Gesperrte Straßen im Westen der USA

news-icon.jpgDie Wetterkapriolen hören diesen Winter nicht auf. Die ein oder andere Frühlingstour im US-Westen könnte davon betroffen und einige Strecken nicht befahrbar bleiben, daher an dieser Stelle ein kurzer News-Blog dazu. Die letzten Wochen machten sagenhaft schöne Bilder die Runde – Wildblumen allerorten. Nun leuchten die orangefarbenen Poppies am Pazifik beim Point Buchon sowie rund um Phoenix und Tucson unterhalb der Saguaros und der Begriff “Superbloom” ist für die Anza-Borrego Wüste schon fast eine Untertreibung. Sagenhafte fünf Monate blüht es dort schon – nonstop! Die irren Wasser- und Schneemengen sorgen aber auch noch für ganz andere Schlagzeilen. Anhand aktueller Fotos vom Lassen Volcanic Nationalpark oder von Mammoth Lakes, wo so mancher Skilift niemanden mehr befördert (Link), kann man allen Urlaubern, die im späten Frühling die Sierra Nevada überqueren wollen, nur empfehlen, sich auch unbedingt noch einen “Plan B” zu überlegen. Diesen müssen leider auch alle haben, die demnächst zum Grand Canyon North Rim oder während der kommenden Monate zum Big Sur möchten.

An dieser Stelle daher ein Überblick und ein paar Infos zu den wichtigsten betroffenen Gebieten:

Aktuell sind im Südwesten der USA viele ungeteerte Straßen (vorübergehend) unpassierbar:
-> z.B. die aktuellen “road conditions” von den Pisten durchs Grand Staircase-Escalante National Monument (Übersicht).
Dass die Cottonwood Canyon Road und die House Rock Valley Rock mal gesperrt sind, ist an sich aber nichts Neues bei dem doch oft eher launischen Frühlingswetter.

Ungewöhnlich für diese Jahreszeit ist aber die derzeit erhöhte Gefahr von Sturzfluten (flash floods). Üblicherweise sind der Winter und das Frühjahr eine gute Zeit um durch die Canyons des Südwestens zu wandern. Gefährlicher wird’s meist zur sog. “monsoon season”, die im dort von Juni bis September andauert. Dieses Jahr ist alles anders. Heftige Niederschläge sorgten bereits für tragische Todesfälle. Erst letztes Wochenende sind in der Buckskin Gulch Besucher von den Wassermassen überrascht worden. Einige von ihnen konnten mit dem Hubschrauber geortet und gerettet werden, aber bei zwei Personen kam jede Hilfe zu spät. Nur wenige Tage danach strandeten Touristen am entlegenen Zeltplatz bei Supai in der Havasupai Indian Reservation.
Daher unbedingt die Wetternachrichten verfolgen und diese Seite im Auge behalten -> Flash Floods Watches & Warnings!

Auch die Parkeinfahrten zum Sequoia und Kings Canyon Nationalpark wurden von Sturzfluten verwüstet und bleiben bis auf Weiteres geschlossen. Aktuelle Bilder und Infos dazu unter www.nps.gov/seki.

Achtung ist derzeit auch geboten bei Wintereinbrüchen und Schneeketten-Pflicht:
Für alle, die gerade in Kalifornien unterwegs sind, empfiehlt sich der Blick auf die Quickmaps von CalTrans -> unter “Quickmap Options”/”Road Conditions” Häkchen bei “full closures” und “chain control” setzen. Der Hwy 395 östlich der Sierra Nevada rund um Mammoth Lakes und Bishop ist z.B. immer wieder davon betroffen.
Extrem vorsichtig sollte man mit Mietwagen bei Wintereinbrüchen sein. Denn eine plötzliche Schneekettenpflicht ist mehr als nur tricky (sie wird in Kalifornien in drei Stufen unterteilt -> alle Details): Kein mir bekannter Vermieter erlaubt das Anlegen von Schneeketten. Man fährt also auf eigenes Risiko und das bei solchen Bedingungen… Wer allerdings wegen des Mietvertrags keine Schneeketten anlegt, macht es nicht besser, denn dann drohen einem vom Staat Kalifornien oder Colorado bis zu 5.000 USD Strafe. Am besten beides echt meiden! ;-)

