Noch eine Winter-Tour nach Island

Es kann im Winter in Island auch herrlich sonnig sein, es kann… es muss aber nicht ;-)Wir melden uns zurück von einer weiteren Winter-Tour nach Island. Sie stand ganz im Zeichen geomagnetischer und – teils auch – arktischer Stürme. Eine tiefwinterlich verschneite Südküste, mit Eiszapfen geschmückte Höhlen, Schluchten und Wasserfälle, tänzelnde bunte Lichter am nächtlichen Firmament, unwirklich wirkende Regenbögen während der nahezu täglichen Schneefälle, zugefrorene Furten und andere Abenteuer sowie eine gänzlich von den Plänen abweichende Reiseroute waren die letzten zwei Wochen angesagt.

Gebucht hatten wir alles ziemlich kurzfristig und wie schon im Vorjahr entschieden wir uns für einen Wow-Air-Flug ab Berlin Schönefeld sowie einen SUV von Hertz. Dieser Autovermieter hat in den Wintermonaten einen ganz entscheidenden Vorteil gegenüber so manch anderem Anbieter: die Fahrzeuge werden mit Spikes ausgestattet! Und wie wichtig dies bei den häufig vereisten Schneepisten ist, muss man wahrscheinlich nicht weiter erläutern… Hier sollte man sich im Vorfeld gut erkundigen, denn selbst bekannte Namen wie Sixt haben keine Spikes auf ihren Reifen – zumindest war dies bei einem Freund jetzt im März der Fall und auf unserem Suzuki Grand Vitara von Avis hatten wir im vergangenen März auch keine. Update 2021: Hertz können wir leider nach einem üblen Vorfall nicht mehr empfehlen -> Abzocke bei der Mietwagen-Rückgabe – Reinigungskosten.

Dicke Jacken, Pullis, Mützen und Handschuhe im Gepäck und auch unser Mietauto von Hertz war bestens mit Winterreifen und Spikes ausgestattet.Die Reise begann wie so meist im großen Duty & Tax Free Shop des Flughafens. Dort wurde der Vorrat an Víking Gylltur gesichert, der Preisunterschied zu den landesweiten Liquor Stores (Vinbudin) ist einfach viel zu groß! ;) Normalerweise ist das Geschäft auch eine gute Anlaufstation für Siminn-Internet-Telefonkarten, aber unsere vom September funktionierte offensichtlich noch und weitere GBs ließen sich online einfach aufladen (über diesen Link). Leider hatte sich einer von uns – ähnlich wie bei der USA-Wintertour – pünktlich zur Abreise eine hartnäckige Erkältung zugezogen. Letztens hatte es Steffen erwischt, diesmal wachte ich am Abflugtag mit 38°C, extremen Halsweh und Schnupfen auf. Keine Ahnung, woher das kam, jedenfalls waren das “allerbeste” Voraussetzungen für eine nachtschichtintensive Reise… :(

Da wir abends um 21 Uhr von Berlin abhoben, gab es die von mir herbei gesehnte Bettruhe trotz überpünktlicher Landung erst so gegen 2 Uhr morgens (unserer Zeit). Es war ziemlich bewölkt und regnerisch in jener Nacht, sonst wäre Steffen sicher nochmal losgezogen: Die ersten Polarlichter begrüßten uns nämlich bereits, während wir versuchten unseren Toyota Rav4 unter der spärlichen Beleuchtung sorgfältig nach Kratzern abzusuchen. In Island muss – anders als in den USA – aufgrund der Mietbedingungen bei der Übernahme das Fahrzeug leider immer kontrolliert werden, selbst wenn man nachts praktisch nichts sieht. Und meistens wandert man dann kurz darauf wieder zurück zum Schalter mit einer neuen Liste von Kratzern und Dellen, für die man nicht verantwortlich gemacht werden möchte…

Am ersten Tag waren bei mir vor allem Thymiantee, Grippostad und Schonen angesagt, während Steffen bei der Blauen Lagune sowie in einigen Höhlen und Schluchten herumsprang. Nachts so gegen 12 Uhr musste aber auch ich nochmal kurz raus: der Himmel oberhalb von Vik stand in Flammen! So kräftige Lichter, dass man sie schon aus dem Hotelzimmer trotz sehr heller Umgebung wahrnehmen konnte. Nach einer Weile schlug auch unser Aurora Buddy Alarm: Kp=3, eine “moderate aurora” war plötzlich angesagt, obwohl die Prognose für die ganze Nacht noch am Abend Kp=0 (“minimum”) lautete!

