die Gegend rund um die Triple und die Punch Bow Falls wurde stark in Mitleidenschaft gezogen. Bei den Multnomah Falls stehen noch viele grüne Bäume, aber es hat auch dort bis zum Parkplatz hinunter gebrannt.
Die Interstate auf der Oregon-Seite des Columbia Rivers war in dem Bereich seit dem 4. September komplett gesperrt. Die Fahrbahnen in Richtung Westen wurden bereits letzte Woche wieder für den Verkehr freigegeben, die I-84 East soll dieses Wochenende folgen. Aufgrund der großen Erdrutschgefahr bleiben allerdings der Historic Columbia River Highway sowie sämtliche Ausfahrten zwischen Cascade Locks und Corbett bis auf Weiteres gesperrt.
Hier noch ein -> Link zum Blog von Sönke, der das Geschehen vor Ort verfolgt und immer wieder neue Updates postet.
Update 7.9.2020: Die einst wunderschönen Trails entlang des Eagle Creek (u.a. zu den Punch Bow Falls oder Tunnel Falls) sind nach wie vor gesperrt. Geöffnet wurden bereits im November 2017 der Parkplatz bei den Multnomah Falls mitsamt Besucherzentrum sowie die Wege zu den Latourel und Bridal Veil Falls. Zur unteren Aussichtsplattform der Multnomah Falls durfte man aber erst ab März 2018 wieder und auf die berühmte Brücke zwischen dem oberen und unteren Teil der Wasserfälle erst ab Juni 2018. Ab November 2018 war der Historic Columbia River Highway wieder befahrbar, auch wurden etliche Wanderwege in der Gegend rund um die Multnomah Falls endlich für die Öffentlichkeit freigegeben. Der Wahclella Falls Trail folgte dann im August 2019.
Vor wenigen Tagen waren wir noch dort und jetzt brennt alles nieder. Ich bin geschockt und unendlich traurig.
Peter
Es könnte sein, dass doch einige Bereiche von dieser einzigartigen Natur vor den Flammen bewahrt werden konnten.
Das wäre schön. Ich mag mir einfach nicht vorstellen, dass all das total verkohlt ist.
Hallo Isa
Schon traurig. Eine Woche vorher hatten wir gigantische Bedingungen in der Gorge. man darf nicht dran denken wenn es zu unser Zeit ausgebrochen wäre. Wir haben ja auch die weit abgelegenen Falls gesichtet.
VGA
Ja, das mag man sich wirklich nicht vorstellen, wie arg das sein muss, wenn man von so einem Waldbrand während einer Wanderung überrascht wird. Vor allem in der Gorge ist es ja so, dass man da nicht wirklich Ausweichmöglichkeiten hat.
Gut, dass Ihr schon wieder weg wart, als das passiert ist und auch dass Ihr noch vorher Fotos machen konntet.
Wie war eigentlich die Sonnenfinsternis an der Küste draußen oder wart Ihr woanders?
VG
Isa
Sowas kann man sich hier bei uns in Deutschland gar nicht vorstelle, aber dort im Westen der USA muss es ziemlich trocken sein, dass solche Waldbrände entstehen. Wir waren selber auf dem Eagle Creek Trail und wenn man das so liest, dann wird einem richtig baumelig im Magen. Nächstes Mal bei einem Ausflug dorthin informieren wir uns besser über solche Brände. Super Artikel. LG Georgina
Ja, die Waldbrandgefahr darf man drüben nicht unterschätzen im Sommer.
Und nicht nur das, es kann einem auch sonst – selbst wenn die nicht in der Nähe sind – Urlaubstage ganz schön vermiesen. Wenn man vor lauter Rauch überhaupt nichts von den Bergen usw. sieht.