Die Gerüchte um die Wave Permits
Die Gerüchte hinsichtlich einer baldigen Erhöhung der Anzahl an täglich ausgestellten Wave Permits, die uns unterwegs mehrfach zu Ohren kamen, wurden inzwischen bestätigt. Schon in wenigen Monaten könnte es so weit sein. Die Zahl “96” steht hier im Raum. Bis zum 21. Juni gibt es zu dem Thema eine öffentliche Befragung (Link), danach fällt die endgültige Entscheidung. Aber so wie sich die Haltung des BLMs in vielerlei Hinsicht (ein Extra-Blog dazu folgt noch!) während der letzten Monate geändert hat, kann man wahrscheinlich davon ausgehen, dass bald tatsächlich immer 96 Leute dorthin dürfen. Das wird auf jeden Fall viele freuen, die bisher bei der Lotterie kein Glück hatten. Die Chancen sind jetzt doch ungleich höher. Interessanterweise gibt es aber auch jede Menge Leute, die noch nie dort waren und dem neuen Vorschlag sehr skeptisch gegenüber stehen. Über die Anzahl lässt sich sicherlich streiten, wir sind da selber auch noch zwiegespalten.
Etwas von diesem einzigartigen “Wildnisgefühl”, nach dem sich so viele in unserer Zeit sehnen, wird auf jeden Fall verloren gehen. Ich kann mir auch kaum vorstellen, dass man dann ohne Infrastruktur vor Ort auskommen wird (Toiletten usw.), wenn tatsächlich so viele Wanderer dorthin dürfen. Ganz zu schweigen, wie schwierig sich dann die Kontrollen gestalten. Ich vermute/befürchte, da werden zukünftig dann eher immer über 100 in den Coyote Buttes North anzutreffen sein…
Der derzeitige Rekord bei der Walk-in-Lotterie liegt bei 395 Teilnehmern. Zu meinem Erstaunen nicht im Frühling und auch nicht im September/Oktober aufstellt, sondern am 27.12.2017 und dann – laut Aussage der Ranger – erneut im letzten Jahr Ende November rund um den Thanksgiving Day.
Am 29. April 2019 haben sich aber auch immerhin 149 Leute um die 10 Wave-Permits bemüht. Die Verlosung findet nach wie vor in dem kleinen Raum im GSENM Visitor Center in Kanab statt und auch die lustige kleine Lostrommel, die wir aus dem Winter 2013/14 kannten, gibt es noch (-> Foto oben bzw. Bericht).
Die Geschichte um die Wave Permits
Schmunzeln musste ich angesichts des im Verlosungsraum aushängenden Plakats zur Geschichte der Wave Permits. Hat sie ja doch vieles mit unserer eigenen persönlichen Geschichte zu tun. Ich bin wahrscheinlich seinerzeit – so genau weiß man das nicht mehr – wegen der Wave auf Steffens Webseite gelandet, der 2002 als einer der ersten diese Naturschönheiten wunderbar im Internet beschrieben hatte. Er war aber bei weitem nicht der erste deutsche Besucher bei der Wave. Von den Einheimischen ganz zu schweigen, die haben sich sehr vereinzelt schon früh dorthin verirrt. Auch unser lieber Freund Tony war dort bereits in den 1980er-Jahre unterwegs (das war wirklich noch Abenteuer pur!). Es wäre ja interessant, wer damals in den 80er- oder 90er-Jahren das allererste Foto aus der Gegend veröffentlicht hat!
Bei der auf dem BLM-Aushang erwähnten Filmcrew könnte es sich um die Naturdokumentation “Faszination Natur – Die schönsten Landschaften der Erde” handeln, erschienen 1995 mit der Wave am Video-Cover. Die fast zeitgleiche Veröffentlichung der Bilder von James Kay in der GEO SAISON (April 1996) inspirierte Karsten Rau zu einem Besuch der Wave und zu einem Internet-Bericht. Sein Name bleibt im deutschsprachigen Raum unvergessen, wenn es um dieses Thema geht. Die Bilder, die er aus dem Schutzgebiet mitbrachte, sorgten dafür, dass auch Steffen ab 2002 immer wieder dorthin mit seiner Kamera zurückkehren musste – nur vier Jahre später dann auch mit mir, einer eifrigen “Leserin” seiner Webseite…
Und dann zierte Steffen sein “Selfie” in der Wave ab 2007 das Cover des Reise-Know How Führers “USA, der ganze Westen” für zwei Auflagen. So kam letztlich eines zum anderen… Geschichten, die das Leben schreibt…
Und wie steht es um die Coyote Buttes South?