Polarlichter waren erneut der Hauptgrund für unsere Reise ins winterliche Island. Und wir hatten Glück! :-)

Gleich mehrfach zeigte sich ein grüner Bogen am nördlichen Horizont und an zwei Abenden bzw. Nächten löste er sich sogar auf und die Polarlichter tanzten dann bis in die frühen Morgenstunden über das gesamte nächtliche Firmament.

Manchmal nahmen die Polarlichter die lustigsten Formen und Gestalten an. Halb von Wolken verdeckt wirkten sie wie ein Cosmic Shower oder auf diesem Bild hier erinnerte uns ihr Aussehen an einen farbenfrohen Tornado.

Und gegen 2 Uhr morgens wurde daraus sogar ein Kp=4,3, mit anderen Worten eine “active aurora” und der höchste Kp-Wert, den wir bis dato hatten. Grüne, gelbe und rosarote Lichter tänzelten über den ganzen Himmel. Wow! Was für ein Reisebeginn! Nur ich musste bald wieder ins Bett, das Fieber hatte mich fest im Griff… Aber zum Glück waren wir zu zweit und auf Steffen ist ja Verlass! Erst als gegen halb 5 reges Schneetreiben einsetzte, kehrte er mit zahllosen Fotos von seiner “Nachtschicht” zurück. :x

Auch der weitere Verlauf der Reise richtete sich voll danach, wo nachts gerade wolkenfreier Himmel angesagt war. Wenn die Aurora-Prognose bloß so zuverlässig gewesen wäre wie die Bewölkungsvorhersage… Letztere stimmte meist auf die Stunde genau und das schon oft viele Tage im Voraus, echt TOP! Aber die Polarlichter-“Spezialisten” versagten dieses Mal auf ganzer Linie und zwar so gut wie immer! Die Kp-Hausnummern hätte man sich ebenso gut selber erwürfeln können…!

In Vik hatten wir fast ein Polarlichter-Abo, nur bei der Gletscherlagune Jökulsarlon wollten die Sonnenstürme nicht so recht. Ein gerade mal 15 Minuten sichtbarer, grüner Bogen in Horizontnähe war die Ausbeute von 4 Nächten im Hali Country Hotel.Zwei Nächte hatten wir im Hali Country Hotel reserviert, dem besten Quartier bei der Jökulsárlón Gletscherlagune (nur 13 km entfernt). Um zwei weitere Nächte hatten wir dann spontan verlängert, denn es war jeweils ein Kp=3 angesagt. Auch alle anderen Bedingungen passten: wir hatten ein nahezu perfektes Motiv gefunden (die Eisschollen sahen an einer Stelle entlang des Ufers wie einzelne kleine schwimmende Schollen aus, waren aber trotzdem alle zusammengefroren und bewegten sich so bei Langzeitbelichtungen nicht), der Vollmond sollte die Szenerie herrlich ausleuchten, es war für isländische Verhältnisse ausgesprochen windstill, am wenigsten bewölkt von der ganzen Insel sollten die Nächte dort auch sein – was will man mehr!?

Pünktlich um 17:59 Uhr wurde allerdings die Aurora-Prognose auf der offiziellen isländischen Seite von Kp=3 auf Kp=0 korrigiert. Und weil’s gar so spaßig ist, geschah das auch noch gleich an zwei Tagen in Folge! Am ersten Tag dachten wir noch “na ja, dumm gelaufen”, aber am zweiten Abend trauten wir unseren Augen kaum! Wir hatten kurz nach der Ankunft Andy und Elke getroffen und den beiden erging es leider auch nicht anders auf Snæfellsnes. Andy skypte mir: “Die Seite ist kaputt!” …wie wahr! Und da sich an den darauffolgenden Tagen erneut Ähnliches ereignete, kam uns die Polarlichter-Vorhersage schon fast wie eine konsequente Touristenverar – – – ung vor… :-/

Aber da die vermeintlichen Experten ja in Vik wenige Tage zuvor schon lauter Unsinn vorhergesagt hatten, liegt man nachts natürlich trotzdem stundenlang auf der Lauer. Ein gerade mal 15 Minuten sichtbarer, grüner Bogen in Horizontnähe war die Ausbeute von 4 Nächten bei der Gletscherlagune. Ansonsten schillerten uns nichts außer Sternchen vom Firmament entgegen und manchmal nicht mal die, wenn es zwischenzeitlich wieder völlig zuzog…

Über das Wetter an der Südküste konnte man sich kaum beschweren, es war meist unwirklich schön. Für unseren Geschmack allerdings schon fast ZU schön und oftmals zu sonnig bzw. wolkenlos. Da war dann etwas Scouten angesagt, wie z.B. hier an dieser Gletscherzunge, wo Steffen gerade diesen kleinen Eis-Felsbogen aus der Nähe inspizierte.

