Polarlichter beobachten in Island – Tipps & Tricks

Auf der Halbinsel Stokksnes in Island hatten wir das Glück kurz nach Sonnenuntergang bereits zwei Polarlichter Bögen beobachten zu dürfen (09.03.2017, 20:50 Uhr, Mond 92%).Diesen März hat es uns erneut nach Island verschlagen und wir hatten wieder das “Glück” tanzende Polarlichter zu erleben und das sogar an 11 von den 15 Nächten, die wir auf der Insel verbracht haben. Ob das nun ein neuer persönlicher Rekord ist, wissen wir nicht (so genau wurde da nie Buch geführt :) ), aber dieses Mal geschah all dies trotz minimaler Aussichten auf eine tolle Aurora und trotz vermeintlicher “ruhiger Bedingungen” in der Atmosphäre. Ein mehrtägiger Sonnensturm (mit kp=6) ereignete sich knapp vor unser Ankunft und kaum waren wir zu Hause, gab es den nächsten Megasturm. Das mit dem “Glück” ist also etwas relativ und daher steht dieses Wort hier auch im ersten Satz schon in Anführungszeichen. Und dieses Mal haben wir uns am Ende der Reise gefragt, ob man denn das wirklich braucht? Auch die Frage “Wo und wann kann ich Polarlichter in Island beobachten?” würden wir inzwischen etwas anders beantworten als früher.

Ich habe vor einigen Jahren bereits einen recht ausführlichen Blog über das “Polarlichter-Fotografieren” verfasst (und inzwischen mehrfach aktualisiert). Daher möchten wir hier jetzt nicht alles wiederholen, sondern eher versuchen einen kompakten Überblick mit allerlei “Tipps & Tricks” zu geben für Leute, die während ihres Urlaubs unbedingt Polarlichter sehen möchten. Und dann abschließend natürlich auch näher auf die neueren Erfahrungen und Erkenntnisse eingehen, die uns am letzten Reisetag dann von einem Mitarbeiter vom Aurora Museum in Reykjavik so auch bestätigt wurden. Man lernt einfach nie aus, auch nach der x-ten Aurora-Tour. Und vielleicht hilft ja dem ein oder anderen von Euch die Zusammenfassung hier. :)

Polarlichter beobachten in Island wird zum unvergesslichen Erlebnis, wenn man zur richtigen Zeit am richtigen Ort steht.In diesem Blog soll es primär um Island gehen, aber das Beobachten an sich gestaltet sich in anderen Regionen nahe des Polarkreises kaum anders, so dass das hier Geschriebene sich ebenso gut auf Norwegen, Finnland, Schweden oder Alaska übertragen lässt. Da es im hohen Norden den Sommer über nie richtig dunkel wird, wird der erste Tipp jetzt kaum jemanden überraschen, der sich bereits etwas mit dem Thema “Polarlichter” befasst hat:

 

DIE RICHTIGE JAHRESZEIT

Es muss nachts richtig dunkel sein, so dass man am besten zwischen September und März nach Island fliegt. Am vielversprechendsten aufgrund einer besonders günstig ausgerichteten Erdachse sind die Wochen direkt vor und nach der Tag- und Nachtgleiche, die immer auf den 19., 20. oder 21. März bzw. den 22., 23. oder 24. September fällt.

Um z.B. in den nur noch 4 Stunden langen Nächten Mitte April oder Mitte August eine Aurora zu erleben, braucht man schon eine gehörige Portion Glück. Einen Freund von uns ist das allerdings letztes Jahr erst passiert (-> Polarlichter im Sommer). Update: Und auch Ende August/Anfang September 2017 war es wieder ähnlich genial, Freunde von uns hatten richtig tolle Polarlichter in Island und das gleich mehrfach!

 

DAS WETTER

An zweiter Stelle folgt aber nun nicht – wie vielleicht erwartet – die Auroravorhersage sondern die Wetterprognose! Die Leuchtphänomene spielen sich weit oberhalb der Wolkendecke in etwa 100-400 km Höhe ab, so dass die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Polarlichter-Jagd ein wolkenfreier Nachthimmel ist!

Möglichst nur dort übernachten, wo eine sternenklare Nacht angesagt wird. Es soll (gar nicht so selten…) vorkommen, dass sich die zwei isländischen Wetterdienste (vedur. is und belgingur.is) hinsichtlich der Bewölkung (cloud coverage, isländisch “skýjahula”) widersprechen. Aber in die Gebiete, wo sich beide einig sind, lohnt es sich hinzufahren.

