Kanarra Creek – neues Permit-System

Wasserfall im Kanarra Creek CanyonUpdate 2019: Es wurde eine Besucherobergrenze (150/Tag) eingeführt, die Permits (mittlerweile $12/Person inkl. Parkplatzgebühr) sollte man sich lieber vorab im Internet unter kanarrafalls.com sichern. Vor allem zur Ferienzeit oder an Wochenenden, würde ich das unbedingt machen.

Permit-Systeme oder andere Regulierungen sollen das Problem beheben. Immer mehr unserer alten Lieblingsplätze im Südwesten der USA sind davon betroffen: Die stetig wachsenden Besucherzahlen machen Behörden und Naturschützer teils mehr als ratlos. Auch beim Kanarra Creek ist dies nun der Fall. Diese tief in die Hurricane Cliffs eingeschnittene enge Schlucht zählt zweifelsohne zu den schönsten ihrer Art in Südutah. Und das hat sich inzwischen auch herumgesprochen…
Bei unserem Besuch vor über 10 Jahren hatten wir den Canyon noch ganz für uns alleine, keine andere Seele weit und breit. Und das bei einer so leicht zugänglichen und unglaublich schönen Schlucht! Das Fotografenherz war hellauf begeistert. ;)

Seither hat sich einiges verändert. 2010 kam es zu einer ersten Reglementierung, Parkplatzgebühren in Höhe von $10 wurden eingeführt. So konnte man wenigstens u.a. etwas besser für die Entsorgung des Mülls, den die zahlreichen Besucher hinterließen, aufkommen. Es gibt aber noch eine weitere, viel ernstere Bedrohung durch die Touristen: die Einwohner von Kanarraville befürchten eine Kontamination ihrer Trinkwasserquelle mit Fäkalbakterien, denn diese ist abhängig von der Reinheit des durch die Schlucht stürzenden Bachs. Es gibt ja bislang nur eine einzige Toilette und diese steht am Trailhead. Bei den inzwischen geschätzt 45.000 Besuchern jährlich ist leider sicher das eine oder andere “schwarze Schaf” dabei…

Diesen Frühling wird nun ein Permit-System eingeführt. Jeder, der den Kanarra Creek entlang wandern möchte, muss sich vorab seine $8-Bewilligung im Internet besorgen. Die Parkplatzgebühr ist in dem Betrag dann schon enthalten.
Grundsätzlich habe ich nichts gegen Beschränkungen, es “schränkt” – wie der Name schon sagt – zwar Urlauber in ihrer Spontanität und Reiseplanung ein – aber es erhöht dann doch das Naturerlebnis an sich. Bestes Beispiel ist die Coyote Buttes Wave – die mag sich wohl auch keiner vorstellen mit Hunderten von Leuten, die gleichzeitig in der “Welle” herumspringen…
Die Permit-Vergabe beim Kanarra Creek hat allerdings einen Haken: Sie ist vorerst nicht limitiert! Und dennoch meint man in Kanarraville: “Permits will hopefully cut down on the large number of hikers to Kanarra Falls.” (Quelle). Wie man auf solch eine Idee kommen kann, ist mir nicht ganz klar. Denn diese $5 werden doch nicht ernsthaft irgendjemanden davon abhalten in diese wunderbare Schlucht zu wollen!? Und wenn, dann kann man diese an nur einer Hand abzählen, von signifikanten Änderungen bei den Besucherzahlen mal ganz zu schweigen…

Es ist somit wahrscheinlich eher eine Frage der Zeit, bis man auch hier pünktlich an einem Stichtag vorm Computer sitzen muss um eines der abgezählten und begehrten Permits zu ergattern. Aber noch ist es zum Glück nicht so weit!

Nicht nur die Wasserfälle und Kaskaden des Kanarra Creek sind faszinierend, sondern auch seine Slot Canyon ähnlichen Abschnitte.
Auch an vermeintlich unscheinbaren Kaskaden des Kanarra Creek kann man nicht nur als Fotograf viel Zeit verbringen. Diese Stelle wird auch gerne als Wasserrustsche *missbraucht*...
Für die meisten Besucher ist der zweite Kanarra Creek Waterfall nicht nur das Highlight sondern auch zugleich Umkehrpunkt der Wanderung.

