Lower Antelope Canyon – keine Stative mehr erlaubt!
In den letzten Wochen haben mich gleich einige Schreiben erreicht zum Thema “Lower Antelope Canyon”. Ja es ist wahr, dass dort ab heuer keine Stative mehr zugelassen sind! Über die Gründe braucht man eigentlich auch gar nicht lange mutmaßen. Die Besucherzahlen sind dort während der letzten Jahre regelrecht explodiert. Und da sich diese Schlucht – anders als der Upper Antelope Canyon – nicht oben verengt, sondern überwiegend trichterförmig ist, stören die breitbeinigen Stative der Fotografen natürlich umso mehr. Man musste sie an vielen Stellen dort drinnen ohnehin an die Canyonwände lehnen, weil es so eng ist. Da kann man sich vorstellen, wie das dann ist, wenn auch noch gleichzeitig Hunderte von anderen Besuchern durchgeschleust werden sollen. Das klappt nicht. Und so haben Fotografen in dem Canyon nun bis auf Weiteres das Nachsehen…
Wenn ich daran denke, wie wenig besucht dieser Canyonabschnitt in den 1990er Jahren war. Noch Anfang dieses Jahrtausends hieß die Empfehlung, “geht unbedingt auch in den Lower Antelope Canyon, weil dort weniger los”. Und wir haben selbst im März 2007 noch fast einen ganzen Tag in der Schlucht verbringen dürfen, ganz alleine nur in Begleitung einiger weniger Fotografen und des Navajos, dem der Canyon gehört. Auch er war an dem Tag mit Fotoapparat und Stativ unterwegs und wollte mir ständig seine Aufnahmen zeigen…
Ohne Stativ macht der Besuch sicher für die meisten Fotografen keinen Sinn mehr. Da drinnen ist es so finster, Belichtungeszeiten von 2 Sekunden und mehr sind dort eher die Regel als die Ausnahme. Natürlich lassen sich – dank moderner Technik – die ISO-Werte nach oben schrauben, aber wer fotografiert schon freiwillig und gerne mit ISO 6400 am helllichten Tag!? Wir fotografieren ja nicht mal Polarlichter so…
Ich mag nicht pessimistisch sein (bin ich auch sonst nicht), aber ich kann mir kaum vorstellen, dass sich die Lage dort wieder bessern wird. Die Zahl derer, die den Antelope Canyon besuchen möchten, wird nicht kleiner sondern weiterhin exponentiell nach oben schießen. Da spielen Fotografen nur eine untergeordnete Rolle. Die große Masse sind ganz normale Besucher, die die Schlucht auch gerne sehen möchten.
Sollten die Navajos – wider Erwarten – doch erneut Stative zulassen, so hat das dann sicher seinen (gewaltigen) Preis… Man könnte es eventuell über ein sog. “Navajo Special Use Permit” versuchen, aber da bin ich skeptisch und möchte nicht wissen, was das kostet. Wobei nein, da wäre ich neugierig und für jede Rückmeldung dankbar!
Schon irre, wie schnell sich die Dinge derzeit ändern. Und diesem Canyon trauere ich persönlich schon SEHR nach.
Schade ist es vor allem für all jene, die ihn noch gar nicht kennen und erst besuchen/fotografieren wollen!
Er gehört aufgrund seiner engen, roten Sandsteinwände definitiv zu den schönsten seiner Art. So herrlich glattpoliert sind nur wenige, und so leicht zugänglich praktisch kaum ein anderer Slot.
Aber es gibt im US Südwesten reichlich Ausweichmöglichkeiten, viele davon bieten auch weit mehr als nur “etwas Trost”.
Ich möchte hier abschließend noch ein paar aufzählen:
- Upper Antelope Canyon – dort werden nach wie vor Fototouren angeboten, aber sie sind noch teurer geworden (ich habe den Blog über die “Antelope Canyon Preise” bereits angepasst) Update 2020: Im Upper werden nun auch keine Fototouren mehr angeboten, auch dort sind jetzt Stative verboten -> Link!
