Tierfotografie im Pop-up-Tarnzelt

Um Eisvögel so ungestört bei ihrem Abendmahl fotografieren zu können, braucht man unbedingt ein Tarnzelt.Wir hatten es bereits im letzten Blog zum Thema “Der Eisvogel – wenn die Jungtiere flügge werden” angedeutet: Wenn man hierzulande bei der Tierfotografie etwas anderes außer Erinnerungsfotos machen möchte, benötigt man in aller Regel ein Tarnzelt. Vor allem wenn es sich dabei um derart kleine Vögel handelt. Dank eines Supertipps von Chris haben wir uns ein ziemlich praktisches kleines Pop-Up-Tarnzelt von Nitehawk (-> amazon.de) angeschafft. Da es wirklich empfehlenswert ist, möchten wir es hier mal kurz vorstellen. Es hat die Abmessungen 116 x 140 x 132 cm und ist in Sekundenschnelle aufgestellt. Dafür nimmt man einfach auf dem fest mit dem Zelt verbundenen Klappstuhl (mit Getränkehalter!) Platz und zieht dann nur noch den runden Aufbau nach vorne über den Kopf und  nach unten so in etwa wie in diesem Video. Wenn das nicht bei einer Amazon-Rezension dabei wäre, hätten wir uns mal ausnahmsweise VOR die Kamera stellen müssen. Was noch nicht ist, kann aber noch werden und vielleicht holen wir das irgendwann in diesem Frühling mal nach! ;)

Sehr empfehlenswert ist ein Pop-up-Tarnzelt, in Sekundenschnelle ist es irgendwo draußen in der Natur aufgestellt.Für Stativ mitsamt Kamera und langem Teleobjektiv ist ausreichend Platz im Inneren des Zelts. Als “Guck- und Fotografierloch” stehen einem fünf unterschiedlich große Öffnungen zur Auswahl, die dank der Reißverschüsse sehr variabel und individuell anpassbar sind. In den Seitenwänden befinden sich jeweils zwei kleine Fenster und an der Vorderseite – je nach verwendetem Zip – ein größeres oder kleineres. Alle lassen sich bei Bedarf auch mit Wäschekluppen und einem Tarnschal noch individueller anpassen (-> amazon.de). Davon haben wir zwei unterschiedliche Marken gekauft und beide stinken leider gewaltig (“AOS-Outdoor” und “Gear up”). Ich konnte es auch nicht lassen, spaßeshalber einen kompletten Tarnanzug zu bestellen (-> amazon.de). Das Ding ist wirklich unglaublich schick! :D

Das Nitehawk-Tarnzelt lässt sich recht einfach wieder zusammenklappen und schnell an einem anderen Ort aufstellen. Es ist gut transportierbar mit eigener Tragtasche, die man sich wie einen Rucksack über die Schultern hängen kann. Ein großer Vorteil gegenüber anderen Marken ist die Tatsache, dass der Campingstuhl (mit Rückenlehne!) schon dabei ist und nicht extra dazu erworben werden muss. Eine sehr handliche “All-in-one”-Lösung und eine nahezu perfekte Camouflage also! :stern: :stern: :stern:

Beim Nitehawk-Tarnzelt nimmt man auf dem Campingstuhl Platz und zieht dann einfach den Aufbau über den Kopf und nach vorne unten. Das war's!
Das Tarnzelt ist auch schnell wieder zusammengeklappt und anderorts aufgestellt, hier Steffen beim Übersiedeln...
Wie man auf diesem Foto gut erkennen kann, die größere Öffnung vorne am Zelt ist beim Fotografieren von scheuen Tieren viel zu groß.

Einziger Nachteil: es passt nur einer von uns beiden hinein. So kam es, dass letzten Herbst vor allem Steffen in seiner Freizeit fleißig im Zelt saß und ich hier ausnahmsweise nur die Schreiberei übernehme. Ziel waren und sind endlich mal formatfüllende Abbildungen von Eisvögeln bei 560 mm Brennweite (unsere Technik: Canon 100-400mm f/4.5-5.6L IS II USM mit 1,4x Canon-Konverter an der Canon EOS 5D Mark IV). Und das ist mit so einem Zelt dann tatsächlich auch nach kurzer Zeit gelungen, auch wenn es nach wie vor viel Luft nach oben gibt! :)
Update 2022: Steffen hat für Tierfotos inzwischen die Canon EOS R5 mit dem Canon RF 100-500 mm, f4.5-7.1 L IS USM (+Konverter), nun ist er happy.

