USA Nationalparks: Besucherzahlen weiter auf Rekordniveau
Fünf Jahre ist es nun schon wieder her, dass ich mir die Besucherzahlen in den einzelnen Nationalparks genauer angeschaut habe (-> die 30 meistbesuchten Nationalparks der USA). In der Zwischenzeit hat sich wieder viel getan und die meisten Parks sind populärer denn je geworden. Die Great Smoky Mountains im Osten der Vereinigten Staaten haben bereits vorletztes Jahr die 10 Mio Schallmauer durchbrochen und führen auch 2015 weiterhin die TOP-30-Liste an. Mit weitem Abstand folgen der Grand Canyon auf Rang 2 (5,5 Mio.) sowie der Rocky Mountains NP auf Platz 3 (4,2 Mio.). Der Nationalpark vor den Toren Denvers hat 2015 seinen 100-jähriges Jubiläum gefeiert und wahrscheinlich u.a. dadurch einen ordentlichen Sprung nach oben gemacht mit einem Plus von 40,6% im direkten Vergleich mit 2010. Der Park konnte so auch den Yellowstone und Yosemite NP hinter sich lassen, beide aber ebenfalls mit knapp über 4 Mio Besuchern pro Jahr.
Auffällig zugelegt an Popularität haben außerdem der Canyonlands Nationalpark mit +45,6%, der Capitol Reef NP mit +42% sowie der Joshua Tree NP mit +41%, wobei die Parks im Süden von Utah sicherlich sehr von der weltweiten “Mighty 5“-Kampagne profitieren konnten.
Einen Rückgang bei den Besucherzahlen gibt es in so gut wie keinem Nationalpark mit Ausnahme des Cuyahoga Valley NP in Ohio und des Theodore Roosevelt NP in North Dakota. Letztgenannter hat das sicherlich nicht verdient, zumindest mir hat die Natur und vor allem auch die Tierwelt dort eigentlich recht gut gefallen. Seine abgeschiedene Lage könnte da eine große Rolle spielen, zumal sich auch zum “benachbarten”, ebenfalls sehr sehenswerten Badlands NP in South Dakota auch keine Million Besucher hinverirrt. Und das obwohl das Monument am Mount Rushmore in den Black Hills auf 2,4 Mio. kommt.
Hier die aktuelle TOP-30-Übersicht der beliebtesten Nationalparks der USA:
NATIONALPARK | 2010 | 2015 | % |
1. Great Smoky Mountains NP | 9.463.538 | 10.712.674 | 13,20 |
2. Grand Canyon NP | 4.388.386 | 5.520.736 | 25,80 |
3. Rocky Mountain NP | 2.955.821 | 4.155.916 | 40,60 |
4. Yosemite NP | 3.901.408 | 4.150.217 | 6,38 |
5. Yellowstone NP | 3.640.185 | 4.097.710 | 12,57 |
6. Zion NP | 2.665.972 | 3.648.846 | 36,87 |
7. Olympic NP | 2.844.563 | 3.263.761 | 14,74 |
8. Grand Teton NP | 2.669.374 | 3.149.921 | 18,00 |
9. Acadia NP | 2.504.208 | 2.811.184 | 12,26 |
10. Glacier NP | 2.200.048 | 2.366.056 | 7,55 |
11. Cuyahoga Valley NP | 2.492.670 | 2.284.612 | -8,35 |
12. Joshua Tree NP | 1.434.976 | 2.025.756 | 41,17 |
13. Hawaii Volcanoes NP | 1.304.667 | 1.832.660 | 40,47 |
14. Bryce Canyon NP | 1.285.492 | 1.745.804 | 35,81 |
15. Hot Springs NP | 1.311.807 | 1.418.162 | 8,11 |
16. Arches NP | 1.014.405 | 1.399.247 | 37,94 |
17. Shenandoah NP | 1.253.386 | 1.321.873 | 5,46 |
18. Mount Rainier NP | 1.191.754 | 1.237.231 | 3,82 |
19. Haleakala NP | 1.105.606 | 1.216.772 | 10,05 |