Hier scheint alles beim Alten zu sein, zum Glück!
Wir warteten am 29. April geduldig bis um 10 Uhr, erst dann werden die Bewilligungen für die Coyote Buttes South vergeben (vorher sind die Ranger eine Stunde lang voll beschäftigt mit der Ziehung und Vergabe der Wave Permits). Für den Südbereich war der Andrang sehr überschaubar. Von den anfangs anwesenden 18 Personen, sprangen während der dramatischen Schilderungen des Rangers (schlimme Tiefsandpisten, horrende Abschleppkosten und dann noch Klapperschlangen…) sukzessiv immer mehr ab. Wir waren am Ende nur noch 13 und die Glückskugeln mussten nicht mal in die Lostrommel, sondern wurden schnell in einer kleinen Kiste vermischt und von dort dann entnommen. Gleich die dritte Zahl zauberte ein Lächeln auf unsere Gesichter. Und als gegen Ende der Veranstaltung sich eine Amerikanerin (mit 2WD und kurioser Bezahlart – sie stellte für die $5 Gebühr einen Scheck aus!) die Bewilligung Nr. 9 sicherte, verfinsterte sich die Laune der beiden Pärchen, die noch im Raum saßen. Aber der Ranger war nett und beschloss 11 Leuten eine Freude zu machen. Nur zwei Japaner gingen an diesem Tag leer aus.
Am 30.4. haben wir von all den Leuten nur eine Handvoll bei den Cottonwood Teepees in Parkplatznähe gesehen. Alles wie in der “guten alten Zeit” – nur traumhafte Natur, Ruhe und Stille und das den ganzen Tag lang! Im Übrigen entgegen aller Gerüchte auch in White Pocket, wo wir den 28. und 29.4 verbracht haben und wo unser “Toyota 4runner Offroad” stundenlang sogar ganz alleine am Parkplatz stand. Normale Miet-SUVs haben es an den Tagen aufgrund der besonders miserablen Tiefsandpisten nicht bis ganz hinten geschafft. Aber mehr zu diesem Abenteuer und zu unserem genialen Auto dann ev. in einem Extra-Blog.
In dem Buch “Amerika, Eine Entdeckungsreise durch die Naturlandschaften der USA”, erschienen 1991 und damals gut vermarktetet, ist ein doppelseitiges Foto der Wave (Bildunterschrift: Am Paria Canyon ). Zumindest ab 1991 dürfte damit die Wave vielen an amerikanischen Naturwundern Interessierten bekannt gewesen sein. Ich war zum ersten Mal mit dem Tour Guide Gail Gaylor an der Wave (im Jahr 1994).
Hi Andreas,
ja, das wäre interessant, wer seinerzeit die Wave als allererster bestaunen durfte. Aber denjenigen/diejenige wird man eher nie ausfindig machen können.
Bei der ersten Bildveröffentlichung ist es eventuell etwas leichter, da hat wohl Tom Bean die Nase vorne (Arizona Highways, Ausgabe 03-1986). Habe jetzt das Heft in der online AZ-Bibliothek durchgeblättert. Schon sehr cool!
Hallo Isa,
meine persönliche Favoritin für die erste Veröffentlichung mit einer gewissen Breitenwirkung ist die geheimnisumwitterte Fotografin Mary Allen. Sie soll schon in den Achtzigern ein Buch über das Paria Plateau publiziert haben. Das erzählte die von mir bereits erwähnte Gail Gaylor. Könnte was dran sein. Eine Aufnahme der Wave von Mary Allen ( betitelt „Snow On Slickrock“ ) findet sich in dem Büchlein „Islands In The Sky“. Es ist von 1991. Die Aufnahmen darin, vertreten sind u.a.. Gary Ladd, Tom Till, Larry Ulrich, dürften früher entstanden sein. Spannendes Thema. ich erkläre hiermit Mary Allen zur „Entdeckerin“ der Wave (bis zum Beweis des Gegenteils ) und verneige mein Haupt.
Hallo Isa again,
wenn es auch nervt, aber hier das nächste Fundstück: Larry Ulrich in „Arizona, Magnificent Wilderness“, 1987
Hab gerade Zeit. Noch einen Fund gemacht: Mary Allen, in „Blessed By Light“, 1986.
