Windstone Arch im Valley of Fire eingestürzt
Er war klein, gerade mal einen 1/2 m hoch und unauffindbar versteckt im Inneren eines der schier zahllosen wie Schweizer Käse durchlöcherten Felsbrocken im Valley of Fire. Aber ein Fotograf hatte ihn schon sehr früh verewigt, es war David Muench und die grandiose Aufnahme aus dem Jahr 1978 diente auch als Cover für seinen legendären Bildband “Windstone”. Dieses 2003 veröffentlichte Werk (amazon.de) war eine Hommage an die schönsten Felsbögen und -brücken der USA. Es inspirierte auch uns immer wieder auf Entdeckungstouren zu gehen, u.a. beim Hewitt Arch, in den Alabama Hills, beim Factory Butte Arch u.v.m. Die meisten Felsbögen konnten wir alleine orten, anders aber beim Windstone Arch. Den würden wir vermutlich jetzt noch suchen, wenn wir nicht Hilfe von einem amerikanischen Fotografen erhalten hätten. Und selbst mit seinen nicht ganz präzisen Koordinaten haben wir noch einige Zeit gebraucht, um diese ganz spezielle Höhle im einzigartigen Felswirrwarr des Valley of Fire zu finden.
Seit April scheint der Windstone Arch nun nicht mehr zu existieren. Der komplette Fuß ist weggebrochen, nur der Querbalken oben ist noch da. Auf Nachfrage bei den State Park Rangern hieß es, dass keinerlei Zeichen vor Ort gefunden werden konnten, die auf Vandalismus hindeuten. Vielmehr scheint der schon seit vielen Jahren sehr auffällige Riss auf der Rückseite des Bogens für den Einsturz verantwortlich zu sein.
Steffen und ich müssen jetzt dann unseren Valley of Fire eGUIDE bald mal aktualisieren. Über 10 Jahre sind seit der Veröffentlichung vergangen und inzwischen hat leider auch der “At least 5 Hole Arch” unweit der Ost-Einfahrt des Parks das Zeitliche gesegnet. Prominentestes Beispiel für die Kurzlebigkeit ist sicherlich der große Ephemeral Arch, der schon im Mai 2010 eingestürzt war. Sein Name “ephemeral” könnte nicht treffender sein, übersetzt bedeutet er “vergänglich”. Die Wunderwerke der Natur, die einst mühevoll im Lauf der Jahrhunderte von der Erosion erschaffen wurden, werden leider früher oder später auch wieder von ihr zerstört. Wir hoffen sehr, dass dies auch beim Windstone der Fall war und dass keine Menschenhand hier im Spiel war!
Hallo Isa, ich kann die Grundaussage bestätigen. Der “Elefantenrüssel” ist weg. War vor ein paar Tagen in “David Muench`s Little Cave”, wie ich die Höhle nenne. Hab sie vor Jahren übrigens auch erst nach mühevoller Suche gefunden. Die Ranger waren nicht sehr hilfreich. Konnten oder wollten nicht. Konnte ich ihnen aber auch nicht verdenken. Das war die Zeit vor Internet, Blogs und GPS-Daten. Da mussten noch fast ausschließlich die Ranger als Info-Quelle für diese nervigen Foto- und Canyonfreaks vornehmlich aus Germany herhalten ( Kleiner Scherz mit wahrem Kern ).
Was die Ursache angeht, bin ich anderer Ansicht. Wahrscheinlich mal so eben von einem klumpigen Wanderstiefel eingetreten. Keine Anzeichen für Vandalismus? Hab da einige Graffiti an der Höhlenwand gesehen ( AC/DC ). In den kleinen, delikaten Höhlungen an der Stirnwand lagen große Steine, die ich erst mal entfernt habe. War insgesamt so schockiert, dass ich glatt vergessen habe, die Veränderungen fotografisch zu dokumentieren. Wahrscheinlich hat sich mein Unterbewusstsein verweigert, weil es Muenchs ikonisches Bild für sich bewahren wollte.
Auch ansonsten manch Unerfreuliches erlebt: Wegen Andrangs geschlossene parking lots am Bryce Canyon; in Moab ein Verkehrsaufkommen wie in Frankfurt während der Rushhour; tagsüber ohne Permit kein Zugang zum Arches N.P.; am “Crazy Hill” führt jetzt ein markierter Wanderweg vorbei; Motelpreise wie an der Cote D`Azur; Tipp-“Empfehlungen” wie weiland nur in Florida.
Tempora mutantur. Gruß Andy S.
Ja, Andy! Leider … Inzwischen wird auch der Weg zur Fire Wave den Sommer über bis Ende September gesperrt aus Sicherheitsgründen. Weißt du zufällig, ob da auch vor Ort schon ein Hinweisschild aufgestellt wurde?
Da sind wohl zu viele Leute bei größter Hitze oder ohne Getränk losgewandert.
Und ist der Weg zum Crazy Hill inzwischen vom Parkplatz aus ausgeschildert? Das ist dann echt topaktuell, zumindest habe ich darüber noch nichts gelesen/gehört.
Lieben Dank fürs Feedback auf jeden Fall. Zum Glück gibt es im US Südwesten trotzdem noch immer so viel tolle Natur abseits der Touri-Hotspots! Und die Motelpreise sind sehr kurios – um einige Orte kann man nur einen möglichst großen Bogen machen, aber an anderen Orten wiederum sind die Zimmer noch erstaunlich günstig (wenn auch nicht mehr ganz so sehr wie früher).
