Island – zu Besuch am Fagradalsfjall-Vulkan

Der gleich aus mehreren Kratern Lava spuckende Vulkan am Fagradalsfjall - aufgenommen Mitte April in Island von unserem Freund Volker HeistAuch wenn wir aufgrund der aktuellen Situation selber nicht dorthin dürfen/können, gibt es hier trotzdem einen kurzen Reisebericht über den Geldingadalsgos, den genialen Vulkanausbruch zu Füßen des Fagradalsfjall im Südwesten Islands. Unser guter Freund (und Lieblingsreporter :) ) Volker war letzte Woche vor Ort und hat uns mit allerlei interessanten Infos und verrückten Live-Geschichten versorgt. Er durfte ohne mehrtägige Quarantäne einreisen, aber die Heimkehr war dann selbst bei ihm wirklich tricky! Alle Details hierzu in einem separaten Blog -> “Vulkan-Besuch selbst mit Corona-Impfung nicht ganz unkompliziert…“. Und warum die meisten anderen Touristen derzeit sogar vier Tests und mindestens 5 Tage Extraurlaub benötigen, beschreiben wir hier -> “Kann man auch ohne Corona-Impfung nach Island?”.

Volkers Flieger war am Sonntag, den 11. April, um 16 Uhr gelandet und der bei der Einreise notwendige Corona-PCR-Test erfolgte um 16:20 Uhr. So kam es, dass er sich noch etwas gedulden und bis zum nächsten Morgen warten musste. Auch wenn die isländischen Labore meist recht flott arbeiten, so erhielt er das Ergebnis erst gegen 22 Uhr per SMS. Das war leider schon zu spät, da an dem Tag aus Sicherheitsgründen ab 21 Uhr keiner mehr zum Vulkan hinwandern durfte.

Dieser große Parkplatz befindet sich gut 500 m südwestlich vom offiziellen Startpunkt der Wanderung zum Fagradalsfjall-Vulkan. Ein zweiter, etwas kleinerer liegt nochmal gut 1,5 km weiter südlich.

Als er am nächsten Morgen um halb 5 zum neu angelegten Parkplatz für die Wanderung fuhr (siehe Foto oben bzw. alle weiteren Details -> unten), hielt ihn auch gleich die Polizei an und wollte seine Papiere und das negative Ergebnis des PCR-Tests sehen. Man sollte sich in Island tunlichst an die Regeln halten, denn die Strafen sind hoch. Ein Vulkanbesuch während der Quarantänezeit wäre alles andere als ein Kavaliersdelikt und wird mit hohen 3- oder gar 4-stelligen Euro-Beträgen geahndet.

Vom Parkplatz aus verläuft der Wanderweg zum Vulkan recht flach durch eine Ebene, bevor es dann ordentlich bergauf geht. Hier der Blick zurück im Morgenlicht.
Wie man sieht, haben die Isländer den Wanderweg in Windeseile ausgesteckt und beschildert. Weiter oben, wo es sehr steil wird, gibt es sogar Seile, an denen man sich anhalten kann.
Endlich am Ziel angekommen und superhappy - unser lieber Freund Volker :-)

Trotz erfolgreicher Kontrolle schickte man ihn wieder zurück ins Quartier, “weil noch niemand vom Rescue Team beim Vulkan sei”. Diese 30- bis 40-köpfige Truppe (meist Freiwillige) hat an ihren Schuhen Detektoren befestigt, mit denen die Konzentration der dort austretenden, giftigen Gase kontinuierlich überwacht wird, so dass bei Gefahr alle Besucher sofort evakuiert werden können. Dieses Team wäre wohl erst ab mittags anwesend. Volker erfuhr dann aber in seinem Quartier, dass der Parkplatz trotzdem um 6 Uhr öffnet. Und dann konnte ihn keiner mehr abhalten, um 8 Uhr trudelte auch schon das erste Selfie per WhatsApp ein. :)

Fotografen knipsen Fotografen am Vulkan - lieben Dank nach Chemnitz für den Volker, der gerade einen weiteren Besucher fotografiert. :-)))
Das Rescue Team überwacht mit Detektoren an ihren Stiefeln die giftigen Gase, die sich vor allem in Bodennähe ansammeln können.
Auch tagsüber leuchtete am Fagradalsfjall die Lava knallrot und dort wo sie bereits erstarrt war, sind zum Teil tolle Muster entstanden.