Der Eisbergstrand gleich neben der berühmten Gletscherlagunge Jökulsarlon war dieses Mal immer für eine Überraschung gut. So herrliche Sonnenaufgänge wie im letzten März gab es nicht, aber zwischendurch dafür etwas frischen Schnee auf dem schwarzen Sand und den blauen Eisbergen - das hatte auch was!

Weniger schön war allerdings an einem Abend der Sturm, der einen fast davon blies und die Eisberge in unschöne schwarze Klumpen verwandelte...

Unser Glück im Hali Hotel ließ aber auch sonst etwas zu wünschen übrig. Denn eigentlich stand dort noch eine Eishöhlentour mit Þröstur auf dem Programm, doch da machten uns die heftigen Niederschläge der vorangegangenen Tage einen Strich durch die Rechnung, wie wir schon im Extra Blog über die Eishöhlen-Touren kurz geschildert hatten. Da wir zum Glück für diese “Nicht-Höhlen”-Tour nichts zahlen mussten, hielt sich der Ärger/Frust an dem Tag noch in Grenzen. Und auch Skarpi, den wir im Hali Hotel kennengelernt und dann nochmal zufällig in Höfn getroffen haben, erging es nicht anders. Dass allerdings die Höhle wenige Tage später, als wir die Gegend bereits verlassen hatten, wieder besuchbar war und der Fluss zwischenzeitlich fast erneut zufror, das fiel dann doch in die Kategorie “mächtig dumm gelaufen”… ;)

 Manchmal sehen die Eisberge eindeutig schöner im Mondlicht aus. ;-)Apropos “laufen”, es war irgendwie lustig, wer uns aller wo dieses Mal so über den Weg gelaufen ist. Als ich fasziniert von den tollen Spiegelungen bei der Fjallsárlón am Boden herumlag, hockte sich plötzlich Joshua Holko zu mir dazu. Der war erst kurz zuvor mit seiner Workshop-Fotografenschar eingetroffen und ich machte mich mit Steffen angesichts der nun abhanden gekommenen, zuvor herrlichen Stille bald vom Acker… ;)
Und im Hali Hotel haben wir gleich zum Frühstück einen Freund aus Deutschland einen großen Schrecken eingejagt. Als sein Name im Raum erklang und er zwei winterlich eingemummelte Gestalten beim Frühstückstisch sitzen sah, traute er – so wie wir – seinen Augen kaum. Wir waren doch erst 3 Wochen später im Biergarten zu Hause in Dresden verabredet!!? Manchmal ist die Welt schon ein Dorf! :)
Kaum zurück in Vik, als hätten wir ein Abo, spielte der Himmel erneut verrückt. Aber die Show zu Mitternacht war leider lange nicht so beeindruckend wie eine Woche zuvor und wir krochen ziemlich bald wieder in unsere Betten im Hotel Höfdabrekka (eine gute Unterkunft für Vik übrigens!).

Am folgenden Tag standen wir vor der großen Frage: “Wohin nun?” An der Südküste Islands hatten wir eigentlich das Allermeiste, das wir uns anschauen wollten, gesehen und sogar noch ein paar zusätzliche Locations gefunden. Außerdem war es uns dort die letzten Tage über viel zu sonnig/wolkenlos geworden – ein schon fast unwirkliches Schönwetter über das sich sicher die meisten Urlauber gefreut hätten. Aber wir sehnten uns beide eindeutig nach mehr Drama am Himmel! Und in Island werden solche wahnwitzigen Wünsche auch meist prompt erfüllt… ;)

Fast noch schöner als im Sommer ist die Fjallsarlon im Winter und ganz besonders an einem dieser normalerweise eher seltenen windstillen Tagen, an denen sich die Eisberge und der Gletscher herrlich in der Lagune spiegeln.

Beeindruckend auch die Anzahl an Eiszapfen rund um so manchen Wasserfall! Der Zauber war allerdings oft nur von kurzer Dauer, hier beim Gluggafoss z.B. war nur zwei Tage später bereits die ganze weiße Pracht dahin.

Und immer wieder reizte uns das Unbekannte. Den Ofaerufoss, jenen legendären Wasserfall mit Felsbogen bei der Feuerschlucht Eldgja im isländischen Hochland, durften wir leider nicht mehr erleben, er stürzte Anfang der 90er Jahre ein. Aber wenn man sucht, findet man auf Island noch immer Felsbögen, durch die das Wasser fließt. Beeindruckend groß sind einige davon obendrein (hier ein Größenvergleich mit Steffen). :-)

