Kann man auch ohne Corona-Impfung nach Island?
Ja, man kann! Und der neue Vulkan bietet ja auch einen wirklich reizvollen Anlass. Aber für uns kommt ein Besuch aufgrund der vielen Hürden derzeit nicht in Frage. Es gilt leider ganz schön viel zu beachten und zwar nicht nur bei der Einreise, sondern auch bei der Rückkehr nach Deutschland. Wie das für bereits vollständig Geimpfte abläuft, erkläre ich in einem extra Blog: “Island – warum derzeit der Vulkan-Besuch selbst mit Corona-Impfung nicht ganz unkompliziert ist…“. Die Erleichterungen für Geimpfte gelten im Übrigen auch für Leute, die während der letzten 6 Monate nachweislich an Covid-19 erkrankt und wieder genesen sind.
Für alle anderen, ohne Corona-Impfung oder die erst eine Dosis von den Impfstoffen Biontech/Moderna/AstraZeneca erhalten haben oder vor mehr als 6 Monaten erkrankt sind, wird es richtig unangenehm. Sie benötigen bei der Einreise nach Island gleich drei Tests und mindestens 5 Tage Extraurlaub (voraussichtlich bis mindestens 15.06.2021):
- Der erste Corona-Test hat vorab hier zu Hause zu erfolgen und es muss ein PCR-Test sein, der zum Zeitpunkt des Abflugs nicht älter als 72 Stunden sein darf.
- 72-48 Stunden vor der Ankunft darf man auch die Vorabregistrierung unter visit.covid.is nicht vergessen!
- Frei nach dem Motto “doppelt hält besser” wird jeder am Flughafen in Keflavik erneut PCR-getestet. Unmittelbar nach der Landung und dem Entgegennehmen der Koffer (mit oder ohne Duty-Free-Shop-Besuch) werden alle Neuankömmlinge durch die Teststationen geschleust, was aber normalerweise relativ schnell geht.
Auch Kinder jeden Alters werden ausnahmslos an der Grenze PCR getestet. Sind sie 2005 oder danach geboren, benötigen sie allerdings keinen zusätzlichen negativen Test vor der Einreise. - Im Anschluss geht es für etwa 5 Tage in Quarantäne und erst danach – mit dem dritten negativen Testergebnis in der Hand – darf man sich frei bewegen im Land. Den Mietwagen kann man nach der Ankunft übernehmen, aber damit muss man sofort und ohne Umweg das fix vorgebuchte Quartier anvisieren. Dieses darf während der Zeit nicht gewechselt werden und muss aus einer abgetrennten Einheit mit eigenem Bad und Küche bestehen (Wohnung, Ferienhaus etc.). Sollte es sich weitab vom Flughafen befinden, ist es erlaubt die erste Nacht woanders zu verbringen. Genaueres kann man unter diesem Link nachlesen und eine Liste der empfohlenen Unterkünfte gibt es hier.
Unter “Quarantäne” versteht man in Island etwas anderes als hierzulande (aktuelle Regeln). Sie ist nicht einer “totalen Isolation” gleichzusetzen, aber sie unterscheidet sich mittlerweile jedoch deutlich von jener, die wir im Spätsommer 2020 ganz freiwillig gemacht haben. Dinge wie einkaufen und essen gehen waren damals schon tabu, neu ist aber die beschränkte Ausgangszeit: Von offizieller Seite dürfen alle Besucher in Quarantäne neuerdings nur noch 2x am Tag für 30 min an die frische Luft. Zitat: “The norm is two walks a day for a maximum of 30 minutes at a time” (Quelle).
Wenn es von Seiten des Arbeitgebers zulässig ist, wäre Homeoffice während der Zeit auch eine Option. Außerdem muss man darauf achten, dass der Unterkunftsgeber einen mit Lebensmitteln versorgt. Das hat bei uns im Kirkjufell Guesthouse letztes Jahr ganz gut geklappt. Damals war es auch noch erlaubt während der Quarantäne mit dem Auto herumzufahren und wir hatten eine schöne Zeit draußen in der Natur. Anders aber jetzt, nun würde für uns ein Vulkanbesuch mit “5 verschwendeten Urlaubstagen” einhergehen. Hinzu kommt, dass es auch schon vorgekommen ist, dass Leute auch erst am 6. oder 7. Tag zum zweiten Test eingeladen wurden. Die Dresdner, die wir 2020 vor Ort kennengelernt haben, hatten sogar 8 Tage warten müssen. Warum wir uns daher den Flug nach Island derzeit (noch) verkneifen können, ist wahrscheinlich selbsterklärend!
