News vom Horseshoe Bend und den Slot Canyons rund um Page
Seit dem letzten Blog-Update waren wir wieder mal unterwegs und haben uns u.a. den “neuen” Horseshoe Bend angeschaut. Darüber habe ich nicht nur Negatives zu berichten! Dennoch irre wie sich viele Orte im Südwesten der USA in nur wenigen Jahren verändert haben und ganz vorne weg der Touri-Hotspot Page. Kaum wiederzuerkennen ist die einstige Mini-Parkbucht am Hwy 98 wenige Meilen südlich der Stadt. Dort wo sich in den 1990er-Jahren noch ein nahezu weißer Fleck auf der Landkarte befand, führen seit kurzem gleich drei (!) Spuren zu separaten Zahlhäuschen, die unter einem großen Dach voller Solarzellean untergebracht wurden. Alles erinnert etwas an eine Autobahn-Mautstelle. Nach der Bezahlung von 10 USD/Auto (die Gebühr erhebt die Stadt Page!) geht es weiter zu einem wirklich großen Parkplatz, dessen Fläche wahrscheinlich nochmals verdoppelt wird. Derzeit finden dort ca. 130 Autos sowie über 20 Busse und größere Campmobile Platz. Auf meiner Facebook-Seite hatte ich bereits eine Luftaufnahme vom “Lake Powell Chronicle” geteilt. Dass zu Stoßzeiten die Kapazität dennoch hinten und vorne nicht reicht, beweist der Zusatzparkplatz im Süden der Stadt, von dem auch ein Shuttlebus dorthin verkehrt! Während der Bauarbeiten war er sogar Pflicht und ich möchte nicht ausschließen, dass er irgendwann – in nicht allzu ferner Zukunft – die einzige Möglichkeit ist, ohne Probleme zum Horseshoe Bend zu gelangen.
Der neue (längere) Weg, der schon bald den Mini-Hügel zwischen Parkplatz und Canyonkante umrunden/”entschärfen” und für einen möglichst ebenen Zugang sorgen soll, war bei unserem Besuch Ende April noch nicht fertiggestellt. Wir haben diesmal nur kurz zum Sonnenuntergang vorbeigeschaut, weil die Wolken gar vielversprechend aussahen und sämtliche andere Locations in dem Moment zu weit weg lagen. Aber ich war positiv überrascht von den neuen Absperrungen, diese stören eigentlich nicht und man kann sich nach wie vor einigermaßen frei bewegen und rechts sowie links davon wunderbar direkt an die Abbruchkante ran. Unsere alten Fotos vom Horseshoe Bend mit Weitwinkel sind also auch heute in ähnlicher Form noch machbar. Und alle mit Höhenangst werden sich wahrscheinlich sogar über die kleine (nicht sehr hohe) Schutzmauer freuen. Vor allem angesichts des Andrangs – es war ganz schön was los! Wer abends nicht in der zweiten Reihe stehen will, sollte sich rechtzeitig seinen Platz sichern.
Geschätzt waren von den dort Anwesenden fast 90% asiatischer Abstammung und dann noch ein paar Franzosen und Italiener. Unser amerikanischer Freund ist sich jedenfalls ganz schön in der Minderheit vorgekommen…
Dass man diese wunderbare Flussschleife trotzdem noch in aller Ruhe genießen kann, ist mir aufgefallen, als ich immer weiter nach rechts ausgewichen bin. Sie bekommt dann zwar eine etwas andere Form, die mir jedoch auch sehr gut gefiel (erstes Foto ganz oben). Geschätzt 200 m von der Aussichtsplattform entfernt waren die Menschenmassen hinter einer Anhöhe verschwunden und ich sah auch Steffen und Adam nicht mehr. Nur noch ein paar Raben leisteten mir Gesellschaft, ansonsten nur herrliche Ruhe und ein wunderbarer Sonnenuntergang – eine wirklich positive Überraschung!
Dass aber beim Horseshoe Bend auch früh morgens bereits recht viel los sein muss, beweist die Zahlstation, die einiges vor Sonnenaufgang schon besetzt ist. Hier kann man Einsicht nehmen in die Besucherzahlen der letzten Monate und Jahre (vor der Errichtung der Zahlstation kann die Parkverwaltung so etwas aber eigentlich nur geschätzt haben!?).