Habe kein Hinweisschild in Sachen Fire Wave gesehen. Auf den Crazy Hill weist wohl ( noch ) kein Schild hin. Die Situation ist aber unübersichtlich. Auf dem Parkplatz standen gefühlt 50 Autos. Kann also etwas übersehen haben. Liege aber wohl doch richtig, weil keiner der bei einstündigem Aufenthalt beim Crazy Hill gezählten 15 Hiker den Cr.Hill entdeckt zu haben schien. Sie stiefelten alle unterhalb vorbei. Von dort ist er auch kaum als hill wahrzunehmen. Man muss schon hinaufsteigen, um ihn als solchen zu erkennen. Habe mich auch immer versteckt, wenn ich Hiker entdeckt habe. Mit Erfolg. Keiner ist zu mir heraufgekommen. Haben offensichtlich nur den Wanderweg genutzt, ohne nach dem Cr. Hill zu suchen.
Ist aber sicher alles nur eine Frage der Zeit.
Hi Andy, dass die am Crazy Hill fleißig vorbeimarschieren, das wundert mich nicht. Die haben ja den Fire Wave Trail inzwischen als “Seven Wonders Loop” angelegt, die führt durch den pinkfarbenen Canyon und am verrückten Hügel vorbei.
).
Eine “zweite Fire Wave” hat der Park definitiv nicht nötig, nun sind wirklich mehr als ausreichend Besucher dort unterwegs. Vor 2009 sah das aber noch ganz anders aus, da haben sich vergleichsweise wenig Touristen und Amerikaner in diesen Park verirrt. Mittlerweile befürchte ich allerdings, dass in ein paar Jahren auch im VOF nichts mehr ohne Beschränkungen/Permits/Timed-entry geht …
Wo der Hügel liegt, das wissen die Ranger aber schon sehr lange, die hatten uns mal vor über 10 Jahren angeschrieben und wollten wissen, wie man da hinkommt. Weil sie da wohl ständig von – wie du so schön geschrieben hattest – “Foto- und Canyonfreaks aus Germany genervt” wurden.
Zum Glück konntest du ihn noch in Ruhe genießen. Und wie gesagt, zum Glück gibt es noch jede Menge weiße Flecken im SW. Ich muss gestehen, ich freu mich schon SEHR auf unsere nächste Tour (sind schon mitten in der Planung
Dir wünsche ich auch noch eine schöne Zeit!
VG Isa
Hier noch ein kleiner Hinweis zu Muenchs Windstone Arch-Aufnahme. Ich sah sie zum ersten Mal bereits 1977 in der Broschüre “Nevada`s Valley of Fire” von 1976 (!). Wahrscheinlich ist sie daher noch früher entstanden. Ich würde ihn gerne fragen, wie er damals die Höhle gefunden hat. Die Ranger hatten vermutlich keine Ahnung und “locals” gibt es da nicht. Aber er hat sich ja den gesamten Westen bereits seit frühester Jugend mit seinem Vater erkraxelt. Wird übrigens demnächst 86. Frage mich manchmal, ob er nicht ungeheuer frustriert sein muss, wenn er auf die heutige durch das Internet befeuerte touristische und damit auch fotografische Erschließung der verstecktesten Winkel des Westens blickt. Er, der lange Jahre Aufnahmen beispielsweise herunter von der Hunts Mesa oder durch das Teardrop Window fast als Alleinstellungsmerkmal betrachten durfte, der seine schwere Plattenkamera durch die Wildnis wuchtete und die Resultate erst im Labor begutachten konnte, muss nun erleben, wie das Internet förmlich geflutet wird von technisch einwandfreien und ihn hemmungslos kopierenden Aufnahmen. Digitale Erzeugnisse von ( relativ ) leichtem Gerät, schon vor Ort korrigiert und optimiert. Am meisten dürfte ihn frustrieren, dass sich heute wir Outdoorfreaks über Lokalitäten austauschen, von denen selbst er, der Meister, während jahrzehntelanger Explorationen nie was gehört, geschweige denn sie fotografiert hat. Ich kenne jedenfalls keine Aufnahmen von ihm von Little Finland, White Pocket oder etlichen Juwelen des Grand Staircase-Escalante.
Wünschen wir ihm für seine letzten Lebensjahre das Beste. Ich glaube, er hat uns alle inspiriert.
So, das musste mal gesagt sein.
Euch Happy Trails für Eure nächste Reise, Andy S.
Also im Windstone-Buch steht bei der Aufnahme “März 1978”. Daher hatte ich die Angabe. Aber damals war ja nichts digital, da könnte ich mir vorstellen, dass man auch als Fotograf leicht etwas durcheinander bringt.
Danke, dir auch noch viele spannende Reisen!
VG, Isa
Nachtrag: Habe bei meiner Aufzählung das Nächstliegende vergessen: Crazy Hill und Fire Wave. Allein das muss Muench bestürzen. Hat er doch das Valley of Fire fotografisch mit erschlossen und sicher viele Male kreuz und quer durchwandert. Und nun dieses: der “verrückte Hügel”, ein kleines Naturwunder, wenige Meter neben der Straße, bekannt gemacht von Europäern.
Ach, ich glaube nicht, er war so derart grandios in seiner Zeit. Er hat sich da echt nichts vorzuwerfen.
Ist halt auch eine Frage der inneren Einstellung, mich persönlich würde das, was andere Fotografen fotografieren, nie bestürzen. Vielleicht inspirieren, aber definitv nicht bestürzen.
Bestürzen nur, wenn sie sich z.B. auf den King of Wings setzen (solche Bilder werden leider schon in Stockagenturen zum Kauf angeboten!).
Hast vielleicht recht, Isa. War von mir auch nur eine Vermutung. Vielleicht sitzt er ja in seinem home in New Mexico und sagt sich altersweise nur: “Alles hat seine Zeit”.