Anhand dieses Bild kann man sich wahrscheinlich gut vorstellen, dass mit einem fast total bewölkten Himmel das Polarlichter-Beobachten keinen so großen Spaß macht... ;-(Fix gebuchte Quartiere sind daher extrem kontraproduktiv, unbedingt nur kurzfristig Stornierbares wählen. Wir haben dieses Mal leider wetterbedingt so gut wie alles wieder canceln müssen und unsere Unterkünfte dann vor Ort ziemlich spontan – meist erst am Vorabend oder am Tag selbst – reserviert. Im Sommer ist das in Island inzwischen kaum mehr möglich, aber jetzt im März zum Glück schon noch.

Möglichst windstill sollte es übrigens auch sein, denn der “windchill”-Faktor darf nicht unterschätzt werden. Bei einem richtigen unwetterartigen Sturm mag sich keiner im Freien die Nacht um die Ohren schlagen, und selbst Windgeschwindigkeiten von 8-10 m/s sind bei Temperaturen um den Gefrierpunkt schon extrem unangenehm! Und das Stativ kann noch so stabil sein, ab einer gewissen Windstärke kann man das Fotografieren/Filmen gänzlich vergessen. Hierzu findet man auch alle Infos auf der Webseite der beiden oben genannten isländischen Wetterdienste.

 

PROBEFOTOS

Aber ein wolkenloser Himmel und hin und wieder aus dem Zimmerfenster zu schauen reicht noch nicht. Zum einen ist die Umgebung des Hotels leider oft zu hell, auch Handy-Displays oder ähnliches erschweren das Sehen von Polarlichtern. Das Auge muss sich erst an die Dunkelheit adaptieren! Und selbst wenn es stockfinster ist, kann es sein, dass wir mit unseren Augen keine Chance haben eine schwache Aurora zu erkennen (siehe hierzu auch “Wie nimmt das menschliche Auge Polarlichter wahr?“).

Nur auf eine Kamera, mit der man von Zeit zu Zeit in Richtung Norden Probefotos macht, kann man sich wirklich verlassen. Sicherheitshalber sollte man sie zwischendurch auch mal gen Westen und Osten halten, denn auch von dort kann sich ein Bogen ausbilden.

 

DIE AURORA VORHERSAGE

Die Aurora-Vorhersagen dabei immer im Blick zu haben, schadet natürlich auch auf keinen Fall:

Die Wahrscheinlichkeit eine Aurora beobachten zu können, wird als Kp-Index zwischen 0 (minimal) und 9 (extrem starke Polarlichter die weit bis in südlichere Breiten reichen) angegeben. Diesen prognostizierten “Index” (oftmals etwas “Kaffeesatzleserei”…) findet man auf der NOAA-Seite oder beim Geophysikalischen Institut in Alaska, auch vedur.is und diverseste Apps bieten denselben Service. Zusätzlich sollte man schauen, wo sich das Polarlichter-Oval befindet. UT= Universal Time ist Greenwich- bzw. Island-Zeit.

Alles auf einen Blick zeigt diese Seite. Dort gibt es – für Leute die sich etwas tiefer mit der Materie befassen möchten – auch Infos zu den aktuell der Erde zugewandten Sonnenflecken und Koronalen Löchern. Diese zwei Erscheinungen auf der Sonne sorgen oft dafür, dass gewaltige Ströme aus geladenen Teilchen in den Weltraum geschleudert werden und die dann beim Eintreffen in der Erdatmosphäre durch die Interaktion mit Molekülen/Atomen starke Polarlichter verursachen können. Ein sog. G1-Sturm entfacht meist ein wahres Feuerwerk am nächtlichen Himmel.

2-4 Tage benötigen Sonnen”stürme” bis zur Erde, nur in Ausnahmefällen weniger als 24 Stunden. Im Weltraum positionierte Satelliten messen die ankommenden Partikelströme und schlagen dann Alarm. Wenn dabei alle Parameter zusammenpassen, erhalten wir meist ca. eine Stunde vorher auch eine einigermaßen zuverlässige Vorhersage, die über “Kaffeesatzleserei” hinausgeht. Und die Chancen ein besonders tolles Lichterballett miterleben dürfen, stehen dann ziemlich gut. Mehr zu diesem ganzen Thema habe ich bereits hier im Blog unter “Polarlichter Vorhersagen für Fortgeschrittene” geschrieben.