Noch eine recht skurrile Situation, die vielleicht gar nicht so selten vorkommt: Ist bei Ehepaaren nur einer vollständig geimpft, hat man bei der Einreise die “Qual der Wahl”: Entweder geht der geimpfte Partner freiwillig mit in Quarantäne oder man sieht sich während dieser Tage nicht, denn es ist nicht erlaubt! Und ein eigenes Quartier benötigt derjenige auch, denn ein Aufenthalt in ein und derselben Wohnung ist natürlich ebenfalls verboten…
Die negativen Resultate erhält man im Schnitt nach 5-7 Stunden, aber es ist leider nicht immer so! In allen Details erläuter ich das Thema in diesem Blog: Wie und wann bekomme ich die Testergebnisse von covid.is?
Um wenigstens noch etwas Positives zu schreiben (bevor es noch dicker kommt…): Die beiden Tests in Island sind kostenlos!
Und nun zu den schlechten Nachrichten für Touristen aus “Hochrisikogebieten”… Hier gelten allerlei zusätzliche Vorschriften und ein hohes Risiko wird derzeit nahezu jedem Land auf dieser Welt “angedichtet”:
Länder mit einer 14-Tages-Inzidenz > 500 (und <700)
Update 31. Mai: Diese Maßnahmen wurden tatsächlich mit dem heutigen Tag wieder abgeschafft, es gibt keinen Pflichtaufenthalt mehr. Und die staatlichen Quarantäne-Hotels bleiben ev. nicht mehr sehr lange geöffnet, mindestens aber bs 15. Juni 2021. Die Dreifachtestung bleibt aber vorerst wohl weiterhin bestehen!
Update 7. Mai: Seit heute sind u.a. auch Deutschland und Österreich als “high risk area” der “category 1” gelistet – nicht aufgrund der Inzidenz, sondern wegen der hohen Positivrate, die laut neuesten isländischen Regeln nicht größer als 5% sein darf -> Link.
Touristen ohne Corona-Impfung aus Ländern mit einer 14-Tages-Inzidenz > 500 werden automatisch nach dem 1. PCR-Test am Flughafen mit einem Spezialbus direkt in ein von der Regierung zur Verfügung gestelltes Quarantänequartier gebracht. Verhindern kann man das nur, wenn man spätestens 48 Stunden vor Ankunft per E-Mail um eine Ausnahme ersucht. Achtung: Bei dem “exemption request” dürfen weder Informationen fehlen noch fehlerhaft sein, sonst wird der Antrag einfach ignoriert. Daher bitte die Anleitung auf landlaeknir.is ganz genau befolgen. Der Vorteil: Man kann sich sein Quartier und die Umgebung aussuchen und es wird sich vermutlich keiner beschweren, wenn der Gast seiner Nase etwas länger oder öfter Frischluft gönnt. Der große Nachteil: Der Besucher muss die 5 Übernachtungen aus eigener Tasche zahlen!
Im offiziellen Quarantänequartier ist die Unterbringung hingegen für alle kostenlos, allerdings sind die Regeln dort besonders streng. So darf man während dieser fünf Tage insgesamt nur 2x eine Stunde raus ans Tageslicht – und das auch nur diejenigen, die sich zuvor in die Warteliste eingetragen haben. Man muss neuerdings ganz explizit danach fragen, denn in den offiziellen Infos, die man vor Ort erhält (Stand 23.05.), steht nichts mehr davon drinnen, dass man das Recht auf einen Spaziergang hat. Das könnte daran liegen, dass die fünf derzeitigen Quarantäne-Hotels (lauter 4-Sterne-Unterkünfte u.a. Fosshotel und Storm Hotel) alle im Zentrum von Reykajvík liegen und man während dieser Stunde z.B. allein zum Konzerthaus Harpa oder zur berühmten Skulptur Sun Voyager kommt, Begegnung mit vielen Leuten natürlich inbegriffen… Irgendwie schon reichlich kurios, wenn man auf der anderen Seite die Neuankömmlinge nur in Ganzkörpermontur empfängt und fast wie “Aussätzige” wegsperrt?
Raucher werden übrigens während der ganzen 5 Tage nur 2x beim Spaziergang “zum Zug kommen” und leider scheinen sich viel zu wenige ans Rauchverbot zu halten, denn mittlerweile sollen viele Zimmer in den Hotels sehr “geruchsintensiv” sein. Ein Freund, der Mitte Mai im Fosshotel aufgehalten hat, durfte aber das erste Zimmer aufgrund des penetranten Gestanks ablehnen und wurde in ein anderes/besseres übersiedelt. Das Hauptproblem sind die Fenster, diese lassen sich – wie so meist in Island – nur einen winzig kleinen Spalt öffnen. Die Etage kann man sich übrigens nicht aussuchen, d.h., wer hofft, früh morgens mit Blick auf den Vulkan aufwachen zu dürfen, der könnte enttäuscht werden. Das klappt nur mit richtiger Blickrichtung und in den etwas höheren Etagen.