Und weil es gar so schön war, ist Volker abends noch ein zweites Mal hin zum Geldingadalsgos. Nachts wirkt das Naturspektakel sogar noch um einiges beeindruckender. Seine kurze Rückmeldung: “Das ist mega, uuunbeschreiblich!” :x

Nicht zu toppen war der isländische Vulkan natürlich nachts!
Auch die Landschaft und die Menschen ringsherum glühten rot - man sieht es wahrscheinlich nicht auf den ersten Blick, aber hier steht wieder ein Fotograf im Bild! ;-)
Die Lavafontänen - wie ein Feuerwerk - und ähnlich lang muss man die Fotos auch belichten.
Für diese Vulkan-Fotos hatte Volker meist 4-6 Sekunden bei Blende 11-14 und ISO 100 eingestellt.
Er hatte am Fagradalsfjall aber auch seine Drohne dabei und wie man hier sieht, lohnt es sich!
Ohne Drohne klettert man am besten auf den Berg etwas westlich des Wanderweg A, dort ist der Blick nachts auf die Kraterreihe auch super!

In Summe waren es am Montag gut 25 km bzw. 4 x 70 min auf recht unwegsamem Terrain – ein aufregender und anstrengender erster Urlaubstag. Zieht unbedingt gute Wanderschuhe an und nehmt Trekking Stöcke mit! Anfangs ist der Weg zwar eben, aber es gibt gegen Ende recht steile Passagen, die leider obendrein bei Nässe rutschig sein können, so dass einige Besucher dort auf allen Vieren herumgekrochen sind.

Volles Kontrastprogramm: Am Mittwoch ging es mit Glacier Adventure zum Gletscher Vatnajökull. Volker und ein weiterer Tourist aus Frankreich hatten die Eishöhle ganz für sich alleine.
Das Wetter war absolut perfekt für die Gletschertour.
Gemeinsam mit ihrem Guide Mike seilten sie sich in eine Gletscherspalte ab.

Die geplante Eishöhlentour mit Glacier Adventure musste Volker verschieben, er war erst nach 2 Uhr in sein Quartier zurückgekehrt. Und es wäre wohl noch viel später geworden, wenn das Rescue Team nicht das Gebiet rund um den Vulkan gegen 23:30 Uhr geräumt hätte! ;)
Am Dienstag hieß es daher zuerst mal ordentlich ausschlafen, denn es stand die 5-stündige Autofahrt bis zur Gletscherlagune bevor. Am Folgetag wurde Island dann seinem Beinamen “Land of Fire and Ice” wieder mal so richtig gerecht! Bis um 15 Uhr tauchte Volker in die eisigen Welten des Vatnajökull ein und seilte sich gemeinsam mit einem zweiten Touristen aus Frankreich sogar in Gletscherspalten ab. Gleich im Anschluss ging es in Windeseile wieder zurück zu den heißen Gluten, zumal er vor 21 Uhr am Parkplatz eintreffen musste, um noch loswandern zu dürfen.

Eben noch umgeben von tiefblauem Gletschereis und wenige Stunden später schon von feuerspuckenden Vulkankratern - das ist Island!
Auch die Drohne kam noch einmal zum Einsatz. Wer die Technik nicht schmelzen möchte, darf aber nicht zu nahe ran!
Mitte April führte der Wanderweg A noch direkt an die nördlichsten Krater des Geldingadalsgos ran. Wer genau schaut, sieht auf diesem Bild jede Menge Besucher dort herumstehen.

Erwähnte ich, dass es schon die ersten Tage auf der Insel sehr stürmisch und kalt war? Dennoch musste man in Vulkannähe aufgrund der enormen Hitze, die von der Lava ausging, nicht frieren. Dafür aber umso mehr aufpassen, dass einem nicht das Equipment wegschmilzt! So manche Drohne soll dort schon das Zeitliche gesegnet haben und auch Fotofilter sind kaputt gegangen. Volker hatte zum Glück keine Einbußen… diesmal! :D
Am Donnerstag zwang das isländische Wetter unseren Freund dann zu einer Pause. Auch am Freitag und Samstag war es noch sehr stürmisch, aber der Starkregen hatte wenigstens aufgehört. Und von Graupelschauern ließ sich Volker nicht aufhalten. Er ist übrigens auch da wieder den Wanderweg (=Leid) A gegangen, der die beste Aussicht auf die spuckenden Vulkankrater bot. Im Lauf der Woche ist allerdings Lava über Teile dieses Pfads geflossen. Auf dieser Karte wird das ganz gut simuliert. Vor dem 17.4. führte der darauf gelb markierte Leid A noch in der Nähe der Punkte 3/6/4, dorthin wo die vielen Leute am letzten Bild oben herumstehen. Heute endet der Leid A unweit des Bergs, von dem aus dieses Foto aufgenommen wurde. Zukünftige Änderungen sind zu erwarten, zumal der Lavafluss immer wieder gern mal seine Richtung ändert.