Helle tanzende Polarlichter zu beobachten ist ein unglaubliches Erlebnis, das man sicherlich nicht so schnell vergessen wird.Wobei zu sehen gibt es eigentlich fast immer etwas! Denn der Sonnen”wind” bläst kontinuierlich in Richtung Erde, so dass in Island ein unbeweglicher grüner Bogen am nördlichen Horizont keine Seltenheit ist. Manchmal ist er allerdings so schwach oder so tief, dass man ihn nicht wahrnimmt. Viel interessanter sind da die dynamischen Erscheinungen, d.h., wenn sich aus diesem Bogen urplötzlich ohne jegliche Vorwarnung einzelne Bänder herauslösen und langsam über den Himmel zu wandern beginnen. Oftmals steigert sich ihr “Bewegungsdrang”, bis sie über das gesamte Firmament wabern, tanzen und schließlich blumenartig oder im Form von “Zirkuszelten” vom Zenit stürzen. Aber wie gesagt: “Er kann”, der Bogen “muss” sich aber nicht immer so verhalten.

Der Kp-Index ist – wie oben schon angedeutet – oftmals mit Vorsicht zu genießen. Wenn abends ein kp=0 prognostiziert wird, heißt das noch lange nicht, dass in der Nacht wirklich nichts passiert. Ganz im Gegenteil, einige unserer schönsten und längsten Aurora-Shows haben sich genau dann ereignet! Und in Island benötigt man auch keine allzu hohen Kp-Werte für tolle Bögen und Farben am Himmel. Ein Mitarbeiter im Aurora Museum in Reykjavik hat unsere Erfahrungen auch bestätigt: Selbst ein kp=1 kann auf der ganzen Insel völlig ausreichend sein! Diesem Thema haben wir aber noch einen ausführlicheren Blog mit vielen Beispielfotos gewidmet -> Island – Welchen Kp-Index benötigt man für schöne Polarlichter?

 

Augen auf und DURCH(Halten)…

Wie und wann genau Polarlichter auftreten, das weiß man nie. Sie können schon direkt nach Sonnenuntergang anfangen zu tanzen (diesen März gleich mehrfach erlebt!), so dass man sie kaum erkennt, weil es noch so hell ist (siehe Foto vom Godafoss unten). Das grüne Leuchten kann sich allerdings ebenso gut erst um 2 Uhr in der Früh zeigen. Auch das war schon öfters der Fall. Daher folgt hier gleich Tipp #5:

Man sollte auf keinen Fall zu früh ins Bett gehen und schon gar nicht, wenn eine erhöhte Aurora-Wahrscheinlichkeit vorhergesagt wird. Etwas Geduld ist beim Polarlichterbeobachten erforderlich und Durchhaltevermögen… Denn die grünen Leuchterscheinungen sind nicht selten etwas “launisch”. Da tanzen sie zunächst für ein paar Minuten, legen dann eine schier endlos lange Pause ein und erwachen erst Stunden später wieder zum Leben.

Auch sind die Lichtspiele immer recht unterschiedlich lang. Vor allem bei eher niedrigem Kp-Index kann es sein, dass es nach kurzer Zeit schon wieder Schluss ist und zwar für die ganze Nacht.

Im Freien bleiben! Wer wirklich nichts verpassen will, sollte nach Sonnenuntergang nicht essen gehen und auch nicht im Zimmer verweilen. Am besten man wartet außerhalb von Städten und fern jeglicher “Lichtverschmutzung” im dunklen Auto (im Freien ist es zu der Jahreszeit ja meist zu kalt dafür…).

Bei unserer Polarlichter-Show am Godafoss haben gleich mehrere Bänder oberhalb des Wasserfalls in der Abenddämmerung kurz nach Sonnenuntergang zum Tänzeln angefangen. Einfach nur wunderschön!Man kann natürlich auch den “wake up call” Service nutzen, den etliche Hotels in Island anbieten. Hier sollte man sich aber bewusst sein, dass man da wirklich nur dann geweckt wird, wenn die Lichter bunt und richtig gut mit dem Auge sichtbar am Himmel tanzen. Für Leute, die die Aurora in erster Linie “sehen” und “erleben” wollen, ist das perfekt. Man sollte da aber nur möglichst rasch dann auch im Freien sein! Für Fotografen ist das Ganze jedoch nicht unbedingt ideal, denn eine Kamera kann auch noch das schwächste Leuchten festhalten, so dass selbst eine Aurora, die für unsere Augen nur wie langweilige “graue Wolken” erscheint, sich toll auf Fotos machen kann!

