Neues Hotel an der Jökulsárlón Gletscherlagune
Reißerische Schlagzeilen wie “Island ist so gut wie ausgebucht” (Link) stehen mittlerweile an der Tagesordnung und sind leider auch nur selten übertrieben. Zumindest nicht in den Monaten Juli/August, wenn an Islands Südküste die Hölle los ist und “Sommerschönwetter”-Touristen aus aller Welt sämtliche Quartiere in Vík í Mýrdal, Kirkjubæjarklaustur oder rund um die Gletscherlagune Jökulsárlón belegen. Die Situation hat sich während der letzten paar Jahre immer mehr zugespitzt. Ein Besucheranstieg von 29% (2014: 997.556 -> 2015: 1.289.140 Touristen) und gleichzeitig eine Erhöhung der Bettenkapazität um nur 5,8% – das kann nicht gut gehen. Und schon gar nicht, wenn vorher die Anzahl der Zimmer bereits knapp war…
Konkret bedeutet das: Wer an Islands Südküste nicht rechtzeitig reserviert (ca. ein Jahr im Voraus), hat schlechte Karten und findet dann nur noch ein extrem überteuertes DZ (jenseits der 300 Euro) bzw. wenige Monate vorher überhaupt kein freies Quartier mehr. Und das auf einer 350 km langen Strecke zwischen Hvolsvöllur im Südwesten und Höfn im Südosten der Insel. Das wäre in anderen Ländern vielleicht nicht dramatisch, aber hier durchaus, denn immerhin betrifft das gut 1/4 der gesamten Ringstraße und ausgerechnet jenen Bereich, in dem man normalerweise bei einer Rundreise mindestens 3-4 Nächte verbringen möchte. Ausweichmöglichkeiten gibt es keine, nördlich der Ringstraße befinden sich dort unzugängliche Gletschermassen und im Süden der Atlantische Ozean.
Von nahezu jedem Island-Touristen angesteuert wird die Gletscherlagune Jökulsárlón und das praktisch das ganze Jahr über, denn sie ist auch im Winter eine der größten Sehenswürdigkeiten der Insel. Außer im April/Mai und zur finsteren Jahreszeit von Oktober bis Februar sind die Quartiere in der näheren Umgebung immer hoffnungslos ausgebucht. Auch wir mussten im März schon mal nach Höfn ausweichen. Kein so großes Vergnügen, wenn man lange vor Sonnenaufgang am Eisstrand eintreffen möchte oder wegen der Polarlichter in der Nacht weite Strecken auf vereisten Straßen hin- und herfahren muss.
Jetzt im Juni wurde ein großes, neues Hotel eröffnet in Hnapavellir (kein Ort sondern eher “mitten im Niemandsland”) mit 104 Zimmern. Entfernung zur Jökulsárlón und dem tollen Eisbergstrand: keine 30 km! Und zur ebenfalls wunderschönen Fjallsárlón sind es sogar nur 20 km. Es liegt auch extrem günstig für die Papageientaucher-Touren nach Ingólfshöfði und die Eishöhlen-Touren; beide starten von Einars neuem Hauptquartier an der Ringstraße, nur 2,5 km westlich der neu errichteten Unterkunft.
Wir hatten letzten September bereits den Rohbau des Fosshotels vor Ort gesehen, weil sich direkt nebenan ein netter kleiner Wasserfall versteckt. Damals hatten wir uns schon über die neue “lagunennahe” Alternative zum Hali Country Hotel gefreut (auch wenn diese ebenfalls recht kostenintensiv ist…). Mal sehen, wann es uns wieder in die Ecke verschlägt, in der nächsten Urlaubsplanung ist dieser Bereich von Island nicht dabei. Vorerst zumindest nicht…
Um abschließend das Ganze mal in Zahlen zu fassen: 104 Zimmer mit rund 200 neue Betten mag vielleicht nach “nicht besonders viel” klingen, aber für die Südküste ist das sogar “enorm viel”. Dadurch haben sich die Kapazitäten mit einem Schlag um fast 10% erhöht. An Islands Südküste gab es bislang nämlich nur ca. 2.400 Betten.
Und wenn wir schon beim Thema “Zahlen” sind: Recht kurios vielleicht auch das Plus an Touristen (2014->2015 = +291.581), das nur knapp unter der Gesamtbevölkerung Islands liegt (derzeit 332.529) und sogar über der Gesamtbesucherzahl im Jahr 2002 (277.900). So lange ist das ja noch nicht her…
Steffen ist auch absolut begeistert von dem, was die “paar” Bewohner dieses Landes so alles leisten, sei es beim Handball oder jetzt bei der Fußball-Europameisterschaft. Da gab es ja eine Schlagzeile, die im krassen Gegensatz zu der eingangs erwähnten steht: “Island ist leer!“, das aber auch nur weil jeder 12. Isländer derzeit in den Stadien in Frankreich mit dem EM-Neuling mitfiebert.
Webseite; die besseren Bilder gibt es derzeit bei booking.com
Tipp: Ab September entspannt sich die Lage wieder ein wenig, einer der vielen Gründe, warum ausgerechnet dieser Monat für uns zur “Besten Reisezeit für Island” zählt.