- Canyon X (Touren derzeit noch relativ preiswert und mit Stativ möglich – noch…)
- Horseshoe Bend Slot Canyon (ehemals “Secret Canyon” des Water Holes Canyons; wurde letztes Jahr von den Eigentümern umbenannt)
- Buckskin Gulch erreichbar über den Wirepass Trailhead (wo auch die Wave-Wanderer starten)
- beim Zion NP der Kanarra Creek und der etwas anspruchsvollere Paranuweap Canyon
- wer es noch abenteuerlicher mag, kann Michael Kelseys Bücher studieren (an Canyons mangelt es im Südwesten wahrlich nicht, aber viele davon sind etwas tricky hinsichtlich Anfahrt oder Abstieg)
- oder eine der leichter zu erreichenden, fantastischen Schluchten im Grand Staircase-Escalante National Monument: Peek-a-boo, Spooky Gulch oder Willis Creek
(…wobei sind die jetzt überhaupt noch im GSENM? … so viel zum Thema “Veränderungen” für heute…)
Wie gut, dass ich ihn bereits mehrfach in Ruhe MIT Stativ genießen durfte…
Wie wahr, Sandra!
LG an die Ostsee (hoff Ihr habt nicht zuviel gefroren, die Elbe hatte hier schon wieder Eisschollen, aber leider nicht so schöne wie 2012)
Den Canyon X hast du noch vergessen Bei dem sollte man sich unbedingt auch beeilen, denn der wird auch immer mehr besucht und immer teurer! Der kann von der Textur des Sandsteins und dem generellen Aufbau her ganz gut mit dem Lower A.C. mithalten. Von der Länge und den besonderen Features aber nicht.
Bei Kanab ist noch der andere Peek-a-Boo Slot recht fotogen und da fast nur im Rahmen von Jeep-Touren besucht, sehr einsam.
Stimmt, den hab’ ich beim alten Antelope Bericht dabei, aber hier irgendwie ganz vergessen. Danke!
Kommt davon, wenn man nur so schnell nebenbei was im Blog herumtippelt…
Tja, langsam verstehe ich das “Früher war alles besser” der alten Leute. Es sind doch schon eine Menge schöner Sachen, die ich mal gemacht habe und die heute nicht mehr möglich sind oder zu teuer oder aber so verändert, daß sie deutlich weniger attraktiv sind als damals: Lower Antelope Canyon, Horseshoe Bend, Fiery Furnace, Moab und Page, praktisch ganz Island, Stromboli, Ätna und sogar einige Wege in Naturschutzgebieten in Westfalen.
Anderseits darf man natürlich nicht übersehen, daß bei manchem Ziel die Bedingungen auch besser geworden sind: Natürlich der ganze Ex-Ostblock, aber auch in den USA habe ich auf den letzten Reisen Ziele besucht, die ich der ersten Reise noch allgemein unbekannt waren.
So true, Thomas!
Aber wenn die den Hwy 12 drüben und die Straßen bis Moab wirklich umbenennen, dann sag ich auch “früher war ALLES besser”…!
Hast die News schon gelesen!?
Bei uns war Winterwunderland und damit war ich fotografisch ziemlich beschäftigt Rügens vereiste Küste ist derzeit wirklich toll
Hast Du mal einen Link zu den News bzgl. Umbenennung, die Du erwähnt hast?
LG sandra
Hi Sandra, das waren früher die Hummer Touren:
https://horseshoebendtours.com
LG
Isa
Ja, das man dort kein Stativ (mehr) benutzen darf, war echt schade. Wir waren Mitte Mai dort und haben das auch erst am Eingang erfahren. Andererseits ist es bei den Menschenmassen schon verständlich. Wenn jeder noch in Ruhe ein Stativ aufbaut, dann bewegt sich da unten ja gar nix mehr… Ordentliche Bilder kann man auch so machen, denke ich.
Du sagst es, die “Menschenmassen” und ich glaube, da wird es auch kaum mehr einen Weg zurück geben. Für mich/uns ist die Schlucht bis auf Weiteres uninteressant geworden (brauche da drinnen einfach ein Stativ ), was aber auch etwas Gutes hat: 2 Leute weniger in dem Canyon.
Schön aber, dass es Euch trotzdem gefallen hat! Wie bei allem ist es auch da einfach nur eine Frage “wie man es kennenlernt”. Und wenn man mal einen ganzen Tag nahezu allein im Lower verbracht hat (und das ist ja noch nicht mal lange her), dann ist man leider echt schrecklich “spoiled”