 

H-Graph am Magnetometer (Der IST-ZUSTAND)

Ein kleiner Geheimtipp bzw. eine große Hilfe sogar sind die Magnetometer-Daten, die von der Messstation Leirvogur nahe der Hauptstadt Reykjavik zur Verfügung gestellt werden:

Auf dieser Seite sieht man keine Prognosen sondern den IST-Zustand, der alle 10 Minuten aktualisiert wird. Interessant für Aurora-Beobachter ist der mittlere Graph (H). Wenn dort die Kurve plötzlich nach unten absackt, dann ist am Himmel etwas los. Desto steiler und desto weiter es nach unten geht, umso größer das Feuerwerk.

Die Erfahrung zeigt, dass wenn nach Sonnenuntergang der H-Graph etwas “herumzappelt” und dann auch noch langsam anfängt anzusteigen, es keine schlechte Idee ist, sich schon in Position zu bringen. Sprich wer fotografieren möchte, der sollte sich dann am besten schon in unmittelbarer Nähe des Wunschfotomotivs aufhalten. Mit etwas Glück muss man dann auch gar nicht lange warten! Und wenn man Pech hat, ist die Show nur ganz kurz und wer da unnötig Zeit vertrödelt, der verpasst sie womöglich! Alles auch uns schon passiert… ;)

Hier in dieser Nacht (Bericht) z.B. war ganz schön etwas los mit einem Kp-Index von 5,33 nach Mitternacht (einfach anklicken zum Vergrößern):

Eine wilde Nacht ;-)

Besteht dieser H-Graph hingegen über einen längeren Zeitraum hinweg nur aus einer schnurgeraden Linie, kann man sich getrost aufs Ohr legen gehen. So dachten wir zumindest in der Vergangenheit bzw. noch vor unserer letzten Reise. Und für stärkere Sonnenwinde stimmt das auch! Allerdings für Zeiten, in denen nur eine minimale oder geringe Aurora-Aktivität verzeichnet wird, kann man sich selbst auf diesen IST-Zustand nicht 100%ig verlassen. Bestes Beispiel sind die zwei Fotos unten, die diesen März in Nächten mit niedrigem Kp-Index (“nur” 1,33) entstanden sind und in denen sich der H-Graph so gut wie gar nicht bewegt hat:

17.03.2017, 22:21 Uhr
(eine stundenlange, traumhafte
Show mit hellen Lichtern,
die gleich nach Sonnenuntergang
zu tanzen begonnen haben;
trotzdem jedoch ein ruhiger
H-Graph, da “nur” kp=1,33)

Die wunderschöne und stundenlange Polarlichter-Show am Kirkjufell kam völlig unerwartet.

H-Graph

16.03.2017, 21:30 Uhr
(wiederum “nur” kp=1,33,
aber hier erkennt man beim
H-Graph wenigstens eindeutig
eine Zacke um 21:30 Uhr,
die Lichter haben dennoch
um 0 Uhr noch getanzt)

Auch diese starken und stundenlangen Polarlichter machten sich am H-Graph nur wenig bemerkbar.

H-Graph

 

 

Was spielt der Mond für eine Rolle?

Gerne wird auch noch die Rolle des Mondes hervorgehoben und die Empfehlung ausgesprochen eine Polarlichter-Tour nur bei Neumond zu planen. Das würden wir aber niemals so unterschreiben, ganz im Gegenteil!
Wir können hier aus mehrfacher eigener Erfahrung sagen, dass die mit Abstand schönsten Erlebnisse jene waren, wo auch der Mond schien. Am liebsten mögen wir die Phase zwischen 1/4- und Halbmond oder umgekehrt. Ich habe leider noch keine wissenschaftlichen Berichte zu dem Thema gefunden und auch im Aurora Museum in Reykjavik konnte man uns dazu keine Auskunft geben, aber wir hatten bislang immer den Eindruck, dass der Mond (mit)entscheidend dafür ist, wie bunt man die Aurora mit den Augen wahrnimmt!

