Coyote Buttes North – Tipps zu den Wave Permits

Ich nehme mal die neuesten Änderungen bei der Vergabe der “Wave Permits” zum Anlass, meinen alten Bericht aus dem Jahr 2004 hierher in den Blog zu übersiedeln und dabei komplett zu überarbeiten. Bei der Lotterie – online und vor Ort im Besucherzentrum in Kanab/Utah – hat sich im Lauf der Zeit doch sehr viel verändert, so auch die Tipps und Tricks dazu. Strenggenommen handelt es sich natürlich um Zutrittsbewilligungen für die “Coyote Buttes North Area”, aber da die “steinerne Welle” für die meisten Besucher DIE Hauptattraktion dort ist, werden sie gern vereinfacht “Wave Permits” genannt.
(Letztes Update am 19.06.2023)

Wieso benötige ich ein Wave Permit?

Die Coyote Buttes im Grenzgebiet der US-Bundesstaaten Utah und Arizona sind weltweit einzigartig aufgrund ihrer unglaublich fragilen Sandsteinformationen. Jeder Besucher hinterlässt Spuren, so sehr er auch aufpasst, es knirscht bei jedem Schritt. Die Sandsteinplättchen sind einfach zu dünn! Seit Jahrzehnten gelten dort ganz besonders rigorose Beschränkungen und pro Tag durften nur 20 Personen dieses Naturschutzgebiet betreten. 2019 wurde dieses Limit zur Debatte gestellt (-> Gerüchte um die Wave Permits) und am 1. Februar 2021 auf 16-64 Personen erhöht (-> Anzahl der Wave Permits erhöht). Während sich der Andrang im südlichen Teil der Coyote Buttes noch immer einigermaßen in Grenzen hält (diese Bewilligungen bekommt man aufgrund der abenteuerlichen Tiefsand-Anfahrt ungleich leichter!), so ist die Zahl der Interessenten im Nordteil während der letzten Jahre regelrecht explodiert. Zur Hauptsaison ein “Wave Permit” zu ergattern, gleicht mittlerweile schon fast einem Lottogewinn. Und die Hauptsaison ist lang, sie dauert von März bis Oktober. Ein wenig Know-How vergrößert trotzdem die Chancen, daher hier in der Folge eine kurze Übersicht mit einigen Tipps und Tricks, die hoffentlich etwas helfen.

Wo und Wann bekomme ich ein Wave Permit?

Eine der heißbegehrten Bewilligungen für die Coyote Buttes North (Preis: $7/Person) erhält man nur noch per Lotterie – entweder lange im Voraus (advanced permits) oder kurz vorher (daily permits). Der Großteil des Tageskontigents wird vier Monate vorab vergeben (12-48 Wave Permits), die restlichen 4-16 Stück dann zwei Tage vor der geplanten Wanderung. Zu diesen etwas seltsamen Zahlen kommt es aufgrund der variablen “group size”. Eine “Gruppe” kann aus nur einer Person bestehen oder aus bis zu 6 Personen. Maximal können 48 Leute oder 12 Gruppen online gezogen werden. D.h., wenn es sich dabei nur um lauter “Einzelgänger” handelt, dann zählt man auch nur 12 Gewinner… Im Schnitt bestanden Gruppen aber aus 3,2 Personen, zumindest laut langjähriger Statistik der zuständigen Behörde (Bureau of Land Management, kurz BLM).

Seit 1. Juni 2020 muss man sich für die Online-Lotterien zuerst auf dem Portal www.recreation.gov registrieren (Tipp: deutsche Handy-Nummern werden nicht akzeptiert, die Zahl muss 10-stellig sein ). Und dann möglichst den richtigen Bewerbungszeitraum nicht verpassen, das sollte aber hoffentlich klappen, denn man hat einen ganzen Monat Zeit dafür:

Vom 1. bis 31. Januar kann man sich z.B. für maximal 3 Wunschtage im Mai bewerben, im Februar dann für Juni usw. Die Teilnahmegebühr für die 3 Termine und bis zu 6 Personen beträgt insgesamt $9 und ist mit der Kreditkarte sofort zu begleichen, also unabhängig davon, ob man bei der Ziehung später erfolgreich ist oder nicht. “No refunds“, der Betrag wird nicht zurückerstattet. Am 1. des Folgemonats werden dann die glücklichen Gewinner verständigt und auch alle Absagen automatisch verschickt. Das Permit kommt dann (derzeit Juni 2023) noch immer per Post. Eine korrekte Angabe der Wohnadresse ist also sehr wichtig.

Es ist sinnvoll beim Bewerben auch gleich einen der anderen Teilnehmer als Backup zu nennen. Denn wenn der “Trip Leader” aus welchem Grund auch immer ausfällt, darf sonst die ganze Gruppe trotz gewonnener Erlaubnis nicht in das Gebiet hinein. Dieser “Alt(ternate) Permit Holder” muss dann innerhalb von 72 Stunden sein Interesse bestätigen. Nicht vergessen, die E-Mail kann auch im Junk-Ordner landen kann!