20. Death Valley NP | 984.775 | 1.154.843 | 17,27 |
21. Sequoia NP | 1.002.979 | 1.097.464 | 9,42 |
22. Everglades NP | 915.538 | 1.077.427 | 17,68 |
23. Badlands NP | 977.778 | 989.354 | 1,18 |
24. Capitol Reef NP | 662.661 | 941.029 | 42,01 |
25. Petrified Forest NP | 664.725 | 793.225 | 19,33 |
26. Saguaro NP | 717.614 | 753.446 | 4,99 |
27. Canyonlands NP | 435.908 | 634.607 | 45,58 |
28. Crater Lake NP | 448.319 | 614.712 | 37,11 |
29. Wind Cave NP | 577.141 | 612.198 | 6,07 |
30. Theodore Roosevelt NP | 623.748 | 580.033 | -7,01 |
(Quelle: https://irma.nps.gov/Stats/)
Nicht in der Liste enthalten sind National Monuments, Recreation Areas oder Seashores. Aber auch dort können die Zahlen recht beachtlich sein, so zum Beispiel in der Golden Gate National Recreation Area (14,8 Mio.) bei San Francisco oder in der Lake Mead National Recreation Area bei Las Vegas. 7,3 Mio Menschen haben im Jahr 2015 entweder dem Lake Mead oder weiter südlich den Lake Mohave, der ebenfalls Teil dieser NRA ist, einen Besuch abgestattet. Letztes Jahre waren wir nicht dort, aber dafür im März 2016 und haben das herrlich (fast schon zu) warme Wetter genossen und uns an den vielen Wildblümchen des Lake Mohave erfreut. Das Bild links ist in der “Telephone Cove” am Ostufer des Sees entstanden. Der späte Winter ist eine herrliche Jahreszeit dort!
Recht ordentlich auch die Zahlen von der Point Reyes National Seashore nördlich von San Francisco, die mit über 2,5 Mio deutlich mehr Besucher anlockt als z.B. der Bryce Canyon. Unangefochten an der Spitze aller unter der Obhut des NPS (National Park Service) stehenden Einrichtungen befindet sich der Blue Ridge Parkway mit ganzen 15 Millionen Besucher/Jahr.
In diesem Winter fand auch im Death Valley Nationalpark eine Jahrhundertblüte statt. Wochenlang waren sämtliche Unterkünfte im Park ausgebucht, ebenso die in der näheren Umgebung. Wir hatten zwar zum Glück schon langfristig vorreserviert, mussten dann aber für eine zusätzliche Nacht sogar nach Lone Pine ausweichen. Und da waren wir nicht die Einzigen… Verrückt wie viele Leute da täglich eine stundenlange Anfahrt in Kauf genommen haben, nur um dieses Naturwunder zu sehen! Siehe erstes Foto oben oder den Bericht über die Titus Canyon Road.
Das wird sich mit Sicherheit sehr (!) auf die Besucherzahlen des laufenden Kalenderjahres auswirken. Außerdem feiert dieses Jahr der NPS sein 100-jähriges Bestehen und die Werbetrommeln wurden entsprechend mächtig gerührt. Die im nächsten Frühjahr veröffentlichen 2016er-Zahlen darf man wohl mit Spannung erwarten…
Ist schon krass, wie manche Parks zugelegt haben. Da ist die Parkplatzsituation hier und da sicherlich öfter mal angespannt. Wenn ich da an den Arches NP denke (Devils Garden Trail, Windows Section), das war ja schon früher kritisch, wenn man nicht sehr früh dort war.
Interessant wäre eine Übersicht, zu welchen Jahreszeiten die Besucher sich in den einzelnen Parks verteilen. Gibt es eigentlich so etwas ?