Hier standen wir sprachlos am Hafen von Arnastapi. Das gesamte Firmament war voll mit Polarlichtern und der (zunehmende, 41%) Mond störte uns auch nicht wirklich (04.03.2017, 23:59 Uhr).Bei Neumond oder in Nächten, in denen der Mond erst in den frühen Morgenstunden aufgegangen ist, sahen wir meistens nur “graue Wolken” am Himmel – wenn überhaupt! Und die Polarlichter wirkten auch immer etwas fahler und sind selbst bei stärkeren Stürmen nur schwach grün oder gelblich. Es wird dann zwar erstaunlich hell, die Vögel fangen an zu zwitschern und zu fliegen, was auch beeindruckend ist, keine Frage, aber der ganz große WOW-Effekt blieb bei uns ohne Mond trotzdem immer aus. Selbst eine Corona (blumenartige Explosion am Zenit) sah dann etwas “vermatschter” aus und war nicht zu vergleichen mit jenen, die im Mondschein als grün-rosarote Vorhänge auf uns herabgestürzt sind. Dieses “Erleben” ist natürlich etwas sehr Subjektives und vor allem sieht ja auch jeder Mensch in der Dunkelheit ganz unterschiedlich. Während einige schon Farben erkennen können, sind für andere noch immer “alle Katzen grau”.

Aber auch beim Fotografieren spielt der Mond unserer Meinung nach eine sehr wichtige Rolle und da möchten wir ihn auf gar keinen Fall missen. Mehr dazu sowie zum Thema “Neumond” gibt es hier.

Die Mondphasen beachten sowie seine Auf- und Untergangszeiten! Auch seine Position am Himmel ist nicht ganz egal, denn steht ein Vollmond weit im Nordosten/Nordwesten kann er bei der Beobachtung sehr störend wirken (The Photographer Ephemeris zeigt einem das z.B. ganz gut an). Durch die Helligkeit werden unsere Augen geblendet, so dass wir die Aurora nur schlecht wahrnehmen können. Dies gilt vor allem für schwächere Lichter. Bei größeren Sonnenstürmen muss man sich da keine Sorgen machen, da ist es ohnehin so hell, dass auch ein Vollmond nur noch eine Nebenrolle spielt.

 

Die schönsten und besten Plätze in Island

Dann stellt sich natürlich die Frage, wo man sich denn am besten aufhält, wenn ein ordentlicher Sonnensturm angesagt ist und es auf der ganzen Insel wolkenfrei und windstill sein soll (das ist dann ein echter Jackpot! %%- %%- %%- ).

Zu den (unserer Meinung nach) schönsten Plätzchen auf Island zum Beobachten und Fotografieren von Polarlichtern zählen:

  • die Gletscherlagune Jökulsarlon und der angrenzende Eisberg-Strand (auch wenn sich dort immer Menschenmassen versammeln), Eis und bunte Lichter passen einfach am besten zusammen
  • noch etwas weiter östlich die spiegelnde Playa unterhalb der Vestrahorn-Berge bei Stokknes
  • die Gegend rund um den Lake Myvatn (dort geht es im Winter etwas ruhiger zu, deutlich weniger Touristen als an der Südküste oder in Snaefellsnes)
  • die Lagune beim Kirkjufell-Wasserfall, dort wird man zwar garantiert auch nicht alleine herumstehen, aber der “Zauberhut”-Berg ist dennoch immer wieder ein toller Anblick
  • Thingvellir, wenn es schön verschneit ist
  • Cap Dyrholaey bei Vik y Myrdal (dort gibt es zwar noch etwas “light pollution” aber der Blick nach Norden mit den sich in der Lagune spiegelnden Lichtern ist trotzdem nicht schlecht)
  • der “versteinerte Troll” Hvitserkur im Nordwesten Islands, allerdings nur wenn die Aurorabögen im Osten/Nordosten tanzen
  • oder einfach überall abseits der Städte, wo ein kleines Flüsschen durch die verschneite Landschaft fließt oder eine Kaskade über die Felsen stürzt

 