Für alle, die sich rechtzeitig auf den Weg machen möchten, bevor “echte” Permits eingeführt werden, hier eine kurze Anfahrts- und Wegbeschreibung (seit Jahren wollte ich schon einen Blog darüber schreiben und ein paar Fotos zeigen, jetzt nutze ich mal diese Gelegenheit ;) ):

Der Kanarra Creek Canyon liegt ca. 13 mi südlich von Cedar City bzw. 40 mi nördlich von St. George auf BLM-Land in der im Westen an den Zion Nationalpark angrenzenden Spring Creek Canyon Wilderness Study Area. Zufahrt ab der Interstate 15 (von Süden kommend Exit 42, von Norden Exit 51) über den Old US 91 Hwy nach Kanarraville und dort ein Häuserblock nördlich vom Rathaus nach Osten abbiegen auf die E 100 N Street. Dieser folgt man bis zu ihrem Ende, der große Parkplatz ($10) befindet sich linker Hand der Straße (inzwischen auch gut auf den Google-Satellitenbildern erkennbar).

Die alte Jeep-Piste, die ausgehend vom Parkplatz leicht bergauf führt, endet nach ca. 1,8 km und 90 Höhenmeter am ehemaligen Trailhead. Danach wird es feucht und schließlich richtig nass: Immer wieder muss der Wasserlauf überquert oder durchwatet werden und später im Slot Canyon ist man sogar ständig im rutschigen Flussbett unterwegs. Dabei sind auch einige tiefere Pools zu überwinden – je nachdem wie viel Wasser der Kanarra Creek führt und natürlich je nach “Hiker-Größe”, kann es einem dort schnell mal übers Knie reichen. Die meiste Zeit ist das Wasser aber eher flach und es geht einem gerade mal bis zum Knöchel.

Trekking Sandalen sind angeraten (am besten wassertaugliche mit guter Sohle, wir können dafür die Salomon Techamphibian empfehlen!) und im Frühjahr auch Neoprensocken, denn das Wasser ist dann noch gnadenlos kalt! Aber auch im Herbst (Ende September) war es bei uns eisig. So richtig warm wird es selbst im Sommer nicht, aber dann, wenn in Südutah glühende 40°C (oder mehr…) herrschen, ist jede Abkühlung sicher willkommen! ;)

So darf man sich den Trail jenseits der Jeep-Piste und entlang des Kanarra Creek vorstellen.
Und so sieht der Weg dann später durch die Schlucht aus, mancherorts vom Wasserstand her nur etwas tiefer.
Aber dafür wird die Kanarra Creek Wanderweg umso attraktiver, kaum ist der Eingang der Schlucht erreicht. Bei uns hat es im Anfangsbereich gleich mal ordentlich geglüht!

Nach einem weiteren Kilometer ist der dunkle, engere Teil der Schlucht erreicht. Dort geht es dann nur noch langsam voran, denn hinter jeder Canyonbiegung warten neue Fotomotive. Die hoch aufragenden dunkelroten Sandsteinwände ändern im Verlauf des Tages auch immer wieder ihre Farbe und können herrlichst im indirekten Licht glühen. Der erste, keine 5 m hohe Wasserfall zeigt sich meist am späteren Vormittag im besten Licht. Normalerweise befindet sich dort eine improvisierte Baumstamm”treppe” mit Halteseil, so dass man ohne viel Mühe das Hindernis überwinden kann. Etwas trittsicher sollte man dabei sein. Und der Zustand der Kletterhilfe variiert von Jahr zu Jahr und verändert sich nach jeder Sturzflut. Lieber kurz überprüfen und nicht gleich hochstürmen! ;)

Dahinter blockiert schon bald ein “chockstone” (Klemmstein) wieder den Weg. Ihn überwindet aber man ganz leicht auf der rechten Seite (früher war an der Stelle etwas Kletterei angesagt). Danach beginnt ein neuer Abschnitt mit wunderbaren Narrows und dort, wo sich die Schlucht etwas weitet, warten wiederum fotogene Kaskaden. Diese dienen im Sommer oft auch als (natürliche) Wasserrutsche.