Die “Verköstigung” während der Zeit ist dort ebenfalls gratis. Ähnlich wie im Flugzeug wird das Ganze auf einem Tablett serviert und immer vor der Zimmertür abgestellt. Ob es “köstlich” ist, das ist Geschmacksache, das Quarantäneessen ist aber immerhin abwechslungsreich (das Feedback von einer Vegetarierin war weniger gut!). Aber das Rote Kreuz gibt sich wirklich Mühe und man zahlt immerhin keinen Cent dafür! Und bei Bedarf kann man sich ja auf eigene Kosten etwas liefern lassen – das ist nicht verboten!
Wer sich Sorgen um seine Gesundheit macht, weil dort nur Leute aus Hochinzidenz-Ländern logieren: Das Rote Kreuz garantiert für top Sicherheitsstandards (alles wird angeblich immer gut desinfiziert, Fahrstuhl nur vom Personal bedient usw.). Hinzu kommt, dass man das Zimmer ja ohnehin nur kurz 2x mit Maske und unter Aufsicht verlassen darf. Dass sich jemand in dieser Unterkunft mit Corona ansteckt, ist also eher unwahrscheinlich.
Man muss sich auch keine Gedanken über den 2. Termin machen, der findet garantiert am 5. Tag direkt im Hotel statt. Und sobald das negative Resultat vorliegt, wird man auch rasch “vor die Tür gesetzt”.
Genaueres zu allen Regeln unter diesem Link oder beim Roten Kreuz, die aktuelle Liste der betroffenen Länder unter covid.is.
Länder mit einer 14-Tages-Inzidenz > 700
Allen Touristen, die sich vor dem Flug nach Island während der letzten 14 Tage mehr als 24 Stunden in Ländern mit einer 14-Tages-Inzidenz > 700 aufgehalten haben, geht es noch schlechter. Sie dürfen überhaupt nicht einreisen. Dazu zählen u.a. die Niederlande, Frankreich, Spanien, Schweden, Polen, Ungarn u.v.m. (Quelle). Nur vollständig geimpfte Personen aus diesen Ländern werden an der Grenze nicht abgewiesen.
Rückkehr nach Deutschland
Das Resultat erhält man innerhalb von 15 Minuten. Infos und Anmeldung unter https://www.oryggi.is/is/oryggislausnir/avior/covid-19
Wie bereits oben angedeutet verläuft die Ausreise auch nicht unproblematisch (Update: ab 13. Mai 2021 müssen sich aber wenigstens alle Geimpften oder während der letzten 6 Monate Genesen keine Sorgen mehr machen und bei der Rückkehr keinen Test mehr vorlegen!):
Erschwerend kommt hinzu, dass die Isländer keine Schnelltest-Center haben und dass das PCR-Personal am Flughafen in Keflavik nur für Neuankömmlinge zur Verfügung steht. Es gibt zwar eine Test(lager)halle in Reykjanesbær unweit des Flughafens, aber dort wird derzeit wohl nur Mo-Fr 8:30-9:00 Uhr getestet. Und wenn man nun bedenkt, dass man (rein theoretisch) das Testergebnis mit bis zu 24 Stunden Verzögerung erhalten kann, ist dieser Zeitpunkt für um 6 oder 7 Uhr in der Früh abhebende Flieger denkbarst ungünstig! Vor allem für Abflüge an einem Sonntag oder Montag muss man unbedingt so rasch wie nur möglich einen Termin in Reykjavik vereinbaren – derzeit am Wochenende nur 11-15 Uhr und manchmal lang im Voraus ausgebucht! Hier die Übersicht mit allen -> Test-Zentren in Island.
In Reykjanesbær werden keine Termin vergeben, aber auf dem Portal travel.covid.is kann man sich für den Test vorab registrieren und ihn auch gleich bezahlen (derzeit etwa 50 Euro). Im Zentrum muss dann nur noch der Barcode vorgezeigt werden und es geht besonders schnell. Das Ergebnis wird dann per SMS mitgeteilt und das Zertifikat kommt per E-Mail.
In einer Zeit, in der manch Fluggesellschaft nur 1x pro Woche nach Island fliegt (wenn überhaupt…), muss das mit dem Test vor dem Rückflug wirklich klappen. Wer nicht die Uhrzeiten beachtet oder vergessen hat in Reykjavik einen Termin zu buchen, braucht möglicherweise noch viele weitere Urlaubstage…
Bitte schaut aber immer selber kurz vor knapp nochmal auf den offiziellen Seiten nach, denn diese ganzen Modalitäten können sich jederzeit von einem Tag auf den anderen wieder ändern! Daher hier abschließend noch die zwei wichtigsten Links:
Das deutsche Bundesgesundheitsministerium informiert über Testpflicht bei der -> Einreise nach Deutschland.