Die “GeoFence”-LoTTerie

Wer dabei leer ausgeht, hat noch die Möglichkeit sich die Wave Permits zwei Tage vor der geplanten Wanderung zu beschaffen. Die Aussichten bei der Daily Lottery erfolgreich zu sein sind höher, aber leider auch nicht unbedingt rosig. Während die Zahl der Personen, die ihr Glück lange im Voraus versuchen, für beliebte Monate jeden Tag 4-stellig ist, bewegt sie sich die täglichen Teilnehmerzahl eher im 3-stelligen Bereich. Außer im Hochsommer, da ist es den meisten dann doch zu heiß (an sonnigen Tagen hält man es um die Mittagszeit in den nahezu schattenlosen Coyote Buttes kaum aus!). Die schlechtesten Chancen hat man daher grundsätzlich dann, wenn die besten Wandertemperaturen herrschen: das sind die Monate März/April/Mai und September/Oktober. Tipp: Selbst der November kann noch ein toller Monat für den Besuch der Wave sein. Wir waren zu der Zeit schon zwei Mal dort und das sogar im T-Shirt! Es kann dann aber auch schon etwas kälter sein.
Wie die Statistik gezeigt hat, ist außerdem der Sonntag der günstigste Tag um es bei der Daily Lottery zu versuchen. Amerikaner haben in der Regel deutlich weniger Urlaubstage als wir und nutzen daher gerne die Wochenenden auch für längere Ausflüge.

Früher mussten alle Bewerber im Besucherzentrums des Grand Staircase-Escalante National Momuments in Kanab persönlich erscheinen, seit März 2022 nimmt man an der Lotterie per Smartphone innerhalb eines sog. Geofences teil. D.h., zu dem Zeitpunkt muss man sich entweder im Mobilfunknetz von Kanab oder Page befinden oder entlang der Verbindungsstraßen Highway 389 und 89. Gut dargestellt ist der Bereich auf dieser BLM-Karte. Auch die kleinen Ortschaften Big Water, East Zion, Glendale, Johnson Canyon, Mt. Carmel, Orderville, Paria im südlichen Utah sowie Fredonia, Greenhaven, Jacob Lake, das Kaibab Paiute Reservat, Marble Canyon, Moccasin, Vermilion Cliffs und White Sage in Nordarizona sollten also zur “erlaubten Zone” gehören (alle Angaben ohne Gewähr).
Tipp: Nicht vergessen den “Standort” am Handy zu aktivieren!

Das neue Verfahren hat den Nachteil, dass man sich bereits zwei Tage vor der geplanten Wanderung in dieser Gegend befinden muss, um dort innerhalb des “Geozauns” zwischen 6 und 18 Uhr den Antrag (“lottery application”) abzuschicken ($9 pro Gruppe). Um 19:15 Uhr werden die glücklichen Gewinner verständigt. Sie haben dann etwas über 12 Stunden Zeit (bis 8 Uhr morgens Utah Time) um das Permit zu bestätigen und zu bezahlen ($7 pro Person). Wer es vergisst, darf nicht zur Wave. Einen lieben Freund ist das passiert, weil er in dieser Nacht in der Wildnis geboondockt hat. Am nächsten Morgen, als er wieder Empfang hatte, war alles schon zu spät. Ranger anjammern usw. hat dann absolut nichts genutzt.

Zum Abholen und für die Sicherheitsinstruktionen muss man leider dann auch noch persönlich in einem der zwei dafür zuständigen Besucherzentren antanzen, entweder

• im Kanab Center (20 N 100 E in Kanab; 1 mi westlich des großen GSENM-Besucherzentrums!) oder
• im Page-Lake Powell HUB (48 S Lake Powell Blvd in Page).

Um die Besucher vollends zu verwirren, findet die Einführung jeweils pünktlich um 8:30 Uhr “local time” statt. Den Winter über also zeitgleich, aber zwischen dem 2. Sonntag im März und dem 1. Sonntag in November gilt in Utah die “daylight savings time”. Dann ist es in Kanab schon 9:30, während die Uhren in Page/Arizona noch 8:30 anzeigen. Aber wahrscheinlich nicht alle, denn die Navajos haben die Uhren in ihrem Reservat ebenfalls auf Sommerzeit um eine Stunde vor gestellt…
Und erst am Tag darauf, also am 3. Tag vor Ort, darf man dann endlich loswandern. Die Geofence-Lotterie ist daher richtig zeitintensiv …

Wie viele Permits gibt es hier “daily” zu gewinnen?
Die Anzahl der täglichen Gewinner hängt von der Gruppengröße (1-6 Personen) ab. Aufgrund der neuen “etwas unübersichtlichen” Regeln (seit 1. Februar 2021) sind es maximal 16 Leute oder 4 Gruppen. Im Klartext bedeutet das, dass jede Zahl zwischen 4 und 16 jetzt möglich ist. Rein theoretisch und im ungünstigsten Fall kann es bei einer Ziehung “nur 4 Glückliche” geben, denn auch Einzelpersonen zählen als “Gruppe”. Oder bei lauter Pärchen ist Schluss bei 8, denn auch so wäre die maximal Anzahl an Gruppen erreicht (4×2=8).