Die Reisedauer

Auch über die Reisedauer sollte man sich Gedanken machen. Wer nur einen verlängerten Wochenendtrip nach Reykjavik plant, hat ungleich schlechtere Karten. Bereits ein Aufenthalt von einer Woche erhöht die Chancen signifikant, dass es wettertechnisch und von den Lichtern her mal passt. Bei zwei Wochen kann man dann auch auf der Insel schon so hin- und herfahren, wie man mag bzw. auch immer dorthin, wo einen Petrus hin lotst…

Diesen März sind wir in den zwei Wochen wetterbedingt gleich 3x die Ringstraße bei den Ostfjorden entlang und alles nur für zwei traumhafte Nächte an der Gletscherlagune Jökulsarlon bzw. in Stokksnes bei Höfn. Und kurz vor der Heimreise ging es noch ein zweites Mal hinauf nach Snaefellsnes. Und wir haben keine einzige der langen Fahrten bereut. :)

 

Der Spontan-Trip

Aber wir wollen hier Kurztrips nicht grundsätzlich schlecht reden/schreiben. Dafür gab es in letzter Zeit doch einige zu gute Gegenbeispiele!

Der ultimative Tipp für Kurzreisen sind die Langzeit-Prognosen der NOAA (-> 27-Day Outlook). Aktive Regionen können nach einer ganzen Sonnenumdrehung (ca. 27 Tage) erneut einen Sonnensturm in Richtung Erde losschicken. Jeden Montag wird die Vorhersage von der NOAA aktualisiert, desto näher das Datum mit den prognostizierten hohen Kp-Werten rückt, umso wahrscheinlicher ist, dass man tatsächlich “Glück” hat. Wer also seine Reisetage spontan danach ausrichten kann, der hat gute Chancen einen richtig tollen Sonnensturm in Island miterleben zu können.

Ein Freund von uns hat genau das während dieses Winters gleich 2x praktiziert. Seinen ersten Erlebnissen hatte ich bereits einen etwas längeren Blog gewidmet und beim zweiten Mal hat es mit den Lichtern auch wieder geklappt, nur hat das Wetter nicht ganz so mitgespielt. Mit so etwas muss man leider in Island auch immer rechnen. Unbefahrbare Straßen und heftige Stürme sind dort im Winter keine Seltenheit!

 

DIE SONNENAKTIVITÄT

Was man bei all dem aber nicht verschweigen darf, ist die Sonnenaktivität. Diese erreicht im Schnitt alle 11 Jahre ihren Höhepunkt (zuletzt 2013), so dass unser Zentralgestirn leider während der kommenden Jahre immer weniger Sonnenstürme in Richtung Erde schicken wird. Die NOAA hat hierzu eine schöne Übersicht mit der jährlichen Anzahl an Sonnenflecken. Die Wahrscheinlichkeit Polarlichter zu beobachten wird daher vermutlich 2019/2020 ihr Minimum erreichen und danach erst langsam wieder ansteigen bis zum nächsten Höhepunkt, dem erwarteten SolarMax im Jahr 2025.
Wer unbedingt Polarlichter sehen möchte, der sollte sich derzeit also beeilen! ;)

 

Allerlei Mini-Tipps:

Weitere Tipps, die aber eigentlich selbstverständlich sein sollten:

  • Taschenlampe nicht vergessen
  • warme Kleidung, ordentliche Schuhe, Kopfbedeckung und Handschuhe
  • ggf. Taschenwärmer
  • warmes Getränk in einer Thermoskanne kann ganz angenehm sein
  • und für alle die Fotos machen wollen: eine einsatzbereite, fix & fertig eingestellte Kamera, die man in der Finsternis “blind” bedienen kann! Alles Weitere dazu steht in meinem Blog über das Fotografieren von Polarlichtern.

 

Abschließend noch ein paar Anekdoten zum Thema:

Wie ist das so wenn man zum ersten Mal Polarlichter sieht?