Herrlich, das Ganze lässt dich nicht los. Bei 1986 liegen Mary Allen und Tom Bean aber gleichauf!? :-)
Eine der ersten Veröffentlichungen eines Bilds der Wave in einer verbreiteten deutschen Publikation dürfte die Abbildung auf S. 29 des Geo Special USA Southwest sein, vom 12.4.1989. Sie wurde als “Paria Canyon” bezeichnet. Leider finde ich in dem Heft keine Angabe zum Fotographen.
Ja, das GEO-Special hatte ich glatt übersehen. Die Aufnahme auf S.29 stammt ausweislich der „Fotovermerke nach Seiten“ von Tom Bean. GEO spricht hier vom „rosaroten“ Paria Canyon. Da ist wohl die Phantasie mit dem Texter durchgegangen.
Ja, da hätte ich wetten können, dass es Tom Bean war.
Er ist schon einer der Pioniere (März 1986 Arizona Highways…). Und nicht nur in dieser Gegend! Zu den Ausflügen auf die Ward Terrace hatte uns auch ein Foto von ihm inspiriert.
Die „Pioniere“, professionelle Landschaftsfotografen, die dereinst ihre schweren Plattenkameras durch die Wildnis wuchteten, schienen in den 80ern hinsichtlich des Paria Plateaus von einer kollektiven Scheu befallen gewesen zu sein, dieses Juwel zu vermarkten. Erstaunlich. Standen sie doch alle im Wettbewerb um mehr oder weniger gut dotierte Buch-, Kalender- und sonstige Veröffentlichungen. Aber sie waren wohl auch Naturschützer, die ahnten, welch unkontrollierbare Folgen eine ungezügelte Publikation für dieses Gebiet haben könnte. So haben sie offensichtlich ihre pekuniären Interessen zurückgestellt, vom Gefallen am Entdeckerruhm ganz zu schweigen. Nur ein Indiz für diese These: Habe mich immer gewundert, dass selbst die „Lichtgestalt“ David Muench in seinem reichhaltigen publizistischen Werk insoweit einen blinden Fleck aufwies. Besitze etliche schwere Bildbände von ihm, der älteste von 1971. In ihnen kein einziges Foto von den Coyote Buttes ( Interessant übrigens seine fotografische Entwicklung; am Anfang noch wenig zu sehen von seinem Near and Far- Manierismus ). Doch offenkundig war ihm das Gebiet schon länger bekannt. In einem seiner Bildbände von 2007 finde ich ein Foto der Wave, mit dem Aufnahmedatum 1984 (!). Vielleicht hat ihn zu seiner Zurückhaltung auch die Veröffentlichungspolitik eines seiner wichtigsten Auftraggeber bewogen. Ich spreche von Arizona Highways, für das bis heute das Paria Plateau so ´ne Art Area 51 zu sein scheint.
Wobei man nicht vergessen darf, dass sie damals auch noch gar keine Möglichkeiten hatten die Entdeckungen an die “große Glocke zu hängen” … das Internet noch in den Kinderschuhen und die Magazine haben nur das veröffentlicht, was die Redaktion genehmigte.
Schon klar, Isa. Die „große Glocke“ (Internet, blogs, Satellitendaten etc.) gab es noch nicht. Aber viele kleine Glöckchen, die von den Interessierten sehr wohl gesucht und auch gehört wurden. Hier bei uns die Informationsmöglichkeiten zwar dürftig. Aber schon beim ersten USA-Besuch gingen einem die Augen über. In jedem Book Store, in jedem Visitor Center eine Fülle von Büchern, Kalendern, Postkarten, Broschüren usw. über amerik. Naturlandschaften. Konnte man gar nicht alles ansehen, geschweige denn kaufen. Eine meiner ersten Errungenschaften ein dicker Band über bekannte, aber auch ( damals noch ) verborgene Naturschönheiten ( etwa die Painted Hills, die Silver Creek Falls in Oregon oder den Grasshopper Glacier im fernen Montana ). Ja, und dann das Nonplusultra: die Bildbände der Graphic Arts Center Publishing Company mit dem Zugpferd David Muench. Glaube auch nicht, dass der Herausgeber in Oregon was dagegen gehabt hätte, wenn D.M. einige Fotos von dieser einen spektakulären Wüstenlandschaft in Arizona hätte zeigen wollen.
Übrigens, der erwähnte Verlag ist seit Jahren pleite.