Sehr gerne hätten wir – ähnlich wie im vergangenen März – wieder hinauf in den Nordwesten und -osten der Insel geschaut. Diese Idee verwarfen wir aber recht schnell, denn die Ringstraße im Osten zwischen Höfn und dem Lake Myvatn war so gut wie immer knallrot eingefärbt bei vegagerdin.is, sprich unpassierbar. Und auch die Westzufahrt zum Lake Myvatn war konstant mit Sturmzeichen, Blizzard-Warnungen oder anderen unerfreulichen Schildern versehen. Selbst die Straßen zum Geysir trugen die Farbe “blau” oder “weiß”, sprich total verschneit. Aber immerhin gab es von offizieller Seite dort noch keine “difficult road conditions”, also machten wir uns auf den Weg. Ein von Schnee umgebener Bruarfoss oder Geysir ist nicht gerade die Regel im März und diese einmalige Gelegenheit konnten/wollten wir uns nicht entgehen lassen! :)

Das Gerücht, dass Islands Straßen grundsätzlich nicht gewartet/geräumt werden, das stimmt nicht. Dafür sind uns mehr als ausreichend Schneepflüge auf der Ringstraße begegnet und zwar nicht nur in Reykjavík-Nähe sondern auch im fernen Südosten der Insel. Nichts desto trotz war die Strecke zwischen der Hauptstadt und Hveragerdi kurz vor unserer Ankunft sogar tagelang gesperrt. Bilder von der Südküste mit im Graben gelandeten Pkws gab es selbst auf den Webcams zu sehen und große Linienbusse, denen es nicht anders erging, sorgten für Schlagzeilen. Was für ein Glück, dass wir dort nicht schon eine Woche früher unterwegs waren! Gesalzen werden die Straßen in Island im Übrigen nicht und abseits der Ringstraße weiß man auch schnell die Schneestangen als Markierung sehr zu schätzen, siehe Foto unten…

Mancherorts waren die Straßen kaum wiederzuerkennen. Auf der Zufahrt nach Dyrholeay musste man dieses Mal die Lagune furten... ;-)

Hin und wieder wusste man nicht so genau, wo man denn überhaupt unterwegs war... Aber nicht nur die Strecke zum Geysir sah so aus, auch die Hauptverbindung von Reykjavik in Richtung Südosten musste Anfang März westlich von Hveragerdi für längere Zeit gesperrt werden. Und selbst Ende März gab es im Nordwesten und -osten noch jede Menge Blizzards sowie richtig große Schneewehen mitten auf der Ringstraße. Andy und Elke können ein Lied davon singen... :-( ;-)

Für die isländischen Superjeeps ist im Winter auch der Norden oder Osten des Landes meist kein Problem, ganz im Gegensatz zu unserem Spielzeug-Mini-SUV. Manchmal kommt es halt doch auf die Größe an… ;-)

Genauso weiß wie die Straßen auf vegagerdin.is sah auch die Umgebung des Geysirs, Gullfoss und Bruarfoss aus. Ein Traum! Leider war die Zufahrtsstraße bei Letzterem dermaßen tief verschneit, dass wir unser Auto viel früher als sonst abstellen und dann durch knietiefen Schnee weiterstapfen mussten. Die (wirklich kessen…) Neopren-Wathosen waren dort wieder mal unbezahlbar! Ohne wär es eigentlich nicht machbar gewesen und selbst bei unseren Höhlenbesuchen sind wir in die Dinger schnell ‘reingeschlüpft. Sie wiegen zwar in Summe fast 8 kg, was bei zwei Koffern à nur 20 kg (für die man bei Wow-Air bereits bezahlen muss…) grenzwertig ist, aber in Island braucht man die einfach. Im Sommer für die vielen Flüsse, Furten und Sumpflandschaften, im Winter aufgrund der Schneemassen. Leider war unsere Zeit beim Bruarfoss dann doch recht begrenzt und wenn nicht wieder wildes Schneetreiben eingesetzt hätte, wären wir dort sicher noch länger im Wasser herumgestanden.

Für den Abstecher ins Landesinnere hatten wir die kleine 1,5-tägige-Pause zwischen Dauerschneefällen ausgesucht und die Wetterfrösche hatten wie immer Recht. Nach dem Bruarfoss war wieder Weiterfahren angesagt, wohin es ging, das wusste man zwar nicht so recht, denn gesehen hat man – wie so oft – nicht viel. Wir wollten ja etwas mehr “Drama”, aber jetzt hatten wir vorübergehend dann doch etwas mehr Schlechtwetter, als uns lieb war… ;)