Vielerorts kam man der Lava richtig hautnah. Verrückte Besucher nutzen den Naturofen sogar zum Pizzabacken oder Würtschengrillen. :-)))
Ein Tourist verewigte sie sogar mit dem Pinsel. Wusste gar nicht, dass Ashton Kutcher malen kann... ;-)
So geht es am allerschnellsten und am bequemsten zum Vulkan, aber ganz billig ist so ein Helikopterflug nicht. Wie halt das meiste in Island... ;-)

Volker hatte also richtig Glück, noch so nah an die nördlichen Krater ran zu dürfen. Neuerdings (Anfang Mai) überlegt man sogar einen Sicherheitsradius von 500 m um die Ausbruchsstelle einzurichten.
Auch war Mitte April nicht mehr ansatzweise so viel los wie an den ersten Tagen. Denn in der zweiten Märzhälfte stürmten vor allem die Einheimischen aus der gerade mal 50 km entfernten Hauptstadt Reykjavik den Vulkan. Man wusste ja schließlich nicht, wie lange diese Eruption andauern würde. Und das weiß man natürlich auch jetzt nicht.
Wer sich für die Besucherzahlen interessiert, hier ist ein guter Überblick. Am meisten los ist in der Regel an Wochenenden. Da es von der ersten 5 Tagen des Geldingadalsgos (19.3-23.3.2021) keine Statistik gibt, kann auch die Gesamtzahl nur geschätzt werden. Man geht aber davon aus, dass mittlerweile (Stand 20.4.2021) schon weit über 70.000 Leute beim Vulkan waren, wobei einige davon sicher nicht nur einmal. So auch Volker, er war insgesamt 5x dort.
Und wer sich ein Bild davon machen möchte, was da selbst nachts noch für Karawanen unterwegs sind, kann sich Theos Foto auf Facebook anschauen. Wieder mal ein wahnsinnig künstlerisches und beeindruckendes Foto von diesem berühmten niederländischen Naturfotografen, finde ich!

Auch Biking ist erlaubt - bei dem unwegsamen Terrain und den gut 250 Höhenmetern sollte es allerdings unbedingt ein MTB sein!
In vielleicht nicht allzu ferner Zukunft könnte der Weg zum Vulkan um einiges kürzer werden. Die Isländer werkeln schon fleißig an einer neuen Straße, auch nähere Parkplätze sind angeblich geplant.
Hier der Blick von der neuen Vulkan-Straße zurück in Richtung Parkplatz (liegt etwas versteckt in einer Senke unterhalb der Berge)

Es könnte sich recht viel verändern im Lauf der kommenden Wochen und Monate. Nicht nur dass der Vulkan neuerdings (seit 2. Mai) bis zu 300 m hoch spuckt und der “Lava Geysir” selbst von Reykjavik wunderbar zu sehen ist (Video), auch an der Infrastruktur wird “gebastelt”. Der Wanderweg und zwei improvisierte Parkplätze waren schon bei Volkers Besuch vorhanden. Man hatte auch bereits angefangen eine Straße in Richtung Vulkan zu bauen. Es könnte also sein, dass der Wanderweg zukünftig etwas kürzer wird, wahrscheinlich sind es aber maximal 20 min Zeitersparnis.
Man rüstet sich schon für den großen Ansturm, den man erwartet, sobald mehr und mehr Leute weltweit gegen Corona geimpft sind und ohne Quarantäne nach Island einreisen dürfen. Bis zu 500 Autos sollen dann dort – gegen Gebühr – parken können. Auch ein neues Besucherzentrum könnte möglicherweise bald in dem nahgelegenen und einst so verschlafenen Fischerort Grindavik errichtet werden.