VG, Tilman
Ja, das gibt’s, der NPS hat das wirklich sehr gut dokumentiert. Schau mal hier: https://irma.nps.gov/Stats/, dort z.B. Arches eintippen und “Summary of Visitor Use By Month and Year” anklicken. Dann sieht man, dass dort praktisch immer viel los ist außer von November bis Februar! Beim Arches hatten sie ja letztes Jahr sogar schon mal über eine “timed entry” mit Reservierungssystem nachgedacht…
So manche Zahlen halte ich aber für fragwürdig, wenn ich ehrlich bin… Denn wie wollen die z.B. beim Olympic NP die ganzen Besucher erfassen? Wer nicht zur Hoh Rain Forest fährt sondern nur zur Ruby, First, Second, Third Beach etc., der kann dort Tage verbringen und fällt dennoch völlig durchs Raster?
Lustig ist z.B. die Death Valley Statistik. Die meisten Besucher kommen in der heißen Zeit, aber dann bleibt kaum einer über Nacht. Und ich habe gerade auch das “current year” entdeckt. Diesen März gab wirklich einen ALL TIME RECORD…
VLG auch an S&C,
Isa
Die Zahlen sind sicher eine Mischung aus Zählung und Hochrechnung, etwa so: Man zählt jeden Tag an den Eingangshäuschen. Und an einigen Tagen zählt man an anderen Stellen, um den Faktor zu bestimmen, mit dem man die gezählten Werte multiplizieren muß.
Wen ich in der Liste erwartet hätte, ist Mesa Verde. Wundert mich, daß der so wenig besucht wird!
Hi Isa,
vielen Dank für den sehr interessanten Link ! :-)
VG Lothar
You’re welcome!
Und Thomas, Du hast da wohl recht. Ich dachte ja es sei ein Leichtes, in Parks mit nur einer Einfahrt (z.B. Bryce) oder auch in denen alle Straßen mit “Eintrittshäusln” versehen wurden, dort die exakte Besucherzahlen zu erfassen (zumindest bis auf die, die extrem früh oder spät in den Park hinein fahren). Aber dem ist wohl grundsätzlich nicht so, das sind lauter Schätzungen oder Hochrechnungen nur -> How do we count visitors?
Muss mal schauen, ob mir beim nächsten Mal solche “traffic counter” irgendwo auffallen.
LG,
Isa
Gerade Bryce ist ein schönes Beispiel, wie problematisch das genaue Zählen ist: Auf den ersten Blick gibt es nur einen Zugang, aber wenn man es sich genauer überlegt, ist es doch komplexer:
– Was ist mit den Leuten, die einfach nur im Norden auf der UT 12 durchfahren, wo man gar nicht an einer Eingangsstation vorbei muß?
– Und wer auf dieser Straße anhält und zur Mossy Cave wandert?
– Oder wer von Torrey direkt in das Amphitheater wandert?
– Und schließlich gibt es noch einige weitere Trails, die “von hinten” in den Nationalpark führen.
Auch andere Aspekte machen das Zählen kompliziert. Nimm z.B. jemand, der 5 Tage den Yellowstone besucht. Wenn er außerhalb wohnt und jeden Tag reinfährt, zählt man dann 5 Besuche? Und wenn er 5 Tage im Park wohnt? Oder wenn er 5 Tage im Park wohnt, aber in der Zeit einmal kurz rausfährt, sind das dann 1, 2 oder 5 Besuche?
Trotz meiner kritischen Betrachtung der Zählmethodik sind die Werte aber natürlich interessant und ich hoffe, daß Du sie auch in Zukunft veröffentlichst.
PS: Ich hatte einen Physiklehrer, der hat sich immer fürchterlich aufgeregt über ungerundete Zahlen, die eine nicht vorhandene Genauigkeit suggerieren. Wenn der diese nps-Statistik liest, dann schimpft er sicher!
Aber da ist schon etwas Wahres dran, das wird da tatsächlich suggeriert und ist wirklich unsinnig…
Und da bin ich ja schon froh, dass es bei der Auswertung in keinem Park “nur 3 Besucher mehr als im Vorjahr” waren…