Die Sichtverhältnisse auf der Strecke bis zur Ringstraße waren fast noch miserabler als am Vortag. So haben wir schweren Herzens auf den Thingvellir Nationalpark verzichtet und verbrachten die Nacht im Hotel Örk in Hveragerdi. Irgendwie haben wir so langsam unsere Standardhotels in Island: das Home Guesthouse, das Hali, das Hellnar, die schönen Hütten beim Geysir sowie in Vik das Steig, Höfdabrekka oder Edda. Und das “Rentner”-Hotel in Hveragerdi zählte ebenfalls dazu (echt erstaunlich wie viele isländische Pensionisten dort immer beim Frühstücksbuffet sitzen!). Aber neben der tollen Landschaft ist es wohl auch das Mini-Center gleich nebenan, das uns immer wieder in diese Gegend zieht. Der Cappuccino dort wurde zumindest von Steffen zum Lieblingskaffee Islands deklariert. ;)

Das Tolle an Island ist, dass vieles in der Nähe von Straßen liegt und wenn das Wetter im Winter mal nicht mitspielt, dann verkriecht man sich halt in einer Eis- oder Lavahöhle. Richtig beeindruckend waren dort drinnen die großen, weißen Zuckerberge umgeben von rotbraunem, orange- und lilafarbenem Lavagestein!

 Löcher im Erdboden üben sowieso eine magische Anziehungskraft auf Steffen aus. Kaum sieht er eines, schon muss er da auch hineinkriechen... Hier der glückliche Höhlenforscher nach einer erfolgreichen Besichtigung umgeben von farbenprächtigem Lavagestein und zahlreichen Eiszapfen. ;-)

Hier das Ganze von außen, der Eingang in die Höhle, bei dem vor unserem Abstieg keinerlei Spuren zu sehen waren. Wir kannten die allerdings schon vom Sommer, sonst wären wir vielleicht nicht so verrückt gewesen, da hineinzukriechen... oder vielleicht doch?! ;-)

Und das wäre mein diesjähriger Beitrag zum Thema I am too sexy for my trousers… ;-)))) … Aber die Dam Fighter Pro Neopren-Wathosen waren nicht nur in eiskalten Furten oder feuchten Canyons Gold wert, sondern auch bei Schneewanderungen oder in verschneiten Lavahöhlen.

Nach einem längeren Höhlenaufenthalt am nächsten Morgen ging es erneut nach Vik, denn dort gab es laut Vorhersage für die nächsten zwei Nächte das einzige kleinere Wolkenloch der ganzen Insel. Und der Aufenthalt im Guesthouse Steig sollte sich schon am ersten Tag lohnen! Die Abendstunden auf der Dyrhólaey Halbinsel waren ein Erlebnis! Und der Blick vom unteren Parkplatz in Richtung Reynisdrangar, den markanten Basaltfelsnadeln von Vik, einfach unbeschreiblich! Der pechrabenschwarze Vulkanstrand frisch angeschneit und vom offenen Ozean rollten die wilden Wellen heran und zogen einen langen Gischtschleier hinter sich her, in dem sich durch die tiefstehende Sonne immer wieder Regenbögen bildeten. Darüber auch noch “Drama pur” am Himmel, was will man mehr!? :)

Eine offene Piste hinauf zum Leuchtturm am Kap Dyrhólaey zum Beispiel…!? Aber selbst das Schild “Ófaert” (= impassible) konnte uns an jenem Abend nicht daran hindern, es doch zu wagen. Mit einem besseren Jeep sind andere auch locker ganz hinauf gekommen, mit unserem war leider auf halber Höhe Schluss. Der Schnee war einfach zu tief oder wie man’s nimmt – die Bodenfreiheit unseres RAV4 nicht gut genug. Das Auto schnell am Straßenrand in einer breiten Kurve abgestellt, dann rannten wir zu Fuß weiter und trafen gerade noch rechtzeitig ein. Zum ersten Mal wehte es uns dort oben nicht von den steilen Klippen! Es war nahezu windstill und die Aussicht in alle Himmelsrichtungen einfach nur grandios – kaum mit Worten zu beschreiben oder mit Fotos festzuhalten!

Einige neue Locations standen auch auf dem Programm.

Normalerweise bläst es einem fast von den Klippen oben beim Kap Dyrholaey, dieses Mal genossen wir die Windstille und einen herrlichen Sonnenuntergang - hier der Blick in Richtung Felsbogen und den Stacks von Vik.

Getoppt wurde das Ganze nur noch durch das darauf folgende, stundenlange Spektakel am nächtlichen Firmament. Unsere dritteschlaflose, aber wahrlich unvergessliche Aurora Borealis Nacht in Island!