Und auch nur das Zuschauen hat wieder Spaß gemacht! Einmal hatte Steffen sogar das Glück, dass der Eisvogel direkt vor dem Tarnzelt seinen Stichling mehrfach gegen den Ast geschlagen hat. Dabei hat er den Fisch sogar zwischendurch immer wieder abgelegt, so ein Verhalten hatten wir bislang noch nie beobachten können. Das hätte man wirklich filmen müssen! Aber auch dafür kann man das Zelt natürlich nutzen.

Die kleinere vordere Öffnung ist aber meistens perfekt, hier unser Pop-up-Tarnzelt im Einsatz.
Und so sieht der Blick aus dem Inneren des Tarnzelts aus. Jetzt muss man nur noch viiiiel Geduld mitbringen... ;-)
Und dann sollte man sich natürlich auch ruhig verhalten, sonst ist man eher eine Vogelscheuche....... ;-))))

Oft passierte stundenlang nichts, auch das gehört zur Tierfotografie irgendwie dazu… ;)
Und manchmal musste man(n) nach einem anderen Plätzchen Ausschau halten, wenn sich nach starken Regengüssen die Gegebenheiten vor Ort plötzlich komplett verändert haben und angeschwollene Bäche Teile der Ufervegetation und die einstigen Lieblingsäste der Eisvögel mitgerissen haben. Zum Scouten eignet sich besonders der März/April, wenn sie durch ihre Frühlingsgefühle abgelenkt sind, aber auch der Herbst, wenn der zahlreiche Nachwuchs auf den dann laublosen Bäumen leichter auszumachen ist. Und wir waren überrascht, wie viel an den kleinen Gewässern nördlich und vor allem nordöstlich von Dresden los war. Fast in jedem Teichgebiet hat man sie angetroffen, ebenso an den langsam fließenden Flüssen. Es verging kaum ein Wochenende, an dem wir nicht gleich mehrere Eisvögel gesehen oder zumindest ihren schrillen Pfiff gehört haben.

Wer hätte das noch vor ein paar Jahren gedacht! Ich freu mich, denn Tierfotografie ist schon etwas Spannendes. Nicht nur hierzulande und als Corona-Zeitvertreib (so hat es ja bei Steffen angefangen…), sondern vielleicht auch bald woanders. Ich fange langsam an, schon etwas lauter von einer Rückkehr nach Florida zu träumen. Für mich bleibt das nach wie vor eines meiner Lieblingsorte um Vögel zu fotografieren, vor allem im Winter, wenn sich die unterschiedlichsten Reiherarten an den Wassertümpeln versammeln (sie sind dort nicht ansatzweise so scheu wie bei uns!), die Eulen in den Zypressenwäldern sitzen und die Weißkopfseeadler zum Greifen nah sind. Nur die nordamerikanischen Eisvögel sind nicht ganz so hübsch bunt wie die europäischen. ;)

Wenn man stundenlang im Tarnzelt sitzt, gibt es noch so den ein oder anderen Überraschungsgast. Besonders häufig haben Nutrias vorbeigeschaut.
Noch ein auffällig bunter Vogel, der für Steffen posierte: die Schafstelze.
Auch den Habicht störte die Anwesenheit des Tarnzelts überhaupt nicht und er genoß sichtlich sein Bad in der Spree.

Ordentliche Eintauchfoto fehlen uns zwar noch immer, aber mal schauen, vielleicht klappt auch das irgendwann mal. Immerhin haben wir das Zelt inzwischen in zweifacher Ausführung, so dass auch ich zukünftig irgendwo “herumsitzen” könnte.
Dabei sieht man übrigens nicht nur Eisvögel, es haben im Herbst noch allerlei andere Tiere vor Steffen seiner Linse posiert, darunter Nutrias (Plural), Schafstelzen, Schwarzspechte oder ein im Wasser badender Habicht. :x
Und im UNESCO-Biosphärenreservat geht sogar noch viel mehr: Dort kann man das Tarnzelt auch gut nutzen um Wölfe und ihren Nachwuchs zu beobachten und fotografieren. Sicher ebenfalls ein tolles Erlebnis!

To be continued… ;)