WICHTIG ZU WISSEN:
Die Bewilligungen sind grundsätzlich nicht erstattbar und nicht übertragbar (non transferable). Der Gewinner (permit holder) muss während des gesamten Trips anwesend sein!. D.h., es kann mitunter Probleme geben, falls er just an dem Tag wider Erwarten verhindert sein sollte (am Vortag den Fuß verstaucht oder was auch immer …). Daher wie oben schon erwähnt, lieber immer auch einen “Alternate Permit Holder” bei der Online-Lotterie-Anmeldung angeben, so darf notfalls wenigstens der Partner – alleine oder mit jemanden anderen – hin. Der “Alternate Permit Holder” ist allerdings dadurch sofort von der eigenen Lotterie-Teilnahme ausgeschlossen (zumindest in dem Monat).

Was tun, wenn einem unverhofft etwas dazwischen kommt und man nicht zur Wave gehen kann? Dann sollte man fairerweise seine Permits nicht einfach verfallen lassen, sondern unbedingt den Rangern Bescheid sagen. Eigenhändig weitergeben darf man die Zettelchen nicht, denn es steht dort sonst der falsche Name drauf und man bekommt u.U. selber Probleme.

Zu beachten ist auch, dass die Online-Vergabe der Zutrittsbewilligungen für die Coyote Buttes North (CBN) und South (CBS) unterschiedlich ablaufen: So wird im Januar z.B. der April-Kalender für die South Buttes freigeschaltet (calendar reservation), aber bereits die Lotterie-Anmeldung für Mai-Besuche in den North Buttes entgegen genommen (online lottery). Die offizielle Anleitung zur Permitvergabe findet man auf dieser BLM-Seite.

WAS WENN ES NICHT GEKLAPPT HAT?

Die Coyote Buttes South Area (CBS) stehen ihrem nördlichen Gegenstück in Nichts nach (-> Bericht mit Anfahrt und GPS-Koordinaten). Zwar gibt es keine Welle, in der man Surf-Selfies aufnehmen kann, aber die Landschaft und die bunten Sandsteinformationen sind auch dort ein Traum. Man sollte aber unbedingt zu dem Bereich am “Cottonwood Teepees Trailhead” (via Corral Valley!), denn die “Paw How Area” (näher an der House Rock Valley Road) kann da nicht so recht mithalten. Wem die lange Fahrt in einem 4WD-Vehikel durch den Tiefsand nicht geheuer ist, bucht am besten eine geführte Tour. Empfehlen können wir hier z.B. unsere Freunde Steve und Susan Dodsen von Paria Outpost.
CBS ist definitiv eine Option und kombiniert mit White Pocket (Bericht von Steffen von 2005) sogar eine richtig fantastische Alternative!Für die Coyote Butte South Area benötigt man auch ein Permit. Das ist ungleich leichter zu erhalten, auch wenn in das Gebiet nach wie vor nur 20 Leute/Tag hin dürfen:
Die Vergabe per Kalenderreservierung erfolgt 3 Monate im Voraus über diesen Link: www.recreation.gov/permits/16851. Da heißt es pünktlich und schnell zu sein! Zum Beispiel am 1.1. um 12 Uhr Mountain Standard Time für Permits im April, am 1.2. für Mai usw.
Die Vergabe der Daily Permits erfolgt bei den Coyote Buttes South seit 2022 ebenfalls per Geofence-Lotterie über diesen Link: www.recreation.gov/permits/4251911.

Wir wünschen euch auf jeden Fall viel Glück und hoffen, dass ihr eine schöne Zeit in den Coyote Buttes habt!

Was war früher anders?

Für alle, die sich für die Geschichte der Permits interessieren, hier abschließend noch der Link zu meinem alten Bericht mit all den Änderungen über die Jahre hinweg -> Coyote Buttes Permits – Was war früher anders?
Dabei geht es darum, wie alles in den 1990er-Jahren anfingt und sich dann rasant entwickelte, und nicht zuletzt wie die Geschichte der Permits selbst unser Leben ziemlich verändert hat usw.
Ich habe das lieber “outgesourced”, das wird hier irgendwie zu lang sonst. ;-)