Aber es sollte noch genialer kommen! Punkt 22:30 Uhr war der Himmel über unserem Quartier komplett ROSA und GRÜN. Und das bei einem Kp-Wert von 0,33!!! Wow! Der Mond war leider noch nicht aufgegangen, so war das mit der Motivfindung und Belichtung trotz teilweise verschneiter Landschaft nicht leicht. Eine traumhafte Nacht, zwar hätten es gerne noch deutlich weniger Wolken sein dürfen, aber wir wollen uns nicht beschweren. An der Zufahrt zu Dyrholaey hatten wir tagsüber schon tolle Spiegelung gesehen, jetzt nachts waren sie umso schöner! Und als der Mond dann endlich um halb 2 aufging, machte das Fotografieren gleich doppelt so viel Spaß, denn nun konnte man auch die sich schneller bewegenden Lichter mit annehmbaren ISO-Werten festhalten. Bei Kp=3,67 fuhren wir sogar noch bis zum Skogafoss, dort sah man die Wolken oberhalb des Wasserfalls zwar leicht grünlich schimmern, aber für gute Fotos war es leider dort viel zu bewölkt. Rund um Vik befand sich – wie vorhergesagt – noch immer ein Mini-Wolkenloch. Und im Radio spielten sie – wie passend – “We’re up all night to get lucky” von Daft Punk… ;)
Keiner von uns hatte mit so einem Spektakel gerechnet, zum Glück ließ es gegen halb 6 Uhr morgens dann doch nach. Meine Akkus waren nicht alle aufgeladen und neigten sich langsam dem Ende zu!

Ein gewaltiger Aurora-Bogen überspannte den nächtlichen Himmel in ost-westlicher Richtung und spiegelte sich fast bis zum Sonnenaufgang herrlich in der Lagune bei Dyrholaey.Fix und fertig, aber mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht sanken wir an jenem Morgen in unsere Kissen im Guesthouse Steig, das wir eigentlich nur über den grünen Klee loben können. Obwohl es offiziell nur bis 9 Uhr Frühstück gab, wurden extra für uns nach 11 Uhr noch frisch gebackene Brötchen aufgetischt. Und wir hätten auch ruhig noch länger schlafen dürfen, solang das Hotel nicht “fully booked” ist, sei das alles kein Problem. Man hatte vollstes Verständnis für Aurora-Süchtige! :) Echt super, da fühlt man sich gleich gut aufgehoben! Und kurz darauf habe ich dann festgestellt, wieso die Rezeptionistin mir so ausgesprochen sympathisch war und so lieb euphorisch plapperte. Denn schon bald wechselten wir die Sprache: Es war eine Portugiesin, die gemeinsam mit ihrem Mann nun 3 Jahre auf Island arbeitete. Sie verriet mir auch, dass alle anderen Hotelgäste, darunter ein Nikon-Fotoworkshop, die herrliche Aurora in jener Nacht völlig verschlafen hatten… ohne Worte! ;)
Und ähnlich wie beim Lake Myvatn, gab es auch hier ein Haustier, das ich auch gleich wieder mitnehmen hätte können. Ein Border Collie Blue Merle und am ganzen Körper gefleckt wie ein Dalmatiner – so süß und dann auch noch so ein herrlich ungestümes Temperament… :x

Da die Vorhersagen wieder ausgezeichnet aussahen, verlängerten wir eine Nacht in dem Hotel. Auch Andy und Elke flüchteten aus dem Nordwesten vor dem arktischen Blizzard und kamen zu uns nach Vik. Wir hofften auf ein erneutes buntes Naturschauspiel, aber leider hatten die beiden gleich die Wolken und den Sturm aus dem arktischen Norden mit im Gepäck… ;)

 Islands grüne Schluchten sind auch im Winter immer ein toller Anblick, wenngleich nicht ganz so grün und nicht ganz so leicht zu durchwandern wie im Sommer... ;-)

Mancherorts ist das Moos aber auch selbst im Winter unglaublich grün wie z.B. bei diesem kleinen blauen Gewässer, das uns noch viel besser als die große, berühmte Blaue Lagune gefiel.

Und auf den moosüberzogenen Lavasteinen rund um die Blaue Lagune tummeln sich am Horizont manchmal ganze Trollfamilien .

Ebenso geheimnisvoll ist die ein oder andere einsame Schlucht abseits der Ringstraße. Wasserfälle gibt es in Island fast an jeder Ecke - einige richtiggehend von Touristen überlaufen, andere wiederum herrlich versteckt und unbekannt. Dort kann man sich dann mit der Kamera noch so richtig austoben... :-)

Der Sonnenuntergang bei Dyrholaey war erneut sehr schön, aber danach konnte man vor lauter Wind kaum mehr das Auto verlassen. Und die Aurora-Prognose hatte man – wie nicht anders zu erwarten – auch schon wieder zurückgeschraubt… Steffen und ich waren aber ohnehin noch recht geschafft von all den schlaflosen Nächten zuvor, so schlummerten wir ausnahmsweise bereits vor Mitternacht ein. Andy hielt Nachtwache, allerdings leider auch erfolglos. Zu sehr hätte ich den beiden die Wiederholung des gestrigen Spektakels gegönnt!!! :(