 

Langfristig gesperrt sind aktuell folgende bei Touristen sehr beliebte Routen:
  • BIG SUR – gleich an mehreren Stellen kein Durchkommen
    Die “atmospheric rivers” zu Beginn des Jahres haben der exponierten Küstenstraße zwischen LA und San Francisco schwer zugesetzt. An mehrere Abschnitten war der Asphalt weggebrochen bzw. abgerutscht. Und kaum hatte man Mitte Februar einen Teilbereich wieder für den Verkehr freigegeben (Quelle), kam es erneut zu heftigen Regengüssen und zu weiteren Schäden. Hier lassen sich schlecht Prognosen abgeben, aber man darf NICHT davon ausgehen, dass der Hwy #1 bis zum Sommer wieder durchgängig befahrbar ist!
    Bei der Urlaubsplanung daher unbedingt die aktuellen Infos unter bigsurcalifornia.org beachten oder auf der Big-Sur-Facebookseite.
  • APACHE TRAIL östlich von Phoenix – der Abschnitt rund um den Fish Creek Hill ist seit den Waldbränden (Woodbury Fire) im Juni 2019 gesperrt; einige Ziele entlang des berühmten Apachenpfades erreicht man daher nur vom Westen, andere nur vom Osten (ab Globe).
    Stand März 2023 befindet sich die Sperre zwischen den Meilenmarkern 222 und 229 (Fish Creek Overlook und Apache Lake Marina).
    Auch hier ist eine zeitnahe Öffnung nicht in Sicht! Beste aktuelles Infos auf dem offiziellen Portal: azdot.gov.
  • Im DEATH VALLEY ist die Scotty’s Castle Road nun schon seit 2015 gesperrt und auch die Titus Canyon Road und Racetrack Valley Road wurden durch Sturzfluten in diesem Winter schwer beschädigt und sind daher bis auf Weiteres nicht befahrbar. Aktuelle Infos hierzu finden sich auf der Park-Webseite.

 

Dieses Jahr möglicherweise länger geschlossene Straßen aufgrund der Schneemengen:

In der Sierra Nevada geht es in erster Linie um Routen, die durch den Yosemite Nationalpark weiter in Richtung Mono Lake führen. Der Tioga Pass auf 3.031 m macht gelegentlich schon im Lauf des Monats Mai auf (-> Übersicht mit den üblichen Straßenöffnungstagen). Heuer ist so viel Schnee gefallen wie schon lange nicht mehr, an manchen Orten in Kalifornien ist die Schneedecke (snowpack) bis weit über 200% dicker als normal.

Ähnliches gilt auch für frühsommerliche Touren durch den Lassen Volcanic oder Crater Lake Nationalpark. Die offiziellen Park-Webseiten zeigen eine gute Übersicht mit historischen und aktuellen Straßeninfos: Lassen Volcanic Roads und Crater Lake Roads. Der Besuch des Lassen Volcanic NP ist leider zusätzlich noch schwer beeinträchtigt durch Waldbrände – das Dixie Fire hatte sich im Sommer 2021 über knapp 70% der Parkfläche ausgebreitet! Es sind dort nach wie vor etliche Bereiche unzugänglich/gesperrt.

Ein weiteres Schneeproblem könnte auch den ein oder anderen im Frühling noch betreffen: Das Grand Canyon North Rim wird heuer nicht wie üblicherweise am 15. Mai öffnen, sondern frühestens am 2. Juni – “due to excessive snow”. ❄️

Was aber Einheimische noch mehr als Touristen freuen dürfte: Die Stauseen im Westen der USA füllen sich, und die prekäre Lage (fehlendes Wasser für die Bevölkerung und die Agrarwirtschaft in Zentralkalifornien) aufgrund der nun schon über Jahrzehnte anhaltenden Dürre dürfte sich deutlich verbessern. Für Touristen bedeutet das, dass einige verloren gegangene Badestrände an Seen und Hausbootreviere nun doch wieder vorhanden sein könnten.
Irgendwelche positiven News muss es ja schließlich immer geben! ;-)