Ich hoffe, folgende Karte und die Übersichten unten helfen euch bei der Planung. Sollte euch bei eurem Besuch Neues auffallen, freue ich mich über jede Rückmeldung. Danke! :)

Alle aktuellen Infos zur Wanderung auf einem Blick:

  • Ausgangspunkt der Wanderung an der Straße 427 ca. 7 km östlich der Ortschaft Grindavík bei 63.86569, -22.31584
    Vom internationalen Flughafen in Keflavik ist man mit dem Auto in unter 30 min dort (32 km).
  • Die Eruptionsspalte liegt gut 4,5 km entfernt im Tal Geldingadalur (63.88899, -22.27062; Karte).
    Für den Hinweg mindestens 1:15 Stunden einplanen (wer langsamer wandert, braucht aber auch bis zu 2 Stunden).
  • Parkplätze (derzeit gibt es zwei!): bei 63.86358, -22.32175 (rund 500 m vom Trailhead entfernt) und 63.85418, -22.30964 (1,5 km weiter südlich, so dass sich die Wanderung entsprechend verlängert); hier habe ich beide eingezeichnet bei Google Maps.
    Nicht das Auto entlang der Straße abstellen, es ist verboten (und teuer…!).
    Seit 20.5. werden 1000 ISK (ca. 6,70 Euro) Parkplatzgebühren erhoben, online zu bezahlen unter www.parka.is
  • Vergesst nicht am Parkplatz auf die Toilette zu gehen, in Vulkannähe gibt es keinen Baum und auch kein Gebüsch, nicht mal einen Grashalm hinter dem man kurz verschwinden könnte. ;)

 

  • Karte mit dem westlichen und östlichen Zugang; beide sind in etwa gleich lang, Leid A bietet aber die schöneren Ausblicke, so dass seit Mitte April kaum jemand mehr den Leid B entlang wandert.
  • Der markierte Weg ist anfangs eben, wird dann aber steil und bei Nässe unangenehm rutschig (ca. 250 Höhenmeter). Gute Wanderschuhe nötig, Trekking Stöcke sind auch sehr hilfreich! Update: Da Knöchelbrüche auf der Tagesordnung standen, hat man den Wanderweg A Mitte Mai verlegt, er ist nun deutlich leichter zu begehen!
  • 3D-Blick auf die zwei Wanderwege im Anfang Mai und Anfang Juni

 

  • Mittlerweile darf man zu jeder Tageszeit loswandern und auch über Nacht dort bleiben. Bis etwa Ende April war dies nur vor 21 Uhr möglich und das Rescue Team hat um 23 Uhr angefangen das Gebiet rund um den Vulkan zu evakuieren. Wahrscheinlich ändert sich das wieder im Spätsommer, wenn es nicht mehr rund um die Uhr hell ist. Ab Anfang August sind Taschen- und Stirnlampen nachts wieder ein Muss.
  • Je nach Gasemissionen und Windrichtung kann der Zugang für längere Zeit gesperrt sein, daher am besten kurz vorher die aktuellen Sicherheitshinweise auf dem Portal safetravel.is durchlesen (dort gibt es auch GPX-tracks usw.).
  • Bei Nebel hat sich schon manch einer verlaufen, in dem Fall ist eine Karte fürs Handy recht hilfreich. Am besten sind die Open Street Maps (hier bastelt auch Steffen immer fleißig mit), wer nur die vom Gebiet rund um den Vulkan möchte, findet diese unter www.avenzamaps.com (beide sind kostenlos).
  • Wettervorhersage und Regenradar für Reykjanes

Alle Infos zum Vulkan:

  • Live dabei sein per Webcam
  • Drei immer topaktuelle Facebook-Gruppen: Iceland Geology – Seismic & Volcanic Activity in Iceland, Bobs Nation und Vulkane Islands
  • Gute Übersichtskarte mit allen Viewpoints und den aktuellen Webcams usw. (die funktioniert am besten am Desktop)
  • Karte mit toller Simulation zur zeitlichen Abfolge der neuen Lavaflüsse; darauf sieht man u.a. auch wie Mitte April die Lava über das ehemalige Endstück des Wanderwegs A geflossen ist
  •  

  • Mein Blog zum Vulkanausbruch in Island mit der Entstehungsgeschichte, den ersten Eindrücken und allen zeitlichen Abfolgen. Wenn ihr ganz runterscrollt, seht ihr dort auch die wichtigsten Updates. Immer wenn etwas Neues ereignet, poste ich es dort.
Auch das ist wieder mal typisch Island: Für das ganz besondere Lagerfeuer am Abend...
...wurden von der Unterkunft sogar die passenden Werkzeuge zur Verfügung gestellt! ;-)
Erwähnte ich schon, dass Volker fast noch islandverrückter als wir ist? Vielleicht erinnert ihr euch an den Blog über seinen Spontanbesuch im Oktober 2016 -> Langzeit-Vorhersagen für Polarlichter. Seit kurzem hat er auch eine eigene Webseite, hier der Link zu ihm. :)