Und die Nacht vor der Abreise hatten wir dann rein zufällig im exakt demselben Guesthouse in Flughafennähe gebucht, so gab es nach kurzen getrennten Wegen abends das nächste Wiedersehen. Bei Kp=2 stellten wir uns nach einem schönen, letzten Sonnuntergang zunächst gemeinsam auf den Parkplatz der Blauen Lagune, aber es zog – wie vorhergesagt – von Westen immer mehr zu. Da wir allerdings etwas GRÜN zwischen den Wolken erkennen konnten, fuhren wir doch noch schnell weiter in Richtung Osten. Und bei Straumur gab es dann tatsächlich kurz einen grünen Bogen, aber der war nur sehr schwach und kaum sichtbar. Trotzdem ein netter Abschied von Island! Und als es dann kräftig zum Schneien anfing, hieß es Kofferpacken und “ab ins Bett”!

 Gegen Ende unseres Islands-Urlaubs machte sich der Schlafmangel allmählich bemerkbar... ;-)Kurz nach 1 Uhr morgens war endlich Ruhe angesagt, aber die währte leider gar nicht lang. Knapp 3 Stunden später klingelte bereits der Wecker. Eigentlich viel zu früh, denn aufgrund der Flughafennähe unseres Quartiers standen wir keine 20 min später schon vor dem (noch unbesetzten) Check-in-Schalter. Die Autorückgabe ging – dank des zu der Uhrzeit geschlossenen Vermieter-Büros – extrem schnell. Das Auto einfach am Flughafenparkplatz abstellen, den Schlüssel beim Key Drop hinterlassen und fertig. Um 4:35 Uhr checkten wir dann ein und jenseits der ebenso flotten Security gab es im großen schönen Wartebereich vor den Gates noch ein kleines Frühstück. Kurz nach 6 Uhr war dann auch schon Boarding angesagt und keine 4 Stunden später landeten wir in Berlin, überpünktlich und gute 20 Minuten zu früh. Zum Glück denn wir waren nach den ganzen letzten Nächten einfach nur noch hundemüde! Zu Hause angekommen stand zunächst mal Schlafen am Programm – den ganzen Nachmittag, den ganzen Abend, die ganze Nacht… Auch ohne Jetlag werden wir wohl wieder ein paar Tage brauchen bis wir in den normalen Rhythmus zurückfinden… ;)

Zu guter Letzt an dieser Stelle noch ein kleines Reisefazit:

  • Island im Winter? Wir sind nach wie vor der Meinung, dass alles außerhalb des Zeitraums “Mitte/Ende Juni bis Mitte September” für Normalurlauber eher keine so optimale Reisezeit für Island ist. Wir haben auch diesmal das Grün kläglich vermisst (tagsüber! ;) ). Polarlichter, Eishöhlen und vereiste Wasserfälle sind zweifelsohne sehenswert, aber an den extremen Wetterbedingungen werden eher nur Fotografen oder Hardcore-Touristen ihre Freude haben. Und so etwas wie einen “Reiseplan” oder eine “fixe Reiseroute” kann man sich den Winter über eigentlich sparen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man sich nur ansatzweise daran halten kann, ist minimal. Und so wie letzten März wurde auch bei uns diesmal wieder aus Plan A oder B eher ein Plan X,Y, Z. Aber bei der Jagd auf Polarlichter kann/darf man die Unterkünfte wirklich nur kurzfristig nach dem Wetterbericht ausrichten.

Der Höhlenwasserfalls Gljufurarfoss alias Gljúfrabrúi befindet sich gleich neben dem berühmten Seljalandsfoss. Auch Regenschirm und Poncho helfen mehr recht als schlecht gegen die Gischt dort drinnen… :)