Eine Alternative zum Parkplatz wäre zukünftig ggf. auch der geplante Glen Canyon Rim Trail, der an der Abbruchkante oberhalb des Colorado Rivers entlang führen und den Glen Canyon Damm westlich von Page mit dem Horseshoe Bend verbinden soll. Mit einer Länge von 8,7 mi dürfte er vermutlich vor allem für Radfahrer interessant sein.
Veränderungen in Page/Arizona:
Was wir in Page als ganz besonders befremdlich empfanden: Kurz nach Sonnenaufgang und lang vor der Öffnung des Lower Antelope Canyon hatte sich jeden Morgen dort schon ein “Autokorso” vor der Schranke bei der Einfahrt gebildet. Und noch schlimmer war es beim Upper Antelope: Selbst an bewölkten Tagen und noch nach 16 Uhr starteten von Page aus die Kleinbusse voller Touristen in Richtung Schlucht. Was machen die dort? Für viel Geld die Finsternis anschauen und fotografieren!?? Wir alle konnten unseren Augen nicht trauen. Mehrfach…
Und der Canyon sorgt mehr denn je dafür, dass es in Page boomt und die Restaurants & Hotels nur so aus dem Boden schießen. Die Bettenkapazität hat sich seit den 1990er-Jahren sicher vervielfacht. Die Stadt ist dennoch oft ausgebucht und die Preise sind entsprechend frech! Das America’s Best Value Inn ist gelinde gesagt eine “bessere Bruchbude” und wollte am 24. April 149 USD von uns sehen. So wichen wir ins Rodeway Inn aus, das “nur” $120 verlangte. Das sind die Tarife zur Nebensaison wohlbemerkt! Im Winter zahlt man im ABVI laut Aussage des Managers $50 (entspricht schon eher dem Zimmerniveau), bis 23. April waren es $75 (noch ok), zur Hochsaison ab Ende Mai sind es dann aber sagenhafte $250 pro Nacht. Und die Leute zahlen es, weil die anderen Optionen noch kostspieliger sind. Ohne Worte…
Ähnlich die Situation abends in den Restaurants mit langen Warteschlangen vor der Tür und mitunter keinen Reservierungsmöglichkeiten. Wer so wie wir antizyklisch bzw. am späteren Nachmittag noch lange vor dem Sonnenuntergang essen ging, war aber auf der sicheren Seite. Und die Flaming Fiesta oder Camarones Verdes + Margaritas sind bei der Fiesta Mexicana einfach noch immer ein Genuss! Weiß gar nicht, wie oft wir dieses Mal dort waren. Alle guten Dinge sind nicht nur drei…
Alternativen zu den beiden Antelope Canyons:
Wenigstens schaffen die Navajos – langsam aber doch – Alternativen zu den beiden Antelope Canyons. Wir haben nicht schlecht gestaunt, wie groß die “Hütten” der diversen Anbieter entlang der Strecke in Richtung Monument Valley geworden sind und auch ein neuer hat sich dort dazugesellt. Jenseits der Antelopes passiert man zunächst vor dem Milemarker 302 die Adventurous Antelope Canyon Tours (AACT), wo man Touren zum Upper Antelope Canyon buchen kann (seit 2020 aber leider keine Photography Tours mehr!) oder den Ausflug in die Schluchten auf der Westseite des Antelope Creek: Rattlesnake (kurz und nicht sonderlich tief, aber mit schönen gestreiften Wänden und zwei Felsbögen – der hintere ist richtig groß und fotogen!), Mountain Sheep (ok, kann aber mit dem Antelope nicht ansatzweise mithalten) und Owl (kennen wir nicht).
Noch ganz neu sind vor dem MM 307 die Mystical Antelope Canyon Tours mitsamt Campground und Glamping-Möglichkeiten. Es handelt sich offensichtlich um eine weitere, erst kürzlich erschlossene Seitenschlucht im lang verzweigten Labyrinth des Antelope Creeks. Anhand der wenigen (unansehnlichen…) Fotos im Internet lässt sich das Potential für Fotografen leider etwas schwer beurteilen, aber der Felsbogen in der Schlucht ist durchaus beachtenswert und groß. Das Unternehmen dürfte das Geschäft erst Anfang des Jahres aufgenommen haben, denn die ersten Bewertungen bei Facebook stammen von 2019 und bei Tripadvisor bin ich noch gar nicht fündig geworden. Hier bin ich gespannt, was da noch an Fotos und Rückmeldungen veröffentlicht wird. Wir haben das leider erst im Nachhinein mitbekommen, vor Ort dachten wir uns angesichts des Namens nur: “Noch ein neuer Anbieter für den Upper Antelope?”.