Ein völlig übernächtigter Polarlichter-Jäger beim Beobachten und eiifrig Fotografieren - man kann da einfach nicht ins Bett gehen, diese Lichter üben eine viel zu große magische Anziehungskraft auf einen aus... ;-)Wir können uns noch sehr gut an unsere allererste Polarlichter-Nacht und an dieses unglaubliche Gefühl erinnern. Wenn man das Glück hat gleich beim ersten Mal starke Lichter sehen zu dürfen, ist es überwältigend und einfach nur unbeschreiblich! Es fehlen einem die Worte, der Kopf wie benebelt vor lauter Euphorie und alles was sich so um einen herum abspielt, ist fast so wie in einem dieser zu schnell abgespulten, alten Schwarzweiß-Filme, in denen die Leute nur hektisch hin und her schwirren. Beim Hotel Hofdabrekka in Vik habe ich mal aus dem Zimmerfenster mitverfolgt wie ein Ehepaar hinaus zum Parkplatz geeilt ist, das Auto gestartet hat, den falschen Gang einlegte und gleich mal mit Vollgas rückwärts in die Laterne gekracht ist, die fortan recht schief in der Erde steckte… Er stieg aus, sie stieg aus, beide wirbelten mit ihren Armen in der Luft herum, schlugen die Hände über den Kopf zusammen, alles wie im Schnelldurchlauf. Und genauso rasch war dann auch der richtige Gang gefunden und sie machten sich vom Acker.

In Island gab es auch mal in der Zeitung einen Artikel mit der Überschrift “Driving under the influence of Aurora”. Leider ein gar nicht so ungefährliches Thema, denn wenn die Lichter am Himmel tanzen, wird selbst der beste Autofahrer schnell zum “Hans Guck-in-die-Luft”… Und nicht nur das! Auch der Verstand setzt dann bei manchen völlig aus… Dann stehen plötzlich Fahrzeuge unbeleuchtet mitten auf der Straße oder ähnliches. Man sollte da auf wirklich alles gefasst sein! ;)

Steffen und ich durften das grüne Leuchten zum ersten Mal beim Hvitserkur zur Blauen Stunde erleben. Wir waren gerade dabei unsere selbstgekochte Portion Spaghettis zu verschlingen, als ich nur kurz vor die Tür schauen wollte und sofort losgebrüllt habe: Aurora-Alarm! Es folgten ähnliche Szenen wie bei dem Pärchen in Vik, nur dass ich vor lauter Aufregung gleich mal mein Stativ umgeschmissen habe. Ein Wunder, dass der harte Aufprall auf den Kieselsteinstrand keine weiteren Folgen hatte als ein etwas angedeppschtes Filtergewinde bei meinem Weitwinkelobjektiv…

Herrlich vom Mondlicht und von den Polarlichtern angestrahlte Eisberge in der Jökulsarlon. Mit den Augen waren hier die Grün-/Gelbtöne sehr gut zu erkennen, die Chinesin neben uns hat vor lauter Freude nur so gejauchzt (08.03.2017, 21:54 Uhr, kp=3,67).Es ist aber immer wieder ein Freude mitzuerleben, wie Leute, die noch nie Polarlichter gesehen haben, reagieren. Da wird im Hot Tub plötzlich lauthals “gequiekt” :D und selbst das Gejauchze der Chinesin direkt neben mir bei der Jökulsarlon fand ich einfach nur urlieb, als der Himmel so aussah wie am Foto rechts. :)
Und ich ertappe mich auch selber noch ab und zu dabei… Anfang März nur wenige Stunden nach unsere Ankunft stand ich ganz alleine auf einem Schneefeld unterhalb des Vulkan Snæfell, der laut Jules Verne eigentlich Zugang zum “Mittelpunkt der Erde” verschaffen sollte. Für uns (Steffen stand etwas weiter weg bei einem kleinen See) öffnete sich dort jedoch nicht das Tor zur Unterwelt, vielmehr schien der gesamte Himmel auf uns herunterzufallen – Polarlichter fast zum Greifen nah und ich war vor lauter Euphorie auch kaum mehr zu bremsen. Ähnlich dann ein paar Stunden später in Arnarstapi als das ganze Firmament oberhalb des kleinen Häuschens am Hafen von grünroten Wirbeln durchzogen war (siehe Foto weiter oben rechts). Solche Erlebnisse sind absolut UNVERGESSLICH! :x

Und interessanterweise lässt diese Begeisterung auch nach der x-ten Aurora nicht wirklich nach. Man kann regelrecht SÜCHTIG nach diesen Himmelserscheinungen werden. Und so kam es, dass auf unseren ersten “Nur-mal-schauen-wie-Polarlichter-so-aussehen”-Trip noch zahlreiche weitere folgten und wir auch diesen Blog mit einem “to be continued” beenden werden… ;)

 

Wir hoffen, dass Euch diese “Tipps & Tricks” auch etwas weiterhelfen.
Viel Glück und viele tolle Erlebnisse!!! %%-
Isa & Steffen