  • Apropos Wetter… Hier können/möchten wir uns nicht beschweren, denn das war im Süden der Insel meist nicht schlechter als in Deutschland. Mit nur wenigen Graden über Null zwar deutlich kälter und an zwei Tagen auch richtig stürmisch, aber dafür haben wir den Regenschirm gerade mal 2x aufspannen müssen: einmal am ersten Tag in Hvöllsvellur am Weg vom Parkplatz zur Pizzeria und dann ein zweites Mal, als wir in Berlin bei der Rückkehr aus dem Flieger gestiegen sind… :)
    Ach ja, das dritte Mal sollte man vielleicht auch nicht verschweigen: Für die Aufnahme des Höhlenwasserfalls Gljufurarfoss haben wir ihn natürlich auch benötigt! Und sind dabei beide trotzdem total nass geworden… ;)
  • Highlights? An erster Stelle ganz klar die Auroras – gleich zwei herrliche Nächte in Vik und auch sonst ein paar grüne Lichter hier und da, darüber kann man einfach nur glücklich sein! Es ist schließlich nicht selbstverständlich und wir hätten ebenso gut gar keine sehen können, zumal es zu der Zeit keine größeren Sonnenstürme gab.
    Und auch sonst waren wir ziemlich zufrieden mit den Bedingungen, die wir diesmal auf Island vorfanden, zumal sie gänzlich anders waren als letzten März. Der Süden des Landes sah winterlich verschneit aus. Und vor allem die Gegend rund um Vik, wo der weiße Schnee auf den pechrabenschwarzen Sanddünen lag, war einfach nur unbeschreiblich schön! Ebenso wie die vielen Eiszapfen rund um manche Wasserfälle oder in den bunten Lavahöhlen!
    Selbst die Tiersichtungen konnten wir diesen Winter etwas ergänzen: zu den Schneehühnern beim Hvitserkur vom März 2013 kamen jede Menge Rentiere rund um Höfn hinzu und ein Polarfuchs sorgte für eine schöne Überraschung in unmittelbarer Nähe unseres Quartiers in Vik.

Vielleicht sollte man den Blick in die Eistruhe im Supermarkt auch noch zu den Lowlights zählen...? Schafsköpfe, eine isländische Delikatesse... ;-)

  • Lowlights? Nun, da gab es eigentlich so gut wie keine bis auf den arktischen Dauerblizzard, der uns von Snaefellsnes und dem Norden des Landes fern hielt (Uwe hat ein herrliches Video hierzu!) oder das doch recht unglückliche Timing bei unserem Eishöhlenbesuch. Und dann natürlich der Unsinn, den die offizielle isländische Aurora-Seite fast täglich verzapfte. Hier habe ich unseren Polarlichter-Bericht gleich mal etwas updaten/ergänzen müssen… ;)
  • Unsere Sucht? Die ist noch alles andere als gestillt, allen voran Steffen ist nach wie vor den Polarlichtern “total verfallen”. Wir sind mal gespannt, was sich während der nächsten Monate so alles auf der Sonne ereignet, und hoffen, dass die Aussichten für bunte Lichter am nächtlichen Firmament auch im kommenden Winter noch einigermaßen gut sind. So dass an dieser Stelle wieder das mittlerweile schon übliche “To be continued…!” stehen muss. :)

Farbenfrohe Polarlichter sind sicher DAS Highlight jeder Winter-Tour nach Island. Und sie machen süchtig... ;-)Island hält uns auf jeden Fall weiterhin gefangen und es geht uns hier ähnlich wie im Südwesten der USA. Selbst wenn roter Wüstensand und Kakteen auf ersten Blick kaum Gemeinsamkeiten haben mit kargen Lavageröllflächen und saftig grünen Hügeln, so gibt es dennoch jede Menge Parallelen. Noch ist die kleine Insel mitten im Atlantik ein richtiger “Abenteuerspielplatz” und wir staunen immer wieder, was es dort noch so alles an nahezu unbekannten, teils wirklich spektakulären Locations und Fotomotiven gibt. Dass man von sagenhaft bunten heißen Quelle im Hochland so gut wie keine Bilder kennt, das mag angesichts der längeren Wanderungen, vielleicht noch nicht verwundern. Aber das betrifft teilweise auch Dinge, die keine 20 min von der Ringstraße entfernt sind! Und dieses “Aufbrechen ins Unbekannte” macht uns dort ebenso viel Spaß wie einst im Südwesten der USA (White Pocket, Sidestep Canyon, Ah-Shi-Sle-Pah usw.).

Aber es ist nicht nur das, weshalb uns Island gar so sehr ans Herz gewachsen ist. Es ist auch die Lebensfreude, die die Isländer ausstrahlen, ihre Freundlichkeit und Gastlichkeit. Hier fühlt man sich immer willkommen und fast wie zu Hause – selbst wenn einige Quartiere eher den Charme einer Jugendherberge versprühen… Und was die Landschaft betrifft, so ist es wie im Westen der USA wohl eine Mischung aus unglaublicher Weite, Stille und Unberührtheit, die einen so unbeschreiblich fasziniert. Und das lässt sich auch nur schwer mit Fotos einfangen, deshalb abschließend noch ein schönes Video, das ebenfalls diesen Winter in Island gedreht wurde und das die Ruhe (ebenso wie die Aufregung), die man während einer Islandreise empfindet, recht gut wiedergibt. Und angesichts der wirklich traumhaften Aurora-Sequenzen ab der Minute 2:50 kann wahrscheinlich fast jeder nachvollziehen, wie sehr Polarlichter süchtig machen können… ;)