Last but not least, kann man kurz vor MM 308 mit Taadidiin Tours den Canyon X besuchen. Steffen war da schon vor vielen Jahren und der wird einfach nie zu unseren Favoriten zählen. Ganz anders der (unserer Meinung nach wirklich sehenswerte) Horseshoe Bend Slot Canyon, eine Seitenschlucht des Waterholes Canyon (ehemals “Secret Canyon”). Gemeinsam mit dem benachbarten, neuerdings auch zugänglichen Lucky Canyon ist er über diese Webseite zu buchen. Im Lucky Canyon (ehemals “Passage Canyon” oder “Second Slot”) waren wir damals wegen schlechter Lichtbedingungen leider zu wenig weit drinnen (-> Bericht), er verfügt aber offensichtlich über zwei kleinere Felsbögen und einige nette Abschnitte, wie die Fotos auf der offiziellen Tour-Seite zeigen.
Spring is in the air:
Beeindruckend waren diesen Frühling die Wildblumen, sie schmückten allerorten den sonst zu der Zeit oft schon ausgedörrten Wüstenboden. Nicht nur in Südkalifornien kam es zu einer Superbloom, auch die Umgebung von Page hatten wir noch nie so schön grün und bunt erlebt. Die Zufahrt zu den Coyote Buttes South war mit “Evening Primroses” übersäht, zahllose gelbe “Bee Flowers” bedeckten die grauen Badlands an der Smoky Mountain Road östlich von Big Water (Foto links) und auf den letzten Meilen bis zum Alstrom Point kam man sich überhaupt vor wie in einem Blumengarten (alles voll mit relativ hohen, weißblühenden Pflanzen). Zu den fantastischen Wildblumen rund um Hanksville folgt in Kürze noch ein Extra-Blog!
Petrus hatte den Herbst und Winter über ganze Arbeit geleistet, aber er “tobt” sich weiterhin aus (-> El Niño). Wetterkapriolen sorgen selbst jetzt im späten Frühling noch für reichlich Überraschungen und in den Bergen für tiefwinterliche Verhältnisse. Ende Mai musste das Cedar Breaks NM wieder seine Pforten schließen und am Hwy 12 zwischen Boulder und dem Capitol Reef hat es Autofahrer und Backpacker eingeschneit. Und nicht nur dort: Es sind da sogar in Page ein paar Schneeflocken gefallen!
Wir können uns aber absolut nicht beschweren, ganz im Gegenteil. Wir hatten auf unserer Tour durch den Südwesten im April angenehme Temperaturen und sehr viel Glück bis auf einen überraschenden Schneesturm nachts bei Jacobs Lake. Vier sonnige Tage mit allerfeinsten Bedingungen für Slot Canyons, ansonsten immerzu jene Dramawolken, die man sich als Fotograf wünscht und die im Südwesten – außer zur Monsoon-Zeit im Sommer – sonst eher selten sind (traumhaft schön war es u.a. auch bei White Pocket). Sicher mit ein Grund, warum uns das Südwest-Fieber nach langer Zeit wieder mal so richtig gepackt hat. To be continued…
Wir haben diesen Sommer (Ende August) die Sunset-Tour von Horseshoe Bend Tours mit dem oben erwähnten Slot Canyon und einem Abstecher zum Horseshoe Bend zum Sonnenuntergang gemacht. Dort ist man dann auf Privatland an einer anderen Position als alle anderen :-)
Die Tour ist ziemlich teuer, aber wir wussten sie zu schätzen, besonders nachdem wir am nächsten Tag im Lower Antelope waren. Wir waren nämlich alleine auf der Tour mit unserem Guide. Er hat uns einmal durchgeführt, alles erklärt und ist dann zum Eingang zurück gegangen und uns damit etwa eine Stunde alleine im Canyon gelassen. Der Canyon war nicht ganz so beeindruckend, wie der L.A., aber ALLEINE, heute noch möglich … unvergesslich!
Das klingt gut, Andreas!
Uns hat die Schlucht (früher “Secret Canyon”) vor vielen Jahren auch gut gefallen. Schon zu hören/lesen, dass man die noch für sich alleine haben kann.
Schöne Adventzeit!
Isa