Mittels improvisierter Baumstamm-Leiter überwindet man das erste Hindernis. Auch dieser Wasserfall bietet normalerweise schöne Fotomotive, aber bei unserem Besuch sah das Konstrukt einfach nur räudig aus...
Gleich dahinter blockiert ein Klemmstein das Weiterkommen. Dessen Aussehen hat sich allerdings während der letzten 10 Jahre stark verändert, so dass man nun ziemlich leicht auf der rechten Seite vorbeikommt.
Im folgenden Abschnitt befinden sich die Kaskaden, an denen wir einen ziemlichen Narren gefressen haben... Möchte gar nicht wissen, wie lange wir dort verweilten. Aber die Lichtstimmung war auch ziemlich kurios. ;-)

Rund 400 m oberhalb des ersten Wasserfalls befindet sich ein zweiter größerer, der sich in einen kleinen Pool ergießt. Wer dort noch rauf möchte, war früher oft auf sich alleine gestellt, mittlerweile findet man auch da meist irgendwelche rutschigen Baumstämme mitsamt Seil. Uns war damals das (tiefe…) Wasser einfach viel zu kalt, so dass wir den Rest der Schlucht nicht mehr angeschaut haben. Sie soll sich aber oberhalb der Fälle nur noch einmal kurz verengen und dann schnell breiter und uninteressanter werden. Bis auf zwei kleinere Kaskaden gibt es dort nicht viel zu fotografieren. Dafür umso mehr aber dann am Rückweg, wenn es zwischen den beiden Wasserfällen wieder durch die Kanarra Creek Narrows und engen Slot-Passagen geht… ;)

Wer von zu Hause aus schon etwas “vorwandern” möchte, findet bei YouTube u.a. dieses Video. Wie traumhaft die Felswände glühen können, zeigt die letzte Minute ganz gut. Auch Climb-Utah hat ein Video von der Wanderung online. Die Passage bei Minute 1:50 ist eine der zwei Schlüsselstellen, bei denen man etwas nasser werden kann. Wie feucht es beim zweiten und letzte größeren Wasserfall zugeht, wird ab Minute 2:20 präsentiert. Wir sind ja normalerweise bei sowas auch gern dabei, aber wenn man (ohne Neoprensockerln…) von der Wanderung bis dorthin schon halb durchgefroren ist, zögert man doch. ;)

Allg. Anmerkungen: Die Strecke bis zum zweiten Wasserfall des Kanarra Creek ist weder weit noch sehr anstrengend (6 km Rundtrip und knapp 200 Höhenmeter), wer aber mit dem Stativ unterwegs ist, sollte dennoch mindestens 4-5 Stunden einplanen. Am besten auch Wochenenden meiden, denn da mischen sich noch jede Menge Einheimische unter die Besucher und dann kann es sich z.B. an den “Leitern” schon mal etwas stauen. Unbedingt sollte man auch die Wettervorhersagen verfolgen, denn bei Flash Flood Gefahr ist der Besuch des Kanarra Creek lebensgefährlich.

In den Kanarra Creek Narrows wird es dann stellenweise sogar richtig dunkel...
Der zweite große Wasserfall im Kanarra Creek Canyon ist einfach wunderschön! Kurz haben bei uns auch dort die Wände geglüht.
Auch am Rückweg ging es nur langsam voran durch die Kanarra Creek Gulch. Mit dem Sonnenstand veränderten sich auch ständig die Lichtbedingungen.

Fazit: Die engen Schluchten im Südwesten der USA sind absolut faszinierend und jede für sich ist einzigartig. Anhand des Kanarra Creeks erkennt man sicher schnell, dass man nicht zwangsweise Hunderte von Dollars für die Besichtigung von Slot Canyons ausgeben muss (die Navajos haben die Preise für die Fototouren im Upper Antelope Canyon dieses Jahr wieder ordentlich nach oben geschraubt und im Lower sind mittlerweile gar keine Stative mehr erlaubt…!). Zum Glück warten im G.S.E.N.M. noch etliche wunderschöne Canyons (z.B. der Willis Creek) und ebenso in der Umgebung des Kanarra Creek (u.a. der fabelhafte Parunuweap Canyon, die für Fotografen einzigartige Subway sowie der Water Canyon mit den White Domes am Canaan Mountain bei Hildale oder der Clear Creek).


PS: Lieben Dank nochmal an dieser Stelle an Martin für die Infos bzgl. der Permits.
;)